Viele wünschen sich ein friedliches, harmonisches Leben mit möglichst großer Freiheit. Ob man das hat, ist von unserer Umwelt abhängig. Man kann noch so friedliebend sein, wenn dem Nachbar die Nase nicht passt, dann scheint dies fast unmöglich.
So wie das auf uns selbst zutrifft, so trifft das natürlich auch auf jeden andern zu. Auch er ist davon abhängig, wie die Welt mit ihm umgeht.
Also bin ich ein Teil, der auch verantwortlich dafür ist, wie es anderen geht, ob Frieden herrscht und Freiheit gelebt werden kann. Je mehr Menschen sich zufrieden, angenommen und frei fühlen, umso mehr werden sich die positiven Gefühle wieder in den Vordergrund schieben und sich das Leben allgemein wieder positiv ausrichten. Im Moment scheint es eher in die andere Richtung zu gehen. Corona und Krieg tun da ihr übriges und alle sind unzufrieden. Jeder schreit nach Gerechtigkeit, die es aber nicht geben kann, weil wir dafür einfach zu verschieden sind.
Einfaches Beispiel dafür:
Eine Mutter mit zwei Kindern baut mit jedem ein Puzzle. Ist es gerecht, wenn sie sich für jeden gleich viel Zeit nimmt (z. B. 20 Minuten, der eine ist fertig, der andere hat gerade erst den Rand) oder wäre es gerecht, wenn sie jeden bis zur Fertigstellung des Puzzles begleitet, um jedem ein Erfolgserlebnis zu ermöglichen und ihm das Gefühl zu geben ihn bis zum Schluss zu begleiten und zu unterstützen?
Es gibt bei jeder Version, einen, der sich ungerecht behandelt fühlen kann.
Der darf das Puzzle fertig bauen und ich nicht oder:
Für den hat die Mama mehr Zeit als für mich.
Wenn die Kinder jetzt erwachsen wären (es sich also um etwas anderes, wesentlicheres handeln würde) und jeder auf sein Recht, auf die Gleichberechtigung bestehen würde, dann würde das in Streit ausarten und kann hin bis zum Krieg führen, wenn es noch größere Ausmaße annimmt. Ich möchte aber im kleinen Beispiel bleiben, weil dann die Lösung einfacher zu erkennen ist.
Also was muss passieren, damit es nicht zum Streit kommt, damit sich jeder trotzdem wohl fühlen kann? Für einem von beiden muss das Wohl des anderen im Vordergrund stehen. Er verzichtet zum Wohle das anderen. Es kann sein, dass einer sagt: Mir ist es nicht so wichtig, dass ich das ganze Puzzle mit der Mama bauen muss, ich kann es auch ohne Mama fertig bauen (oder aufhören) oder der andere sagt: Mein kleiner Bruder braucht die Hilfe noch mehr wie ich, ich schenke ihm die Zeit mit der Mama und verzichte, indem ich mich selbst anders beschäftige.
Hihi, lange Einführung, um zu erklären, was ich mit diesem Thread erreichen möchte und sie wird noch um einiges länger. Aber das macht nichts, denn nur wer bereit ist sich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen, der wird sich in diesem Thread auch wohl fühlen und inspiriert werden auch mitzuwirken, denn das soll ein Thread werden, wo wir gemeinsam alle Blickwinkel durchleuchten.
In meinem Threadtitel spreche ich von bedingungsloser Liebe. Darunter verstehe ich: Von Herzen geben, ohne etwas zu erwarten. Zum Wohle des anderen verzichten bis hin sich selbst zu opfern. Ein Feuerwehrmann z. B. setzt sein eigenes Leben aufs Spiel, um andere zu retten. Ich glaube nicht, dass er dafür etwas erwartet. Sicherlich freut er sich, wenn es ihm gedankt wird, aber er macht es nicht um etwas zu erreichen, sondern weil er es für richtig hält und weil es ihm selbst ein gutes Gefühl gibt, wenn er andere retten kann.
Bedingungslose Liebe ist also, das Wohl von jemanden über das eigene zu stellen. Man kann diese Liebe nur geben, niemals einfordern, denn man kann sie nur geschenkt bekommen. Alles andere wäre dann unter Zwang und dann kommt es nicht von Herzen und fällt nicht mehr unter Liebe, sondern eher unter Abhängigkeit oder Angst.
Ich bin der Meinung, dass zwar viel über die Liebe geredet wird, aber so intensiv nachgedacht, was es bedeutet und welche Auswirkungen das hat, machen sehr wenige. Eine Vorstellung, wie z. B. eine gute Partnerschaft verlaufen könnte, ja das schon, aber warum die Partnerschaft gut verläuft, wer denn den anderen eine reine Liebe schenkt, das eher nicht.
Und ich bin ebenfalls der Meinung, dass wenn man sich gar keine Gedanken darüber macht, was die Liebe denn jetzt tun würde, man auch keine bewusste Entscheidung treffen kann, ob und wem ich denn nun meine Liebe schenke. Das kann auch mal ich selbst sein, aber gerade dann, dann sollte es eine bewusste Entscheidung sein.
Um zu erkennen, was die Liebe tun würde, muss man sich Gedanken machen, was denn das Wohl des anderen ist. Ich habe das für mich schon in vielerlei Situationen durchdacht und das ist alles andere als einfach. Darum dachte ich mir, vielleicht will sich ja noch jemand auf solche gedanklichen Experimente einlassen. Ein Beispiel war z. B. das mit dem Puzzle.
Die Beispiele können frei erfunden sein, oder auch bei jemanden aktuell. Das herausarbeiten, was die Liebe tun würde bedeutet ja nicht, dass man sich dann auch für diesen Weg entscheiden muss. Wie gesagt, manchmal entscheidet man sich für sich selbst, weil man die Liebe nicht von Herzen geben kann. Ich habe das bei meiner Mama versucht, aber ich wäre auf Dauer selbst daran zerbrochen bzw. habe dann erkannt, dass ich ihr das gebe, was ich dachte, dass es bedingungslose Liebe wäre, aber es letztendlich nicht war, weil es irgendwann nicht mehr von Herzen gekommen ist.
Ich habe somit erkannt, dass ich nicht bereit bin alles und jeden über mich zu stellen und das ist auch gut, auch das kann zur Heilung beitragen, aber ich habe eben auch erkannt, wenn jeder sich immer an erster Stelle sieht, dann funktioniert das auch nicht. Und somit möchte ich schon versuchen möglichst viel Liebe zu verteilen (andere so anzunehmen, wie sie sind, ohne sie in Schubladen zu stecken…) um ein bisschen Verantwortung zu übernehmen, um meine Welt liebevoller zu gestalten. Im Moment versuche ich es eben auch dadurch, dass ich mir bewusstwerde, was die Liebe tun würde, weil von Herzen kommt bei mir leider noch nicht so viel. Mein innerer Widerstand hat dies stets erfolgreich verhindert.
So, jetzt bin ich gespannt, ob ich dies nur für mich selbst geschrieben habe oder ob sich jemand auf das Experiment einlassen möchte oder vielleicht noch was ganz anderes eintritt. Das Leben ist eine einzige Überraschung.
26.03.2022 17:56 • • 28.04.2022 x 9 #1