ich möchte Euch mit meiner Geschichte ein wenig Mut machen. Vermutlich habe ich nicht zu den schlimmsten Fällen gehört - vielleicht bin ich auch noch gar nicht geheilt - momentan jedoch (ich spreche hier von knapp 2 Monaten) geht es mir sehr gut.
Im September letzten Jahres fing es an (also vor knapp 8 Monaten) - ein schönes Gefühl, dass ich mittlerweile das genaue Datum vergessen habe.
Ich saß im Auto und bekam eine Panikattacke. Die erste meines Lebens, konnte absolut nichts damit anfangen.
Ab ins KH. Nichts chronisches, kann bei Stress mal vorkommen, ich sollte ein bisschen runterfahren.
Okay - mitten in der Klausurenphase nicht gerade die beste Zeit. Erstmal schlafen. Am nächsten Tag abends das gleiche - ich konnte nicht mehr sprechen, mein Herz raste in einem nie gekannten Ausmaß, selbst sehen konnte ich nur noch unscharf.
Wieder ins KH - LungeHerz geröntgt, Bluttests durchgeführt. Diagnose Vorstufe von Burnout. Empfehlung - 6 Wochen krank schreiben (naja sicher nicht, dachte ich) und psychologische Betreuung. Ich und psychologische Betreuung, das ich nicht lache. Aber ein kleiner Teil meines Herzens, ein Funke - der zögerte bei dem Gedanken, nicht in eine Betreuung zu gehen. Und dieser kleine Funke stellte mein Leben auf den Kopf.
Denn wenn ich doch meine Arbeit liebte, meine Freunde liebte, meine Familie liebte, den Alltagsstress liebte - wieso rebellierte mein Körper? Ich konnte wochenlang kein Auto fahren, weil meine 1. PA im Auto war. Meine Angst vor Angst entwickelte sich rasant - aus Angst vor PAs kam eine ziemlich eindeutige und unfassbar starke Angst, dass ich plötzlich sterben würde. So real. So bedrohlich nah. Eine Bekannte von mir starb im Altern von 19 Jahren - EINFACH So. Aus dem nichts. Das hatte sich in diesen Todesängsten eingebrannt. Nun kennt ihr die Geschichte.. (Jana - Ruhe in Frieden!3)
1. Erkennen, dass man ein Problem hat.
Bei mir waren die Symptome so deutlich, dass mir eigentlich niemand sagen musste, dass ich ein Problem hatte. Ist ja klar, warum ich Symptome habe - ich war irgendwie körperlich krank und angeschlagen. Natürlich habe ich Ursachen nicht in der Psyche gesucht. 8 Therapiestunden später machte es klick. Ich hatte ein Problem. Nämlich dass ich so sehr den Stress lieben gelernt habe, es so sehr geliebt habe, dass ich gebraucht wurde, Freunde hatte, immer nur unterwegs war - dass mir mein Körper egal war. Schnelle, nicht komplett ausgewogene Ernährung - keine geregelten (und schon gar nicht langen) Schlaf - und Ruhezeiten, kein Moment des Stille Haltens - absolut keine Ruhe im leben.
2. WIRKLICH erkennen, dass man selbst das Problem ist.
Doch wie entspannt man sich wirklich? Und ist man mit Entspannung geheilt? Ändert Entspannung etwas an meiner Angst? WAS ist überhaupt ANGST ? Ich habe Monate gebraucht um Antworten zu finden. Angst entsteht aus Gedanken, (Hotin kann das immer prima erklären!) und aus einer falschen, unterbewussten Interpretation der Gedanken. Aber - Angst ist nichts schlechtes! Es hilft uns Gefahren schnell zu erkennen und lässt unser Adrenalin hochschnellen, um unsere Reaktionsgeschwindigkeit auf das Maximum auszulegen. (Das sollte man sich immer bewusst machen, versucht die Angst als Freund anzusehen und spricht mit ihr, wenn sie mal wieder da ist, hat mir auch geholfen.)
Ich merkte allmählich, dass nicht nur fehlende Entspannung mein Problem ist. Es war auch eine innere Unzufriedenheit, die ich jahrelang unterdrückt hatte. Ich dachte an meine Kindheit zurück - ich wollte doch immer eine Weltverbesserin werden. Anderen Menschen helfen. Medizin studieren. Bei Ärzte ohne Grenzen mitmachen. Ich wollte meine wahre Liebe finden. Wollte viele Freunde haben. Und dann betrachtet man sich selbst. Nicht die Oberfläche. Das was INNEN drin ist in einem. Das, was wirklich zählt. Es blieb im Leben: 4 wahre Freunde. 1 wunderbarer Mann an der Seite. Tolle Familie. Kein Medizinstudium. Dafür Übergewicht. Was schon seit Jahren an mir nagt.
Wir sollten uns überlegen, ob wir wirklich so glücklich sind, wie es den Anschein hat. Sind wir so, wie wir sein wollen?
Ich entschied mich. Ich wollte wieder glücklich werden. Und ich entschied mich immer und wieder dafür. Jeden GOTTVERDAMMTEN Tag. Ich hatte Wut auf meine Todesangst wenn sie da war, ich schrie sie an. Bis ich irgendwann anfing zu denken - das bist du selber. Du mit deinen Gedanken. Du interpretierst Symptome falsch.
Selbst wenn es dein letzter Tag auf der Welt ist, willst du ihn vergeuden, indem du immer daran denkst, Angst vor dem Ende zu haben?
Für mich wurde es nach 6 Monaten Zeit, den Tod zum Leben zu akzeptieren. Teils habe ich noch meine Probleme damit, weil ich nicht sterben will (zumindest jetzt noch nicht). Aber ist es nicht auch beruhigend zu wissen, dass man den Weg geht - den alle gehen?
3. Entscheidungen treffen.
Ich glaube nicht an Gott! Ich glaube, dass es irgend etwas gibt, ein Leben eine Existenz nach dem Tod. Ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt. Und ich habe mich entschieden. Ich habe mein Leben immer versucht, logisch zu ordnen und zu betrachten - obwohl ich mein Bauchgefühl immer geliebt habe. Ich lieb Spontanität und Spaß. Warum dann immer Logik?
Und somit habe ich mich entschieden - ich glaube nicht an Gott - ich glaube daran, dass unsere Seele weiterlebt und in der Natur aufgenommen wird. Unser Denken ist kein Organ, was man entnehmen, und jemand anderem einpflanzen könnte. Ich hatte doch keine Ahnung, was vor meiner Geburt war - wieso sollte ich Angst vor dem Tod haben, wenn ich doch gar nicht weiß, was mich erwartet? Viele altertümliche Völker glauben und opfern sich für das Leben danach. Ich finde die Vorstellung schön. Also entscheide ich mich dafür, an so etwas zu glauben. Und DAS hat mir sehr geholfen.
Vielleicht habt ihr Fifty Shakes of Grey gesehen - dort sagt Christian Es ist so vieles einfach, wenn du der Sub bist. Du musst nicht denken, nur gehorchen. Wenn man überzeugte Entscheidungen trifft, so habe ich für mich gelernt, ist es viel einfacher. Wenn es einem nicht gefällt, entscheid dich doch wieder um. DU bist der einzige, dem du Rechenschaft ablegen musst - wenn du das nichtmal willst - dann musst du auch nicht.
4. Entspannung.
Ist was ganz feines - habe ich allerdings immernoch so meine Probleme mit. Hatte durch die PAs jedoch starke Blockaden im Rücken, habe ich mit Hilfe von Physiotherapie wieder bessern können, denke das können viele bestätigen, dass das gut hilft. Und weiterhin habe ich von einer Heilpraktikerin in einigen Sitzungen die EFT-Techniken erlernt, meiner Meinung eine sehr tolle Sache. Überall anwendbar. Und ein Tipp von meinem Psychologen (den ich oft anwende!), wenn ihr Herzrasen oder Herzrhytmusstörungen habt - atmet ganz bewusst tief in den Bauch ein. Das Prinzip ist folgendes: Viele denken, dass die Luft und die Blutzirkulation von Bauch in Richtung Herz durch einen Untersog entsteht. Das ist aber nicht so. Wenn wir tief in den Bauch einatmen, dehnen wir das Zwerchfell und unser Organe gehen dabei Richtung abwärts. Dadurch werden Luft und Blut Richtung Lunge Gedrückt. Seitdem ich diesen Hintergrund kenne, atme ich immer bei Unruhe und herzrasen in den Bauch ein - dadurch wird das Herz besser durchblutet. Bei mir hat es bis jetzt IMMER geklappt.
5. SportErnährung.
Seit knapp 3 Monaten mache ich 2-3 x die Woche Sport. Es ist wie ein Ventil, um den Kopf frei zu bekommen. Und man lernt dabei, dass ein paar schneller Herzschläge beim Joggen nunmal nicht schlimm sind und der Körper viel mehr leisten kann, als man ihm zugetraut hätte die letzten Woche/Monaten/Jahre. Ich glaube, das Vertrauen in den Körper wieder zu gewinnen, war ein enorm wichtiger Schritt zur Heilung.
6. TherapieMedikamente.
Ich bin dankbar für meine Therapiesstunden bei meinem Psychologen. Man lernt, sein ICH und seine Handlungen zu hinterfragen. Ich nehme seit meinen PAs meine Gedanken viel eher wahr und habe gelernt, mein logisches Denken, Instinkt und Bauchgefühl zu vereinen und treffe andere entscheiden. Und meine Entscheidungen treffe ich aus Überzeugung! Auch wenn es der steinigere Weg ist - ich entscheide mich für das - WAS ICH WILL.
Medikamente habe ich anfangs genommen (Opipram 50 mg) - und ich habe ein homöopathisches Mittel, welches ich bei Anflügen von Panik nehme. Ich finde, es ist absolut keine Schande, mal einige Zeit auf Krücken zu gehen.
Jedoch war für mich klar - ich will da wieder raus.
7. Tu das, was du willst. Was dein Herz dir sagt.
Dazu brauche ich nicht mehr soviel zu sagen glaube ich. Ich lasse mir jetzt ein Tattop stechen, einfach weil ich es schon jahrelang will. Ich habe gelernt, nicht immer nur reden und denken - einfach mal machen.
Einfach mal das Leben genießen. Dafür habe ich mich entschieden.
Jetzt bleibt mir noch, mich bei meiner Angst zu bedanken. Du bist mir ein Freund geworden. Ich achte viel mehr auf meinen Körper, seitdem du mich mit PAs gestoppt hat. Ich LEBE viel bewusster. Bin Dankbarer. Liebe das Leben NOCH MEHR als vorher.
Es waren die letzten Monate harte Arbeit - und wird es immer bleiben.
Ich weiß, einige haben es schwerer. Aber vielleicht habt ihr den Text ja gelesen - und entscheidet Euch, einfach mal zu lächeln - weil das Leben schön ist.
Liebe Grüße,
eure sich gut fühlende,
JOJI
20.05.2015 21:29 • • 04.11.2015 x 9 #1