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@Kosmos

Wer weiss schon, was für das Individuum die beste Therapie ist? Es gibt einfach zu viele Erkrankungen bzw. Störungen. Insgesamt sind in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht worden und doch ist nicht wirklich ein Ende in Sicht. Die Einbindung von transzendenten Inhalten gibt es seit C. G. Jung. Die kreativen Leute haben schon immer gesucht, man darf nur nicht der Illusion verfallen, den heiligen Gral gefunden zu haben.

Leben ist Veränderung, Bewegung aber auch Stillstand und Scheitern. Das Leben ist dual in Sinne von mit der Wirklichkeit klar kommen bzw. überleben aber auch transzendent, nicht mit Worten beschreibbar. Mir persönlich langt es, meine Lebensqualität stetig zu verbessern. Die Transzendenz kommt, wann sie kommen möchte, hab da keinen Einfluss. Es darf langsam vorwärts gehen, ich darf scheitern, ich kann das Leben auch mal geniessen, ich darf an etwas glauben, ich bin frei innerhalb der Kräfte auf dieser Welt, ... es gibt dieses Ich und es gibt dieses Nicht-Ich, beides bildet eine Einheit und doch scheitere ich, wenn ich es mit meinem Geist verstehen will. So what!

Zitat von MaKaZen:
@Kosmos Wer weiss schon, was für das Individuum die beste Therapie ist? Es gibt einfach zu viele Erkrankungen bzw. Störungen. Insgesamt sind in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht worden und doch ist nicht wirklich ein Ende in Sicht. Die Einbindung von transzendenten Inhalten gibt es seit C. G. Jung. ...

Ich habe Deinen Eintrag gelesen und zuerst war ich erst mal ein bisschen unsicher, weil es etwas fremde Materie für mich ist. Ich bin den psychodynamischen Lehren - mit einer Ausnahme - konsequent ferngeblieben, nachdem ich gesehen habe, mit welcher schlimmen Bilanz die Patienten dort nach einer jahrlangen Therapie rausgegangen sind.

Aber das muss man nicht diskutieren. Das darf jeder selbst entscheiden.

Und dann bin ich an dem Stichwort Selbstoptimierung hängen geblieben.

Wenn man an sich selbst feilen tut, weil andere es einem abverlangen und weil es noch gekoppelt ist an die Zuschreibung, man wäre nicht ok, dann kann ich mir das auch nur als einen sehr unmenschlichen Druck vorstellen.

So habe ich es aber eigentlich nie gesehen oder verstanden.

Das ist wie es in der Schule ist:
Die einen Kinder empfinden es so, als ob sie für die Schule, für den Lehrer, für die Eltern lernen müssten, als Zwang.
Und die andere Kinder lernen gerne, aus Freude am Fortschritt, aus Interesse an der Sache, sie lernen für sich selbst und empfinden die Schule oder allgemein Anleitung als Einladung.

Die einen sehen es als Angriff auf sich und die anderen sehen es als Angebot für sich.

Selbstoptimierung ist etwas, was ich für mich anstrebe, weil ich mich mag und weil ich für mich was tun möchte. Wenn man Selbstoptimierung macht, weil man sich selbst ablehnt und es macht, weil andere einen deswegen nerven, dann würde es mir auch keinen Spaß mehr machen. Das wäre auch nicht sehr erfolgreich.

Ich glaube, man muss schon sehr trennen, welcher Mensch etwas sagt. Die sind nicht alle gleich. Obwohl ich ganz viel miese Sachen erlebt habe, hatte ich doch auch viele Menschen, die mir - vielleicht auch zu spät in meinem Leben - klar gesagt haben, dass ich ok bin bzw. habe ich es mir selbst auch gesagt. Ich war schon als Kind so schlau, dass ich das, was um mich herum passiert ist, richtig einschätzen konnte. Es wird ja immer behauptet, dass Kinder das nicht könnten. Das stimmt nicht. Es wird auch behauptet, dass alle Kinder ihre Eltern lieben würden. Das stimmt definitiv nicht. Ich habe meinen Vater verabscheut und gehasst und bis zum heutigen Tag habe ich ihn keine Sekunde vermisst oder einen Vater vermisst oder den Wunsch gehabt, dass er mich lieb hätte oder irgendwas. Er hatte sein Leben lang ein Kinderbild von mir in der Brieftasche. Da darf man nicht deswegen gefühlsdusselig werden. Er war ein .... und hat kein einziges Kind verdient. und Bildchen in der Brieftasche rumtragen macht nichts ungeschehen.

Ich frage mich jeden Tag, warum die einen Kinder das schaffen und innerlich auf Abstand zu solchen Eltern zu gehen und warum andere sich daran festbeißen, von jemandem Liebe zu kriegen, der die nie gegeben hat und sie auch nie geben wird. Ich habe mich auch mit vielem einfach abgefunden. Das hat das Leben so viel einfacher gemacht.

Ich mach' Dir keinen Druck. Von mir aus kannst Du Dich so entwickeln oder ruhen und bleiben, wie Du bist. Ich glaube, wir sind uns soweit einig, dass wir beide denken, dass ein zu viel und zu lange an Druck - und vor allem schädlichen Druck - jeden Menschen schädigen würde und dass er sich auf keinen Fall damit wohl fühlen könnte. Und ein starkes Unwohlfühlen hemmt einfach unsere Leistungsbereitschaft, unsere Leistungsfähigkeit, macht uns krank und auch sozial unverträglich. Davon haben wir ja alle dann nur eine negative Lebensqualität. Deswegen gebe ich Dir recht, das alles muss im Sinne des Anwenders gut sein und nicht nur im Sinne des Erfinders. Ich sehe es auch so, dass man psychologische Fortschritte fördern muss und nicht so sehr fordern.

Mir geht es auch darum, wer mir den besten und einfachsten und schönsten Weg dorthin anbietet. Insofern bin ich doch eher jemand, der eine Optimierung von Therapeuten als wichtig ansieht.

Ich kann da aber auch schlecht mitreden. Ich hatte keine Eltern, die mir Druck gemacht haben. Bei mir stand keiner hintendran und hat mich gegängelt oder hat mir mein Zeugnis um die Ohren gehauen oder so Zeug. Wir mussten sehr früh allein klarkommen, selbstständig sein. Als mein Bruder in der 5. Klasse in eine neue Schule kam, hatte er neue Klassenkameraden. Mit denen traf er sich ab und an und jeder erzählte, er müsse da und da zu Hause sein. Also fragte mein Bruder eines Tages zu Hause, wann er wieder zu Hause sein müsste. Meine Oma war so perplex, dass sie gesagt hat: Das ist doch mir egal! Wenn Du gar nicht mehr heimkommst, ist es mir auch gleich!. So, wenn man so aufwächst, dann ist man die Freiheit von sehr früher Kindheit an gewöhnt. Man hat gelernt, auf sich selbst aufzupassen. Und das, was man nicht richtig gemacht hat, das hat einen eingeholt. Also hat man irgendwann verstanden, dass man nicht für die anderen lernt, sondern für sich selbst.

Das muss man halt schon sehen, dass die biografischen Hintergründe sehr verschieden sein können. Wenn man keine Helikopter-Eltern hatte, dann ist man den Umgang mit der Freiheit gewohnt. Manche Menschen müssen den erst kennenlernen. Für die ist das neu, dass sie alles selbst entscheiden dürfen. Für andere ist genau dieses Alles-alleine-machen-müssen die Bürde der Kindheit und Jugend gewesen. Insofern hast Du durchaus recht. Jede Therapie ist und muss individuell gemacht werden. Angebote im Sinne von Digital-Kursen versagen da kläglich. Das kann eine sinnvolle Unterstützung sein, ein Beiwerk, aber eine richtige Therapie wird es nicht ersetzen können. Das sehe ich jede Woche, wie sehr das dann ins Detail geht und wie präzise ein Traumatherapeut seine Intervention anpassen muss.

A


Sammelthread Kontemplationen für individuelle Probleme

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Zitat von MaKaZen:
Gut möglich, dass ältere Mensch die Tendenz haben, sich gegenüber der Welt zu verschliessen, haben schliesslich schon viel Negatives erlebt.


Den Eindruck habe ich jetzt nicht unbedingt... ich erlebe ältere Menschen sehr oft als überaus offen

Dem Rest stimme ich aber gerne zu

Ich persönlich würde mich auch als jung bezeichnen, obwohl die Zahl es nun nicht mehr wirklich darstellt... aber was ist schon ne Zahl

Definition

Was wäre ich ohne Worte?
Wo wäre ich ohne das Erblickte?
Wo begönne ich ohne den Körperkontakt?

Wo wäre die Grenze zwischen gut und schlecht ohne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Denken?

Sind wir nicht pure Unterscheidung?
Und bedingt diese nicht die Angst?

Zitat von moo:
Was wäre ich ohne Worte?

Ich wäre pures Gewahrsein!
Zitat von moo:
Wo wäre ich ohne das Erblickte?

Der Blick richtet sich dabei nach Innen!
Zitat von moo:
Wo begönne ich ohne den Körperkontakt?

Da wären pure Emotionen!
Zitat von moo:
Wo wäre die Grenze zwischen gut und schlecht ohne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Denken?

In der Non-Dualität verschmelzen die Gegensätze und da wäre reines Mitgefühl!

Zitat von moo:
Sind wir nicht pure Unterscheidung?

Ich bin Unterscheidung und grenzenlos.
Zitat von moo:
Und bedingt diese nicht die Angst?

In der Angst drin, bin ich nicht bei mir und es ist ein starkes Signal. Angst mit Non-Dualität zu transzendieren, halte ich für verkehrt. Sie kommt auf jeden Fall zurück, bis wir das Signal verstanden und das Thema integriert haben. In meinen spirituellen Phasen kannte ich absolut keine Angst. Nur die Realität hat mich umso härter eingeholt. Keine Angst zu haben, ist der Vorbote der 'Hölle'.

SEIN

Wer bin ich, ohne mich mit andern zu vergleichen?
Was tue ich, ohne mich mit andern zu messen?
Was nehme ich wahr, ohne beim andern hinzuschauen?
Was fühle ich, ohne mich beim andern zu verlieren?

Ich bin der, der ich bin
und tue, was ich tue.
Ich nehme wahr, was ist
und fühle, was ich empfinde.

Es ist ein einfaches und doch komplexes Leben.
Es macht Sinn, obwohl ich den Sinn dahinter nicht begreife.
Ich verfolge meinen Weg und weiss, dass ich nie ankommen werde.
Es ist ein gutes Leben, auch wenn die Unvollkommenheit riesig ist.

Der Terror undefinierten Seins

Wenn wir die Natur des Erlebens irgendeines Phänomens erforschen, bemerken wir vielleicht, wenn das Gefühl der Identität erscheint – ein „Ich“, das sich fürchtet, ein „Ich“, das verliebt ist, ein „Ich“, das ein Problem zu lösen hat – etwas im Herzen „mag“ dieses Gefühl. Selbst bei einem unangenehmen Zustand wie etwa Ärger oder Furcht ist das Gefühl von „Ich bin“, das Gefühl eines definierten Seins, etwas das der Geist erfasst und genießt. Ein Gefühl tiefer Befriedigung taucht auf, selbst wenn das Erlebnis äußerlich angeblich „unerwünscht“ ist, wie etwa ein Problem, eine Schwierigkeit oder ein Kampf. Etwas im Herzen sagt, „Puh! Nun habe ich etwas, um zu sein!“

Sei es nun in Bezug auf Sinnesvergnügen, Aufregung, Aversion, Empörung, Furcht, Zweifel oder Verwirrung: Der Geist arbeitet auf die gleiche Weise. Es mag sein, dass wir dadurch einen Nervenkitzel bekommen, indem wir eine Regelverletzung begehen und etwas tun, was wir nicht tun sollten. Es mag sein, dass wir uns am lebendigsten fühlen, wenn wir Angst davor haben, geschnappt zu werden oder wenn wir auf jemanden wütend sind oder wenn wir uns im Zustand der Eifersucht befinden oder einfach nur wenn wir uns beschweren. Oberflächlich betrachtet mögen diese Zustände als wenig ansprechend erscheinen – wer möchte sich schon so fühlen? – aber Tatsache ist, dass dies keine ungewöhnlichen Erfahrungen sind.

Einige Leute machen es zu ihrem Beruf (oder zumindest zu einem Lebensstil), Fehler bei anderen zu finden, sich über Ungerechtigkeit aufzuregen oder sich selbst dafür zu hassen, dass sie einen unverzeihlichen Fehler begangen haben, oder sie streben nach Rache für ein empfundenes Unrecht.

Der Geist versucht einen Weg zu finden, um das Gefühl dieses definierten Daseins aufrecht zu erhalten, zu füttern oder zu wiederholen. Ihr mögt euch fragen: „Warum gerate ich immer wieder in Streit?“ oder „Warum finde ich immer wieder Dinge, um die ich mich sorge?“ Von den Betrachtungen meines eigenen Geistes her würde ich sagen, es liegt an dieser Ansicht von definiertem Dasein. Die Menschen kämpfen und beklagen sich oft gewohnheitsmäßig, weil sie sich am lebendigsten fühlen, wenn sie anderen etwas rein drücken können. Sie halten nach Streit Ausschau, nur damit sie den Nervenkitzel aufrechterhalten können. Wir bringen uns vielleicht ständig in bestimmte Situationen, weil wir uns da am lebendigsten fühlen.

Hier ein Beispiel, das euch vielleicht vertraut ist: Ihr seid eingebunden in irgendeine Aufgabe und wenn ihr sie schließlich vollendet, gibt es einen Moment der Entspannung. Ihr lasst euch auf´s Sofa fallen und sagt: „Gott sei Dank ist das erledigt!“ Aber nach ein paar Sekunden taucht eine tiefe Unruhe auf und ihr beginnt nach etwas Neuem zu suchen, das ihr tun könnt oder womit ihr Jemand neu sein könnt oder nach etwas, um in Bezug dazu zu existieren. Ihr erkennt dann, dass ihr andere Probleme oder Aufgaben in Angriffe zu nehmen habt – „Genau, ich muss zehn E-mails beantworten“ oder „Ich habe diesen Rechtsstreit mit meinen Nachbarn!“ – und es erscheint ein irgendwie bizarres Gefühl der Erleichterung. Die „Freuden-Chemikalie“ wird im Gehirn freigesetzt. „Ah! Phantastisch! Ich habe ein Problem. Ich habe eine andere echte Sache, um die ich mir Sorgen machen kann – es gibt ein Ich und eine Sache, die ich angehen kann. Puh!“ Wenn wir genau hinsehen, entdecken wir vielleicht, dass ein undefiniertes Dasein das ist, was uns Angst einjagt. Wir haben das Gefühl, etwas sein zu müssen.

Bezüglich des Wunsches nach diesem Gefühl von definiertem Dasein gilt: je unbefriedigender das Ziel, desto besser. Eine Liebe, die niemals erwidert werden kann, etwas Zerbrochenes, das niemals mehr repariert werden kann, ein Ziel, das immer außer Reichweite ist – das sind Erfahrungen, von denen wir wirklich besessen sein können. Wir empfinden eine perverse Erleichterung darin, weil wir so garantiert immer ein unerreichbares Ziel haben. Dieses Ziel zu haben ist genug, um uns zu definieren, und wenn es unerreichbar ist, werden wir nie von diesem gähnenden Abgrund des „Na und?“ verraten. Wie Marilyn Monroe in Blondinen bevorzugt sang, „Wenn du kriegst was du willst, willst du es nicht mehr. / Gäb ich dir den Mond, würde er dich bald langweilen.“

Ich habe es für mich sehr interessant und befreiend gefunden, meine verschiedenen Obsessionen und Ängste zu betrachten. Ich habe enorme Zeit meines Lebens damit verbracht, mir Sorgen zu machen. Ich war ein Weltklasse-Sorgen-Macher. Es war so normal für mich, dass ich es nicht einmal bemerkte, dass ich es tat. Ich bemerkte erst später, dass besorgt zu sein etwas war, das ich tat, um mich so zu fühlen, als wäre ich jemand, und dass ein besorgtes „Ich“ wesentlich erstrebenswerter war als ein undefiniertes „Ich“. Das war eine große Offenbarung.

Untersucht also euren Geist, das Feld des Erlebens – die Dinge, die ihr fürchtet, die Dinge, die ihr hasst, die Dinge, die ihr liebt und die Dinge, von denen ihr glaubt, sie zu sein. Prüft euren Geist, um zu sehen, ob das, was ich sage, überhaupt eine Gültigkeit hat oder nicht. Bemerkt den Effekt dieser Untersuchung; was ist der Wert dieser Erforschung? Wie verändert sie die Art, mit der sich der Geist zu Klängen, Anblicken, Geschmäckern, Ideen, Ängsten, Visionen, Beses-senheiten, unerwiderter Liebe, unverzeihlichen Fehlern in Beziehung setzt?

Vielleicht gibt es eine besondere Obsession, die für euch wertvoll ist, aber wenn das Festhalten daran nachlässt, wird das Herz stattdessen inspiriert, sich an dieser undefinierten Qualität zu erfreuen. Mit dieser Entspannung sagt das Herz, „Oh! Was für eine Erleichterung!“ Lasst diese Veränderung im Herzen zu. Seht, was es für einen Unterschied macht, weil diese Art von Raum gebender Erleichterung sich völlig von der oberflächlichen Befriedigung unterscheidet, die mit dem Anklammern an irgendein definiertes Gefühl von Sein verbunden ist. Es ist die tiefgründige Erleichterung des Herzens, das frei von Ergreifen ist, frei von der Identifikation mit irgendetwas – natürlich, grenzenlos, selbstlos, hell, (viññānaṁ anidassanaṁ anantaṁ sabbatopabhaṁ). Ihr werdet vielleicht entdecken, dass in einem Herzen, welches frei von solchen Besessenheiten und frei von Selbst-Ansicht ist, die Welt deutlich weiter ist.

Zitat aus dem Buch Auf den Geist kommt´s an - Ajahn Amaro - deutsche Übersetzung 2022 -
Quelle: https://amaravati.org/dhamma-books/auf-...kommts-an/
(Kursiv- u. Fettdruck von mir)

Zitat:
Obsession bedeutet umgangssprachlich eine emotional sehr starke Begeisterung für ein bestimmtes Thema, Hobby, eine Arbeit oder Aktion. Es kann sich auch um eine fixe Idee handeln, die 'zwanghaft' verfolgt wird.


Zitat:
Depression ist eine anhaltend gedrückte Stimmung, eine Hemmung von Antrieb und Denken, Interessenverlust sowie vielfältige körperliche Symptome, die von Schlaflosigkeit über Appetitstörungen bis hin zu Schmerzzuständen reichen.


Ich stelle die beiden Begriffe einfach mal so als ein Gegensatzpaar hin. Das Leben verläuft zwischen diesen beiden Polen: Starke Obsessionen im Wechsel mit depressiven Phasen und Erschöpfungen. Bei mir was das noch nie anders, ein fortwährendes Auf und Ab des bewussten Seins. In der hypomanischen Phase gibt es kein Innehalten, es ist purer Antrieb. Unmöglich daran etwas zu ändern. Erst die anschliessende Erschöpfung zeigt auf, dass ich über die eigenen Verhältnisse gelebt habe.

Über die Jahre pendelt sich das ein, die Ausschläge werden kleiner und doch bleibt da diese Spannung zwischen den beiden Polen. In einer eher energielosen Phase kann die Obsession durchaus helfen, wieder mehr Lebensenergie zu entwickeln. In einer eher manischen Phase kann es helfen, von gewissen Vorstellungen abzulassen oder sie gar aufzugeben.

Zitat von moo:
Vielleicht gibt es eine besondere Obsession, die für euch wertvoll ist, aber wenn das Festhalten daran nachlässt, wird das Herz stattdessen inspiriert, sich an dieser undefinierten Qualität zu erfreuen.


Die Idee, das Festhalten aufzugeben, ist selbst einer Obsession, einfach verkehrt rum. Das Leben ist für mich ein immerwährende Wechsel von Seins-Zuständen: Manchmal bin ich stark motiviert und dann wieder mehr so antriebslos. Ich fühle mich eine gewisse Zeit lang gut und eine gewisse Zeit später schlecht. Ich bin manchmal zuversichtlich und dann wieder entmutigt. Ich träume manchmal von schönen Dingen und denke eine gewisse Zeit später sehr realistisch. etc.

Nichts ist so sicher, wie der Wandel. Es geht insgesamt doch mehr darum, mit diesem Wandel mit zu gehen, sei es als Beobachter oder als Handelnder. Dort wo etwas zur Sucht geworden ist, kommt die Zeit, es loszulassen. Dafür wird ein neues Objekt der Begierde erkoren.

Zitat von MaKaZen:
Die Idee, das Festhalten aufzugeben, ist selbst einer Obsession, einfach verkehrt rum.

Hier war vom Nachlassen des Festhaltens die Rede, nicht von einer Idee des Aufgebens. Letzteres ist ein Produkt der Ego-Illusion.

Deine Energie-Theorie ist mir sympathisch, aber im Dhamma geht es um noch Grundsätzlicheres - oder vielleicht mag man es Grundloseres nennen...

Entwöhnung

Ein wirksamer Paradigmenwechsel erfolgt durch bewusstes Erleben einer neuen Freiheit durch das Ablegen unbewusster Gewöhnung.

Erläuternde Kontemplation hierzu:

Das, was wir oft fälschlicherweise als unser Wesen bzw. unseren Charakter ansehen, kann man auch - rein als Arbeitshypothese - als unbewusste Gewöhnung bezeichnen.

Wir sagen z. B.: Ich mag gerne Cappuccino mit einem leckeren Croissant.

Aber diese Aussage ist weniger eine objektive Realität als eine von Ursachen bedingte Behauptung. Denn mitnichten kamen wir als Cappu-und-Croissant-Liebhaber zur Welt. Vielmehr hat es sich so ergeben, eingeschlichen, etabliert und verfestigt.

Diese Neigung ist Teil der Ich-Illusion: ohne diese Neigung, wäre ich ein Anderer bzw. anders. Bei genauer Draufschau kann man erkennen, dass wir (also das mentale Ich-Erleben) im Grunde eigentlich ausschließlich aus derlei Hin-Neigungen und Ab-Neigungen bestehen.

Erst wenn man diese buchstäbliche Neigung durch bewusstes Erleben versteht, kann der eigentlich heilsame Schritt, nämlich der Paradigmenwechsel, in Angriff genommen werden. Dieser besteht aus drei Aspekten, die idealerweise gleichzeitig zu praktizieren sind:

1. Die Erwägung, dass unbewusste Gewöhnungen (siehe oben) durchaus unheilsame Auswirkungen (inkl. mentaler und körperlicher Krankheit) zeitigen können und diese deshalb - wenn auch nur für einen vorerst begrenzten Zeitraum - abgelegt werden sollten.

2. Die Unterlassung der durch die Gewöhnung bedingten Tätigkeiten (Zwänge, Konsum, Rituale, Ernährung, Suchtmittel).

3. Das bewusste Erleben der durch das Wegfallen der gewohnten Tätigkeiten resultierenden Freiheit.

Punkt Nr. 3 ist jedoch kein Selbstläufer. Zu Beginn des Unterlassens werden die unvermeidlichen Entwöhnungserscheinungen deutlich. So schmerzhaft sie sich anfangs in den Vordergrund drängen, so wichtig ist es, die eingangs genannte Einsicht daneben zu stellen! Wenn dies nicht geschieht, wird das Weglassen als ein Verlust (= eigentlich ein Ego-Verlust!) erlebt. Genau hier muss der Paradigmenwechsel einsetzen, wachsen und sich mit der Zeit etablieren.

Wer dies auch nur bei einer einzigen Angelegenheit vollständig vollzieht, kann es

a) als Blaupause für weitere unheilsame Gewohnheiten und

b) als Grundlage für ein allgemeines, höheres Verständnis der Ego-Bildung verwenden.

Bestenfalls durchblickt man nach und nach, wie letztere abläuft und stellt in der Folge sein Ich-Verständnis generell in Frage.

Das Ich-Erleben zu hinterfragen kann ohne solch einen praktizierten Paradigmenwechsel - nachvollziehbarerweise - als Gefahr und deshalb als prinzipiell abwegig empfunden werden. Wer das geschilderte Procedere auslässt und mit dem Fazit, also dem Rat, sich und seine Gewohnheiten zu hinterfragen konfrontiert wird, mag spontan darauf antworten: Dann habe ich ja gar keine Freude mehr am Leben! bzw. Warum sollte ich mich denn in Frage stellen - ich habe ja letztlich nur mich!.

Wer jedoch auch nur einmal bewusst diesen Perspektivenwechsel durchlaufen hat, erkennt die Unangemessenheit dieser Reaktion. Es müsste eigentlich heißen: Dann verliere ich ja einen Teil der Ego-Illusion!.

Lieber einer gewohnten Illusion zu unterliegen statt einer ungewohnten Freiheit ausgesetzt zu sein, gehört zum Wirkmechanismus der Illusion selbst. Nicht umsonst beinhalten beide Adjektive das Verb wohnen...

Freiheit wohnt nicht, sie entwöhnt.

Oder auch: Entwöhnung befreit.

Rechte Rede - Aufrichtigkeit

1. Lügen

Sich mit Rechter Rede (im nicht-politischen Sinne) zu beschäftigen, kann äußerst erhellend sein. Im Vordergrund auch einiger Religionen steht diesbezüglich z. B. das Gebot Du sollst nicht lügen - eine negative Formulierung, die wohl den meisten von uns vertraut ist. Positiv ausgedrückt, werden wir dazu angehalten, die Wahrheit zu sagen.

Allein schon diese erste und augenscheinlichste Bedeutung der Rechten Rede verdient eine nähere Betrachtung. Um die Wahrheit sagen zu können, muss man diese erst mal kennen und überprüft haben! Wie oft können wir uns sicher sein, dass es sich bei unserer Wahrheit um eine objektive Wahrheit, eine Realität handelt? Im Grunde ist alles, was ich aus zweiter oder dritter Hand erfahre für mich nicht validierbar. Trotzdem posaunen wir täglich - weitestgehend gedankenlos - jede Menge Tatsachen in die Welt, derer Stichhaltigkeit wir uns, ehrlich bedacht, gar nicht versichert haben.

Die gesellschaftlichen Folgen dieser Unbedachtheit sind unübersehbar. Doch was man vielleicht nur selten dabei bedenkt, sind die Folgen für unseren Geist, unser Erleben: wer regelmäßig mit nur vermeintlichen Wahrheiten denkt, spricht und darauf aufbauend handelt, bewegt sich letztlich auf unsicherem Terrain.

Man mag nun einwerfen, dass man dann ja eigentlich streng genommen überhaupt nichts mehr sagen dürfte, wenn man dieses Prinzip konsequent zu Ende denkt. Und ja - nicht umsonst hat sich bewusstes Enthalten jeglicher Rede schon oft als heilsam herausgestellt.

Als Fazit zur Kontemplation möchte ich anbieten, dass es schon ein wesentlicher Schritt ist, sich öfters am Tag darüber Gedanken zu machen, ob man was zu wem sagt und vielleicht auch noch - nicht ganz unwichtig - warum?

2. Hintertragen

Das Hintertragen, also hinter dem Rücken Anderer über diese herzuziehen ist ein weit verbreitetes Phänomen. So weit verbreitet, dass man meinen könnte, es wäre tief verwurzelt in unserer Gesellschaft. Wie bei der Lüge liegen die Folgen für das soziale Umfeld aller Beteiligten auf der Hand. Doch der Antrieb es immer und immer wieder zu tun, soll nun beleuchtet werden.

Wer hinterträgt, zeigt sich nicht demjenigen, um den es geht. Man handelt buchstäblich aus dem Hinterhalt heraus. Die Bandbreite von eher spaßig gemeinter Verunglimpfung bis hin zum absichtlichen Rufmord gibt eine Vorstellung, was damit erreicht werden kann ohne sich direkt mit dem Bezichtigten zu konfrontieren. Hinzu kommt, dass der Adressat indirekt dazu aufgefordert wird, seinerseits ins dasselbe Horn zu blasen. Und drittens wird unsere subjektive Beziehung zu dem Bezichtigten zwangsläufig immer mehr vergiftet.

Einen unheilsamen Höhepunkt des Hintertragens bildet der gleichzeitige Vollzug bei mehreren Personen mit dem Ziel, diese zu entzweien, also Konflikte oder gar Streit unter ihnen zu stiften. Meist geschieht dies nicht zuletzt deswegen, um sich selber einen wie auch immer gearteten (vermeintlichen!) Vorteil zu schaffen.

Fazit zur Kontemplation: Welche Absichten hege ich, wenn ich über andere Personen spreche? Wie würde ich mich fühlen, wenn man so über mich sprechen würde, wie ich über andere spreche?

Kontemplation für Fortgeschrittene : Warum denke ich wie über welche Personen? Wie würde ich mich fühlen, wenn man so über mich denken würde?

3. Grobe Rede

Deftige Ausdrucksweisen begleiten nicht nur Lügen und Hintertragungen, sie stehen auch für sich allein. Als Grobe Rede sollten nicht nur ganz offensichtliche Beschimpfungen oder Flüche, sondern auch weitaus subtilere Formen unseres verbalen Ausdrucks verstanden werden. Die passive Aggression wäre hier einzuordnen, ebenso ein eher verhöhnendes Lob oder eine - im Endeffekt bösgemeinte - Liebenswürdigkeit, die man absichtlich nicht vollständig als eine solche tarnt.

All diese Sprechweisen sind dazu geeignet, die Stimmung insgesamt aufzuheizen, aufzuladen und führen mit der Zeit in die verbale Gosse. Denn auch hier provoziert man beim Gegenüber entsprechende Worte. Man verroht sich und andere.

Fazit zur Kontemplation: Warum wähle ich - bewusst oder unbewusst - immer wieder grobe Worte die mein Gegenüber verletzen? Möchte ich etwa so angesprochen werden? Wo liegen etwaige tiefere Gründe für die Verwendung unschöner Worte?

4. Seichte Rede (Geschwätz)

Nicht mit Small Talk zu verwechseln, das ja im Grunde ein generell einvernehmliches Verhältnis zum sozialen Umfeld fördern soll. Mit seichter Rede ist vielmehr das eher gedankenlose Getratsche gemeint das sich um Gott und die Welt dreht, meist auch auf der Grundlage eher emotionaler Hinwendung statt auf sachkundiger Expertise .

Auf den ersten Blick erscheint die seichte Rede eher als unbedenklich doch auch hier werden bei genauer Überlegung Gefahren sichtbar. Nicht selten führt sie nämlich zu den vorgenannten Formen der unrechten Rede. Zudem neigt man durch allzu maßloses Gerede dazu, den Inhalten weniger Beachtung und Wert beizumessen als der Fülle des Gesprochenen.

Fazit zur Kontemplation: Kann es sein, dass ich mich manchmal durch seichtes Gerede unter Wert verkaufe? Habe ich ein Problem damit, einfach mal nichts zu sagen? Falls ja, warum?

Zusammenfassung:

Nicht umsonst steht dem Titel Rechte Rede die Aufrichtigkeit zur Seite. Wer bei den o. g. kurzen Ausführungen vielleicht eine Ahnung davon bekommt, was Rede generell mit dem Geist macht bzw. was der Geist mit der Rede macht, der dürfte sich an das Wort Jesu erinnern: Nicht das, was in Dich hineinkommt, kann Dich verunreinigen, sondern das, was aus Dir herauskommt! (frei zitiert).

Im ursprünglichen Lehrgebäude des Buddha wird die Rechte Rede als ein wichtiger Aspekt des Achtgliedrigen Heilsweges genannt, der insbesondere für Haushälter (= Nicht-Ordinierte) oft eine enorme Herausforderung darstellt. Gerade deshalb bietet er für uns ein ebenso mächtiges Potenzial zur Klärung unseres Geistes und somit unseres Erlebens.

Zitat von moo:
Das Hintertragen, also hinter dem Rücken Anderer über diese herzuziehen ist ein weit verbreitetes Phänomen.

Gehe ich recht in der Annahme, @moo, daß Du hiermit das Tratschen meinst?
Nach meiner Wahrnehmung macht Tratschen ähnlich wie Jammern gesellig. Es hat leider sehr viel Verbindendes. Ich kann das regelmäßig auf der Arbeit beobachten.
Das Sichbeklagen über nicht anwesende Kollegen macht einen Großteil der Kommunikation aus. Es schafft Allianzen, stärkt Beziehungen und ist der sicherste Weg um dazu zu gehören.
Wer sich dem entzieht, wird kritisch beäugt und schnell zum Aussenseiter.

Ich vermute, daß Tratschen eine wichtige Funktion im Ableiten von Aggressionen hat. Man nimmt sich selber aus der Schußlinie und sucht sich dabei Verbündete. Die Hingabe mit der speziell Kolleginnen sich dieser Unart widmen, kann man nur als leidenschaftlich bezeichnen.
Sicher führt die Spur bis zurück in die Tierwelt. Das gemeinsame Hassen auf Greifvögel bei Krähen etwa stabilisiert die Gruppe.
Und jeder Aquarianer, der Buntbarsche züchtet, tut gut daran, den Fischen ein Feindbild zu bieten, etwa durch robuste Welse etc, damit die Aggressionen der Elterntiere sich nicht gegeneinander richten.

Umso mehr beeindrucken mich Menschen, die sich dieser Masche widersetzen. Aber ich mußte auch lernen , daß nicht jeder aus dieser Gruppe deshalb unbedingt milder über seine Mitmenschen denkt. Durchaus möglich, daß sie gegen jeden einen Pfeil im Köcher haben.

Sie teilen dies nur nicht mit anderen.

Zitat von Chingachgook:
Gehe ich recht in der Annahme, daß Du hiermit das Tratschen meinst?

Ja, kommt hin. Jedoch denke ich, dass das Tratschen weitestgehend unbewusst, nahezu automatisch abläuft. Und natürlich liefert es - zumindest oberflächlich betrachtet - die verbindenden Effekte. Ihren offensichtlichen (und hörbaren) Peak bilden z. B. die launigen Schmähgesänge in unseren Fußballstadien. In der Regel würden wir derlei Parolen niemanden Face to Face auf´m Klo entgegenhalten.

Zitat von Chingachgook:
Wer sich dem entzieht, wird kritisch beäugt und schnell zum Aussenseiter.

Schon, das mag auf den ersten Blick stimmen. Aber genauer betrachtet ist die vermeintliche Zusammengehörigkeit mitunter teuer erkauft; wissen wir doch insgeheim, dass ggfs. über uns selbst ebenso getratscht wird, sobald wir den Raum verlassen... Wir sind also im Grunde eine übereinander lästernde Gemeinschaft.

Das kann man mitmachen und gut finden. Man kann sich aber auch fragen, was damit langfristig aus uns wird.

Zitat von Chingachgook:
Ich vermute, daß Tratschen eine wichtige Funktion im Ableiten von Aggressionen hat.

Definitiv. Aber nicht unerheblich schafft es verlässlich gut gedüngten Boden für neuerliche Aggressionen.

Zitat von Chingachgook:
Man nimmt sich selber aus der Schußlinie und sucht sich dabei Verbündete. Die Hingabe mit der speziell Kolleginnen sich dieser Unart widmen, kann man nur als leidenschaftlich bezeichnen.

Auch das kenne ich nur zu gut. Die von Dir geschilderte Funktion ist unbestreitbar, aber sind wir ehrlich - will jemand eine wirklich Veränderung in seinem Erleben herbeiführen, indem er stets dasselbe wiederholt?

Zitat von Chingachgook:
Das gemeinsame Hassen auf Greifvögel bei Krähen etwa stabilisiert die Gruppe.

Wobei wir beide wieder bei unserem Feinbild-Thema wären...

Zitat von Chingachgook:
Umso mehr beeindrucken mich Menschen, die sich dieser Masche widersetzen. Aber ich mußte auch lernen , daß nicht jeder aus dieser Gruppe deshalb unbedingt milder über seine Mitmenschen denkt. Durchaus möglich, daß sie gegen jeden einen Pfeil im Köcher haben.

Ebenso richtig und ein wichtiger Einwurf! Mir ging es vorwiegend darum, was es mit unserem subjektiven Erleben macht, wenn wir selber unaufrichtig sind. Nur weil man schweigt, ist man noch lange nicht aufrichtig.

Wie gesagt - Kontemplation sollte man für sich betreiben, nicht als objektive Draufsicht auf das Sozialverhalten.

PS Danke für den Doppelpass

Bewertung und Ego

Geistige Bewertungen stellen die Grundnahrung für das Ich-Erleben (Ego) dar. Und gleichzeitig bedarf es eines Egos, um Bewertungen vorzunehmen.

Da sich dieses Wechselspiel ununterbrochen gegenseitig erhält, ist die Vorstellung, bewertungsfrei zu leben für das Ego undenkbar - es bangt um seine Existenz. Der Versuch, Bewertungen einfach wegzulassen ist ähnlich sinnlos wie die Aufforderung an eine an der Zimmerdecke laufenden Ameise, einfach loszulassen.

Die Bewertung liefert ununterbrochen das Gefühl von Kontrolle aber eben auch das Gefühl der Notwendigkeit der Kontrolle.

Zitat von moo:
Die Bewertung liefert ununterbrochen das Gefühl von Kontrolle aber eben auch das Gefühl der Notwendigkeit der Kontrolle.

Also ich würde sagen, dass die Bewertung das Gefühl der Notwendigkeit der Kontrolle und somit auch die Angst vor Verlust der Kontrolle liefert.

Also eigentlich eher das Gegenteil von einem Gefühl, dass man Kontrolle hat. Ohne Bewertungen braucht es keine Kontrolle und mit Bewertungen ist immer die Gefahr, dass einem die Kontrolle entgleitet, dass es sich nicht nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen gestaltet.

@hereingeschneit Ja, ich glaube Dein Augenmerk auf das Notwendigkeitsgefühl ist hervorzuheben und natürlich auch die daraus resultierende Kontrollverlustangst.

Vielleicht hätte ich anstelle des Gefühls von Kontrolle besser schreiben sollen: Definition von Kontrolle oder Glaube, dass Kontrolle überhaupt möglich ist. Denn um etwas als notwendig zu erachten, sollte das Notwendige erst mal definiert sein!?

Und hier kommt m. E. wieder das Ego und seine Wechselwirkung mit der Idee Kontrolle ins Spiel:

Zitat von hereingeschneit:
Also eigentlich eher das Gegenteil von einem Gefühl, dass man Kontrolle hat. Ohne Bewertungen braucht es keine Kontrolle und mit Bewertungen ist immer die Gefahr, dass einem die Kontrolle entgleitet, dass es sich nicht nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen gestaltet.

Diese astrein formulierte Einsicht freut mich jetzt ungemein ! Vor allem für Dich und natürlich für uns alle, die sich wagen, genau das erkennen zu wollen. Denn nur die Erkenntnis öffnet den Weg zur Freiheit des Getrieben(en)-Seins.

Somit sind wir bei den eigenen Wünschen und Vor-Stellungen (= vor sich hinstellen) angelangt - eben dem, was wir gemeinhin als eine natürliche menschliche Eigenschaft erleben. Das Wollen und Nicht-Wollen hatten wir beide ja schon mehrmals, aber idR hinterfragt der Geist deren Vorhandensein und Triebkraft nie - schon gar nicht ihre Berechtigung - oder besser - Angemessenheit.

Ist es nicht so, dass wir uns willenlos als schwach (und undefiniert) fühlen?

Das Ego will (bzw. will nicht).

Und ruft somit Bewertung nebst Kontroll(wunsch) und deren oben skizzierte Folgen auf den Plan.

Ich hatte vor 4 Jahren einen Kurs in Achtsamkeitstraining. Wir sollen und müssen bewerten, um zu überleben. Evolutionsbedingt. Das ist erst mal gut und richtig.
Aber in unserer industrialisierten und globalen und vor allem vollen und reizüberfluteten Welt befinden wir uns in einem Dauermodus von Bewerten.

Sich das bewusst zu machen und erlauben, Dinge einfach passieren zu lassen und nicht bis zum Ende durchbewerten zu müssen, ist sehr erholsam für den Geist. Kontrolle abgeben.
Ich erlebe das momentan in Bezug auf die Herzkatheter Untersuchung und die Magenverkleinerung.

Dinge einfach als gegeben annehmen und das Beste daraus machen.
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Über´s Forum

So sehr ich das Eigentherapiepotenzial dieses Forums schätze, so schade finde ich es, wenn anlässlich verhältnismäßig geringfügiger Differenzen sich Mitglieder dermaßen gekränkt fühlen, dass sie erwägen das Forum zu verlassen.

Mir geht es dabei nicht um mich oder um uns, die wir dieses oder jenes ausgeschiedene Mitglied u. U. vermissen. Mir geht es um jenen, der sich für den Rückzug entscheidet und was diese Konsequenz bei ihm eventuell hinterlässt.

Wir treffen uns hier - und davon bin ich überzeugt - aus dem ursprünglichen Antrieb, dass wir uns gegenseitig unterstützen und erhoffen uns insgesamt Gutes. Selbst wenn das Gute in Form von Kritik geäußert wird, bemüht sich doch ein jeder, dies zu verstehen und entsprechend damit zu arbeiten.

Aus irgendwelchen unglücklichen Umständen ergibt es sich, dass man mal eine sehr schlechte Tagesform hat. Das gilt für Sender oder auch Empfänger. Wenn dann auch noch diese beiden zeitgleich aufeinander treffen, eskaliert oft ein Dialog, der an anderen Tagen völlig harmlos oder gar konstruktiv abgelaufen wäre.

Ich frage mich dann immer, wie das zu verhindern wäre? Gelernt habe ich, dass Zurechtweisungen von Dritten so gut wie nie funktionieren und da schließe ich bewusst die Moderatoren mit ein. Auch die lobenswerte Idee von Ausgliederungs- und Schlichtungsthreads führt m. E. nur selten zu einer ehrlichen Befriedung zwischen den Kontrahenten. Oft waren diese zuvor sogar befreundet.

Hier geschieht im Kleinen genau das, was im Großen täglich in den Medien verbreitet und dargestellt wird: Wir sind Skla ven unserer Emotionen. Und die Emotionen sind bedingt durch das Ego. Im Rausch der Emotionen kann keine Einsicht gelingen - egal von wem die (vermeintlich?) erklärende Stimme kommt. Ich erkenne bei mir, dass die effizienteste Vorgehensweise ist: Das Feuer einzustellen!

Und damit meine ich das Ego-Feuer, also das Verlangen (Wollen) und das Ablehnen (Nicht-Wollen). Da dies direkt nur schwer funktioniert, habe ich das Schweigen in Wort und Tat als ziemlich effiziente Vorgehensweise etabliert. Es erzeugt in relativ kurzer Zeit geistige Distanz und beruhigt das Gemüt. Das Ego wird dabei leiser und die Emotionen in der Folge schwächer. Wenn wir das bewusst mitbekommen, lernen wir sogar, wie Emotionen entstehen und vergehen und haben somit einen Einblick in die letztendliche Leerheit erhascht.

Das Ego wird immer Leid erzeugen, egal wie sich das Leid im Erleben ausdrückt: In Leid und Freud.

Zitat von moo:
Das Ego wird immer Leid erzeugen, egal wie sich das Leid im Erleben ausdrückt: In Leid und Freud.

Finde es schade, dass hier der kontemplative Ausgangspunkt verloren gegangen ist. Das war eine der Stärken und gerade du bewertest ständig mit deinen letzten Postings. Wieso kehrst du nicht zurück zum Ausgangspunkt und wir schreiben wieder kontemplative Texte. Ich würde vorschlagen, dass in Zukunft nur Texte hier stehen und keine Diskussionen zu den Texten. Die kann man entweder per PN oder mittels eines neuen Threads führen.

Zitat von MaKaZen:
Ich würde vorschlagen, dass in Zukunft nur Texte hier stehen und keine Diskussionen zu den Texten. Die kann man entweder per PN oder mittels eines neuen Threads führen.

Die etwaige Diskussion über die hier eingebrachten Texte sehe ich als sehr hilfreich und einsichtsfördernd an. Vielleicht magst Du ja Deinerseits einen entsprechenden Thread eröffnen, der Diskussionen ausschließt?

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