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Zitat von hereingeschneit:
Sollen wir Egoismus genauer unter die Lupe nehmen?

Cool

Zitat von hereingeschneit:
Aber, wenn man sich mit diesem Menschen näher beschäftigt, dann wird man feststellen, dass er nicht so handelt, weil er dadurch einen Nutzen hat (es wirkt, als ob er sich bedienen lassen würde), sondern, dass er es nicht schafft seine Ängste zu überwinden. Ist es somit egoistisch, wenn man seine Ängste beachtet?

Du sprichst wohl das Thema Bindungsangst an. Ist doch gut möglich, dass beides irgendwie zutrifft. Dieses System bedingt sich. Er empfindet einerseits Bindungsangst und den Pascha heraushängen zu lassen, bringt ihm Bindung. Vielleicht sogar die einzige möglich Form von Bindung.

Zitat von hereingeschneit:
Und die andere Person, bei der man meint, dass sie sich ausnützen lässt, wenn man sich mit der näher beschäftigt, dann wird man feststellen, dass sie ebenfalls egoistisch handelt, weil sie der Ansicht ist, dass sie so ihr Leben erleichtert. Wenn sie es nämlich nicht so tun würde, dann würden Konsequenzen entstehen, die sie nicht mitmachen möchte.

Sie hat Verlustängste und kann wie der Partner die eigene Angst nicht überwinden. Fritz Riemann hat das gut Beschrieben im Buch Grundformen der Angst. Der Bindungs-Typ hat Angst vor der Individuation (Selbstwerdung des Menschen nach C.G. Jung) und der Distanz-Typ hat Angst vor der Bindung.

Für beide ist es eine Möglichkeit, trotz Handicap Beziehung zu leben. Es sind i.d.R. symbiotische System mit der Tendenz zur toxischen Beziehung.

Zitat von hereingeschneit:
Dann versuche ich es einfacher. (Hoffe es gelingt ) Wir bewerten manchmal etwas als egoistisch (negativ), aber wenn wir den ...

Ja, war besser

Seltsamerweise kann ich den Egoismus bei meinen Kindern tolerieren. Liegt wahrscheinlich an der bedingungslosen Liebe ihnen gegenüber.

Bei anderen reagiere ich darauf mit Unmut und ziehe meine Sympathie zurück.

A


Wie gehst du als Betroffener mit egoistischen Menschen um?

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Zitat von hereingeschneit:
Allgemein üblich wird Egoismus als negativ eingestuft, doch durch meine Erfahrungen, alles aus verschiedenen Blickpunkten zu betrachten bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass eigentlich jede Entscheidung egoistisch ist.
Somit verliert dieses Wort seine Bewertung.

Richtig und doch existiert das Wort Ich gebe dem Wort eine Bedeutung, ist zwar nur meine eigene aber es hilft beim Sortieren im Kopf.

Zitat von Grace_99:
Seltsamerweise kann ich den Egoismus bei meinen Kindern tolerieren. Liegt wahrscheinlich an der bedingungslosen Liebe ihnen gegenüber.

Bei anderen reagiere ich darauf mit Unmut und ziehe meine Sympathie zurück.

Wäre schlimm, wenn Kinder ihre Bedürfnisse nicht Ausdruck verleihen könnten. Ich gehe davon aus, dass Diskussionen hier von Erwachsenen ausgehen. Wobei, wie erwachsen sind wir Menschen?

Zitat von MaKaZen:
Du sprichst wohl das Thema Bindungsangst an.

Nein, ich versuche im Moment den Egoismus zu beleuchten. Du ordnest jetzt meine Beschreibung als Bindungsangst ein (deine Sortierung im Kopf ) Fällt Bindungsangst nicht unter Egoismus?

Wenn ich jetzt geschrieben hätte, dass ich jemand kenne, der seine Mitbewohnerin ständig losschickt ihm was zu holen, dass er erwartet, dass sie Zeit hat, wenn er es für nötig erachtet.... wie hättest du es dann eingeordnet?
(Sind übrigens kein Paar, sondern verwandt und leben nur zusammen)


Zitat von MaKaZen:
ist zwar nur meine eigene aber es hilft beim Sortieren im Kopf.

Bei mir war es so: Je mehr ich sortieren wollte umso mehr musste ich feststellen, dass das nicht geht.

Zitat von MaKaZen:
Wäre schlimm, wenn Kinder ihre Bedürfnisse nicht Ausdruck verleihen könnten. Ich gehe davon aus, dass Diskussionen hier von Erwachsenen ausgehen. ...

Meine Kinder sind mittlerweile erwachsen.

Zitat von MaKaZen:
Du verstehst dein selbstloses Handeln, weil Gerechtigkeit o.ä. ein wichtiger Wert in deinem Leben ist.

Egoismus ist tief in uns fest verankert, das ist der Lebenserhaltungstrieb. Wir sind uns selbst nun mal am nächsten. Wenn du selbstlos bist dann deshalb weil du dir davon etwas versprichst.

Ich schicke noch eine These nach:
Du fühlst Gerechtigkeit gar nicht, sondern nur (subjektive) Ungerechtigkeit

Zitat von JniL:
Ich schicke noch eine These nach: Du fühlst Gerechtigkeit gar nicht, sondern nur (subjektive) Ungerechtigkeit

Jein, Abwesenheit von Ungerechtigkeit erzeugt Gerechtigkeit, so wie Abwesenheit von Hass Liebe erzeugt. Das eine entsteht und das andere vergeht. Es geht imho um ein Gleichgewicht der Kräfte. Ohne das subjektive Gefühl von Ungerechtigkeit, gäbe es das subjektive Gefühl der Gerechtigkeit nicht. Sind zwei Seiten eine Münze.

Zitat von hereingeschneit:
Wenn ich jetzt geschrieben hätte, dass ich jemand kenne, der seine Mitbewohnerin ständig losschickt ihm was zu holen, dass er erwartet, dass sie Zeit hat, wenn er es für nötig erachtet.... wie hättest du es dann eingeordnet?
(Sind übrigens kein Paar, sondern verwandt und leben nur zusammen)

Die egoistische Seite des Systems, solange sie da mit spielt.

Zitat von hereingeschneit:
Bei mir war es so: Je mehr ich sortieren wollte umso mehr musste ich feststellen, dass das nicht geht.

Bei mir klappt das je länger je besser.

Zitat von MaKaZen:
Jein, Abwesenheit von Ungerechtigkeit erzeugt Gerechtigkeit, so wie Abwesenheit von Hass Liebe erzeugt. Das eine entsteht und das andere vergeht. Es ...

Beides ist falsch!

Zitat von JniL:
Beides ist falsch!

Sehe ich auch so.
Es erzeugt die Abwesenheit des einen nicht die Anwesenheit des anderen. Für mich ist es, wenn überhaupt, die Anwesenheit des einen, welches das andere hervorruft/ als Gegenpol erschafft, um Homöostase zu schaffen. Außerdem können sich auch beide gegenseitig neutralisieren/aufheben.
In einem (hypothetischen) Lebewesen ohne Emotionen kann es auch weder Hass noch Liebe geben, es kann einen neutralen Zustand ohne diese beiden (starken) Gefühle geben.
Wenn etwas nicht existiert, warum sollte das dann das Entstehen eines Gegenstücks hervorrufen? Für mich ist eher das Auftauchen/ die Existenz des einen, welches für die Homöostase einen Gegenpol benötigt.

Zitat von Lina60:
Ich glaube auch nicht, dass es die reine Selbstlosigkeit gibt. Abgesehen vom guten Gefühl das es in einem hervorruft wenn man geben kann, will man damit ja meistens unbewusst und indirekt gemocht, geschätzt und geliebt werden.

Sehe ich auch so, genauso wie @Disturbed es ja auch geschrieben hat (sorry, mir ist gerade das Zitat verloren gegangen, falsche Taste gedrückt).

Zitat von Gaulin:
Eigener Egoismus ist negativ, verletzend, enttäuschend für andere und umgekehrt. Da liegt die Grenze. Klar, hier muss man auch die Empfindlichkeit des Empfängers mit betrachten, ob es tatsächlich Egoismus des Absenders ist. Sicher ein schmaler Grad zwischen Selbstfürsorge und Egoismus. Aber Selbstfürsorge schadet dem anderen im Normalfall nicht.

Ich glaube, dass es häufig eine Illusion ist, dass Selbstfürsorge im Gegensatz zu Egoismus anderen nicht schadet (wobei man den Begriff des Schadens in diesem Zusammenhang auch nochmal genauer betrachten muss).
Sobald man eine Grenze zieht, einem Wunsch, einer Bitte, einer Anforderung eines anderen Menschen nicht nachkommt (auch wenn das aus den besten Gründen geschieht), wird es im Gegenüber die Frustration eben jenes Bedürfnisses zur Folge haben, was in diesem Gegenüber (wenn auch vielleicht nur kurzfristig) negative Gefühle hervorrufen wird. Es kann natürlich sein, dass man diesem Gegenüber langfristig damit einen Dienst erweist, diesem Gegenüber sinnvolle und notwendige Grenzen aufzeigt. Aber kurzfristig wird man in diesem Gegenüber ein negatives Gefühl hervorrufen.
Die Kunst ist, es ggf. trotzdem zu tun und mit den Konsequenzen leben zu können.
Eine Interaktions-Trainierin sagte es mir mal so: Wenn es um Grenzen setzen und Neinsagen geht, wird es nicht möglich sein, dies zu tun, ohne im Gegenüber eine negative Reaktion hervorzurufen. Das ist aber kein Grund dafür, diese Grenzen nicht zu ziehen.
Man muss nur für sich selber klarbekommen, das es trotzdem in Ordnung und richtig ist, das zu tun. Wir können dieses Dilemma nicht hundertprozentig auflösen. Wir können uns nur bewusst machen, dass es auch vom Gegenüber eine Art Egoismus ist, überhaupt mit einer Bitte und Forderung an uns heranzutreten, und zum anderen können wir lernen, unsere Grenzen so angemessen zu kommunizieren, dass es für das Gegenüber leichter wird, diese zu akzeptieren.

Zitat von Grace_99:
Seltsamerweise kann ich den Egoismus bei meinen Kindern tolerieren.

Ich halte das nicht für seltsam, sondern für absolut verständlich.
Kinder haben keine Wahl, sind, wenn sie zur Welt kommen, auf andere Menschen angewiesen und nicht in der Lage, ihre Bedürfnisse selber und ohne Hilfe zu befriedigen. Sie sind auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.
Und gerade als Eltern wird man bestimmt noch sehr lange in der Fürsorger-Rolle bleiben (natürlich über die Jahre in zunehmend abgeschwächter Form), und im Idealfall lernen die Kinder, zunehmend mehr für ihre eigenen Bedürfnisse zu sorgen und die Eltern so zunehmend weniger in Anspruch nehmen zu müssen.



Für das Beispiel mir der Mutter und den Kindern mit dem Puzzle würde ich mir folgende Lösung wünschen:

Die Mutter verbringt mit beiden Kindern dieselbe Zeit, gibt dem jüngeren Kind aber ein anderes, kleineres Puzzle, sodass beide Kinder in der Lage sind, ihr Puzzle im entsprechenden Zeitrahmen lösen zu können.

LG Silver

Zitat von silverleaf:
gibt dem jüngeren Kind aber ein anderes, kleineres Puzzle, sodass beide Kinder in der Lage sind, ihr Puzzle im entsprechenden Zeitrahmen lösen zu können.

Nur dass das nicht passiert sondern das Kind mit dem kleinen Puzzle dem anderen sein großes wegnehmen will. Dann geht es so lange hin und her bis mindestens Einer heult. Eventuell zwei oder drei wenn wir die Mutter mit einrechnen der jetzt alles zu viel wird.

Zitat von JniL:
Nur dass das nicht passiert sondern das Kind mit dem kleinen Puzzle dem anderen sein großes wegnehmen will. Dann geht es so lange hin und her bis mindestens Einer heult. Eventuell zwei oder drei wenn wir die Mutter mit einrechnen der jetzt alles zu viel wird.

Oh je, klar, das kann natürlich passieren ...

Was ich vielleicht hätte ergänzen sollen: In meinem Szenario hat jedes Kind absolute individuelle Einzel-Zeit mit der Mutter, im eigenen Zimmer oder alleine im Wohnzimmer, auf jeden Fall ohne die Anwesenheit des anderen Geschwisterkindes und ohne Sicht darauf, was das andere Kind mit der Mutter macht.

LG Silver

Zitat von silverleaf:
Wenn etwas nicht existiert, warum sollte das dann das Entstehen eines Gegenstücks hervorrufen? Für mich ist eher das Auftauchen/ die Existenz des einen, welches für die Homöostase einen Gegenpol benötigt.

Hey silverleaf, mir geht es mehr um mein Streben. Die gelebte Erfahrung zeigt, dass wenn z.B. Hass bei mir reduziert wird, mehr Platz für Liebe da ist.

Bei mir klappt das nicht so gut, ich vermute ich brauche den Gegenpol, wobei ich Hass nicht genau einordnen kann, auch Liebe nicht, wie ich grad während des Tippens bemerke. Ich nenne es Mal Mögen und verabscheuen.
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Zitat von JniL:
Bei mir klappt das nicht so gut, ich vermute ich brauche den Gegenpol, wobei ich Hass nicht genau einordnen kann, auch Liebe nicht, wie ich grad während des Tippens bemerke. Ich nenne es Mal Mögen und verabscheuen.

Sind ja bloss zwei Extreme. Mögen und ablehnen oder so langt doch schon.

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