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@Kruemel_68
Dein Beitrag hat mir gerade geholfen, meiner Mutter ein bisschen Zuversicht wieder zu geben. Sie ist in einer ähnlichen Situation, nur das mein Vater schon 87 ist und ziemlich stur und nur noch negativ. Ich habe ihr zwar schon des Öfteren gesagt, dass die Situation jetzt sowieso schon so ist, wie sie ist, was nützt es, sich damit allzu sehr zu belasten und sich andauernd Sorgen und Gedanken zu machen. Es kommt wie es kommt und dann wird man eine Lösung finden, aber sie ist nun auch schon 82 und wird das nicht mehr lernen, aber es wird sie sicher beruhigen, wenn sie jeden Tag ein bisschen versuchen kann, die Dinge so anzunehmen und für sich einen Weg der Besserung zu finden.

Hallo Kruemel_68,

wie schön, dass du hier weiter von deinen Erfahrungen berichtest, so habe ich deinen Thread nun auch entdecken können

Es gibt so einige Parallelen zu mir. Bin übrigens auch der Ansicht, dass eine Körper-Psychotherapie sehr gut helfen kann. Hatte aufgrund einer Essstörung vor etwa 20 Jahren ebenfalls so eine Therapie gemacht, allerdings in einer Gruppe. War im Nachhinein gesehen eine etwas zu arglose Entscheidung, weil ich eigentlich Gruppenangst habe, damals davon allerdings nichts wusste. Habe auch nie eine offizielle Diagnose erhalten, da es mich nie zu konventionellen Therapieformen hingezogen hatte.

Diese Einzeltherapie, so wie du sie seit einiger Zeit machst, wäre für mich sicherlich besser gewesen. Denn dann hätte ich noch mehr aufarbeiten können. Aber nun ja, so war´s halt nunmal gelaufen, lässt sich jetzt nicht mehr ändern

Trotzdem war diese Körper-Psychotherapie eine richtig gute Basis für meinen weiteren Weg. Hat mich – ähnlich wie bei dir – auf den Weg zu Achtsamkeit, (eine zeitlang) Yoga, Meditation, entsprechender Literatur geführt. Als hier kürzlich das Thema Essstörung aufkam, habe ich überlegt, wie ich meine eigentlich geheilt bekommen habe. Ich würde sagen, es war eben diese Achtsamkeit, jedoch gepaart mit meinem sehr starken Interesse an gesunder Ernährung und meiner Experimentierfreude damit.

Das Pipi-Problem (ich übernehme jetzt mal diesen lustigen Begriff ) begleitet mich auch schon Jahrzehnte. Dachte aber bis vor einiger Zeit, das läge daran, weil ich schon immer sehr viel getrunken habe. Allerdings habe ich meine Trinkmenge dieses Jahr auf ein für mich gutes Maß reduziert und trotzdem war bzw. ist noch dieses Problem da. Aber es wird seit kurzer Zeit ein klitzeklein wenig besser.

Du hast mir übrigens ein gutes Stichwort geliefert: Druck! Ja, den habe ich mir auch immer gemacht. Da gibt´s wohl einen Zusammenhang und ich erinnere mich daran, dass das Thema schon mal bei mir aufkam und irgendwie wieder in Vergessenheit geriet. Werde mal darauf achten. Dankeschön!

Zitat von Kruemel_68:
Weil ich ihm in Bezug auf Logik und Wissen (seiner Meinung nach) nicht das Wasser reichen kann und alles, was ich sage, erst einmal angezweifelt wird, habe ich mir nach und nach angewöhnt, gar nichts mehr zu sagen.

Das hatte ich in ähnlicher Form ebenfalls mal in einer Beziehung. Ich würde es so ausdrücken: Mir blieben förmlich die Worte im Halse stecken. Das führte letztlich dazu, dass ich an einem Tag innerhalb kurzer Zeit (so in meiner Erinnerung) eine dicke fette Mandelentzündung bekam und mir die Mandeln entfernt werden mussten! Krass, wie der Körper auf anhaltenden Stress reagiert!

Zitat von Kruemel_68:
Beim nächsten Therapietermin flog dann quasi der Deckel vom Vulkan weg. Ich habe mir zum ersten Mal wirklich eingestanden, dass meine körperlichen Symptome aus meinen Problemen mit meinem Mann resultieren.

Ich finde es toll, dass du das nun bei deiner Therapie herausfinden konntest und auch was du über deinen Umgang damit berichtest. Klingt in meinen Augen sehr vielversprechend. Wünsche dir sehr, dass du dieses Thema im Laufe der Zeit für dich/euch lösen kannst.

Zitat von Kruemel_68:
das alles wurde mir nach dem Lesen eines Buches und einem langen Spaziergang klar.

Du hast mich nun neugierig auf das Buch gemacht. Schreibst du, um welches es sich dabei handelt. Würde mich freuen

Zitat von Kruemel_68:
Durch diese Musik spüre ich wieder mein Herz und meine Lebendigkeit. Ich habe in den letzten 2 Wochen so viel geweint wie noch nie in meinem Leben. Ich fange jetzt an, meiner von allen ungeliebten Seite Raum zu geben, und zwar so wie es mir gefällt.

Das klingt so toll, macht wirklich Freude das zu lesen!

Mir wurde früher auch immer gesagt, ich sei zu empfindlich. Mich berührt so vieles und mir laufen bei Kleinigkeiten gleich die Tränen. Mittlerweile habe ich gelernt, das schön und liebenswert zu finden. Es ploppt zwar manchmal die Frage auf ist das noch normal? - doch dann stelle ich ganz schnell fest, dass diese Frage völlig überflüssig ist! Es ist einfach so, so bin ich und ich finde es schön, mich so sehr berühren lassen zu können.

Zitat von Kruemel_68:
Es schein tatsächlich so, als hätte ich endlich den Weg gefunden, den ich jetzt weitergehen kann. Ich denke, er wird noch recht spannend sein und ich bin auch gespannt, wo er mich hinführt. Ich werde weiter berichten!

Freue mich schon auf deinen nächsten Bericht und wünsche dir alles alles Gute für deinen Weg!

A


Mein Tipp Körper-Psychotherapie bei Somatoformer Störung

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@Myosotis Danke für dein ausführliches Feedback! Ich freue mich sehr, wenn ich dir nach deinem langen Weg nochmal einen Denkanstoß liefern konnte!

Ich hoffe auch sehr, dass ich die Probleme mit meinem Mann für mich lösen kann, denn den letzten Weg, die Trennung, möchte ich eigentlich nicht gehen....

Das Buch ist von Sylvia Harke und heisst Wenn Frauen zuviel spüren.

Zitat von Kruemel_68:
Das Buch ist von Sylvia Harke und heisst Wenn Frauen zuviel spüren.

Aaah okay, danke dir! Habe gerade mal nachgeschaut. Ja, mit dem Thema Hochsensibilität hatte ich mich auch schon beschäftigt.

Zitat von Kruemel_68:
Ich hoffe auch sehr, dass ich die Probleme mit meinem Mann für mich lösen kann, denn den letzten Weg, die Trennung, möchte ich eigentlich nicht gehen....

Von dem, was du so schreibst, bin ich eigentlich sehr zuversichtlich, dass ihr das gemeinsam schaffen werdet! Drücke dir alle Daumen dafür ...

Liebe Grüße!

Hallo @Kruemel_68
ich habe mit grossem Interesse Deine Posts gelesen. Vielen Dank sie machen Hoffnung. Ich habe mich schon vorher fuer diese Art von Therapie interessiert und habe dazu auch einiges gelesen. Kannst Du mir sagen, welche Ausbildung und Bezeichnung Dein Therapeut genau hat? Anscheinend gibt es da erhebliche Unterschiede und Du scheinst fuer Dich ja eine gute Wahl getroffen zu haben... Vielen lieben Dank, Janne

Zitat von Janne:
Hallo @Kruemel_68 ich habe mit grossem Interesse Deine Posts gelesen. Vielen Dank sie machen Hoffnung. Ich habe mich schon vorher fuer diese Art von Therapie interessiert und habe dazu auch einiges gelesen. Kannst Du mir sagen, welche Ausbildung und Bezeichnung Dein Therapeut genau hat? Anscheinend gibt es da ...

Mein Therapeut ist Heilpraktiker für Psychotherapie. Ich weiß, dass viele die Nase darüber rümpfen, denn die habe oft ein schlechtes Image. Er hat aber über 30 Jahre Erfahrung und hat auch viele Jahre in verschiedenen BfA Rehakliniken gearbeitet bevor er sich selbstständig gemacht hat.

Ich denke das Wichtigste ist, dass es menschlich passt. Es kann jeman noch so viele Hochschulabschlüsse haben - wenn mir die Nase nicht paßt, wird er mir nicht helfen können. Man muss sich da auf sein Bauchgefühl verlassen, denn es sind sicherlich auch schwarze Schafe dabei.

Da hast Du Recht, dass Wichtigste ist, dass die Chemie stimmt. Weisst Du zufaellig, ob es eine Kognitive Koerpertherapie ist?
Einen schoenen Abend wuensche ich Euch.

Zitat von Janne:
Da hast Du Recht, dass Wichtigste ist, dass die Chemie stimmt. Weisst Du zufaellig, ob es eine Kognitive Koerpertherapie ist? Einen schoenen Abend wuensche ich Euch.

Ich weiß nicht, ob es innerhalb der Körperpsychotherapie nochmal verschiedene Richtungen gibt. Auf meinen Rechnungen steht immer Körperorientierte Psychotherapie. Es fliessen aber Teile aus allen Therapierichtungen mit ein.

Ich hatte übrigens auch von Anfang an Vertrauen und kein Problem mit dem Heilpraktiker, weil meine kassenzufgelassene Verhaltenstherapeutin mich da hin geschickt hatte und sie auch vorher schon mit ihm zusammengearbeitet hat. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich auch skeptischer gewesen.

Ja, es gibt wirklich einige Richtungen....und ueber Empfehlungen, die mir von vertrauten Personen gegeben werden, bin ich auch immer sehr dankbar. Es gibt ja so viele Anbieter...

Ich wollte heute gern mal wieder ein Update geben - für die, die es interessiert

Nach meinem positiven Durchbruch in der Therapie Ende letzten Jahres habe ich mich super stabilisiert. Mir ging es wirklich super - ich habe große Schritte in der Kommunikation mit meinem Mann gemacht, in das Somatisierungsfeld Magen und Darm kehrte nach und nach Ruhe ein, das Pipiproblem hatte sich so gut wie erledigt (der Kopf hat noch nicht verstanden, dass ich nicht mehr ständig auf Klo rennen muss), ich war ruhig und entspannt und hatte wieder Spaß am Leben.

Leider hat eine umfangreiche Zahnbehandlung im Januar (Erneuerung von 4 Kronen) ein neues Somatisierungsfeld aufgetan - wenn es mir jetzt schlechter geht, somatisiere ich über den Kopf (Kopfdruck, Ohrenschmerzen, Zahnschmerzen, verkrampfter Kiefer und Zunge, Prickeln und Taubheit der Haut etc.).

Trotzdem blieb die Grundtendenz bei mir ruhig und entspannt - daher habe ich mich entschlossen, jetzt ans Absetzen von Mirtazapin zu gehen.

Ich nehme das Medikament seit Dezember 2019. Am Anfang brachte es mir eine minimale Besserung, dafür auch 10 kg mehr auf der Wage. Dieses Gewicht belastet mich seitdem sehr und trägt nicht unbedingt zu einer positiven Grundstimmung bei. Es hat mich viel Arbeit gekostet, diese zusätzlichen 10 kg (vorübergehend) zu akzeptieren. Wenn ich in der Einnahme wenigstens einen Nutzen gesehen hätte - aber ich habe mit dem Medikament absolut schlechte Phasen und auch gute Phasen erlebt, wobei ich die guten immer direkt mit einem Weiterkommen in meiner Therapie in Verbindung bringen konnte. Selbst die angeblich schlafanstoßende Wirkung gab es bei mir nicht - ich habe in der Zeit, als ich es noch nicht genommen habe, wesentlich besser geschlafen als jetzt. Von daher will ich es einfach nur noch los werden.

Zwei Absetzversuche sind bereits gescheitert. Ich reagiere extrem sensibel auf diese Art der Medikamente und bei mir macht sich jede Reduzierung von nur ein paar mg mit extremen Absetzerscheinungen bemerkbar. Vor dem Mirtazapin hatte meine Hausärztin mal versucht, Escitalopram bei mir einzudosieren - mit dem Ergebnis, dass mir die empfohlene Anfangsdosis (genommen an nur 2 Tagen - also 2 x 1 Tablette) mir eine Überdosis beschert hat, die sich gewaschen hatte und für die ich 5 Wochen benötigte, bis ich wieder arbeitsfähig war!

Mein Therapeut sagte mir volle Unterstützung im Rahmen seiner Möglichkeiten zu (bevor jetzt einer schreit - nein, nicht zu der Reduktion oder Dosierung selber, sondern beim Auffangen der Absetzerscheinungen). Am 11. März startete ich mit der ersten Reduktion von 22,5 auf 20,6 mg (1/8 Tablette weniger). 14 Tage lief alles super, dann fingen langsam die Absetzerscheinungen an. Darauf folgten 14 Tage Hölle. Am schlimmsten auszuhalten ist dieses Gefühl, von dem es mir ganz schwer fällt, es zu benennen. Ich habe es Vernichtungsgefühl genannt. Es fühlt sich alles nur noch schrecklich, hoffnungslos, unaushaltbar an. Begleitet von einem unglaublichen Druck und Brennen in Armen und Beinen, Jucken der Haut am Hals, Kopfschmerzen, Brain Fog, Konzentrationsprobleme, Übelkeit, Magenproblemen, Kopfschmerzen.

Mich hielt nur noch der pure Trotz aufrecht, ich wollte das Medikament einfach nicht gewinnen lassen. Ich hatte ein paar Wochen vorher schon angefangen, die kohärente Herzatmung zu üben. Die hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon so weit drin, dass ich sie 3 x am Tag nutzen konnte, wenigstens für einen kleinen Moment (so 15 bis 20 Minuten) Ruhe ins System zu bringen. Geschlafen habe ich in diesen 14 Tagen nur stundenweise - ich bin jede Stunde hochgeschreckt und war dann so unruhig, dass ich aufstehen und umherlaufen musste.

Nach 10 Tagen legte sich plötzlich ein Schalter um und das Vernichtungsgefühl war auf einmal verschwunden. Es kam dann immer noch mal wieder, aber es gab zwischendurch Erholungsphasen.

Letzen Montag dann hat mein Therapeut mich gefragt, ob ich es mal mit einer Energie-Übung aus dem Chi Gong versuchen möchte. Dort geht es ja darum, die Lebensenergie, das Chi, zu spüren. Meine Achtsamkeit habe ich die letzten Monate schon gut geschult, von daher wollte er es mal probieren. Ich sollte durch Reibung der Hände und Finger erst einmal meine Aufmerksamkeit dort hin lenken. Danach sollte ich probieren, die Energie zwischen meinen Handflächen zu erspüren. Das hat gleich im zweiten Versuch geklappt! Es fühlt sich warm und weich an, als ob man Magneten in der Hand hat, die sich gegenseitig abstoßen. Nach einiger Zeit fingen meine Handflächen und Fußsohlen an zu kribbeln, mir wurde warm. Alles war auf die Energie fokussiert. Das war ein wirklich krasses Erlebnis.

Schon auf der Fahrt nach Hause wunderte ich mich, dass mein Kopf frei und klar war, die Welt war plötzlich komplett bunt. Ich hatte einen unglaublichen Energie-Level, ich hätte im Wald Bäume fällen können. Es brauchte abends einige Zeit, bis ich runterfahren konnte - und dann habe ich in der Nacht wie ein Stein geschlafen. Ich konnte die Energie in den Handflächen noch am nächsten Tag spüren.

Seitdem steht diese Übung jeden Tag auf meinem Plan und ich bin guten Mutes, dass ich damit meine Psyche in den nächsten Absetzschritten unterstützen kann, damit ich etwas leichter da durch komme. Nachdem ich es einmal durchgestanden habe weiß ich jetzt, dass die Absetzsymptome temporär sind und auch wieder vergehen. Das wird mir das Durchhalten in den nächsten Schritten erleichtern. Für mich mal wieder der Beweis, dass in Atem- und Achtsamkeitsübungen große Kräfte stecken, die unsere Psyche unglaublich stärken können.

Ich werde die aktuelle Dosis jetzt erst einmal bis Ende Mai halten, da wir Mitte Mai in Urlaub fahren und ich nicht riskieren möchte, dass es mir während des Urlaubs so schlecht geht. Anfang Juni starte ich dann die nächste Absetzstufe. Alles in allem wird das eine langwierige Angelegenheit, aber ich habe Zeit

... to be continued.

@Kruemel_68 hattest du auch jeden Tag mit starker körperlicher Erschöpfung zu kämpfen?

@Nadine27 Ja, hatte ich. Teilweise war ausser arbeiten nichts mehr möglich, manchmal nicht mal mehr das. Das Sofa war mein bester Freund...

Ich denke, es wird langsam Zeit für den nächsten Teil meiner Geschichte. Wer Lust und Zeit hat sie zu lesen ist herzlich Willkommen. Ich stelle mal virtuell Kaffee und Kekse hin

Ende Oktober letzten Jahres hat es mir von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen weggerissen, ich wusste echt nicht mehr, wo unten und wo oben ist. Es fing an, nachdem ich einen weiteren Absetzschritt vom Mirtazapin in Angriff genommen hatte (was aber wohl im Nachhinein betrachtet nichts miteinander zu tun hatte). Die Absetzsymptome hatten mich ziemlich im Griff, waren aber auszuhalten.

Wir sind übers Wochenende weggefahren, Bekannte in Köln besuchen. Die Hinfahrt verlief für meine Verhältnisse sehr gut (das ist für mich immer das Schlimmste, zurück läuft es immer besser). Mein Toilettenproblem war zwar sehr präsent, aber beherrschbar. Nach dem Essen im Restaurant gingen wir noch mit zu den Bekannten auf ein Glas Wein. Und plötzlich bekam ich eine Durchfallattacke (das hatte ich kurz vorher schon mal nach einem Restaurantbesuch). Und zack – war wieder eine neue Angst vor der Angst geboren: nach dem Essen im Restaurant bekomme ich Durchfall Ich habe die Nacht sehr schlecht geschlafen und hatte dann am Morgen vor der Rückfahrt zum ersten Mal das, was ich bisher noch nicht kannte – eine Panikattacke. Mein Mann wusste nicht, wie er mich nach Hause bekommen sollte; Tavor hatte ich leider auch nicht dabei. Irgendwie hat es dann geklappt. Ich war fix und fertig. Nun war mir eine der wenigen Dinge, die noch gut klappten – Essen im Restaurant – auch genommen und extrem schwierig geworden. Ich hätte heulen und schreien können.

Von da an erreichte meine Angst einen neuen Höhepunkt. Hatte ich bis dahin nur Angst, wenn längere Fahrten oder Termine anstanden, fühlte ich mich jetzt auch zu Hause nicht mehr sicher. Alles machte mir Angst, und wenn es nur die Fahrt zum Bäcker war. Ich baute körperlich komplett ab. Dann bekam ich einen grippalen Infekt. Ganz normal, mit Schnupfen, Husten, erhöhter Temperatur. Und kurz danach brach bei mir alles zusammen - körperlich wie seelisch. Extreme innere Unruhe und inneres Zittern, das Herz ballerte wie bekloppt, Puls war permanent erhöht, ich habe nur noch gefroren, das Gehirn war permanent wie im Nebel, null Konzentrationsfähigkeit, ich kam kaum noch die Treppe hoch, Wellen von Übelkeit. überrollten mich, jedes Geräusch, jeder optische Reiz war zu viel für das Gehirn. Ich habe echt nur noch gedacht: Lieber Gott, wenn das jetzt so bleibt, will ich nicht mehr leben. Ich sah mich schon in der nächsten psychiatrischen Klinik.

Meine Hausärztin hat mich dann nochmal durchgecheckt – so weit alles ok bis auf viel zu hohes Cholesterin. Die Gynäkologin vermutete, dass auch die Hormone mit reinspielen, und hat mir bioidentische Hormone verschrieben. Die haben tatsächlich auch was gebracht (ich hatte dazu hier mal einen eigenen Beitrag verfasst) und ich nehme sie immer noch.

Aber immer wieder überrollte mich die Panik in den absurdesten Situationen, z.B. bei meinen Eltern beim Kaffeetrinken, beim Fernsehen auf dem Sofa. Ich hatte „Toilettenpanik“ obwohl ich z.B. im Autohaus das Klo direkt im Zugriff hatte. Es war einfach nur noch absurd. Ich verstand mich und die Welt nicht mehr.
Mein Therapeut hat sich das eine Weile angeschaut, und dann vorgeschlagen, komplett die Marschrichtung zu ändern. Wir hatten bis dahin zwar auch Atem-, Achtsamkeits- und Energieübungen gemacht, hatten das größte Augenmerk aber auf die Gesprächstherapie gelegt. Jetzt schwenkten wir um und konzentrierten uns nur noch auf die oben beschriebene Energiearbeit, um meine Körperwahrnehmung weiter zu schulen und zu verfeinern. Das Problem ist nämlich nicht, dass die Energie nicht da wäre, sondern dass der Zensor im Kopf sie uns nicht fühlen lässt. Wir zeigten meinem Körper jetzt, wie er die Energie fließen lassen kann und wie er die negative Energie (Angst), die er sonst immer über den Durchfall abgeleitet hat, alternativ nach unten durch die Füße in den Boden ableiten kann.

Wir zeigten meinem Körper, wie es sich eigentlich anfühlt, entspannt zu sein und vor Energie zu vibrieren. Der hatte das komplett verlernt und vergessen.

Diese Energiearbeit ist im Grunde auch ein Gespräch, aber auf einer anderen Ebene. Mein Therapeut sagte, wenn Körper und Seele merken, dass wieder Stabilität einzieht und Ressourcen da sind, wird er ganz von selbst die negativen Dinge und Verletzungen ins Bewusstsein spülen, die er loswerden will und die die ganze Zeit im Körper gehalten werden.

Ich muss dazu sagen, dass ich mich erst sehr schwer damit tat (und es noch tue). Es fällt mir schwer, den Prozess in Worte zu fassen, denn dieser Weg, den er geht, widerspricht komplett allem, was die Medizin der westlichen Welt uns erzählt und allem, was wir glauben zu wissen. Ich kann eigentlich mit niemandem wirklich darüber sprechen, denn ich begreife eigentlich selbst nicht genau, was da mit mir passiert.
Fakt ist aber, dass ich innerhalb von kürzester Zeit (in der ich auch zu Hause sehr intensiv geübt habe!) ein unglaubliches Körpergefühl entwickelt habe. Ich spüre diese Energie in mir, ich kann sie lenken und fließen lassen. Ich kann auch im Alltag innerhalb von Sekunden vom Außen in den Körper umschalten, die Energie fühlen und mich damit beruhigen. Der ganze Körper fährt dann runter und das vegetative Nervensystem beruhigt sich.

Und tatsächlich kam – wie von meinem Therapeuten prognostiziert – etwas tief aus meinem inneren hoch. Ich hatte eine Auseinandersetzung mit meinem Mann, nach der er ziemlich beleidigt war und eine Zeit lang nicht mit mir gesprochen hat. Und ganz plötzlich hatte ich wieder eine Auseinandersetzung mit meinem Vater im Kopf. Es war nicht so, dass ich mich daran vorher nicht erinnert hätte, aber ich hätte sie nicht als so entscheidend angesehen.

Scheinbar haben mich die Vorwürfe meines Vaters tiefer getroffen, als ich gedacht hätte. Und Sie haben eines hinterlassen: die Gewissheit, dass mein Vater mir nicht vertraut, dass ich nicht in der Lage bin, allein in der Welt klarzukommen. Von meiner Mutter hätte ich erwartet, dass sie sich in der Situation vor mich stellt, aber mein Vater hat sie auch noch in den Konflikt reingezogen und einen Keil zwischen uns getrieben.
Und wenn man mir so deutlich gezeigt hat, dass man mir nicht vertraut – wie sollte ich da Selbst-Vertrauen aufbauen? Meine immerwährende Angst vor Auseinandersetzungen (und in der folge ein absolut ungesundes Harmoniebedürfnis) – geboren durch den Liebesentzug und das eisige Schweigen meines Vaters nach jedem „Fehltritt“. Mein quasi nicht vorhandenes Verhältnis zur Sexualität – weil ich ständig vom anderen Geschlecht ferngehalten wurde und mir immer gepredigt wurde, mich nie mit einem Jungen „einzulassen“.

Ich habe Bauklötze gestaunt, als das alles hochkam. Ich habe dann in der Therapiestunde angefangen, den ganzen alten Rotz erst mal auszusprechen (schon seltsam, wenn man mit einem leeren Stuhl spricht…). Wenn man solche Dinge nie aussprechen durfte, ist es echt schwer, Worte zu finden. Beim zweiten Mal ging es schon besser. Ich merkte, wie „sprachlos“ ich eigentlich war.

Und auf einmal merkte ich, wie ich stabiler wurde. Die körperlichen Symptome verschwanden. Ich musste nicht mehr so viel auf Klo rennen. Der Durchfall ging zurück. Wenn ich das Haus verließ und mich im Auto eine leichte Angstwelle erfasste, war es, als wenn tief aus mir die Gewissheit aufstieg „Du schaffst das schon!“. Ich fühle plötzlich wieder etwas – ich kann mich freuen, ich kann Dinge genießen, ich kann traurig sein, ich kann lustig sein. Ich fühle mich fitter, stabiler. Und das jetzt schon eine ganze Woche – für mich eine Ewigkeit. Ich fühle ganz intensiv, wie mein Körper in Stresssituationen automatisch umschaltet und mich Ruhe und Energie fühlen lässt.

Ich bin sehr gespannt, wie lange das jetzt anhält und ob und wann es wieder umschlägt. Fakt ist, dass ich in den letzten drei Wochen einen riesigen Berg alten Ballast „weggesprengt“ habe. Und eine wichtige Erkenntnis gewonnen habe: es müssen nicht immer die großen, schrecklichen Dinge wie Unfälle, Vergewaltigung etc. sein, die einen Impact auf uns haben. Es sind oft kleine Dinge, die die Verursacher schnell wieder vergessen haben und die für Außenstehende unwichtig erscheinen. Aber sie hinterlassen Spuren und Glaubenssätze, die unser weiteres Leben steuern und unser Körpergedächtnis bewahrt den negativen Impact schön säuberlich auf. Und solange wir diese negativen Dinge nicht bearbeiten und loslassen, könnten wir Medikamente schlucken bis der Arzt kommt und Verhaltenstherapie machen bis wir schwarz werden – die Körpersymptome werden immer wieder kommen und sie werden immer lauter werden, bis wir zuhören.

@Kruemel_68 Deinen Beitrag habe ich 2-3 mal sehr interessiert durchgelesen. Ich habe auch schon etwas über das Körpergedächtnis gehört. In der Verhaltenstherapie redet man ja über eigene Probleme, welche Ursachen einer Angststörung sein können. Diese Energiearbeit auf einer anderen Ebene , wie Du sagst, klingt enorm interessant und für mich beeindruckend. Und es freut mich, dass Dir diese Energiearbeit viel positives in Deinem Genesungsprozeß gebracht hat. Ich habe zur Zeit keinen Therapeuten, lange Wartezeiten. Und meine letzte Therapie vor 2 Jahren hat mir schon ein wenig geholfen, und es war mehr mein Zutun, dass ich mich besser fühlte. Jetzt stehe ich wieder am Anfang von Angst und Anspannung loszukommen. Herzliche Grüße

@Sybille1706 Das freut mich mich sehr dass Dir mein Beitrag gefällt. Es ist mir wichtig zu zeigen, dass es auch noch Wege abseits von Medikamenten und Verhaltenstherapie gibt.

Ich finde es schade, dass die seit Jahrhunderten bewährten Erkenntnisse aus Asien in unserer Medizin keinen Stellenwert haben und von Ärzten bestenfalls als esoterische Spinnerei abgetan werden. Auch die Prävention kommt bei uns viel zu kurz. Es wird kassenseitig erst was getan, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Ich drücke Dir die Daumen, dass Du schnell einen Therapieplatz bekommst.

Es gibt mal wieder ein neues Update von mir, nachdem sich bei mir was überraschend Neues ergeben hat:

Mein Mann und ich sind im Mai in Urlaub gefahren, eine Woche ins Allgäu. Urlaub ist mit meinen Ängsten mein schlimmster Feind. Fliegen kann ich gar nicht mehr, mit dem Auto ging es bisher, aber nur in Deutschland. Das Schlimmste für mich ist die ungewohnte Umgebung, nicht mehr die Sicherheit meines Zuhauses und meiner Sofaecke zu haben und auf Ausflügen ständig mit Blase und Darm zu kämpfen, weil ich nicht weiß, wo die nächste Toilette ist. Bisher hat es aber immer irgendwie funktioniert. Ich versuche es auch immer wieder meinem Mann zuliebe – er muss so viel mit mir erdulden, da soll er wenigstens einmal im Jahr in Urlaub fahren können.

Aber dieses Mal kann ich es nur als blanken Horror bezeichnen. Schon am ersten Tag morgens fing die Panik bei mir an und ging nicht mehr weg. Die innere Unruhe war so schlimm, dass ich es nur zwei Tag ausgehalten habe, dann musste ich Tavor nehmen. Und auch mit Tavor ging es hinterher nicht mehr. Selbst im Hotel, obwohl ich wusste, ich muss nicht raus, habe ich gedacht, ich sterbe. Ich war nicht in der Lage, das Hotel zu verlassen. Ich konnte kaum was essen. Mir war dauerübel. Ich wollte nur noch sterben. Wir haben dann abgebrochen und sind zwei Tage eher nach Hause gefahren.

Zu meinem Erschrecken wurde es da aber auch nicht viel besser. Zumindest abends nach dem Abendessen auf dem Sofa ging es einigermaßen, so dass ich mal durchatmen konnte. Schlafen konnte ich fast gar nicht mehr.

In der nächsten Therapiestunde war mein Therapeut entsetzt und komplett erstaunt, dass ich so abgestürzt bin. Ich hatte ihm das vorher schon per WhatsApp geschrieben, so dass er sich schon mal Gedanken machen konnte. Er hat mich dann in dieser Stunde echt unter Druck gesetzt – was er sonst sehr selten tut. „Wovor haben Sie Angst“ hat er mich immer wieder gefragt. Aber ich wusste es nicht. Ich konnte es ihm nicht sagen. Ich habe mir dazu ja selber schon Stunde um Stunde das Hirn zermartert.

Irgendwann sagte er: „Ich glaube Ihnen, dass sie es nicht sagen können. Irgendwas liegt bei Ihnen ganz tief begraben, was Ihnen immer wieder dazwischenfunkt“. Das „Druckmuster“ mit Ihrer Blase wurde schon als Kind angelegt (jeder Körper sucht sich bei Übererregung einen Weg, den Druck „abzulassen“ und nimmt dafür einen Schwachpunkt. Bei einem sind es Kopfschmerzen, bei anderen der Rücken, bei Ihnen die Blase). Ihr Vater hat bei Ihnen den „Ohnmachtsgedanken“ angelegt – das Grundmuster „Ich liebe Dich, aber nur, wenn Du meinen Moral- und Wertevorstellungen folgst. Er hat Ihnen nie das Gefühl gegeben: „Ich liebe Dich, egal was Du tust“. Und er hat sie damit nie wirklich frei gegeben. Sie waren nie frei in Ihren Entscheidungen. Danach haben Sie Ihren Vater durch Ihren Mann ersetzt, der Ihnen das gleiche Ohnmachtsgefühl vermittelte.

Dann sollte ich als Hausaufgabe nochmal mein ganzes Leben durchgehen und meine „Ohnmachtskette“ aufschreiben. Alles, was mir einfällt, wo bei mir die Ohnmacht und der Kontrollverlust getriggert wurde. Und ich sollte mal schauen, was so als erstes wieder hochkommt.

Und was soll ich sagen, es kam die Zeit nach der Geburt meines Sohnes wieder hoch. Etwas, das ich in der Therapie (warum auch immer) noch nicht erzählt hatte. Etwas, das ich als „passiert halt im Leben, musst Du irgendwie mit klarkommen, ist ja gut ausgegangen, anderen ist es wesentlich schlechter ergangen“ abgespeichert habe.

Als ich das meinem Therapeuten erzählt habe, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und sagte: „Himmel, dass was sie da erlebt haben, hätte den stärksten Ochsen umgehauen. Das hat Ihnen eine volle Breitseite verpasst, die nie die Chance hatte, verarbeitet zu werden.“

Mal so in Kurzform: Einen Tag nach der Geburt wurde mir das Baby beim Stillen wegen schlechter Blutwerte „abgenommen“ und in die Kinderklinik verfrachtet. Er musste dableiben, ich musste auf der Entbindungsstation bleiben, umgeben von glücklichen Müttern und Babies, nur meins war weg. Ich durfte am Tag zum Stillen rüber, nachts aber nicht. Da mein Sohn von Anfang an keine Flasche nahm, musste er nachts hungern und durchschreien, bis ich morgens kam. Als ich dann ein Mutter-Kind-Zimmer bekam, hatte ich ihn zwar bei mir, konnte dort aber nicht schlafen und bekam nichts zu essen. Ich musste in eine Mitarbeiter-Kantine gehen, allerdings war mein Baby in der Zeit allein im Zimmer. So rannte ich los, schaufelte mir das Essen rein und rannte wieder zurück. Ich durfte das Zimmer nur zum Essen verlassen, das Baby durfte gar nicht raus, weil ein Kind auf der Station Windpocken hatte. Es war ein Gefühl wie im Knast, und das 10 Tage lang. Einen Fernseher gab es nicht auf dem Zimmer, ich hatte oft das Gefühl, durchzudrehen. Ich musste die Geburt verarbeiten, die Hormonumstellung des Körpers, hatte einen Dammriss 3. Grades, Schlafentzug, die Sorge und Verantwortung, das ein Neugeborenes so mit sich bringt, mir sagte tagelang niemand, was das Baby hatte (es hatte eine Lungenentzündung), höchstwahrscheinlich hatte ich anschließend ein unerkannte, postnatale Depression.

Lange Rede, kurzer Sinn: wahrscheinlich bin ich traumatisiert und wusste es nicht.

Und je länger ich überlege, desto mehr Sinn machen manche Dinge, die mich bisher fast in den Wahnsinn getrieben haben, weil ich keine Erklärung dafür fand. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass die Diagnose „Angststörung“ nicht zu 100% passt, jetzt weiß ich warum. Sicherlich spielen Ängste auch mit rein, die Angst vor der Angst etc. Es ist ja nicht alles schwarz-weiß, sondern ein Konglomerat aus verschiedenen Ursachen. Aber das scheint der Ausgangspunkt zu sein. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Punkte finde ich, die vor der Schwangerschaft keine Rolle gespielt haben. Ich bekomme eine Ahnung davon, warum mir bestimmte Punkte in meinem Leben die Füße weggehauen haben. Warum ich mich mit meinen „Ängsten“ konfrontieren kann, bis der Arzt kommt, sie aber nicht besser werden. Warum die Verhaltenstherapie bei mir nichts bewirkt hat.

Es macht sich gerade eine unglaubliche Erleichterung in mir breit, weil ich jetzt weiß, aus welcher Richtung das kommt. Ich weiß jetzt, wogegen ich kämpfen kann. Dass mein Körper mir mit den komischen Symptomen eigentlich helfen will, den damals im Körper festgehaltenen Schock und die Übererregung abzuarbeiten und loszulassen. Dass ich nicht verrückt werde, sondern mir das Leben ein Bein gestellt hat.

Ich bin jetzt sehr gespannt, wie es weiter geht. Ich werde weiter berichten.

@Kruemel_68 dein Beitrag hat mich ziemlich gefesselt, ich habe mich teilweise darin selbst erkannt... Würde gern mehr mit dir schreiben
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Zitat von Polly57:
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Das freut mich.. . Was heisst PN? Postnachricht? Ja, das wäre mir lieber.
LG

Zitat von Polly57:
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