Hallo zusammen,
mir geht es auch seit etwa 3 Wochen deutlich besser und ich möchte gerne meine Erfahrungen teilen, um Hoffnung zu machen.
Bei mir fing die Panik vor 10 Jahren an. Damals bin ich nachts hochgeschreckt mit Panik, aus der nicht mehr herauskam. Ich hatte intensive Angst zu sterben usw...kennen hier ja viele. Gegen diese Angst hatte mir Sport geholfen. Auspowern und seinen Körper wieder als pulsierenden Organismus erfahren, ein zuverlässiger Motor Zusätzlich hatte ich damals ein Buch über Ängste vor Krankheiten gelesen. So weit so gut...
Danach fingen jedoch unbestimmte Ängste an. Panikattacken, die sich dann auf alles und jeden beziehen konnten. Sprich, auf das, was mir einfach gerade durch den Kopf ging.
Was mir damals und wieder heute geholfen hat, ist die Beschäftigung mit der Akzeptanz. Und ja, ich weiß, das ist das Schlüsselwort...und es ist natürlich einfacher gesagt als getan.
Was ich so häufig falsch gemacht habe (und ich denke, es geht vielen so), war mich in Ablenkung, Ablenkung und Ablenkung zu stürzen. Hier mit Sport auspowern, da mit Freunden treffen, dann noch schnell Überstunden machen, und und und....
Das vermeintlich Gute ist ja, Ablenkung hilft!
Aber: Das tut sie nur kurzfristig.
So hatte ich sie immer schön mit Ablenkung oder einfach nur Ausharren/Aussitzen zurückgedrängt und mir gedacht, mein Fehler sind einfach meine negativen Gedanken und Gefühle. Das ist jedoch keineswegs der Fehler.
Die negativen Gedanken und Gefühle sind nicht der Grund dafür, dass es mir mit der Panik schlecht geht. Denn sie sind nur das Symptom, wenn die unterschwellige Angst eh schon immer mal mehr mal weniger in einem brodelt, denn sie könnte ja immer promt auftauchen. Das heißt also, ich muss an die Angst gehen. Diese negativen Gedanken und Gefühle verschwinden nämlich, sobald ich es schaffe, die Angst zu fühlen und fließen zu lassen. Von der Basis her also ansetzen (also am Gefühl, das ganz natürlich zum Menschen gehört), nicht an den Symptomen (schlechte Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen) versuchen was zu ändern, dadurch ändert sich die Emotion Angst/Panik eben nicht.
Ablenkung kann von daher immer nur eine kurzfristige Linderung verschaffen und an diese klammern wir uns so feste, nur um immer wieder auf´s Neue mit einer bleiernen Schwere morgens aufzustehen. Denn weg sind die Ängste dadurch ja eben nicht.
Die langfristige Lösung also: Akzeptanz.
Wie oft habe ich mich darüber geärgert, dass ich den Akzeptanzansatz aus meinem Ratgeber doch verstanden hab und es bei mir nicht hilft.
Wie oft habe ich verbissen daran festgehalten, dass es die negativen Gedanken, mein Hirnstoffwechsel etc pp. sein müssen, die nicht stimmen. Doch damit stimmt alles.
Die Akzeptanz habe ich also erlernt, indem ich den Ängsten und negativen Gedanken, die sich als starker Druck in meiner Brust und meinem Hals ankündigten, freien Lauf gelassen, sie fließen lassen, habe.
Sobald ich also merke, dass mir wieder grummelig wird und ich stark unruhig werde, nehme ich mir Zeit für mich, fühle in die Angst hinein. Ich sage mir also Ja, ich habe jetzt Angst. Angst ist ein ganz normales zu jedem gesunden Menschen gehörende Gefühl und ich möchte es wie jeder gesunde Mensch fühlen. Ich darf sie fühlen. Ich darf mal schlechte Gedanken haben.
Eine wichtige Erkenntnis für mich war: Gedanken lassen sich weder steuern, managen, umlenken oder sonst etwas (Denke nicht an einen rosa Elefanten ... Hier können wir sie lediglich lernen wahrzunehmen, einfach lernen als das anzuerkennen was sie nämlich sind: bloße Gedanken. Die kommen und gehen.
Und nach einer Weile fließt diese Energie auch wieder ab. Man braucht natürlich Übung, Geduld...aber je häufiger man erlebt, dass es hilft, desto besser wird es klappen. Also aus meiner Überzeugung heraus
Seitdem ist eine große Last von mir gefallen und ich kann wieder mit einem leichteren Gefühl morgens in den Tag starten.
Ganz wichtig war für mich auch die Erkenntnis: Ja, es wird wiederkommen, diese Angst. Natürlich, das lässt sich nämlich nicht verhindern. Sie gehört zum emotionalen Repertoire wie auch Freude usw.
Ich entscheide aber, und man muss es immer wieder auf´s Neue entscheiden, wie ich darauf reagiere. Ich habe keinen Einfluss darauf, dass sie wiederkommt, aber ich habe Einfluss auf meine Reaktion und ich entscheide mich, alles zu fühlen und es fließen zu lassen. Dadurch kann sich nichts mehr unterschwellig aufbäumen.
Das nimmt unheimlich viel Druck weg.
Je mehr wir unsere Gedanken und Gefühle, die wir nicht wahrhaben wollen, zurückdrängen, desto mehr brodeln sie im Untergrund weiter.
Wenn ich es lese, hört es sich so einfach an. Das ist es nie. Es war ein Weg für mich und es wird auch immer einer bleiben, mal steil, mal gerade und dann leichtfüßig runterlaufen Das Kommen und Gehen der Emotionen, die zu jedem Menschen dazugehören einfach wieder normal fühlen zu dürfen, ohne dass sich die Angstklammer wie ein Würgegriff um den Hals legt.
Ich war mit meiner Panikstörung bereits 2x für ein paar Woche in Kliniken; habe eine Therapie gemacht. Doch nichts half mir so sehr wie dieser Akzeptanzansatz.
Manchmal kommen Momente, in denen ich denke...uuuch, jetzt hast du ja Stunden nicht mehr daran gedacht....und dann dachte man Tage nicht an diese Ängste ... Heilung tritt ein. Erleichterung.
Und trotzdem, ich muss mich jedes Mal aufs Neue für das Durchleben der ängstigenden Gefühle entscheiden.
Das unerträgliche, verzweifelte Leiden wurden zu einem erträglichen Schmerz.
10.03.2019 21:25 •
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