Hey, ich finde diese Opferrolle hat auch was mit Selbstmitleid und fehlender Eigenverantwortung sowie Reife zu tun. Früher war es bei mir zwar auch so, aber mittlerweile macht es mich regelrecht aggressiv, wenn ich das bei anderen im engeren Kreis beobachte. Eigentlich ist man durch das Ablegen der Opferrolle frei...weil man dann selber entscheiden und handeln kann. Gegen das Schicksal oder die anderen kann man oft nichts tun, aber wenn man erkennt, dass man sich selbst entscheiden kann zu gehen oder sich davon zu distanzieren, dann hat man nicht diesen ewigen Groll und ein Ohnmachtserleben, sondern man fühlt sich selbstwirksam und in Grunde ist man zu sehr wenigen Dingen im Leben wirklich gezwungen. Wenn man einsieht, dass man vieles selbst entschieden hat, dann entlastet es. Und ich glaube viele haben aber Angst davor, diese Verantwortung zu übernehmen, weil man dann ja Fehlentscheidungen treffen könnte oder sich eingestehen muss, dass man einen Eigenanteil trägt. Es ist natürlich einfacher, das Schicksal oder andere verantwortlich zu machen, aber so wird man meiner Meinung nach auf Dauer nie zufrieden. Ich erlebe in meinem Umfeld wirklich absurde Dinge, wo die Leute sich ganz gezielt für etwas entscheiden und am Ende so tun, als ob sie das Opfer wären und jammern, dabei war es ihr freier Wille. Man muss bei vielem auch bedenken, dass viele Dinge einfach aufgrund eines Systems wie zB Ämter oder öffentliche Einrichtungen nicht anders möglich sind und es nicht gegen einen persönlich gerichtet ist, sondern einfach nicht anders geht. Wenn man sich als Opfer fühlt, dann ist man ja immer insgeheim sauer auf einen Täter und hat nie einen Frieden damit. Das macht einen auf Dauer nur krank, zumal man in den wenigsten Fällen wirklich Opfer ist. Ich kann mir vorstellen, dass es eine Gewohnheit wird, Dinge immer aus einer gewissen Perspektive zu betrachten und man das gar nicht mehr merkt und bewusst wahrnimmt.
30.12.2023 22:11 •
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