Zitat von Oldie is Back !::D
@Christina
Eine Klinik ist nicht wie die andere Schade das Du dort so wenig Erfolg hattest.
Oh, dass wir uns da nicht missverstehen, ich hatte großen Erfolg dort, wurde als geheilt und symptomfrei entlassen, nur lag das weder an der Klinik, noch an deren Konzept. Und nach einer Psychoanalyse, ausufernd viel tiefenpsychologischer Therapie und reichlich VT kann ich das beurteilen...
Zitat von Oldie is Back !:Wenn man Therapie machen will muss man schon den Mund aufmachen in den Gruppen und um Einzelgespräche bitten. Wenn nicht- es kommt einem niemend hinterhergelaufen und bettelt einem helfen zu dürfen.
Hm, auf den Mund gefallen war ich noch nie... Ich schildere mal kurz den Ablauf dort: Die ersten zwei Wochen dienten der Anamneseerhebung (durch eine Praktikantin) und man durchlief Einsteigergruppen der Begleittherapien (Ergo- und Bewegungstherapie). Dann erst wurde der individuelle Therapieplan festgelegt - vom Oberarzt, nicht von einem selbst und auch nicht mit nennenswerter Mitsprache des Patienten. Manche Patienten kamen völlig verstört aus diesem Zweitsicht genannten Gespräch, bei dem man übrigens allein mindestens vier Vertretern des Therapeutenteams gegenüber saß. Die individuelle Therapie bestand aus maximal zwei Einzelgesprächen à 30 Minuten pro Woche - jedenfalls theoretisch, denn praktisch setzte eine Zeit ein, in der immer mindestens einer der Therapeuten Urlaub hatte, so dass die Einzelgesprächszeit auf 20 Minuten gekürzt wurde. Klar konnte man Nottermine zwischendurch bekommen, wenn man die Rasierklinge quasi schon an die Halsschlagader hielt. Nahm man an einer Kleingruppe teil, gab es sowieso nur noch ein Einzelgespräch à 20 Minuten pro Woche. Die Gruppen waren Pflicht, darunter zweimal pro Woche die große Stationsgruppe, in der sich nur sehr wenige Patienten trauten, den Mund aufzumachen. Ein Angstexpositionstraining gab es nicht, so etwas ist nunmal nicht Teil des psychodynamischen Konzepts. Blöd für diejenigen, die mit vollen Sälen - wie dem Speisesaal - ein Problem hatten oder auch mit der großen Stationsgruppe. Sie müssen aber... war nämlich dann die einzige therapeutische Intervention. Friss oder stirb - für eine extrem magersüchtige Patientin galt das wortwörtlich, die sollte ein Mindestgewicht erreichen und halten, ohne dass ihr irgendjemand geholfen hätte, ihr Essverhalten wenigstens ein bisschen zu verändern. Sie schaffte es nicht und flog raus, weil sie die Therapievoraussetzungen nicht erreichen konnte. Aber um sie zu erreichen, hätte sie Anleitung und Unterstützung gebraucht.
Und die meisten Angstpatienten brauchen ebenso ein Mindestmaß an Anleitung und Unterstützung, um sich der Angst aussetzen zu können. Sie brauchen wenigstens die sog. Psychoedukation - Erklärungen, was bei Angst im Körper passiert und dass man nicht in Lebensgefahr schwebt, und Erklärungen, wie man sich der Angst aussetzen kann, ohne die Angststörung durch fehlerhafte Konfrontation zu verschlimmern. Diese Erklärungen gehören bei tiefenpsychologischen Verfahren aber nicht zum Programm.
Zitat von Marie van Klant:Es kann nur besser werden...
Schön wär's, aber das stimmt leider nicht. Es kann immer zu Therapieschäden kommen, man sollte vorher ganz genau schauen, welche Art von Hilfe man erwartet und braucht und ob das Konzept der jeweiligen Klinik das leisten kann. Mitunter nutzt es gar nichts, sich einzubringen, wenn das therapeutische Konzept individuell nicht geeignet ist.
Liebe Grüße
Christina