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Hallo zusammen,
ich bin seit längerem ein stiller Mitleser dieses Forums und habe jetzt endlich die Zeit gefunden, mich anzumelden und auch einmal zu schreiben. Ich bin 52 Jahre alt, verheiratet und habe einen 22jährigen Sohn. Ich leide schon seit längerem an einer Generalisierten Angststörung, einer somatoformen Störung (Reizdarm und Reizblase) aufgrund eines komplett durcheinander geratenen vegetativen Nervensystems. Ich habe mich hauptsächlich hier angemeldet, weil ich einmal ein paar Gedankenanstöße und meinen Erfahrungsbericht einbringen möchte, mit Dingen, die mir gut geholfen haben. Vielleicht ist ja für dein ein oder anderen was dabei

Zu meinem "Werdegang":
Ich litt schon als Kind unter einem "Pippiproblem". Egal wo es hin ging, ich musste immer erst schauen, ob es dort eine Toilette gab. In der Grundschule hatte ich immer Angst vor der Busfahrt nach Hause auf Klo zu gehen, da ich Angst hatte, den Bus zu verpassen. Ich war generell von Beginn ein sehr fantasievolles, aber auch sehr ängstliches Kind. Ich hatte Angst vorm allein sein, vorm allein schlafen, Angst entführt zu werden, Angst vor Spinnen

Das Pippiproblem legte sich irgendwann und flammte in verschiedenen Lebensphasen immer mal wieder auf, verschwand dann auch immer wieder. Vor ca. 10 Jahren fing es dann an, dass es mir schleichend immer schlechter ging. Mal Übelkeit, vermehrte Blähungen, immer mal wieder Durchfall bei Aufregung (wobei der Anlass der Aufregung immer "geringer" wurde), ständiger Harndrang wenn ich aus dem Haus ging, damit einhergehend Angst zu reisen, vermehrte Anspannung und Nervosität. Wenn sich das über Jahre schleichend verschlechtert, kann man erst aus der Retrospektive erkennen, wie schlecht es mir damals schon ging.

Irgendwann machte ich dann eine tiefenpsychologische Gesprächstherapie das war zwar interessant, hat auch in einigen Aspekten geholfen, den Kern der Sache traf es aber nicht. Zwei Jahre später hatte ich dann fast permanent Blähungen, vor jedem Popel-Termin Durchfall und erkannte mich selbst nicht mehr mein Körper war mir fremd geworden, nichts funktionierte mehr, das alltägliche Leben kostete mich soviel Energie, dass ich spätestens um 17.00 Uhr auf dem Sofa lag und schlief, ich vertrug immer mehr Lebensmittel nicht mehr, zog mich komplett aus allem zurück, weil mir alles zu anstrengend war.
Im Job bekam ich damals ein weiteres Aufgabengebiet hinzu und das war dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich konnte nicht mehr.

Meine Hausärztin bedrängte mich schon länger, es mal mit Antidpresssiva zu versuchen, einen anderen Rat wusste sie sich nicht. Ich bekam dann Escitalopram, nahm 2 Tabletten und brach damit komplett zusammen. Ich war nur noch ein vor Angst zitterndes Bündel, mir war Dauerübel, ich konnte nichts außer Bananen und Wasser bei mir behalten, hatte Dauerdurchfall, konnte nicht mehr schlafen und hatte ein Horror-Gedankenkarussel im Kopf, dass sich nicht abstellen ließ. Und ja, ich hatte auch Selbstmordgedanken. Meine Hausärztin gab mir Tavor und eine Einweisung in die Psychatrie. Dort wollte ich nicht hin (im Nachhinein denke ich, es wäre besser gewesen wäre ich dort hingegangen) und versuchte mich mit Hilfe von so wenig Tavor wie möglich irgendwie zu stabilisieren. Ich habe immer nur eine halbe genommen, wenn ich es gar nicht mehr aushielt und hatte fürchterliche Angst, davon abhängig zu werden. Ich bekam einen Termin bei einem Psychater der schickte mich nach 10 Minuten mit der Diagnose Depression und dem Hinweis, in einem akuten Schub könne er mir jetzt auch nicht helfen, wieder weg.

Die Diagnose "Depression" ist mir dann noch mehrfach begegnet, aber ich habe mich in ihr nie wiedergefunden. Ich wusste einfach, dass es das bei mir nicht trifft. Die Diagnose "Generalsierte Angststörung" habe ich nie offiziell bekommen, aber dort passe ich einfach am besten rein und es ist einfacher, damit anderen Leuten zu erklären, was einem fehlt. Mit Somatoformer Störung kann halt niemand was anfangen.

Nach 5 Wochen hatte ich mich soweit stabilisiert, dass ich wieder arbeiten konnte (mehr schlecht als recht, aber es lenkte mich ab). Ich reichte eine Psychosomatische Reha ein, die sofort mit Dauer 5 Wochen bewilligt wurde. 3 Monate nach meinem Zusammenbruch fuhr ich in die Reha wie ich heute weiß, absolute Zeitverschwendung. Mir ging es einfach noch nicht gut genug dafür, ich war nur mit den komischen Dingen beschäftigt, die mein Körper so machte, und die durch das Heimweh und die permanente Angst dort noch befeuert wurden. Ich zog zwar durch, aber mir ging es hinterher schlechter als vorher. Eine wirkliche Diagnose stellte man auch dort nicht. Ich fing sofort wieder an zu arbeiten das lenkte mich wieder ab.

8 Wochen später ging dann wieder gar nichts mehr und ich bekam im örtlichen Gemeindepsychatrischen Zentrum einen Termin bei einer sehr netten Ärztin, die mir dann letztendlich Mirtazapin verordnete. Aufgrund meiner Erfahrung mit Escitalopram dosierten wir es ganz behutsam auf, was auch funktionierte. Mir ging es dadurch etwas besser, allerdings nahm ich in 8 Wochen 8 Kilo zu, was nicht unbedingt zu meinem Wohlbefinden beitrug.

Ich hatte jetzt zwar eine Krücke laufen konnte ich aber trotzdem noch nicht. Die Durchfälle, Blasendruck und Blägungen nahmen wieder zu, mehr Energie hatte ich auch nicht.

Zeitgleich mit der Eindosierung fing ich eine Verhaltenstherapie an. Die Therapeutin war unheimlich nett und wir verstanden uns gut aber helfen konnte sie mir letztendlich auch nicht. Ich konnte zwar alles kognitiv verstehen, wir redeten und diskutierten, ich probierte verschiedene Tipps und Techniken aus es half alles nichts. Irgendwann war auch sie mit ihrem Latein am Ende, und dann tat sie das, was mein Leben verändern sollte: sie gab mir die Telefonnummer eines Kollegen, mit der sie in einer Klinik zusammengearbeitet hatte und der als Körper-Psychotherapeut arbeitet. Nachteil: Körper-Psychotherapie wird durch die Krankenkasse nicht anerkannt, daher muss man die Stunden selbst bezahlen.

Ich bekam dort einen Termin und fing an zu erzählen. Er hörte sich alles an, beobachtet mich genau und sagte dann einfach nur: Sie haben weder eine Depression noch eine Angststörung. Sie haben eine Somatoforme Störung und ihr komplettes vegetatives Nervensystem ist durchgeknallt. Sie haben komplett verlernt, es herunterzuregeln. Das ist, als wenn Sie Auto fahren, und nur das Gaspedal nutzen. Das geht auch irgendwie, aber mit Bremse ist es deutlich sicherer. Wir üben jetzt zu bremsen, und im Idealfall auch zu kuppeln.

Am Anfang war die Herangehensweise auf der körperlichen Schiene sehr ungewohnt und komisch für mich. Wir haben angefangen mit diversen Atem- und Wahrnehmungsübungen, bei denen er mir zurückgemeldet hat, was mein Körper dabei macht. Die Körpertherapeuten sind extrem gut in der Wahrnehmung der Körpersprache geschult da hat es mir schon das ein oder andere Mal umgehauen, was er alles wahrnehmen kann. Er hat mir auf diese Weise Stück für Stück das Vertrauen in meinen Körper zurückgegeben ich weiß jetzt, dass mein Körper zu 100% das tut, was er soll ich habe ihn bisher nur nicht verstanden. Der Therapeut ist jetzt quasi mein Dolmetscher.

Wir haben dann geschaut was sind die Punkte, die mir in meinem Leben "Druck" machen. Und jetzt kam mir der unglaubliche Glücksfall zugute, dass der Therapeut nicht nur hervorragend in seinem Job ist, sondern dass ich auch zum ersten Mal ein wirkliches Vertrauensverhältnis aufbauen konnte, und bereit war, "Kisten" aus meinem Leben zu öffnen, die ich noch nicht geöffnet hatte.

Lange Rede, kurzer Sinn wer bisher mit den klassischen Therapiemethoden nicht weitergekommen ist, sollte ggf. mal über die Schiene der Körper-Psychotherapie nachdenken. Viele Dinge haben bei mir nicht funktioniert, weil es nicht reicht, etwas kognitiv zu verstehen. Man muss es auch auf der körperlichen Ebene fühlen und verankern.

Vergesst die Denkweise "Die Symptome müssen weggehen, es soll alles so werden wie früher", damit kämpft Ihr gegen Euren Körper und damit einen aussichtslosen Kampf. Der Körper sitzt am längeren Hebel und er ist hartnäckig. Wenn er auf sich aufmerksam machen will, schafft er das.

Ich bin über die Wahrnehmungsübungen zum Thema "Achtsamkeit" gekommen und habe mich viel damit beschäftigt. Es gibt tolle Blogs, Videos, Podcasts und Bücher zu dem Thema. Frei nach dem Motto "Es gibt keine Zufälle, es fällt Dir das zu, was fällig ist" bin ich immer im richtigen Moment auf ein weiteres Video, Podcast etc. gestoßen, der mich dann wieder weiter zu einem neuen Thema gebracht hat, zwangsläufig dann auch zum Thema Selbstliebe. Das ist ein ganz schwieriges Thema bei mir, an dem der Therapeut mit mir arbeitet (ich sage nur "Spiegelübung")

Ein weitere Baustein bei mir war Qi Gong. Es half mir am Anfang sehr dabei, mich auf meinen Körper zu fokussieren und "runter zu kommen". Danach konnte ich meinen Körper gut fühlen und habe dann eine Wahrnehmungs- oder Meditationsübung angeschlossen. Ich hab mich am Anfang durch alles Mögliche von Autogenem Training über Progressive Muskelentspannung bis hin zu Yoga Nidra probiert, da muss man schauen, was einem liegt. Mittlerweile bin ich beim Tanzen zu meiner Lieblingsmusik angekommen Stöpsel in die Ohren, Musik an, Augen zu und das machen, was der Körper möchte, egal wie blöd es aussieht. Ich mache das im verschlossenen Schlafzimmer, damit ich ungestört bin.

Bei mir war auch das Thema "Abgrenzung" ein wichtiger Baustein. In mir herrscht ein unglaublicher Druck, weil ich mich nicht abgrenze und mir auch nicht das Recht dazu eingestehe. Ich setze niemandem einen Widerstand entgegen und schlucke Ärger einfach runter. Ich erlaube mich nicht einmal selber, mich im Stillen zu ärgern oder wütend zu sein. Dieser Druck muss irgendwann mal irgendwo hin. In meinem Fall "drückt" er auf die Blase. Mein Therapeut hat das mit mir mit Hilfe von Standübungen aus dem KungFu geübt eine sehr interessante und lehrreiche Stunde

Ich habe noch einen langen Weg vor mir aber auch schon viel geschafft und ich bin sehr stolz darauf. Meine Schwindelgefühle sind weg, der Durchfall ist zeitweise auch schon verschwunden, ich hatte sogar schon Phasen, in denen ich 2 Stunden spazieren gehen konnte, ohne ständig nach dem nächsten Busch zu schauen. Ich schaffe es noch nicht, meine innere Haltung über einen längeren Zeitraum stabil zu halten, aber es wird so langsam. Ich habe wieder Energie, neue Projekte und Hobbies anzugehen und ich fange wieder an, das Leben zu genießen.

Ich möchte Euch ermutigen, auch mal rechts und links des Weges zu schauen und nicht nur auf die üblichen Therapieangebote zu schauen. Ich finde, man bekommt dort recht schnell eine Therapie "übergestülpt" und wenn dann alles nicht so recht fruchtet, ist man selber schuld weil man es nicht genug will oder sich sperrt oder, oder, oder. vielleicht habt Ihr ja auch einen Körper-Psychotherapeuten bei Euch in der Nähe, und wenn ja, probiert es einfach mal aus!

27.01.2021 16:16 • 04.04.2024 x 33 #1


39 Antworten ↓


Vielen Dank für deine Beschreibung. Ich habe mich unter anderem im Pippi Problem wieder gefunden. Was hat mich das gestresst.. Exkursion oh gott, da 2h fahren, dann dort sein, keine Toilette, das nur als beispiel. Momentan renne ich 4 x nachts auf toi. Tags alles ok. Das nur am Rande...

Der Rest auch sehr interessant.

Ich bin gerade bei einer Therapeutin, nachdem ich schon viel Therapie hatte und sie meinte, es geht bei mir darum, es emotional zu verstehen. Kognitiv wüßte ich schon im Grunde alles.

Ich hoffe, dass ich da weiter komme.
Leider kann ich mir selbst zahlen nicht leisten.
Aber ich hatte schon kbt in der tagrsklinik und da auch gemerkt, dass zb stop sagen für mich im Grunde nicht möglich ist. Also Grenzen setzen.

Auch schwindel habe ich seit über 2 Jahren und starke Erschöpfung

Ich hoffe sehr, dass ich weiter komme.

Danke für deine Worte

A


Mein Tipp Körper-Psychotherapie bei Somatoformer Störung

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Hallo Cloudinthesky,

ich denke, bei den Themen Achtsamkeit, Körperwahrnehmung und Selbstliebe kann man auch ohne Therapeuten schon viel erreichen. Es ist ein weites Feld und man wird auf YouTube Co. ja geradezu zugeballert mit Beiträgen. Es braucht ein wenig Zeit sich da durchzuwühlen - ich bin dann aber relativ schnell fündig geworden (ich liebe z.B. die Podcasts von Verena König - die gehen zwar eher in Richtung Traumatherapie, haben aber auch viele gute Ansätze für Selbstliebe und Achtsamkeit).

Vielleicht näherst Du Dich da erst mal diesen Themen an. Beim Thema Grenzen setzen hörte ich immer nur: Das MÜSSEN Sie lernen! Das setzt einen ja gar nicht unter Druck Mein jetziger Therapeut sagt: da können sie üben bis sie schwarz werden. Das können sie so nicht. Sie müssen erst JA zu sich selbst sagen, bevor sie NEIN zu jemand anderen sagen können. Sprich, ich muss mir selber erst einmal erlauben, eine Position einzunehmen und zu verteidigen. Ich habe mir sogar dieses Recht abgesprochen. Genau wie Wut und Ärger - ich erlaube mir nicht einmal für mich, wütend oder ärgerlich zu sein. Das macht u.a. den Druck aus, der sich dann bei mir am Druck auf der Blase zeigt.

Ich wünsche Dir ganz doll, dass Du auch Deinen Weg findest und es Dir bald besser geht!

Ich danke dir für die Tipps!
Werde gleich mal schauen nach den Videos. Das mit der Trauma Therapie Richtung schadet ja auf keinen Fall. Eine Theorie ist ja, dass wir alle mehr oder weniger traumatisiert sind. Durch kleine oder große Dinge. Dami charf finde ich da sehr gut.

Ich bin dir sehr dankbar, denn selbstliebe ist für mich (ja für viele) ein riesen Thema.
Erst am Montag sagte ich der Therapeutin, dass es sich für mich stimmiger anfühlt, mir zu schaden, als mir gutes zu tun. Das habe ich so noch nie gesagt, es stimmt aber. Deshalb kommt das genau richtig jetzt. So ein zu-Fall

Erst ja zu sich sagen können. Das macht absolut Sinn

Auch dir alles Gute für den weiteren Weg!

Zitat von Kruemel_68:
Hallo zusammen,ich bin seit längerem ein stiller Mitleser dieses Forums und habe jetzt endlich die Zeit gefunden, mich anzumelden und auch einmal zu schreiben. Ich bin 52 Jahre alt, verheiratet und habe einen 22jährigen Sohn. Ich leide schon seit längerem an einer Generalisierten Angststörung, einer somatoformen Störung (Reizdarm und Reizblase) aufgrund eines komplett durcheinander geratenen vegetativen Nervensystems. Ich habe mich hauptsächlich hier angemeldet, weil ich einmal ein paar Gedankenanstöße und meinen Erfahrungsbericht einbringen möchte, mit Dingen, die mir gut geholfen haben. Vielleicht ist ja für dein ein oder anderen was ...


Danke, für deine Erfahrungen, ich habe auch eine somatoformen Störung. Hauptsächlich Schwindel, Magen Und Darm , seit 1,5 Jahren

Zitat von Tabe77:
Danke, für deine Erfahrungen, ich habe auch eine somatoformen Störung. Hauptsächlich Schwindel, Magen Und Darm , seit 1,5 Jahren


Hallo Tabe77,

Hast du denn schon einen Ansatzpunkt gefunden?

LG

Hallo @Kruemel_68
in vielen Passagen deines Beitrages kann ich mich wiederfinden. Habe aber schon Vieles allein geschafft, besonders mit der Achtsamkeitsacademy. Wichtig ist, dass man nicht andauernd dagegen ankämpft, sondern lernt, zu akzeptieren. Leider sind die Ängste wieder zurück, aber ich komm damit klar, weil ich weiß, dass sie nur auf Gedanken basieren. Man kann wirklich lernen, seinen Geist zu trainieren ohne Kampf. Somit schwächen sich viele Symptomatiken von allein ab.
Danke für den tollen Beitrag.

Die Erschöpfung macht es schwer, aber solche Beiträge hier helfen.
I Achtsamkeitsacademy, schau ich auch.

Veronika König war auf den ersten Blick sehr gut.

Zitat von Cloudsinthesky:
Die Erschöpfung macht es schwer, aber solche Beiträge hier helfen.I Achtsamkeitsacademy, schau ich auch. Veronika König war auf den ersten Blick sehr gut.


Ja, die Erschöpfung und Energielosigkeit ist fürchterlich. Ich habe phasenweise alle meine Kraft gebraucht, um meinen Job erledigen. Was anderes war nicht mehr drin. Das Kämpfen gegen den Körper und die permanente Ausrichtung nach Aussen kostet unglaublich viel Energie.

Als ich das erste Mal eine Wahrnehmungsübung gemacht habe (Hand auf den Solarplexus und Konzentration auf die Wärme), und das nur für ca. 3 oder 4 Minuten, hat das schon wahrnehmbar einen kleinen Energieschub gebracht. Es lohnt sich wirklich, i diese Richtung zu schauen.

Zitat von Kruemel_68:
Ja, die Erschöpfung und Energielosigkeit ist fürchterlich. Ich habe phasenweise alle meine Kraft gebraucht, um meinen Job erledigen. Was anderes war nicht mehr drin. Das Kämpfen gegen den Körper und die permanente Ausrichtung nach Aussen kostet unglaublich viel Energie.Als ich das erste Mal eine Wahrnehmungsübung gemacht habe (Hand auf den Solarplexus und Konzentration auf die Wärme), und das nur für ca. 3 oder 4 Minuten, hat das schon wahrnehmbar einen kleinen Energieschub gebracht. Es lohnt sich wirklich, i diese Richtung zu schauen.


Ich danke dir fürs Mut machen. Habe das versucht und direkt angefangen zu weinen.
Dein Beitrag gestern war so aufbauend, dass ich aber wieder mut gefasst habe, dass es doch einen Ausweg gibt.

Zitat von Cloudsinthesky:
Ich danke dir fürs Mut machen. Habe das versucht und direkt angefangen zu weinen. Dein Beitrag gestern war so aufbauend, dass ich aber wieder mut gefasst habe, dass es doch einen Ausweg gibt.


Ach wie schön, das freut mich für Dich!
Es lohnt sich wirklich, dranbleiben. Wenn ich das schaffe, schaffst du das auch * tschakka*

Die Erschöpfungsphase hat mich auch sehr lang begleitet. Ich habe sie hingenommen, mich aber nicht darauf ausgeruht. Was mir geholfen hat, waren kleine Schritte und ein möglichst strukturierter Tagesablauf. Dann habe ich meinen Mangel gecheckt (Vitamin D, B12, Magnesium), denn auch ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel können Erschöpfung und andere Symptome auslösen. Da muss man allerdings erst mal drauf kommen. Allmählich ging es mir besser und jetzt gehe ich möglichst täglich eine halbe bis Stunde raus, ob Spazieren oder Fahrrad fahren, früher war das unmöglich. Dazu noch geführte Meditationen und das Hörbuch Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle hat mir viel Aufschluss gegeben und heute geht es mir um einiges besser, was die Erschöpfung und den Schwindel betrifft.

Was mir auch noch hilft:

Ich habe mir ein Tagebuch angelegt, in das ich mir nur positive Dinge (wichtig!) Notiere. Erst habe ich angefangen mit Heute habe ich blablabla...., dann habe ich ab und an mal einen Gedanken notiert, der mir kam, dann mal einen positiven Input aus einem Podcast. Dann folgten wichtige Gedanken aus den Therapiestunden oder sogar ganze Passagen aus Büchern. Träume, über die ich nochmal nachdenken möchte notiere ich in roter Schrift. Manchmal zeichne ich auch was oder lege Themenlisten an, die ich nach und nach vervollständige. Wenn ich mich von einem Thema oder einem Erlebnis aus meinem Leben verabschieden will, schreibe ich einen Brief und verwahre ihn in dem Buch bis ich weiß, was ich damit machen will.

Auf diese Weise entsteht mein persönlicher Therapiebegleiter, in dem ich immer mal wieder stöbern kann und nachlesen, was ich schon geschafft habe.

Zitat von Kruemel_68:
Ach wie schön, das freut mich für Dich! Es lohnt sich wirklich, dranbleiben. Wenn ich das schaffe, schaffst du das auch * tschakka*


Danke

Ich habe auch, etwas zögerlich, mit einem Tagebuch angefangen.

Bisher habe ich mir da die Themen der Therapie notiert und was als nächstes dran kommt. Nur in Stichworten, aber ich glaube auch, dass ein Tagebuch hilfreich ist.
Für positive Dinge hab ich mir schon vor längerer Zeit ein Glückstagebuch gekauft.
Ich merke dadurch, dass mir öfter am Tag mal etwas schönes auffällt.

Verena König, da habe ich gestern eine kurze Meditation gemacht. Hat mir schon mal gut gefallen.
Da werde ich dran bleiben.

@ichbins danke für deine Erfahrung. Also ich bin mir so unsicher, wie ich damit am besten umgehen soll.
Momentan pushe ich mich so gut es geht da durch, mache mit größter Anstrengung, was gemacht werden muss.
Ausruhen kommt denke ich zu kurz insgesamt.
Leider habe ich auch ziemlich viel mit Schmerzen zu tun und schlafe dadurch schlecht, was natürlich auch müde und erschöpft macht.

Mein Tag ist relativ gut strukturiert. Ich bin Freiberufler und muss mich, oder darf mich, daher selbst strukturieren. Das bekomme ich gut hin.
Auch bedingt durch homeoffice meines Mannes ist Struktur da.

Spaziergang mache ich wann immer möglich 20 bis 30 Minuten. Mindestens 2 bis 3x die Woche. Vor der Erschöpfung täglich. D, B12, MG, jod, q10, c, das nehme ich alles und esse relativ gesund.
Bisher ist kein Mangel offensichtlich. Ich habe durch das Endokrinologikum ein sehr ausführliches Blutbild. Selbst hormonell ist (noch) alles recht normal

Zitat von Kruemel_68:
Hallo Tabe77, Hast du denn schon einen Ansatzpunkt gefunden? LG


Ne leider nicht, erkenne kein Muster oder so ?

@Cloudsinthesky
ich denke, genau da liegt das Problem: mit größter Anstrengung und kaum Pausen...Schmerzen habe ich auch, aber sie gehören nun mal zu mir und ich fokussiere mich nicht andauernd darauf, weil sie ja sowieso da sind und sich nicht mit Anstrengung und Kampf vertreiben lassen. Das ist meine Erfahrung.

Mein Schlaf ist auch nicht gerade gut, aber auch das ist so wie es ist. Sobald ich anfange, zu jammern oder mich hineinzusteigern, geht es mir nur noch schlechter. Deshalb versuche ich so gut wie möglich, den jetzigen Moment des Lebens -denn es gibt keinen anderen- zu akzeptieren.

Wenn ich weinen muss, ist es ok, wenn ich wütend bin, ist es ok, ich erlaube es mir so zu sein.
Eines fällt mir noch ein: Wenn du zum Sosein des Lebens ja sagst, wenn du diesen Augenblick so annimmst wie er ist, wirst du einen Raum tiefen Friedens in dir spüren.

Sei dankbar für die Kleinigkeiten und froh, dass du keinen Mangel aufweist. Bei mir hatte eindeutig etwas gefehlt, was Erschöpfung und Schwindel betraf.

Wenn man seinen Geist trainiert, so dass er dir dient und nicht umgekehrt, bin ich davon überzeugt, dass man es aus der Spirale schaffen kann.

Mir fällt noch ein, ich hatte mal einen B12 Überschuss, da habe ich mich auch ziemlich schlecht gefühlt, vielleicht nimmst du zuviel?

Normalerweise komme ich mit den Schmerzen gut zurecht, ich habe sie schon viele Jahre, aber seit der Erschöpfung ist es schwieriger und lässt mich dann teilweise auch verzweifeln.
Es sind dann die vielen Baustellen, die Probleme machen.

Was das b12 angeht, es wurde gemessen vor 3 Wochen und war im mittleren Bereich. B6 war viel zu hoch, aber ich habe jetzt 14 Tage pausiert (es ist in bonasanit enthalten, was ich wegen pms nehme und mir gut hilft)
Ich vermute, es ist wieder gesunken.

Dankbarkeit fühle ich oft. Es gibt vieles, für das man dankbar sein kann. Schon wenn ich mich Abends ins Bett lege, bin ich froh, dass ich ein warmes Bett habe.

Das ist aus tolle zitiert, oder? Ich werde sein Buch wieder heraus holen.

Ich bin zb auch wirklich dankbar für diesen Beitrag hier. Jetzt habe ich nämlich wieder ein paar Ansätze und ein wenig Licht, das vielleicht einen Weg weisen kann
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@Cloudsinthesky
Ja, genau, du machst ja auch schon einiges. Das ist doch super, bloß versuche es nicht mit Kampf. Dann weißt du sicher auch, dass das nicht gesund ist und nur noch mehr Leid erzeugt.
Ich kenne die Erschöpfungsphasen genau und auch war ich oft verzweifelt, bis ich mich damit abgefunden habe. Heute geht es mir wirklich besser. Die Angstzustände sind nach wie vor da, aber in abgeschwächter Form. Was habe ich mir unnötige Gedanken gemacht, denn nichts davon ist eingetroffen. Es ist halt wirklich keine Lösung von heut auf morgen, da darf man sich daran erinnern, keinen Druck zu machen. Einfach zulassen und überlegen, was kann ich jetzt Gutes für mich tun? Nicht darin verharren und auch nicht verdrängen. Wenn du Tolle kennst, weißt du sicher, was damit gemeint ist.

Momentan habe ich ständig das Gefühl, ich Kämpfe gegen mich selbst @ichbins
Selbstliebe lernen wie @krümel_68 es beschreibt, das ist eine echte Aufgabe und Thema der Therapie wird es werden. Aber dann der Tipps kann ich ja auch alleine schon was tun und gleich beginne ich mit Verena König

Keine Lösung von heute auf morgen, ja das stimmt wohl. es ist ein Weg, das begreife ich auch langsam. Ich habe immer gehofft, ich wache morgens auf und der Spuk ist vorbei.

Tolle, wenn ich gelesen oder gehört habe, ging es mir immer besser. Ich brauche aber eine Auffrischung

Danke euch und einen ruhigen, schönen Abend

Ich wollte euch heute gern einmal berichten, wie es mit mir im letzten Jahr so ergangen ist. Ich habe in der Körper-Psychotherapie und bei meinem Therapeuten eine wirkliche "Heimat" gefunden. Ich freue mich immer wieder aufs Neue auf die Stunden bei ihm und die Möglichkeit, in diesem geschützten Rahmen weiter an mir zu arbeiten.

Ich hatte im letzten Jahr einige Hoch- und Tiefphasen, aber es ist mir bis vor einiger Zeit nicht gelungen, mich dauerhaft zu stabilisieren. Ich nehme immer noch Mirtazapin (22,5 mg), allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass es mir hilft. Ich konnte es allerdings bisher noch nicht absetzen, da mich bei meinen bisher 3 Absetzversuchen jedes Mal heftigste Absetzerscheinungen erwischt haben, obwohl ich die kleinstmögliche Reduzierung nahm, die ich mit der Teilung der Tabletten hinbekommen habe. Die Psychiaterin ist der Ansicht, dass das überhaupt nicht sein kann und dass es ein Zeichen ist, dass ich das Medikament brauche. Das sehe ich komplett anders – aber sie lässt es nicht gelten und ist mir jetzt beim Absetzen keine Hilfe. Sie meint nur: "Wenn Sie es wirklich wollen, dann müssen sie die Symptome halt aushalten". In diesem Punkt bin ich aktuell noch sehr unglücklich, denn ich würde das Medikament lieber heute als morgen los sein und dann versuchen, die zusätzlichen Kilos anzugehen, die es mir beschert hat und die ich unter dem Medikament partout nicht wieder abnehmen kann.

Aber zurück zu meiner Therapie. Ich habe im letzten Jahr viele "Päckchen" ausgepackt, die mir Druck machen, habe den Druck wahrgenommen, den ich mir selber mache und die Probleme, die mir im Zusammenleben mit meinem Mann im wahrsten Sinne des Wortes "auf den Magen schlagen" zu analysieren. Ich habe verschiedene Atem- und Wahrnehmungsübungen gelernt und jede Menge andere "lustige" Übungen gemacht – aber nichts konnte mich auf Dauer stabilisieren. Irgendwas zog mich immer wieder in meinen erstarrten Zustand mit den vielfältigen körperlichen Symptomen zurück. Ich habe ganz viel im außen "gemacht", aber nichts wirklich zugelassen.

Im Oktober starte dann bei uns im Haus das Projekt "Badrenovierung". Für mich eh schon schwierig, da meine gewohnten Abläufe gestört und ständig fremde Leute in meiner "Wohlfühlblase" rumlaufen. Unser ohnehin schon kleiner Wohnraum wurde für mich noch enger. Insgesamt passierte bei mir im Kleinen genau das, was aktuell durch Corona bei uns im Land passiert – die Baustelle wirkte wie ein Brennglas für das, was in der Beziehung mit meinem Mann schief läuft. Sie hat alles komplett nach oben eskaliert.
Nach 4 Wochen bin ich komplett zusammen geklappt – mein Nervensystem war komplett überreizt, jedes Geräusch fühlte sich wie ein Peitschenschlag an. Mein Magen- und Darmtrakt war komplett abgeschossen, ich konnte kaum was essen, hatte wieder Durchfall, mir war schwindelig und ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Ich habe mich dann für eine Woche krankschreiben lassen und habe es langsam angehen lassen.

Beim nächsten Therapietermin flog dann quasi der Deckel vom Vulkan weg. Ich habe mir zum ersten Mal wirklich eingestanden, dass meine körperlichen Symptome aus meinen Problemen mit meinem Mann resultieren. Vom Kopf her wusste ich das schon lange, aber ich habe es mir nie wirklich erlaubt, einzustehen. Ich habe mir nie erlaubt, mich in den Vordergrund zu stellen und meine Grenzen zu wahren. Ich habe mir nie erlaubt, mir meine negativen Gefühle gegenüber meinem Mann einzustehen – geschweige denn zu artikulieren.

Das hat in mir eine unglaubliche Kraft freigesetzt. Der Vulkan ist explodiert und der ganze Druck, der auf mir lastet, konnte nach und nach abfließen. Die permanente innere Unruhe, da ständige Gehetzte und Getriebene in mir hat sich gelegt. Die Gedanken sind wieder klar und in mir herrscht ein unglaublicher Friede. Nach meinem Therapietermin bin ich mit Mühe und Not noch mit dem Auto nach Hause gefahren, und habe dann 3 Nächte lange wie eine Tote geschlafen. Der Körper fing an, sich zu erholen und zu heilen. Es war einfach unglaublich.

Was mir klar ist – das wird so nicht anhalten, der Alltag wird nach und wieder einbröseln und mich wieder in die andere Richtung ziehen. Aber nicht mehr komplett, sondern immer weniger. Wie eine Welle, die auf den Strand zuläuft und nach und nach immer kleiner wird und dann verebbt. Aber ich genieße den aktuellen Zustand sehr. Er hält jetzt schon seit 2 Wochen an.

Außerdem ist mir in dieser turbulenten Zeit noch etwas klar geworden. Ich bin schon als Kind sehr fantasievoll gewesen, glaubte an Geister und Gespenster, sah Dinge, die sonst keiner sah. Ich hatte eine unglaubliche Lebendigkeit in mir, mit ein bisschen Verrücktheit, Spontanität und sehr viel Sensibilität und Empathie - und ich glaubte immer, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die die Wissenschaft nicht erklären kann. Diese Seite habe ich nach und nach unterdrückt – meine Eltern sagten immer, ich solle nicht so empfindlich sein und mich mal zusammenreißen. Meine Chefin sagte immer, dass ich nicht mit anderen mitleiden soll und härter werden müsse. Mein Mann glaubt nur an Zahlen, Daten, Fakten, hasst Überraschungen, will alles im Voraus planen und mag es nicht, wenn ich mich um andere sorge.
Und je weiter ich diese Seite in mir unterdrückt habe, habe ich eine Mauer um mein Herz gezogen, um die unerwünschten Gefühle unterdrücken zu können, um so zu werden, wie mein Mann es gern hätte. Weil ich ihm in Bezug auf Logik und Wissen (seiner Meinung nach) nicht das Wasser reichen kann und alles, was ich sage, erst einmal angezweifelt wird, habe ich mir nach und nach angewöhnt, gar nichts mehr zu sagen. Weil ich meine Grenzen ihm gegenüber nicht wahren kann, habe ich permanente Grenzübertretungen zugelassen, und den Ärger und die Wut darüber in mich hineingefressen. Irgendwann konnte ich die Mauer zu meinem Herzen nicht mehr einreißen. Diesen Zustand nennen wir dann Depression.

Auch wenn sich das jetzt seltsam anhört - das alles wurde mir nach dem Lesen eines Buches und einem langen Spaziergang klar. Und ich habe es tatsächlich geschafft, diese Mauer ein Stückchen einzureißen. Ich habe durch einen Musiktipp in dem Buch meine "Seelenmusik" gefunden – die hat eine unglaubliche Wirkung auf mich – so etwa habe ich noch nie erlebt. Durch diese Musik spüre ich wieder mein Herz und meine Lebendigkeit. Ich habe in den letzten 2 Wochen so viel geweint wie noch nie in meinem Leben. Ich fange jetzt an, meiner von allen ungeliebten Seite Raum zu geben, und zwar so wie es mir gefällt. Ich schaffe es im Moment, die Probleme meines Mannes nicht zu meinen zu machen und seine Befindlichkeiten nicht an mich heranzulassen. Ich fange an, Grenzüberschreitungen wahrzunehmen – nur ihm gegenüber benennen kann ich sie noch nicht. Das ist jetzt der nächste Schritt.

Es schein tatsächlich so, als hätte ich endlich den Weg gefunden, den ich jetzt weitergehen kann. Ich denke, er wird noch recht spannend sein und ich bin auch gespannt, wo er mich hinführt. Ich werde weiter berichten!

A


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