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Zitat von hereingeschneit:
Und im Grunde genommen glaube ich, dass du nicht die Emotionen an sich auflösen möchtest, sondern eher deine Trigger, etwas, was die, von dir negativ bewerteten, Gefühle entstehen lässt.
Du willst die Zusammenhänge erkennen um sie auflösen zu können und das ist durchaus lohnenswert.

Hab oben beschrieben, dass es um eingefrorene Emotionen geht. Die werden durch Trigger ausgelöst und dahinter verbirgt sich eine verletzte Thematik.

Zitat von hereingeschneit:
Und somit ist es tatsächlich von Vorteil, wenn man das Gute loslassen kann, denn dann verschwindet auch das Schlechte

Ich kann mir theoretisch vorstellen, dass es Menschen gibt, die sich an das Gute klammern. Die Polarität wird es wohl immer geben: sich gut fühlen - sich schlecht fühlen, andern gut tun - andern schaden, ... Da muss sich auch nix auflösen, ist bloss Leben mit Fluss der Emotionen.,

A


Vom Alleinsein zum Glücklichsein

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Ich glaube auch an das Gesetz der Polaritäten, und ich lasse Beziehungen generell auch auf mich zukommen, kein Forcieren.

Wie auch schon geschrieben wurde, kommt es sehr darauf an, in welcher Lebenssituation wir uns befinden, ob wir das Alleinsein als Last oder Wohltat empfinden. Das kann sich auch während des Lebens stark ändern.

Nach einer Trennung von einem Partner, gehört der Trennungsschmerz ( der je nachdem kurz oder länger andauern kann) dazu. Ich meine Alleinsein dann als schmerzlich zu empfinden , ergibt Sinn.

Wenn jedoch mein Leben insgesamt einigermassen gut und verarbeitet verläuft, dann kann ich dem Alleinsein viel abgewinnen. Es kann aber genauso sein , dass ich mich dann wieder nach mehr Verbundenheit zu sehnen beginne.

Mir kommt zum Thema Maslow ( der erste der von der Pyramide der Bedürfnisse schrieb) in den Sinn: er sagte, dass wir alle dieselben wichtigen Bedürfnisse haben. Zuunterst an der Pyramide ist das Bedürfnis nach Nahrung. Wenn jemand am Verhungern oder Verdursten ist, dreht sich in seiner Seele/Psyche alles nur ums Essen. Dann ist es absolut schnuppe, ob man jetzt allein oder verbunden ist. Hauptsache überleben. Wenn diese lebensessentiellen Bedürfnisse befriedigt sind, kommen überhaupt erst

die anderen auf. Nach und nach. Ich glaube dem Bedürfnis nach Essen folgt das Bedürfnis nach Sicherheit, also keine Angst haben zu brauchen. Zuoberst auf der Pyramide finden wir das Bedürfnis nach Selbstaktualisierung und Verbundenheit.

Heisst, wenn alles sonst im Leben soweit ok ist, dann erst kümmern wir uns um unsere Gefühle. Wir wollen echt , uns selbst sein. Die Fassaden verringern.

Und erst dann kommt das Bedürfnis nach Nähe zu Mitmenschen. Ergo spüren wir auch dann erst das Alleinsein als Defizit. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen, doch er muss erstmal sich selber finden und selbst-sicher sein, bevor er Nähe zu anderen Menschen suchen will , bzw das Bedürfnis dazu überhaupt erst spüren kann. Sehr viele Menschen die alleine leben, tun das aus ( unbewusster) Angst vor Nähe. Dann ist Alleinsein ein echtes Glück, bzw. lebensnotwendig.

Vor einigen Monaten ging es mir ganz gut , weshalb ich plötzlich nicht mehr alleine leben wollte. Mir fehlte jemand in meiner grossen Wohnung ( war fast 40 Jahre lang verheiratet und hatte Kinder und Tiere und an open House), und ich suchte einen Untermieter. Das mit dem Untermieter scheiterte, und jetzt sehne ich mich nur noch nach einem: meine Wohnung wirklich wieder ganz und gar für mich alleine zu haben, sowie mein Leben ganz und total selbst zu bestimmen. Die Kompromisse, ohne die es in keiner Beziehung geht, möchte ich jetzt überhaupt nicht eingehen müssen. Also keine Lust auf Partner...

Zitat von Lina60:
Und erst dann kommt das Bedürfnis nach Nähe zu Mitmenschen. Ergo spüren wir auch dann erst das Alleinsein als Defizit. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen, doch er muss erstmal sich selber finden und selbst-sicher sein, bevor er Nähe zu anderen Menschen suchen will , bzw das Bedürfnis dazu überhaupt erst spüren kann. Sehr viele Menschen die alleine leben, tun das aus ( unbewusster) Angst vor Nähe. Dann ist Alleinsein ein echtes Glück, bzw. lebensnotwendig.

Fritz Riemann hat in seinem Buch Grundformen der Angst zwei Typen beschrieben. Der depressive Typ strebt Verbundenheit an und hat unbewusst Angst vor der Individuation. Der 'schizoide' Typ Strebt nach Unabhängigkeit und hat unbewusst Angst vor der Bindung. Heute würde man wohl von Bindungsängsten sprechen. Ich frage mich wirklich, ob der bindungsvermeidende Typ wirklich glücklich ist in der Tiefe. Eigentlich müsste ihm Bindung fehlen, ein ungelebter Anteil seiner Persönlichkeit. Kann der Mensch in der Tiefe glücklich sein, wenn er Beziehung vermeidet?

Zitat von Lina60:
Wenn jedoch mein Leben insgesamt einigermassen gut und verarbeitet verläuft, dann kann ich dem Alleinsein viel abgewinnen. Es kann aber genauso sein , dass ich mich dann wieder nach mehr Verbundenheit zu sehnen beginne.

Mir geht es genauso, ich möchte Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, etc. nicht länger missen. Mir geht es echt gut, bis hin zu glücklich an manchen Tage. Doch irgend ein paar Vorfälle triggern mich, Traurigkeit kommt hoch und Sehnsüchte tauchen vermehrt auf. Sehnsüchte waren unbewusst ein Mittel meines Systems, um die Traurigkeit und die Tatsache des Alleinseins abzuwehren.
Früher hab ich tatsächlich an meine Sehnsüchte geglaubt, zumindest haben die mich weiter getragen im Leben, selbst wenn Sehnsucht nicht realistisch ist. Ich weiss heute, dass meine Sehnsüchte bloss der hilflose Versuche meines Systems ist, Alleinsein abzuwehren. Alleinsein ist für mich 'traumatisch', war ich doch ab frühester Kindheit mehr alleine als für eine Kind gut ist.
Ich erkenne dies heute, bin dran, das Alleinsein zu akzeptieren bzw. daraus zu Kraft zu schöpfen. Glücklich bin ich noch nicht, hoffe das kommt noch.

Liebe @MaKaZen, hochinteressant was Riemann sagt: Depressive fürchten sich vor Individuation , und schizoide fürchten Bindung. Ich habe einen lieben Freund, der die Diagnose schizoid erhielt, und der tatsächlich wie vergiftet allerlei Bindung ( überhaupt irgendwelchen Verpflichtungen auf zwischenmenschlicher Ebene ) aus dem Weg geht. Und er ist alles andere als glücklich...

Da ich mich selbst eher zu den Depressiven zähle, muss ich mir jetzt überlegen, wie weit ich Individuation ev. unbewusst fürchte. Bewusst strebe ich es seit Ewigkeiten an. Mir gefiel vieles von Carl Gustav Jung, bei dem das Bedürfnis nach Individuation ja der Lebenssinn überhaupt ist.

Zu Deinem spannenden Satz Sehnsüchte waren unbewusst ein Mittel meines Systems, um Traurigkeit und die Tatsache des Alleinseins abzuwehren muss ich mir noch Gedanken machen. Verstehe ich Dich richtig, dass Du sagst, dass Du durch Deine gespürten Sehnsüchte ( grad auch als Kind) dem Gefühl des Alleinseins sozusagen Paroli bieten konntest ? Das würde dann für mich persönlich heissen, dass ich durch meine Sehnsüchte mir etwas Gutes tat..?

Kennt ihr die Musik von Mario Hené? Kommt mir grad in den Sinn


Zitat von Lina60:
Zu Deinem spannenden Satz Sehnsüchte waren unbewusst ein Mittel meines Systems, um Traurigkeit und die Tatsache des Alleinseins abzuwehren muss ich mir noch Gedanken machen. Verstehe ich Dich richtig, dass Du sagst, dass Du durch Deine gespürten Sehnsüchte ( grad auch als Kind) dem Gefühl des Alleinseins sozusagen Paroli bieten konntest ? Das würde dann für mich persönlich heissen, dass ich durch meine Sehnsüchte mir etwas Gutes tat..?

Ja, Sehnsüchte konnten das Alleinsein irgendwie ausgleichen bzw. es abwehren. Sehnsüchte haben immer beide Seiten, einerseits ist es ein quälendes und andererseits ein prickelndes Gefühl. Die psychologische Forschung hat meines Wissens aufgezeigt, dass Sehnsüchte ein legitimes Mittel sind, die Realität ein Stück weit zu transzendieren. Mir hat mal ein Thera gesagt, dass hinter der Sehnsucht eine Verletzung steckt. Heute würde ich das bejahen. Sehnsucht ist gut, bis das System bereit ist, die Verletzung zu verarbeiten.

Ich finde langsam aber sicher die Auflösung meiner paradoxen Frage. Ich kann mich glücklich schätzen, meinen eigenen Weg zu gehen. Jedes Wesen geht letztlich seinen ganz eigenen Weg und alle Wesen sind in diesem Punkt gleich.

Bei mir selbst ist genügend Selbstverbundenheit im Spiel, da muss ich gar nicht weiter graben. Nach einem Aha-Erlebnis, hab ich erkannt, dass ich täglich viele schöne Begegnungen habe im Leben, so dass ich mich echt glücklich schätzen kann.

Mir war gar nicht bewusst, wie viel Nähe existiert zwischen mir und den Mitmenschen. Aus dem isolierten Zustand meiner Kindheit heraus, hatte ich ziemlich Schwierigkeiten im Umgang mit Mitmenschen. Das sieht mittlerweile so komplett anders aus und ohne direkt angesprochen zu werden, weiss ich, dass mich Menschen mögen, gerne die Zeit mit mir verbringen.

Das was ist, hat so gar nix mit den ursprünglichen Sehnsüchten zu tun. Die Gegenwart ist so viel gewaltiger als meine 'hilflosen' Versuche, Bindungen herzustellen. Ich muss letztlich gar nix, wie es mein Motto aussagt. Ich kann der sein, der ich bin und habe dadurch sehr tiefe Verbindungen zu den Menschen, mit denen ich zu tun habe. Die Tiefe entsteht ohne Worte, es sind Gesten, ein Lächeln, ein witzige Bemerkung und allem unterliegt eine gewisse Leichtigkeit des Seins ohne oberflächlich zu sein.

Ich bin ein Beziehungs-Junkie und mag meine Mitmenschen, weil ich gelernt habe, mich selbst zu mögen. Ich verbringe mit allen eine gute Zeit, bin engagiert und cool....

Wenn das nicht Glück ist, was dann sonst!




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