Zitat von Vonnie006:Denn mein Hauptproblem ist, das mein Kopf automatisch anfängt, sobald irgendwo im Körper ein Zimperlein auftritt... Auch sind die Gedanken der Angst vor der Angst sehr akut.
Nachdem Vonnies Fragen stark auf die Techniken von Klaus Bernhardt eingehen möchte ich diese an @DanPanic weiter leiten. Er kennt sich mit diesen Techniken besser aus als ich.
Zitat von alfred:Bei mir reicht auch schon wenn ich etwas höhre ..zb. das jemand gestorben ist oder eine böse Nachricht im Fersehen.
Wenn jemandem Unrecht geschieht oder so etwas.
Angst ist ja etwas normales..die hat jeder.
Wir können halt nicht gut damit umgehen weil wir eventuell schlechte Erinnerungen in der Kindheit oder einen Schicksalsschlag nicht überwinden können.
Man steigert sich dann so hinein das es echt unangenehm wird.
Da kommt dann so wie ich das sehe im Unterbewustsein wieder eine Angst hoch die man nicht bewältigen kann.
Ich versuche etwas rationaler damit umzugehen..gelingt aber wirklich nicht oft.
Umkoordienieren das gelingt mich auch nicht.
Da bist du nicht alleine.
Im Prinzip hat du damit einen Teil deiner eigenen Konditionierung dargestellt, Alfred. Bei mir reicht auch schon wenn ich etwas höre. Auf dieses Hören folgt dann ein fest programmierter Ablauf; also das, was hier mit Konditionierung gemeint ist.
Nun ist eine Konditionierung als Solches im Grunde nicht schlimm, im Gegenteil. Wir sind alle irgendwo konditioniert. Die Autofahrer unter uns legen automatisch den Gurt an, schalten den Blinker ein, wenn sie nach links oder rechts abbiegen wollen; wenn sie an eine Stoppstelle heranfahren schwebt der Fuß bremsbereit über dem Bremspedal. Oder Raucher greifen ganz automatisch nach der Zig. zum Kaffee, Exraucher erwischen sich bei genau der gleichen Bewegung oder, oder, oder...
(Vereinfacht:) Die Konditionierungen im Auto z. B. wurden über lange Zeit bewusst erlernt, Konditionierungen zum Rauchen z. B. teilweise abgeschaut oder extern auferlegt. Darüber hinaus gibt es aber auch Konditionierungen, die sich im Laufe der Zeit eingeschlichen haben, einfach weil man die entsprechenden Vorgänge oft genug wiederholte. (Im Prinzip, als würde man Schreibmaschine schreiben lernen) Dazu gehören zum Beispiel viele kleine liebenswerte Tics des Alltages (Kleine Gewohnheiten wird jeder bei sich entdecken, sei es auch nur das stereotype Ja, Schatz des Mannes, wenn der Bericht der besten Partnerin von allen übers Einkaufen mal wieder zu ausführlich ausfällt ) aber auch das Verhalten in Gefahren- oder Angstsituationen. Woher diese Konditionierungen stammen, ist beim Erwachsenen oft nur schwer heraus zu finden. Oft zu viele Quellen und ebenso oft schon aus Kindertagen, oder dort schon abgeschaut.
Nun kann man ungewünschte Konditionierungen aber weg- oder umtrainieren. Zum Beispiel das Verhalten bei Gefahrensituationen während des Autofahrens durch gezielte Fahrertrainings. Ebenso geht es mit dem Verhalten bei Angst, oder allgemein emotionalen Situationen. Bei Letzterem ist aber die Herausforderung größer. Nicht wegen der zugrunde liegenden Situation, sondern wegen der Macht der Emotion. Die Gefahrsituation beim Fahren, die beim Fahrertraining bearbeitet wird, kann sich zwar jeder vorstellen; aber dann ist sie meist so emotionell belastend, als würde sie vor dem TV-Bildschirm angesehen. Man kennt sie zwar, hat sie in den allermeisten Fällen nicht, oder nur einmal selber erlebt. Kann sie also recht emotionell neutral angehen.
Daraus ergibt ich aber auch, dass die eigentliche Umkonditionierung gar nicht die wirkliche Herausforderung ist. Wie man sich in Gefahrensituationen im Straßenverkehr besser verhält, ist mit etwas rationeller Betrachtung ebenso leicht zu erkennen, wie ein besseres Verhalten bei emotionell basierten (z. B. Angst-)Situationen. Zur Not holt man sich noch nen Coach dazu...
Die Herausforderung liegt in der Emotion, die die Situation begleitet. Sie ist nur zu oft erlebt, konditioniert und dadurch unheimlich stark geworden. Nun sucht der (Ur-)Mensch (in uns) aber generell Situationen, die angenehm sind. Meidet unangenehme Situationen oder flüchtet vor solchen, die als starke Gefahr empfunden werden.
Aber bereits der Urmensch war in der Lage diese Ängste zu überwinden. So stellte er sich dem Raubtier, wenn die Gefahr für seine Lieben zu groß war. Dem übergroßen gefährlichen Mammut, wenn der Hunger stark genug war. Und mit zunehmendem Erfolg und Übung schwand die Angst, wuchs die Erfahrung. Ein Grund, weshalb der Mensch heute die dominierende Spezies auf der Erde ist.
Und bei genau diesem Effekt setzt die Methodik Klaus Bernhardts an. Nur, unsere Beute erjagen wir zwischenzeitlich im nächsten Discounter, das schlimmste Raubtier unserer Zeit und Gegend ist das Finanzamt. Also keine Gefahren für Leib und Leben! Woher also die Motivation nehmen, die gefühlte Riesengefahr anzugehen?
Hier greift die Methodik auf weitere Eigenarten unseres Bewusstseins zurück. So weiß jeder, das vergangene Ereignisse im Laufe der Zeit immer schöner werden. Einfach, weil man die negativen Emotionen nach und nach vergisst. Ebenso kann man zukünftige Ereignisse aufblasen, sie sich schöner denken, wie sie real aktuell sind. Heißt es nicht, Vorfreude ist die schönste Freude? Kennen nicht viele auch die Situation, bei der eine Flugangst vor der Freude auf den Urlaub auf Mallorca verschwand? Ähnliche Beispiele?
Um den Effekt zu verstärken setzt die Methodik auf weitere Eigenschaften. So wird - wie an anderer Stelle schon erwähnt - ein wiederholter Gedanke zum Glauben, ein wiederholter Glaube (Glaubenssatz, Glaubensbekenntnis) zur Gewissheit, wiederholte Gewissheit zu Wissen. Auf diese Art haben auch schon viele Religionen und Ideologien die abstrusesten Dinge in die Köpfe der Leute gebracht. Es lässt sich aber genauso gut verwenden, um positive Dinge im Kopf zu verankern.
Hier werden beide Eigenschaften verknüpft. Es wird eine Vorfreude auf das erzeugt, was hinter der Angst liegt, diese Vorfreude bestärkt und verstärkt durch die Wiederholung (Gedanke zu Glauben...) mit dem Ziel, die hinter der Angst liegende Freude so groß werden zu lassen, dass sie größer wird wie die Angst. Damit die Motivation gewinnt, durch die Angst zu gehen. Ist der Probant erst diesen Schritt gegangen, wird er selber feststellen, die Angst war ja gar nicht so groß wie befürchtet. Das Ungeheuer nur der Schatten eines Plastikdinos. Nächste Konfrontationen werden einfacher verlaufen, einfach, weil die Erfahrung gewachsen ist.
Weiter bauen die hier verwendeten Methodiken sehr stark auf die Suggestibilität des Menschen auf. Auch haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, 97 % der Menschheit ist suggestibel. Die restlichen 3 % fallen durch massive organische oder psychische Veränderungen durch das Raster. (Von denen dürfte kaum einer hier schreiben ) Warum funzt die Methodik denn dann nicht bei 97 % der Menschen?
Die Ursache liegt primär in der Vielschichtigkeit des Menschen: So muss eine Methodik begeistern, um die Motivation zu geben, sie sich zu erarbeiten. Nun kann ich den Einen aber z. B. mit einem Konzert von Ozzy Oborne begeistern, der Nächste jubelt bei den Hintertupfinger Dudelbuam, und der Übernächste rennt bei Beiden schreiend weg. Eine ziemliche Herausforderung für EINE Methodik, aber Grundlage für deren Vielzahl.
Warum begeistern? Würde sich ein Mensch z. B. den Mühen einer Fahrschule, den Übungen, Lernen und nachher noch der Prüfung unterwerfen, wenn hinter dem Ganzen nicht Begeisterung für mehr Freiheit, tolle Touren mit Freunden, nicht mehr Mamma fragen wenn Paaarty(!) stehen würde?
Auch ist Begeisterung notwendig um bei der Stange zu bleiben. Gleich ob es sich um die Fahrschule oder hier um eine Methodik handelt. Es gibt genügend Zeitgenossen, die tausende Gründe anführen können, warum dieses oder jenes nicht funktionieren kann. Schaut man jedoch hinter die Kulissen, stellt man jedoch nur zu oft fest, die wenigsten dieser Wissenden haben sich der Mühe unterworfen, die Grundlage der Kritik einmal selber auszuprobieren. Und andere behaupten oft aus Selbstschutz, es würde nicht funktionieren. Ansonsten müssten sie vielleicht zugeben, die eigene Begeisterung war nicht ausreichend. (Der Hintern zu schwer?) Mal völlig abgesehen von Zeitgenossen, welche alles ablehnen, was über den eigenen Tellerrand hinaus geht.
So empfinde ich für Menschen wie @DanPanic, @Vonnie006 oder auch @Cati und den Anderen, die hier oder mit ähnlichen Konzepten sich eine andere Zukunft erarbeiten, eine Menge Respekt. Es braucht eine Menge Kraft, sich immer wieder neu zu begeistern. Irgendwann geht schon mal die Energie weg, verpufft an den Schwierigkeiten des Lebens. Dann ist es - wie Dan sicher bestätigen kann - eine weitere Herausforderung, sich neu zu motivieren und wieder an die Arbeit zu gehen.
Und nicht zuletzt noch mal zur Wissenschaft: Würde mal einer zum Bahnhof gehen und den aussteigenden Reisenden sagen, sie wären tot? Elendig erstickt!? Wenn ihr euch jetzt wundern solltet: Zur Einführung der Eisenbahn wurde wissenschaftlich mathematisch bewiesen, eine Bahn könne nicht schneller als knapp unter 30 km/h fahren. Die Luft würde aus den Waggons gepresst, die Fahrgäste - eben! - elendig ersticken....
Ich denke mal, hiermit ausreichend Ansätze für wissenschaftliche Hintergrundrecherchen geliefert zu haben. Jedoch, auch wenn ich selber recht wissenschaftsgläubig bin: Man könnte z. B. das Essen eines Sternekochs Jahrzehnte analysieren, um heraus zu finden, warum es so gut schmeckt. Man könnte aber auch zwei, drei Mal essen gehen. Danach genau sagen, warum man Stammgast wurde...