Wie gehe ich mit den Panikattacken um, die ich im Alltag erlebe? Das ist ein Teil der Methode! Sobald du im Alltag spürst, dass deine Gedanken (also deine bewusste Wahrnehmung, verbunden mit deiner Stimme im Kopf) in eine panische Situation verfallen, versuche wahrzunehmen,
WAS genau sich gerade ändert.
Erleben musst du die Situation bisher sowieso, doch nutze sie nun zu deinen Gunsten, lass dir das Schauspiel wie eine Theateraufführung bewusst vorspielen und achte auf die Starbesetzung im Kabinett!Dafür hast du verschiedene Wahrnehmungskanäle:
Visuell: Du siehst schreckliche, schnell ablaufende Szenen vor deinem inneren Auge. Was siehst du genau?
Auditiv: Du nimmst deine Umgebung anders wahr, hörst vielleicht nur noch bestimmte Ausschnitte aus deiner Umgebung, eine Art Tunnelhören. Auf was konzentriert sich dein Gehör? Ziehst du dich zurück mehr in dein Inneres und hörst weniger von außen?
Kinästhetisch: Was fühlst du in deinem Körper? Spürst du dein Herz rasen, den Puls schneller werden, Übelkeit in der Magengegend, einen Kloß im Hals, Hitzewallungen oder kalten Schweiß? Achte genau auf deine körperliche Wahrnehmung
Kognitiv: Welche Gedanken spielen sich in deinem Kopf ab? Argumentiert deine innere Stimme, vor was genau du Angst hast? Was sagt sie dir? Welche Ängste formuliert sie genau? Kreisen Gedanken und fällt es dir schwer, dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren? Bekommst du das Gefühl in eine Parallelwelt abzugleiten? Nimm auch diese Ebene ganz genau wahr!
Auch hier kann ich dir das Angstbuch nahe legen! Es ermöglicht dir, durch Aufschreiben eine systematische Untersuchung und vollständige Analyse deiner Symptome. So vergisst du nichts bis in den Abend, wenn du dich damit beschäftigen willst.
Nehme dir Abends in ruhiger Umgebung, bei gedämmten Lichtverhältnissen, eventuell Kerzenschein und einer gemütlichen Liege-/Sitzposition etwa 20-30 Minuten Zeit. Gehe nochmal kurz gedanklich auf die Situation ein, vor der du Angst hattest. Jetzt beginnt die Umprogrammierung:
Stelle dir die Situation erneut vor, allerdings diesmal so, wie du sie gerne erleben möchtest, wenn du völlig Gesund bist und dich an einer solchen Situation erfreust. Schließe deine Augen um dir das besser vorstellen zu können. Wenn es dir schwer fällt, dir die Situation schön vorzustellen, nimm dir deinen Lieblingsschauspieler, eine bewunderte Person oder sonstige positive Menschen als Beispiel, die dich begeistern und für die du eine hohe Wertschätzung empfindest.
Das ist deshalb wichtig, weil du dich selbst nicht so wert schätzt und dir weniger zutraust als diesen Personen. Das führt automatisch dazu, dass du mit Hilfe dieser Personen eigene Grenzen überwinden kannst. Wie würden diese Menschen (wenn du dich nicht selbst vorstellst) diese Situation möglichst schön und positiv erleben?. Gehe wieder gedanklich alle Sinneskanäle durch und ERGÄNZE diese um RIECHEN und SCHMECKEN.
Was siehst du in der Situation? Wie siehst du gerade aus? Du lächelst, richtig? Du hast ein selbstbewusstes auftreten, fühlst dich wohl dort wo du bist und machst den Ort zu DEINEM Wohlfühlort. Siehst du die schönen Details in deiner Umgebung? Versuche dich so gut wie möglich auf das was du siehst zu konzentrieren, du darfst natürlich die ICH-Perspektive verlassen und dich auch von außen betrachten.
Was hörst du genau? Ist es der Wind, der wellenartig an dir vorbei rauscht? Ist es ein Motorensound, der dich begeistert aus einem schnellen Sportwagen? Hörst du das Lachen der Menschen um dich herum, wie sie sich glücklich unterhalten?
Was fühlst du in der Situation? Spürst du die warme Sommersonne auf deiner Haut? Die wohlige Wärme in deinem Körper und die Entspannung die dir die Menschen in deiner Umgebung vermitteln? Spüre die bequeme Sitzpolsterung oder die Kleidung auf deiner Haut. Fühle auch die Sicherheit, die dir die Situation gibt, spüre wie dein Körper sich entspannt. Mein Tipp: Atme dabei kontrolliert ruhig, um die Empfindungsebene deines Körpers bei diesen Wahrnehmungen positiv zu unterstützen.
Der schwierigste Part ist häufig die kognitive Ebene, denn die hast du ja so lange schon nicht mehr so positiv erlebt in solchen Situationen. Was würdest du alles positives denken? Die Dankbarkeit die du empfindest mit deinem geliebten Partner diese Zeit im Leben verbringen zu können? Die zärtlichen Berührungen die Glücksgefühle in dir auslösen? Denkst du daran, wie es mal sein wird, sich an diesen tollen Moment erinnern zu können? Denke nur positiv und aufkommende Gedanken, die am Anfang kaum zu vermeiden sind, verbannst du sofort wieder in ihre Ecke. Gib ihnen keinen Raum sich zu etablieren, diese Zeit ist nur für dich und dein Wohlbefinden.
Stelle dir auch vor, was du riechen und schmecken kannst: Riechst du das Parfum deines Partners? Hat die Umgebung einen besonderen Geruch, den du wahrnehmen kannst? Wenn du etwas trinkst oder isst, kannst du dir auch genau vorstellen, wie lecker das Getränk/ Essen gerade schmeckt. Stelle dir dein Lieblingsessen genau vor wie du es von der Gabel nimmst und hineinbeißt.Der knackige Salat, das saftige Steak, die Geschmacksentfaltung in deinem Mund und den Genuss den du dabei empfindest.
Je realistischer du dir das vorstellst, desto aktiver reagiert dein Gehirn auf seinen Ebenen auf diese Vorstellung! Je aktiver wiederum das Gehirn darauf reagiert, desto mehr Verknüpfungen schafft es zu diesem erlebten. Und nochmal zur Erinnerung: Das Unterbewusstsein kann nicht unterscheiden, ob du das gerade wirklich erlebt hast, oder nur vor deinem inneren Auge abspielst, denke dabei an mein Beispiel zu den Albträumen. Diese Übung sollte jeden Tag mit den dich beängstigenden Situationen durchgeführt werden, denn sie ist die schwierigste Übung, da du Anfangs damit kämpfen musst, die ganzen negativen Gedanken abzuschalten und durch positive zu ersetzen. Es dauert sicher ein paar Wochen bis so eine Sitzung erstmals ohne jegliche Störgedanken funktioniert und dein Unterbewusstsein nicht rebelliert. Aber alleine diese Situationen so positiv zu erleben, gibt dir bereits ein starkes Gefühl und weckt die Hoffnung in dir, dass du ja doch alles so empfinden kannst, wie du möchtest.
Hilfreich ist es besonders, wenn du dir die Angst machende Situation nicht immer wieder gleich vorstellst, sondern Ort, Zeit, und andere Faktoren abänderst. Du fährst also nicht immer den gleichen Fahrstuhl mit den selben Leuten, gehst nicht im gleichen Supermarkt einkaufen in dem du deine Lieblingsschauspieler triffst und Freunde um dich herum hast und so weiter.
Sei kreativ!Ich möchte diese Übung zur Verdeutlichung mit einem Beispiel abschließen:
Nehmen wir an du hast Angst vor dem Besuch eines Weihnachtsmarktes der gut besucht ist.
Du siehst dich in deinem wohlig warmen Wintermantel, einem superweichen Schal und hältst an der Hand deinen Partner (falls du keinen derzeit hast, stelle dir deinen Traumpartner vor). Du siehst die vielen schönen Details mit Sternen und glitzernden Leuchten an den Ständen des Marktes, siehst die Dämpfe aus den heißen Glühwein- und Teetassen der Gäste aufsteigen, die fröhlichen Gesichter und lachenden Menschen, die sich seit langem mal wieder Zeit füreinander nehmen konnten.
Du siehst den riesigen Weihnachtsbaum in der Mitte des Marktes über all den Ständen herausstechen, seine mühevolle Beschmückung und die großen glänzenden Christbaumkugeln. Dein Partner hält seinen Arm vor dir schützend, dass du immer genug Platz hast und ihr gemeinsam Hand in Hand den Weg zu eurem Lieblingsstand gehen könnt, von dem aus ihr das geschäftige Treiben auf dem Markt beobachtet. Du fühlst die frische, kühle, winterliche Luft die du einatmest und deinen warmen Atem aus dem Mund strömen. Du riechst den Duft von Zimt in der Luft und den Glühwein der um dich herum getrunken wird. Im Hintergrund spielt weihnachtliche Musik die dich an deine schönen Weihnachtsmomente erinnert. Du denkst darüber nach, wie es mal sein wird, wenn du deinen Kindern oder Freunden von diesem tollen Abend erzählen wirst, was du alles tolles dort gesehen und gefühlt hast. Auf deiner Haut spürst du an eurem Lieblingsstand angekommen die Hand deines Partner zart deinen Unterarm streicheln und auf deinen kalten Wangen die Wärme eines Heizstrahlers an dem du dein Lieblingsgetränk trinkst. Du schmeckst jede einzelne Geschmacksnote und erfreust dich, das endlich wieder Weihnachtszeit ist und du das genießen kannst. In deinen Gedanken planst du, was du noch alles schönes gerne auf dem Markt nach euerm Zwischenstopp anschauen möchtest und vielleicht planst du, ein kleines Erinnerungsstück an diesen tollen Weihnachtsmarktabend mitzunehmen.
Genieße ohne Zeitdruck die Vorstellung jedes Elements, lass es dir praktisch auf der Zunge zergehen. Es lassen sich noch viele Details zu diesem Beispiel ergänzen, wichtig ist jedoch folgendes: Es tauchen keinerlei negativen Gedanken darin auf, du lebst dein Leben so wie du es dir in deinen Wünschen ausmalst! Du gehst die einzelnen Wahrnehmungsstufen durch, manchen hilft es, dies getrennt voneinander zu tun (erst NUR sehen, dann NUR hören usw.), andere wiederum verknüpfen direkt und erleben es so intensiver.
Die Intensität deiner imaginären Wahrnehmung ist besonders wichtig, da sie Einfluss auf die Reaktion des Unterbewusstseins nimmt! Das ist die erste Übung der Umprogrammierung. Sie wird dir helfen, belastende Situationen aus einem anderen Licht zu beleuchten, eine kognitive Wahrnehmungsfähigkeit dafür zu entwickeln, dass die Situation auch anders erlebt werden kann und führt automatisch zu einer Lockerung der festgesetzten Verhaltensmuster, die sich in deinem Alltag festgesetzt haben. Bei kontinuierlicher Überarbeitung und systematischer Neuerschaffung der Wahrnehmung dieser Situationen verknüpfst du emotionale Auslöser für Reaktionen mit neuen positiven Gefühlen, die wiederum andere Wirkmechanismen in deinem Körper hervorrufen, als negative Verhaltensmuster. Das wirkt unmittelbar auf die emotionale Vernetzung des limbischen Systems.
Jetzt wieder eine Pause.