Zitat von JniL: Beides ist falsch!
Sehe ich auch so.
Es erzeugt die Abwesenheit des einen nicht die Anwesenheit des anderen. Für mich ist es, wenn überhaupt, die Anwesenheit des einen, welches das andere hervorruft/ als Gegenpol erschafft, um Homöostase zu schaffen. Außerdem können sich auch beide gegenseitig neutralisieren/aufheben.
In einem (hypothetischen) Lebewesen ohne Emotionen kann es auch weder Hass noch Liebe geben, es kann einen neutralen Zustand ohne diese beiden (starken) Gefühle geben.
Wenn etwas nicht existiert, warum sollte das dann das Entstehen eines Gegenstücks hervorrufen? Für mich ist eher das Auftauchen/ die Existenz des einen, welches für die Homöostase einen Gegenpol benötigt.
Zitat von Lina60: Ich glaube auch nicht, dass es die reine Selbstlosigkeit gibt. Abgesehen vom guten Gefühl das es in einem hervorruft wenn man geben kann, will man damit ja meistens unbewusst und indirekt gemocht, geschätzt und geliebt werden.
Sehe ich auch so, genauso wie @Disturbed es ja auch geschrieben hat (sorry, mir ist gerade das Zitat verloren gegangen, falsche Taste gedrückt).
Zitat von Gaulin: Eigener Egoismus ist negativ, verletzend, enttäuschend für andere und umgekehrt. Da liegt die Grenze. Klar, hier muss man auch die Empfindlichkeit des Empfängers mit betrachten, ob es tatsächlich Egoismus des Absenders ist. Sicher ein schmaler Grad zwischen Selbstfürsorge und Egoismus. Aber Selbstfürsorge schadet dem anderen im Normalfall nicht.
Ich glaube, dass es häufig eine Illusion ist, dass Selbstfürsorge im Gegensatz zu Egoismus anderen nicht schadet (wobei man den Begriff des Schadens in diesem Zusammenhang auch nochmal genauer betrachten muss).
Sobald man eine Grenze zieht, einem Wunsch, einer Bitte, einer Anforderung eines anderen Menschen nicht nachkommt (auch wenn das aus den besten Gründen geschieht), wird es im Gegenüber die Frustration eben jenes Bedürfnisses zur Folge haben, was in diesem Gegenüber (wenn auch vielleicht nur kurzfristig) negative Gefühle hervorrufen wird. Es kann natürlich sein, dass man diesem Gegenüber langfristig damit einen Dienst erweist, diesem Gegenüber sinnvolle und notwendige Grenzen aufzeigt. Aber kurzfristig wird man in diesem Gegenüber ein negatives Gefühl hervorrufen.
Die Kunst ist, es ggf. trotzdem zu tun und mit den Konsequenzen leben zu können.
Eine Interaktions-Trainierin sagte es mir mal so: Wenn es um Grenzen setzen und Neinsagen geht, wird es nicht möglich sein, dies zu tun, ohne im Gegenüber eine negative Reaktion hervorzurufen. Das ist aber kein Grund dafür, diese Grenzen nicht zu ziehen.
Man muss nur für sich selber klarbekommen, das es trotzdem in Ordnung und richtig ist, das zu tun. Wir können dieses Dilemma nicht hundertprozentig auflösen. Wir können uns nur bewusst machen, dass es auch vom Gegenüber eine Art Egoismus ist, überhaupt mit einer Bitte und Forderung an uns heranzutreten, und zum anderen können wir lernen, unsere Grenzen so angemessen zu kommunizieren, dass es für das Gegenüber leichter wird, diese zu akzeptieren.
Zitat von Grace_99: Seltsamerweise kann ich den Egoismus bei meinen Kindern tolerieren.
Ich halte das nicht für seltsam, sondern für absolut verständlich.
Kinder haben keine Wahl, sind, wenn sie zur Welt kommen, auf andere Menschen angewiesen und nicht in der Lage, ihre Bedürfnisse selber und ohne Hilfe zu befriedigen. Sie sind auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.
Und gerade als Eltern wird man bestimmt noch sehr lange in der Fürsorger-Rolle bleiben (natürlich über die Jahre in zunehmend abgeschwächter Form), und im Idealfall lernen die Kinder, zunehmend mehr für ihre eigenen Bedürfnisse zu sorgen und die Eltern so zunehmend weniger in Anspruch nehmen zu müssen.
Für das Beispiel mir der Mutter und den Kindern mit dem Puzzle würde ich mir folgende Lösung wünschen:
Die Mutter verbringt mit beiden Kindern dieselbe Zeit, gibt dem jüngeren Kind aber ein anderes, kleineres Puzzle, sodass beide Kinder in der Lage sind, ihr Puzzle im entsprechenden Zeitrahmen lösen zu können.
LG Silver