Ich würde mir die Frage stellen, was zieht mich an und womit verbringe ich meine Zeit, womit befasse ich mich, wie sehen meine Gedanken aus Tag für Tag? Worauf ist meine Aufmerksamkeit fokussiert? Was sagt mir mein alltägliches Verhalten drüber aus?
Und das würde recht schnell rauskommen, ob ich mich primär mit Krankheit befasse oder mit Gesundheit. In Gedanken und im Verhalten. Ob das eine oder das anders, es würde mein Unterbewusstsein auf Dauer auf das programmieren, worauf ich primär meine Aufmerksamkeit richte. Und der Kreis würde sich dann schließen, wenn aus dem Unterbewusstsein die Fokussierung auf das eine oder andere wieder unbewusst mein Verhalten steuert, indem in mir bestimmte Gefühle, Stimmungen und Gedanken entstehen, woraus Verhalten resultiert.
Ich meine, was anderes als diese Dinge in eine gute Richtung zu lenken sollte den z.B. eine Psychotherapie letztlich bewirken? Was lernt man denn in jedem monatelangen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik? Ganz genau das.
Der individuelle Weg wir immer ein anderer sein und das bedeutet ja dass man eben nicht einfach jemand anders nachahmen kann und dann wird alles gut. Oder dass man stereotype Routinen runterleiert und alles wird gut. Sondern dass man sich auf seine eigene einzigartige Reise begibt und dabei innere Prozesse aller Art durchläuft, die zu Veränderungen führen im Denken, Fühlen und Verhalten.
Niemand muss das tun, jeder kann auch still stehen und sich damit begnügen, einfach den Zustand erhalten und verwalten in dem man schon immer war. Nach meiner Erfahrung kommt es dann aber auf Dauer zu Regression, also eben doch wieder zu einem Verlust, obwohl eigentlich doch alles stabil bleibt.
Viele Menschen haben Probleme mit Veränderung und suchen ständig nasch Sicherheit und Beständigkeit. Eine Bekannte meinte dazu, dass sie Sonntags schon immer ganz genau wisse müsste was Mittwoch passieren wird. Man meint man müsse jederzeit die Kontrolle über alles haben was passiert und sogar passieren könnte. Diese Bekannte sagte auch mal, sie habe gar nicht so große Sorge vor dem was passiert, sondern vor dem was theoretisch passieren könnte. Es muss also gar nichts schlimmes passieren, es genügt das was passieren könnte, wenn auch nur rein theoretisch.
Und diese innere verfestigte Haltung ist genau das was uns nicht nur hemmt und blockiert, sondern immer wieder in Krisen bringt und letztlich immer wieder in die Behandlungs Bedürftigkeit. Auch das kann sich dabei chronifizieren, das dauerhafte Bedürfnisse nach Hilfe und medizinischer Versorgung.
Wenn man sich erstmal darüber klar wird, wie heftig der innere Widerstand sich oft dagegen wehrt etwas gesundes und sinnvolles zu tun und wie oft es uns viel lieber in unsere destruktiven Routinen zurückziehen, weil uns das Bekannt ist und weil Rückzug vielleicht schon immer die einzig funktionierende Lösung für uns war, dann kann man zumindest dazu stehen dass es so ist und muss nicht mehr dagegen ankämpfen.
Oder aber genau DAS weckt Trotz und Wiederstand in uns und wir sagen Nein dazu, weil wir mehr vom Leben wollen, auch mehr von uns selbst erwarten. und weil wir erkennen wohin es uns führen kann wenn wir uns nicht dagegen wehren.
Ein Leben ohne Hoffnung Ziele ist möglich und manche finden ihren Frieden darin, andere haben gar keine andere Wahl. Aber für die anderen wird es nie eine Alternative sein zu einem Leben mit Hoffnung und mit Zielen. Die Psychologie weiß dass alleine schon Hoffnung und Ziele zu haben bereits Prozesse in Gang setzt, die dann mehr oder weniger selbst wirksam werden, weil das so in uns angelegt ist. Das bekommen wir sozusagen kostenlos. Warum darauf verzichten?
01.12.2022 10:43 •
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