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Während ich auf die Geräusche der Nacht lausche und versuche, eine bequeme Liegeposition zu finden wird mir plötzlich bewusst, dass ich mutterseelenallein mitten im Wald bin. Im Dunklen. Ohne Handynetz. Schlagartig wird mir heiß und mein Herz beginnt zu rasen und zu stolpern. Ich muss mich aufsetzen, um atmen zu können. Wenn ich jetzt einen Herzinfarkt kriege, bin ich verloren. Kein Mensch weit und breit, der mich retten könnte.

Ich schalte meine Stirnlampe ein, die von der Zeltdecke baumelt. Mein Blick fällt auf den gepackten Rucksack, und sofort überkommt mich der Impuls, schnell alles zusammenzupacken und zuzusehen, dass ich in bewohntes Gebiet komme. Oder zumindest auf den Forstweg zurück. Da, wo ich jetzt bin, findet man mich vermutlich erst, wenn ich ausreichend stinke.

Während ich das denke, befreie ich mich hektisch strampelnd aus meinem Schlafsack. Und während ich das tue, habe ich das Bild vor Augen, wie ein dicker Labrador seinem nicht minder dicken Frauchen den Sonntagsspaziergang versa.ut, wenn er begeistert wedelnd meinen Kadaver entdeckt. Ich halte inne. Mein Hirn generiert ganz offensichtlich medienwirksame Bilder, obwohl ich gerade Infarkt habe. Ich überlege kurz, warum Hund und Frauchen dick sein müssen, komme aber zu keinem befriedigenden Ergebnis. So ganz ausgereift scheinen meine Ablebe-Szenarien noch nicht zu sein.

Ich stoße gegen die Stirnlampe und halte in meinem Rumgestrampel inne, um sie festzuhalten. Das Licht wackelt wild hin und her und erzeugt bizarre Schatten. Ich fange die Lampe ein und muss plötzlich grinsen: Welch eine abstruse Szenerie! Innerhalb von Sekunden erzeugt durch einen einzigen blöden Gedanken. Wie bescheuert bin ich eigentlich? frage ich laut in die nächtliche Regenkulisse. Vermutlich ist es gut, dass ich keine Antwort kriege.

Mein Puls beruhigt sich allmählich, das Herzchen befindet sich derweil noch tatkräftig im Unruhemodus. Ich ertappe mich dabei, es genauer beobachten zu wollen und lenke meine Gedanken mit einiger Anstrengung wieder zum dicken Labrador. Das hilft ein bisschen, reicht aber nicht. Ich muss irgendwas tun. Die Idee, mitten in der Nacht das Zelt abzubauen und durch den Wald zu stolpern, verwerfe ich nach kurzem Überlegen. Dass ich keine Lust habe, jetzt in der nassen, kalten Finsternis rumzukriechen, reduziert die Wahrscheinlichkeit auf meinen direkt bevorstehenden Herztod deutlich.

Trotzdem checke ich, ob ich eventuell doch Netz habe. Habe ich natürlich nicht. Dafür fällt mir beim Blick aufs Display meine Playlist ein. Ich habe die Zufallswiedergabe aktiviert und fünf Sekunden später träumen die Moody Blues von Nights in white Satin - irgendwie passend, wie ich angesichts des gerade heftig prasselnden Regens befinde. Ich krame noch mal den Kocher aus meinem Rucksack und mache mir eine Tasse Tee. Kaminfeuer - und ich kann nicht anders, als die Stirnlampe noch mal anzustupsen und das Licht flackern zu lassen.

Der Tee ist der Oberhammer, ich stelle die Satin-Nächte auf Replay und kuschle mich wieder in die Penntüte. Im letzten Moment vor dem Wegdämmern schalte ich das Handy aus. Herztod abwendet.

Die Nacht verläuft störungsfrei, wenngleich ich dennoch unruhig schlafe. Das kenne ich aber schon von Nächten im Freien: Die Erste ist immer zum Drangewöhnen. Als ich aufwache ist es 7.30 Uhr. Es regnet noch immer in Strömen, und ich stelle zufrieden fest, dass das Zelt dicht ist. Kondenswasser gibts es leider trotzdem, und das Kochen im Zelt ist dabei auch nicht die beste Idee. Trotzdem schmeiße ich den Kocher erneut an, erhitze erst Wasser für's Müsli und befülle dann die Mini-Bialetti mit Espressopulver: Mein 180g- Zusatzgewicht-Luxus, über den ich mich gerade freue wie Bolle.

Knie und Hüfte tun leider ziemlich weh. Ich verpflastere das Knie neu und versehe es dabei mit ein wenig Jodsalbe, an dem fetten Bluterguss an meiner Hüfte kann ich nichts machen. Mit zwei Feuchttüchern und etwas Deospray erledige ich den ersten Teil der Morgentoilette und krabble fröstelnd in die - trotz nächtlicher Verpackung klammen - Klamotten. Dann sind Müsli und Espresso ein Genuss, der nur dadurch geschmälert wird, dass ich keine bequeme Sitzposition mehr finde. Ich bin halt noch immer keine Elfe und außerdem keine 20 mehr. Trotzdem schiebe ich den Aufbruch vor mir her: Ich habe grade so gar keine Lust, gleich im strömenden Regen das Zelt abzubauen und zu verpacken.

Hilft aber irgendwie nix, und so räume ich den Rucksack ein, ziehe die Regenklamotten an und krieche ächzend nach draußen. Der heimischen Übung sei Dank, gelingt mir der Abbau trotz Nässe recht zügig, und nach einem kurzen Gassi im Gebüsch und Zähneputzen stapfe ich los. Die ersten hundert Meter tun echt weh, aber dann ist die Gelenkschmiere wohl ausreichend angewärmt, und ich falle wieder in meinen ruhigen, aber zügigen Wanderschritt, der mich gut voran bringt.

Das GPS meldet 15 Kilometer bis zum nächsten Etappenziel. Mal gespannt, wo ich heute ankommen werde.

Wann geht es weiter?
Bin schon so gespannt

A


Mein erfolgreicher Weg aus der Hypochondrie

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Ja, da braucht man inzwischen viel Geduld

Hallo Calima. Ich hoffe sehr das wir bald wieder was von dir lesen dürfen. Ich schaue täglich ob es was neues gibt.

Ich stapfe durch strömenden Regen. Auch wenn die Regenklamotten noch dicht halten, kommt ihre Atmungsaktivität nach einigen Stunden an ihre Grenzen. Um mich herum wabert kalter Dunst. Die gute Nachricht ist, dass ich so mit schlechter Laune beschäftigt bin, dass ich bislang nicht sterben muss. Dafür kann ich mich nicht entscheiden, was grade blöder ist: Der Druck des Rucksacks auf meine Schultern und Schlüsselbeine - ich schwöre, dass das Schei.ßding seit gestern mindestens 5 Kilo schwerer geworden ist - die Schmerzen in Knie und Hüfte oder diese verdammte Nässe. Vorsichtshalber finde ich einfach mal alles bescheuert.

Am allermeisten mich selbst. Was hat mich bloß geritten, um diese Jahreszeit durch die Prärie latschen zu müssen? Was will ich mir eigentlich beweisen? Dass ich stundenlang vor mich hin fluchen kann, ohne mich zu wiederholen? Glückwunsch Alte, Mission accomplished. Mir schlägt nicht nur das Wetter aufs Gemüt sondern auch die Tatsache, allein zu sein. Gemeinsam mit der Lieblingsfreundin wäre die Flucherei entschieden lustiger. Wir können unheimlich gut zusammen rumschimpfen. Wir können überhaupt eine Menge Sachen gut zusammen hinkriegen. Mit heißem Herzen sehne ich sie herbei, aber das Universum hat wohl grade keine Lust auf Wunder.

Mir knurrt seit einer Weile der Magen - ich bin seit 5 Stunden unterwegs - aber ich kann mich nicht dazu durchringen, eine Pause einzulegen. Die Aussicht, bibbernd in der nassen Kälte rumzusitzen, lässt mich weitermarschieren. Schließlich ist es meine Blase, die mich zum Anhalten zwingt. Ich überlege, ob ich es riskieren soll, mit dem Rucksack auf dem Buckel pinkeln zu gehen, verwerfe die Idee aber zügig, als ich testhalber ein Stück in die Knie gehe. Besser nicht. Ich hocke mich einfach an den Wegrand, hier ist eh keiner unterwegs. Halbwegs kluge Menschen bleiben bei diesem Sauwetter zuhause.

Als ich den Rucksack mit Schwung zurück auf meinen Rücken befördern will, wird mir schwindlig. RICHTIG schwindlig. So schwindlig, dass ich ihn gerade noch fallen lassen kann, bevor es mich selber flach legt und der Rucksack auf diese Weise zumindest einigermaßen meinen Aufprall auf dem Boden abfängt. Während die Welt um mich kreist, flutet mich Panik. Mein bis eben so artiges Herzchen explodiert in meiner Brust, während mein Hirn gleichzeitig verzweifelt versucht, einen vernünftigen Grund für den Schwindel zu finden.

Schlaganfall! brüllt es in meinem Kopf. Plötzlich schmerzt mein linker Arm und der Schlaganfall wird vom Herzinfarkt niedergeknüppelt. Du hast seit Stunden weder gegessen noch getrunken. Die einzig vernünftige Stimme in diesem Chaos kann sich nur mühsam Gehör verschaffen. Ich probiere zu lächeln, um rauszufinden, ob ich einen Schlaganfall habe, habe aber keine Ahnung, ob das Verziehen der Mundwinkel tatsächlich als Lächeln durchgehen könnte. Das Karussell um mich herum ist noch immer nicht zum Stillstand gekommen und mein linker Arm tut richtig WEH. Ich rapple mich in eine halbwegs sitzende Position und erkenne die Ursache für den Schmerz: Ich bin auf einem Grenzstein gelandet.

Schon klar. Weit und breit nur Wiese, Natur und Landschaft - und ich haue mir den Arm an dem einzigen Steinbrocken an, der im Umkreis von 5 Kilometern zu finden ist. Hey, Universum! Manchmal bist du echt ein Ar.schloch. Wobei: Der Stein reduziert die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts doch ziemlich. Ich hocke - mal wieder - auf dem nassen Boden, und während die Gegend um mich rum allmählich zum Stillstand kommt, fange ich an zu lachen. Was für eine verrückte S.cheiße! Das Lachen bricht aus mir heraus wie eine Lawine. Ich lache, dass es mir die Tränen aus den Augen treibt und ich nach Luft japse. Zugegeben: Es ist wohl eher ein hysterischer Anfall. Dennoch befreit es mich.

Ich mühe mich wieder auf die Füße und kriege tatsächlich auf Anhieb den Rucksack auf den Rücken. Schlaganfall und Herzinfarkt lassen mich offensichtlich auch heute nicht sterben, und ich stelle zufrieden fest, dass ich dieses Mal zumindest nicht gekotzt habe. Man muss sich auch über kleine Fortschritte freuen, finde ich. Es dauert eine Weile, bis ich registriere, dass es aufgehört hat zu regnen. Nicht, dass das viel an meiner eigenen Feuchtigkeit ändern würde, aber irgendwie trotzdem nett. Als eine Schutzhütte vor mir auftaucht, bin ich bereit für eine Pause und sobald ich zu essen beginne, merke ich, wie hungrig ich bin und bediene mich genüsslich an meinen Vorräten.

Dabei fällt mir auf, dass ich fast kein Wasser mehr habe. Angesichts der tropfenden Natur um mich herum beinahe ein Witz, aber bei näherem Betrachten durchaus ein Problem. Ich werfe mein Handy an und checke die Gegend. Offensichtlich hat das Universum mich wieder lieb, auf meinem weiteren Weg liegt ein Bach, den ich kurze Zeit später nutzen kann, um meine Flaschen aufzufüllen. Es dauert ein Weilchen, bis das Wasser durch den Filter gelaufen ist und mir wird zunehmend kalt, weil die Bewegung fehlt. Wird es tatsächlich kälter oder bilde ich mir das ein? Auf jeden Fall frischt der Wind auf, was das Ganze erst mal nicht angenehmer macht. Chillfaktor, bemerkt irgendwer in meinem Gehirn treffend. Wärmer wird mir dadurch trotzdem nicht.

Mir kommt eine Idee und ich packe mein tropfnasses Überzelt aus. Nach einigem Rumprobieren gelingt es mir, es so an meinem Rucksack zu verknoten, dass es im Wind flattern kann, ohne mich allzusehr beim Gehen zu stören. Keine Ahnung, ob das was nützt, aber einen Versuch wert.

Der Weg wird deutlich steiler, ich befinde mich im Anmarsch auf den Kreuzberg. Je höher ich komme, desto stärker wird der Wind. Auch durch das Steigen werde ich nicht wirklich wärmer. Um mich herum entdecke ich zunehmend Schneereste. Schließlich habe ich genug und suche mir ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen, um mein Zelt aufzubauen. Der Wind hat tatsächlich das Außenzelt ganz gut abgetrocknet. Kluges Mädchen! lobt mich mein innerer Streichelzoodirektor. Den Aufbau bei Wind macht das nicht einfacher.

Schließlich hocke ich bibbernd in meinem Zelt und koche Tee und Essen. Geschafft für heute.

Heißer Tee und ein doppelter Espresso bringen allmählich Wärme und Lebensgeister in mich zurück. Mein automatisierter Kalorienmanager gibt sein Placet zu Espresso mit Zucker - ganz gegen meine neuen Gewohnheiten - und ich genieße das süße, heiße Kaffeegebräu in vollen Zügen. Trotzdem kann ich nur mühsam dem Drang widerstehen, den Liebsten anzurufen und mich auszuheulen.

Ihm erzählen, was mir in Sachen Angst widerfahren ist, über Nässe und Kälte jammern, meine Einsamkeit beklagen: Genau DAS möchte ich jetzt gern. Trost. Zuspruch. Auf den Arm. Sieben Mal nehme ich das Handy in die Hand, sieben Mal stecke ich es wieder weg. Was zierst du dich eigentlich so? ätzt es von irgendwo innen. Ist doch wohl das Normalste von der Welt, miteinander zu telefonieren. Da zerbröselt aber ganz geschmeidig das neue Superwoman-Image, ätzt es von irgendwo anders zurück. Wem musst du eigentlich was beweisen? Na, das wär's dann wohl mit 'Allein in der Natur zu sich finden'.

Oh Mann! Warum müssen meine Gedanken eigentlich immer Party machen? Weil du sie lässt. Die Antwort kommt prompt und erwischt mich kalt. Dann sickert die Erkenntnis durch: Das hier ist gerade nichts anderes, als der ganz normale Kampf mit dem inneren Schweinehund. Der will das, was er immer will: Zurück auf's kuschlige Sofa. Mit einer Packung Schokoküsse und 5 Tafeln Schokolade daneben. Vermutlich hat ihn der Zucker im Espresso angefixt.

Aber ich will das nicht. Ich will nicht bei der geringsten Widrigkeit wieder den Herzliebsten benutzen. Die Masse an Gejammere, die er in den vergangenen Jahren zu ertragen hatte, reicht für den Rest unseres hoffentlich noch langen gemeinsamen Lebens. Ich bin für mich selbst verantwortlich. Er hat für eine lange Zeit wirklich genug an Last mitgetragen, die nicht die seine war. Ich wollte diese Tour für mich, also werde ich auch zusehen, wie ich damit fertig werde. Meine Entscheidung. Meine Dämonen. Mein Weg.

Was für ein Pathos, kommt es gelangweilt aus dem Off. Vor meinem geistigen Auge sehe ich einen einzelnen Theaterbesucher aufstehen und langsam und abgesetzt in die Hände klatschen. Ja, ja, ist ja gut. Ich hab' mich in die S.cheiße geritten und muss jetzt zusehen, dass ich da wieder raus komme. Geht doch, sagt der Theaterbesucher und setzt sich wieder. Ich schwöre, dass er grinst. Ich denke kurz darüber nach, dass ich in Diskussionen mit mir selber immer das letzte Wort habe - egal, wie sie verlaufen. Das scheint die Klugsch.rin in mir zufrieden zu stimmen, denn ich bin auf einmal deutlich besser drauf.

Ich beschließe, dem Liebsten später noch eine liebevolle Gute-Nacht-Sprachnachricht zu schicken, und der Gedanke daran wärmt mein Herz.

Während ich meinen Rucksack einräume, fällt mir auf, dass der Wind nicht mehr an meinem Zelt zerrt. Auch der Regen fehlt. Die Stille ist ungewohnt und fühlt sich seltsam an. Für einen Moment verstärkt sie das Gefühl von Einsamkeit, und ich spüre tatsächlich Tränen aufsteigen. Nix da. Die Selbstmitleidnummer ist für heute durch. Ich spüle den Heulkloß in meinem Hals mit dem letzten Schluck Tee hinunter.

Müde bin ich noch nicht, was angesichts der Tatsache, dass es früher Abend ist, auch nicht so wirklich verwundert. Wegen der Kälte bin ich bereits in meinen Schlafsack eingekuschelt, aber ich finde weder eine einigermaßen bequeme Sitz- noch Liegeposition. Zum wiederholten Mal wünsche ich mir, ich hätte einen faltbaren Klappsitz mitgenommen. Eine Rückenlehne wäre ein Traum. Stattdessen wälze ich mich von einer Seite auf die andere, versuche ein bisschen Yoga im Sitzen und mache Liegestütze, um andere Muskeln zu belasten.

Nach einer Weile wird mir bewusst, dass mir schlicht und ergreifend langweilig ist. Ein klarer Nachteil vom alleine Wandern ist, dass man keinen zum Reden hat. Diese Erkenntnis ist jetzt aber nicht soo überraschend und ich suche nach Lösungen. Schließlich kommt mir die Idee, meine Erlebnisse als Sprachmemo festzuhalten. Ich spreche leise, so als würde ich jemanden stören und wieder wird mir die Stille um mich herum bewusst. Nach ungefähr einer Stunde habe ich genug geredet. Außerdem fordert der Tee seinen Tribut, und so schäle ich mich aus der Penntüte und schlüpfe in meine Schuhe. Wenigstens wird die Regenjacke nicht gebraucht und kann unter der Apside gemütlich weiter vor sich hin tropfen.

Als ich den Reißverschluss öffne, traue ich meinen Augen nicht: Es schneit. Um das Zelt herum ist bereits alles weiß. Erst jetzt registriere ich das leise Rascheln der dicken Schneeflocken auf dem Zeltdach. Der Schnee sorgt für so viel Helligkeit, dass ich meine Taschenlampe nicht brauche, was das Pinkeln deutlich erleichtert. Ich gehe weiter vom Zelt weg, als ich es normalerweise tun würde. Irgendwie will ich keine gelben Flecken in der Nähe meines Schlafplatzes.

Schräg, worüber ich mir Gedanken mache, wenn ich allein unterwegs bin. Es ist deutlich kälter geworden, aber die dicken Flocken, die wild um mich herum wirbeln, machen mich irgendwie fröhlich. Kurz entschlossen ziehe ich mich an und beginne, einen Schneemann zu bauen. Die Schneekonsistenz ist perfekt, und ich nutze das schräge Gelände, um Kugeln zu rollen. Nach wenigen Minuten sind meine Hände eiskalt, aber das stört mich nicht. Ich positioniere den Schneemann direkt neben meinem Zelt und ackere wie ein Maultier. Als er schließlich steht, ist er einen guten Kopf größer als ich. Er kriegt Kiefernzapfen als Augen, Zweige als Arme und einen gebogenen Kiefernzweig als Mund.

Und ich kann nicht widerstehen und opfere meine vorletzte Möhre für seine Nase.

Mir fallen fast die Hände ab, als ich zurück ins Zelt krieche, aber ich fühle mich unbeschreiblich glücklich. Sobald meine Finger ausreichend aufgetaut sind, dass ich es unfallfrei bedienen kann, quatsche ich die Nachricht an den Liebsten auf mein Handy. Ja! Solche Nachrichten soll er kriegen!

Allmählich lullt mich die Wärme meines aufgeheizten Körpers in meinem Schlafsack ein. Kurz vor dem Wegdämmern fällt mir ein, dass der Schneemann noch keinen Namen hat. Der erste Name, der mir in den Sinn kommt, ist Bastian. Keine Ahnung wieso, aber das spielt auch keine Rolle.

Ich rolle mich zusammen. Gute Nacht, Bastian.

Hallo Calima
Bitte bitte schreib weiter
Ich bin sooooo gespannt

Hallo @Calima

Finde es mega klasse wie du deine Beiträge schreibst und immer wieder etwas spannendes und neues hinzufügst

Wie geht es dir aktuell mit deinen hypochondrischen Ängsten? Finde es sehr inspirierend und motivierend deine stories zu lesen, da ich selbst ein übelst krasser Hypochonder bin und mich diese Problematik manchmal echt in den Wahnsinn treibt. Finde es sehr erleichternd und beruhigend, dass es noch viele andere Menschen gibt, die darunter leiden und offen und ehrlich darüber sprechen oder ihre Erfahrungen mit anderen teilen, um zu helfen. Ich bereue es garantiert nicht, mir endlich ein Herz gefasst zu haben und mich hier in diesem Forum registriert zu haben!

Am nächsten Morgen muss ich tatsächlich den Schnee vor dem Zelteingang wegschieben. Die Erkenntnis, dass es mindestens 20cm geschneit hat, reicht leider nicht tief genug, um mich davor zu bewahren, dass mir die weiße Pracht kalt und nass in die nur locker gebundenen Wanderstiefel fällt.

Schnell krieche ich zurück ins Zelt, schnüre die Stiefel ordentlich und ziehe die Regenhose über. Nasse Füße kann ich nicht gebrauchen. Als ich mich zum Pinkeln hinhocke, taucht mein Allerwertester in den kalten Schnee ein. Da geht dir glatt der A.rsch auf Grundeis, kichert es aus einer Hirnwindung. Ich kichere mit. Gleichzeitig eröffnet sich mir die Möglichkeit, die Morgentoilette heute ohne Feuchttücher gestalten zu können. Kurze Zeit später stehe ich nackig im Schnee und reibe mich bibbernd mit selbigem ab. Es gestaltet sich durchaus anspruchsvoll, die Flüssigseife auf diese Weise auch wieder abzukriegen, aber es klappt.

Ich komme nicht umhin, meine diversen Blessuren zur Kenntnis zu nehmen. Die Hüfte strahlt mir in attraktivem Lila entgegen und mein Knie war definitiv schon hübscher. Ich drücke an beidem ein bisschen herum, aber glücklicherweise korreliert der Schmerz nicht mehr mit der beeindruckenden Optik. Ich rubble mich mit meinem nicht wirklich trockenen Handtuch warm und hüpfe dabei vor dem Zelt herum. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß'! skandieren die Grimmbrüder im Rhythmus meines Gehopses. Ist mir aber schnurz, weil mein Veitstanz mir kurz darauf ein wohlig warmes Gefühl verschafft, als ich frisch gewaschen wieder in meinen Klamotten stecke.

Bastian sieht auch bei Tageslicht beeindruckend aus. Ich fotografiere erst ihn allein, dann schieße ich nach kurzem Überlegen ein Selfie von uns beiden. Als ich es mit einem Guten-Morgen-Gruß an den Liebsten schicke, wird mir bewusst, dass es das erste Foto seit Jahren ist, das ich freiwillig von mir mache. Sofort betrachte ich es mit geschärftem Blick. Erfreulicherweise ist der Schneemann dicker als ich. Immerhin. Gefallen tu ich mir dennoch nicht besonders, aber zumindest lässt sich der Anblick mittlerweile ertragen.

Eigentlich bin ich hungrig, aber ich verspüre keinerlei Lust darauf, in unbequemer Haltung im Zelt zu frühstücken. Stattdessen packe ich meinen Krempel zusammen und baue das Zelt ab. Trotz heftigen Schneegestöbers ist das deutlich angenehmer als im strömenden Regen. Fast ein wenig wehmütig lasse ich Bastian zurück - nicht ohne ihm im Weggehen doch noch die Möhre aus dem Gesicht zu klauen. Man weiß ja nie.

Den Weg zur Kreuzigungsgruppe und dem Gipfelkreuz wird herausfordernder, als ich erwartet habe. Sobald ich den Wald hinter mir lasse, greift der Wind an und treibt mir den Schnee so ins Gesicht, dass ich kaum noch etwas sehen kann. Noch ist die Orientierung recht einfach, da der Ort touristisch aufbereitet ist. Anstrengend ist es trotzdem, auf dem noch nicht geräumten Weg voranzukommen. Immer wieder rutsche ich aus und bin ein paar Mal kurz vor dem Hinfallen. Das Gleichgewicht nicht zu verlieren kostet nicht weniger Kraft als der Anstieg selbst und schließlich bleibe ich keuchend stehen.

Irgendwie kann ich den Schnee immer weniger leiden. Der Wind frischt zunehmend auf, und verschafft mir das Gefühl von Nadelstichen in meinem Gesicht. Längst trage ich Mütze und Handschuhe, aber die wohlige Wärme meiner Schneedusche ist aus meinem Körper vertrieben. Mir ist kalt und ungemütlich. Und als hätte es darauf gewartet, meldet sich mein Herz mit harten, schmerzhaften Schlägen. Meine Versuche, es zu ignorieren, scheitern kläglich. Mein ganzer Brustkorb beginnt zu schmerzen, egal, ob ich versuche, ruhig und gleichmäßig zu atmen oder die Luft anhalte.

Ich schaue mich panisch um. Das ist ein s.cheiß Tourigebiet, hier müssten doch Leute sein! Anscheinend nicht um diese Tageszeit. Mein Herz rast und stolpert und ich habe zunehmend das Gefühl, keine Luft in meine Lungen zu kriegen. Je tiefer ich versuche, Luft zu holen, desto enger wird es in meinem Brustkorb. Dann dreht sich mal wieder die Welt und ich hocke im Schnee.

Hör' auf zu hyperventilieren, du Dusselkuh! erinnert mich ein freundliches Stimmchen an medizinisches Basiswissen. Ich halte die hohlen Hände vor Mund und Nase und zwinge mich, ruhiger zu atmen. Nach endlos erscheinenden Minuten kommt das Karussell zum Stillstand und in meinen Lungen ist wieder Platz. Platz, den mein Herz nutzt, um ungehindert weiter Kapriolen schlagen zu können. Ob ich schon zugeschneit bin, wenn sie meine Leiche finden? Vielleicht bin ich aber auch gar nicht tot, aber die Schneeraupe gibt mir den Rest.

Vor meinem inneren Auge färbt sich der Schnee BLUTROT und diverse Körperteile fliegen eindrucksvoll durch die Gegend. Eine Schneeraupe macht dich platt, sie ist kein Häcksler, unterbricht der Mechaniker mein Splatterkino. Die Unterbrechung des Films ist durchaus willkommen, was meinem Herzen aber völlig schnurz ist, während es unbeirrt poltert, stolpert und rast und mir irgendwie den Hals zudrückt.

Hör' auf, du S.cheißmuskel! schreie ich es an und haue mir mit der flachen Hand zwei Mal hintereinander fest auf den Brustkorb. Ob nun von meinem Gebrüll oder der Haue: Es lässt sich tatsächlich beeindrucken. Mit einem Mal ist Ruhe hinter meinen Rippen. Ich atme vorsichtig ein paar Mal tief ein und aus, aber außer einem sanften Blubbern im Hals ist nichts mehr zu spüren. Irgendwie habe ich Schiss, aufzustehen, aber schließlich komme ich zu dem Schluss, dass hier festzufrieren keine wirklich sinnvolle Option ist. Also rapple ich mich fluchend auf, sortiere Körperteile und Ausrüstung und setze langsam einen Fuß vor den anderen bergauf.

Ich ertappe mich dabei, wie ich in mich hineinhorche, ob das Herz tatsächlich friedlich bleibt. Der Stoppschild-Reflex funktioniert prompt, und ich versuche meinen Fokus auf etwas anderes zu richten. Leider gibt die Umgebung grade wenig her. Ich sehe keine 5 Meter weit durch das Schneetreiben. Oh Mann! Warum muss ich mich dauernd mit diesem Mist plagen? Ich rutsche zum 65. Mal aus und fange mich gerade noch ab. Und warum muss dieser sch.eiß Weg so anstrengend sein? Fast nebenbei greife ich nach meinem GPS, um mir den weiteren Wegverlauf ohne den Abstecher zum Gipfelkreuz anzusehen.

Warum denken eigentlich immer alle, dass es leicht sein muss? Ich habe keine Ahnung, welcher meiner inneren Begleiter diese Frage und die Runde wirft, greife sie aber auf. Es ist nicht das erste Mal, dass sie mich beschäftigt. Sie taucht meistens dann auf, wenn mich mal wieder das Selbstmitleid einholt. Zuerst begegnet ist sie mir im Zusammenhang mit dem Abnehmen.

Wie oft habe ich in diversen Foren gelesen, dass Leute sich beim Abnehmen nicht kasteien wollen. Was das für den Einzelnen bedeutet hat, war durchaus unterschiedlich, aber es hatte immer damit zu tun, dass man sich nicht anstrengen und auf nichts verzichten wollte. Sanft sollte es gehen, leicht und ohne den Genuss zu verlieren. Für mich war schnell klar, dass das für mich nicht funktionieren würde. Das hatte ich mehrmals durch: Nach einer kurzen Zeit der Mäßigung war ich zurück im alten Fahrwasser.

Und genauso ging es auch nahezu allen anderen, die sich einbildeten, ohne Verzicht und Disziplin entscheidend und dauerhaft Gewicht verlieren zu können. Am Ende blieb nur, es sich schön zu reden und Gründe und Ausreden zu finden, warum man es nicht hinkriegte. Gleichzeitig begann der Neid auf die, die es mit genau diesem Verzicht packten.

Nach längerer Zeit rasten mal wieder ein paar Zahnräder in meinem Hirn ein. Ein Ziel zu erreichen IST nicht leicht. Wäre es das, wäre es kein Ziel, sondern bestenfalls eine Station auf einem einfachen Weg. Das Gipfelkreuz, auf das ich gerade zustapfe, ist halt nun mal oben am Berg. Wenn ich dort hin will, muss ich mich plagen. Und warum willst du dorthin? Bei dem Wetter siehst du eh nix. Diesmal identifiziere ich die Stimme eindeutig als die meines Schweinehunds. Seines Zeichens ein überaus hartnäckiger Begleiter, fällt mir auf. Vermutlich ist er genau deswegen immer wieder erfolgreich.

Heute nicht. Ich stopfe das GPS zurück in meine Jackentasche, hebe den Kopf und halte aufmüpfig das Gesicht in den Wind. Dann ziehe ich den Kopf wieder ein, weil es immer noch s.cheiße unangehm ist, den Schnee in selbiges zu kriegen. Weitergehen tu ich aber trotzdem. Mein Herz beschwert sich, es findet die Idee offensichtlich doof. Ich zucke kurz zusammen, bleibe aber nicht stehen.

Dann sterb' ich wenigstens am Gipfelkreuz, beschließe ich.

Eine halbe Stunde später bin ich angekommen und habe keine Lust mehr auf Totsein. Weder hier noch sonstwo. Menschen sind immer noch keine zu sehen. Und so brülle ich in den Wind:

VIVA LA VIDA!

Wenn du ein Buch schreiben würdest wäre ich die aller erste die Dein Buch kaufen würde. Danke

Wundervoll. Schreib kurz hier rein, um deine Fortsetzung nicht zu verpassen. Danke!

Viva la revolución! ruft es von rechts hinten zurück. Fünf Sekunden später purzeln zwei junge Huskies aus dem Schneegestöber und bevor ich sie richtig sehe, finde ich mich mal wieder auf dem Hintern wieder. Diesmal ist mein Hirn unschuldig, die beiden Wollknäuel rennen mich einfach um und fallen unter heftigem Schwanz- und Popogewackel begeistert über mein Gesicht her, um mich abzuschlabbern.

Mein Rucksack hindert mich am Aufstehen und so versuche ich lachend und strampelnd die beiden Rotzlöffel so gut es geht davon abzuhalten, mir die Mütze vom Kopf zu klauen. Es misslingt und Rotzlöffel Nummer 1 sucht mit der Mütze im Maul das Weite. Das bewegt Rotzlöffel Nummer 2 von mir abzulassen und hinter seinem Kumpan herzudüsen. Im nächsten Moment tauchen weitere Huskieköpfe auf. Whoa! Steh! ruft eine kräftige Männerstimme, und nur wenige Meter unterhalb kommt knirschend ein Hundeschlitten zum Stehen.

Ich erkenne vier Hunde im Doppelgespann und einen dick in eine Kapuzenjacke eingemummelten Mann, der mit einem geschmeidigen Satz vom Schlitten springt und auf mich zuläuft. Oh Mist! Sind Sie okay? fragt er besorgt, während er mir die Hand hinstreckt. Ich ergreife sie und ziehe mich entschieden unelegant auf die Füße. Ich hätte die Revolution nicht so leibhaftig erwartet, grinse ich. Auf's Stichwort tauchen die beiden Junghunde auf und Nummer 1 versucht energisch, meine ohnehin nicht sehr lebendige Mütze noch toter zu schütteln.

Ein kurzes PLATZ! lässt überraschenderweise beide Hunde blitzartig auf dem Bauch landen und das folgende AUS! bewegt Nummer 1 - einigermaßen widerstrebend aber dennoch - die Mütze vor sich in den Schnee zu spucken. Ich vermute, die Kriegsbeute gehört Ihnen? Trotz des Schneetreibens erkenne ich das kleine Grinsen in seinem ansonsten ehrlich zerknirschten Gesicht, als er mir nach einigen vergeblichen Versuchen, den Sabber abzuwischen, meine Mütze entgegenhält. Ich stecke meinen Finger durch ein hineingebissenes Loch und wackle damit vor seiner Nase: Das sieht nach umfangreichen Reparationszahlungen aus, befürchte ich. Er erkennt das Augenzwinkern in meinem Tonfall und sein Grinsen wird breiter.

Er zeigt auf Nummer 1. Soll ich ihn braten oder täte es erst mal ein frischer, heißer Kaffee? fragt er. Angesichts des ausgefallenen Frühstücks bewirkt die Aussicht auf frischen Kaffee die sofortige Bereitschaft zur Generalabsolution für den Rotzlöffel. Ich erfahre, dass ich auf dem Weg zum Kaffee in den Genuss einer 20-minütigen Hundeschlittenfahrt komme.und bin hin und weg. Das gehört zu den Dingen, die ich tatsächlich immer schon mal erleben wollte, aber bislang nie gemacht habe. Mein Rucksack und ich werden auf dem Schlitten verstaut und mit einem langgezogenen Gooooooo setzt sich das Gespann in Bewegung. Mir fällt auf, dass ich mich zum ersten Mal seit Langem nicht schäme, mich unter fremden Blicken irgendwo hinzusetzen und auch keinen Gedanken daran verschwende, ob die Huskies mein Gewicht ziehen können. Als mir das bewusst wird, erfüllt mich ein Glücksgefühl, das die wilde Fahrt, die nun folgt noch wunderbarer erscheinen lässt, als sie eh schon ist. Unter Haw! und Gee! und Eeeeeasy! fegen wir durch den Schnee. Als wir über einen Hubbel fahren, kippt der Schlitten fast um, wird aber vom Kerl hinter mir geschickt stabilisiert. Venceremos! brüllt er lachend hinter mir in den Wind. Venceremos! brülle ich zurück. Unser zweifelsohne umfangreiches spanisches Vokabular scheint den gleichen Quellen zu entspringen.

Ich bin gut tiefgekühlt, als wir endlich ankommen und krabble mit einiger Mühe vom Schlitten. Bis die Hunde abgeschirrt und versorgt sind, dauert es eine Weile, und ich nehme dankbar die Einladung der Frau des Hauses an, schon mal vor dem Kachelofen mit dem Auftauen anzufangen, während sie Kaffee macht.

Robert und Elena sind Mitte und Ende Vierzig und einfach nur saucool. Wir unterhalten uns prima und lachen viel, während wir nicht nur Kaffee trinken, sondern auch das gigantische Frühstück verspeisen, das Elena auftischt. Ich muss mich richtig aufraffen, um das gemütliche Nest wieder zu verlassen und mich zurück auf meinen Weg zu begeben. Die beiden lassen mich nicht gehen, ohne meine Vorräte so ordentlich aufzufüllen, dass ich meinen Rucksack kaum noch zukriege, und so schleppe ich locker 4 Kilo mehr Gewicht mit, als ich endlich losstapfe. Erfreulicherweise ersparen mir meine Schlüsselbeine den Protest. Anscheinend haben sie begriffen, dass das Rumgeheule nichts bringt.

Mein GPS führtt mich in einer weiten Schleife von 4 Kilometern zu meiner Route zurück. Ich bereue keinen einzigen Schritt, den ich mehr zu gehen habe, so erfüllt bin ich von der Begegnung mit den beiden. Es hört auf zu schneien, was das Vorwärtskommen erleichtert, und schließlich schaffe ich trotz des ungeplanten Abstechers meine angepeilte Tagesetappe gerade rechtzeitig vor dem Dunkelwerden.

Sackmüde und unendlich zufrieden falle ich nach einem köstlichen Abendessen in meinen Schlafsack.

Venceremos.

Wie immer schön geschrieben das schöne an deinen Worten ist, dass sie mich immer entspannen und zuversichtlich stimmen. Du bist wirklich ein Talent

Die nächsten vier Tage verlaufen ausgesprochen friedlich. Ich marschiere im Schnitt zwischen 18 und 27 Kilometern am Tag und habe mich insgesamt gut eingegroovt. Hüfte, Knie und Schlüsselbeine machen keine Probleme mehr - überhaupt ist der Rucksack mittlerweile beinahe wie angewachsen, was aber nichts daran ändert, dass es Tag für Tag ein unbeschreibliches Gefühl ist, ihn abzustellen.

Erfreulicherweise hat sich auch die Anzahl meiner lebensbedrohlichen Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich reduziert. Seit ganzen 3 Tagen bin ich nun schon nicht mehr gestorben. Anscheinend ist diese Erkenntnis erst jetzt in mein Bewusstsein eingesickert, denn ich ertappe mich seit heute morgen prompt dabei, immer wieder in mich hineinzuhorchen, ob da wirklich nichts im Argen liegt.

Das Herzchen puckert artig vor sich hin, und selbst als ich zügig und gleichmäßig einen steilen Anstieg bewältige, zeigt ein Blick auf meine Pulsuhr, dass ich grade mal auf 95 Schläge komme. Hmm. Sollte das nicht doch etwas mehr sein? Immerhin ist das eine durchaus herausfordernde Tätigkeit. Ich lege einen Zahn zu, um zu überprüfen, ob sich der Herzschlag verändert. Tut er. Als ich nach ein paar Minuten japsend stehen bleibe, ist er bei 100.

Eine Hitzewelle durchläuft mich, die nichts mit der Anstrengung zu tun hat. Die Anzeichen von aufkommender Panik sind mir wohlvertraut. Hey, stopp! Was machst du da eigentlich? versucht mein Hirn seine Arbeit wieder aufzunehmen. Willst du dich jetzt ernsthaft darüber aufregen, dass dein Puls zu NIEDRIG ist? In meinem Kopf drängeln sich gleichzeitig gefühlt 100 verschiedene Gedankenimpulse und können sich nicht einigen, wer das Sagen hat.

Du trainierst seit Monaten dein Herz. Es war dein erklärtes ZIEL, den Puls runter zu kriegen. Die Stimme ist dunkel und beruhigend. Vielleicht ist das Herz aber auch einfach so kaputt, dass es keine Leistung mehr bringen kann! quäkt es sofort aus der anderen Ecke. Der Puls wird immer langsamer und das war's dann. Das Herz stolpert auch nicht mehr, weil es sich nicht mehr anpassen kann. Ich schiele auf meine Pulsuhr. Eigentlich müsste der Stress den Puls spätestens jetzt nach oben treiben. Die Anzeige zeigt 84 Schläge. Schei.ße, sch.eiße, schei.ße.

Ich schaue den Waldweg nach oben. Schätzungsweise noch 200-300 Meter bis er oben anzukommen scheint. Ohne nachzudenken renne ich los. Ich bin besessen von dem Gedanken, meinen Puls erhöhen zu müssen. Im Schnee bergauf rennen zu wollen mit einem nicht unbeträchtlichen Ballastklößchen auf dem Rücken ist keine wirklich gute Idee. Ich schaffe aber tatsächlich mindestens 50 Meter, bevor es mich der Länge nach hinlegt. Selbstverständlich ausgesprochen unbequem. Als ich das Gesicht aus dem Schnee hebe, ist er blutrot. Ich habe mir beim Sturz auf die Lippe gebissen. Noch tut es nicht weh, aber es tropft unbarmherzig weitere rote Flecken in den Schnee. Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz taucht Schneewittchen in meinen ansonsten noch einigermaßen paralysierten Gehirnwindungen auf.

KÜHLEN ist der nächste Gedanke. Er fühlt sich entschieden sinnvoller an. Ich schubse die Gebrüder Grimm beiseite und packe mir zwei Hände voll Schnee auf die blutende Lippe. Es dauert eine ganze Weile, bis das Getropfe erkennbar nachlässt. Die halbe Gesichtspartie ist dank der Kühlung eiskalt und vergleichsweise gefühllos, was aber vermutlich gut ist, denn inzwischen habe ich die Ahnung, dass sich das heftige Pochen an meiner Unterlippe zu einem ebenso heftigen Schmerz entwickeln könnte, wenn die Schockfrostung nachlässt.

Ich krame das Erste-Hilfe-Set aus meinem Rucksack und schnipsle mir mit ebenfalls halb gefrorenen Fingern ein Pflasterchen zurecht, das ich auf die malträtierte Lippe klebe. Auf Desinfektionsspray verzichte ich. Es schmeckt ganz sicher bäh, und die Anzahl an pathologischen Keimen dürfte sich in dem frischen Schnee in Grenzen halten. Meinen Puls hatte ich dabei geschmeidig vergessen, und als er mir wieder einfällt, verzichte ich auf weitere Kontrollen. Ich werd's schon merken, wenn ich tot liegenbleibe. Ha! Ein vertrauter und tatsächlich fast schon lieb gewordener Gedanke, der seine erleichternde Wirkung auch diesmal nicht verfehlt. Ich denke ihn vorsichtshalber noch zwei Mal ganz bewusst hinterher. Sicher ist sicher.

Als ich mich aufgerappelt und meinen Rucksack wieder ordentlich justiert habe, weiß ich für einen Moment nicht, ob ich lachen oder weinen soll: Die Stelle meines Sturzes sieht aus, als wäre hier mindestens ein Reh niedergemetzelt worden. Nur die Haare fehlen. Schwarz wie Ebenholz melden sich die Gebrüder Grimm zurück. Das wäre dann eher Wildsau, korrigiert der Oberförster trocken. Ich entscheide mich fürs Lachen. Der Nächste, der hier entlang geht, dürfte seiner Phantasie einiges zu tun geben.

Ich steige langsam und gleichmäßig weiter bergauf. Mein Herz stolpert zwei Mal. Ich registriere es mit einer gewissen Erleichterung. Alles noch okay, wie es scheint. Als dieser Gedanke die Ebene des Bewusstseins erreicht, muss ich endgültig loslachen. Da plage ich mich Jahre mit der Angst davor, dass mein stolperndes Herz mir einen baldigen Herztod beschert, um schließlich erleichtert zu sein, dass es stolpert, weil es sich NORMAL anfühlt.

Mannomann. Ganz schön gaga.

Als ich an Tag 9 am Ende meiner Tour in den Zug nach Hause klettere, hat es aufgehört zu schneien, und über den Bahnsteig fegt ein schneidender Wind. Ich bin dankbar, als mich die wohlige Wärme des Zugabteils umfängt und amüsiere mich über die teils verstohlenen, teils unverhohlen kritischen Blicke meiner Mitreisenden.

Ich fahre erster Klasse, meine kleine Luxusbelohnung nach einer kargen Woche - und ja: Ein wenig deplatziert wirke ich wohl in meinen nicht mehr ganz sauberen Funktionsklamotten und dem Trekkingrucksack, an dem die Karabinerhaken klappern, als ich ihn ins Gepäckfach wuchte. Die Reise endet, wie sie begann: Mit einem wunderbar heißen Becher Cappuccino und einem Croissant.

Sieh zu, dass es erst wieder auskotzt, wenn du aus dem Zug draußen bist, feixt irgendwer in meinem Kopf. Mein Grinsen spiegelt sich in der Fensterscheibe, als ich mir die Gesichter der anderen Passagiere vorstelle, wenn ich Kaffee und Hörnchen über ihre Samsonite-Köfferchen und Louis-Vuitton-Laptoptaschen erbreche. Ich begnüge mich dann aber doch damit, die Leckereien zu verspeisen und verdränge potentiell rückwärtige Vorgänge aus meinem Hirn.

Ich versuche zu analysieren, wie ich mich fühle, aber es gelingt mir nicht. Nach 9 Tagen unter freiem Himmel mutet die rasende Fahrt im Intercity unwirklich an. Draußen dämmert es bereits stark - höchste Zeit, mein Zelt aufzubauen, denke ich. Ich scrolle durch die Fotos auf meinem iPhone und registriere, dass sie, obwohl eben erst aufgenommen, bereits unwiederbringlich Vergangenheit sind.

Mit der Wärme des Cappuccino breitet sich auch ein wenig Melancholie in mir aus. Nicht genug, um zu weinen, aber ausreichend, um zu bedauern, dass diese Tour zu Ende geht. Ich durchforste mein Innenleben nach weiteren Empfindungen. Die präsenteste ist tatsächlich schlichte Müdigkeit. Das gleichmäßige Rattern des Zuges, die umgebende Wärme nach all der Kälte und die körperliche Erschöpfung lullen mich ein.

Aber nein: Einschlafen will ich nicht. In wenigen Stunden werde ich zuhause sein und dem Liebsten von meinen Abenteuern erzählen, da soll die Zeit im Zug, der mich zurück in die Wirklichkeit bringt, noch bewusst die meine sein. Also spüre ich weiter in mich hinein. Mein Herz macht einen sanften Hopser, als wolle es melden, dass es noch da und gerade ganz zufrieden ist.

Ja: Zufrieden bin ich auch. Ich habe es tatsächlich geschafft. diese Herausforderung zu bestehen. Allein mit mir und meiner Angst da draußen in der Natur habe ich nicht nur etliche Tode überlebt sondern auch die Erfahrung gemacht, dass ich mir selbst auch dann genug sein kann, wenn es nicht gut läuft. Gut gemacht, Superwoman! klopft mein Motivationscoach mir auf die Schulter, und ich grinse schon wieder in die Fensterscheibe.

Dabei fällt mir auf, dass mein Gesicht irgendwie anders aussieht. Okay: So ganz genau kann ich das jetzt nicht beurteilen, ich habe in den letzten Jahren nicht allzu viel Zeit damit verbracht, mein Konterfei im Spiegel zu betrachten. Und dennoch, irgendwie...

Der Schaffner sorgt dafür, dass ich weitere Analysen meines Spiegelbilds auf später verschieben muss und holt mich ins Hier und Jetzt zurück. Ich stelle fest, dass mir viel zu warm ist und entledige mich einiger Kleidungsschichten, bis ich schließlich in Funktionshose und Tanktop dasitze, was mich in der Wahrnehmung meiner Mitreisenden nicht unbedingt vertrauenswürdiger wirken zu lassen scheint. Der Mann im Designersakko auf der anderen Gangseite verstaut sein Notebook jedenfalls vorsichtshalber in seiner Aktentasche, bevor er sich aufs Klo traut.

Ich kann nicht widerstehen: Als er verschwunden ist, lege ich die Aktentasche, die am Fensterplatz hinter seinem Mantel verborgen liegt, offen auf den Sitz zur Gangseite und damit dichter zu mir. Dann widme ich mich konzentriert der Bildergalerie in meinem iPhone und sitze dabei so da, als hätte ich mich keinen Millimeter bewegt. Ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht laut herauszuplatzen, als ich seinen verstörten Gesichtsausdruck sehe. Er braucht mindestens eine Minute, bis er genug auf seine Aktentasche gestarrt hat und sich wieder hinsetzen kann.

Der alberne Streich fühlt sich gut an. In einem Paralleluniversum wäre wohl ich diejenige, die angesichts der dubiosen Person auf dem Nachbarplatz ihre Habseligkeiten in Sicherheit gebracht hätte.

Willkommen zurück, Frau Waldschrat.

Zitat von Calima:
Als ich auf's Laufband steige, bewahrheitet sich meine Prognose vom Vortag: Die Stufe 5 ängstigt mich deutlich weniger, nachdem ich sie gestern überlebt habe. Beim Losgehen erscheint es mir sehr schnell und mir wird kurz heiß und schwindlig, aber ich packe mit beiden Händen an die Griffe und ...

Vielen Dank dafür das du mit uns teilst und in diesem Fall auch mir . Klar Zeigst man kann ...
Meine Thematik ist ein Teil deiner u viele andere . Aber gerade dieses es sich in seiner Angst bequem machen. Zack . Das saß. Danke dafür

Ich beende an dieser Stelle dieses Tagebuch. Es kostet mich einiges an Arbeit -in erster Linie rein technisch, da ich das Originaltagebuch ja nicht 1:1 übernehmen kann. Etwas, das man nur für sich schreibt, muss nicht dafür sorgen, dass ein*e fremder Leser*in die nötigen Hintergrundinformationen bekommt, ohne die das Geschriebene nicht zu begreifen wäre.

Durchaus aber auch emotional. Manches drängt beim Überarbeiten nach oben, was ich nicht gerne so präsent habe - ein Grund auch, warum manche Beiträge in großen zeitlichen Abständen eingestellt wurden.

Ich möchte den Mitleser'innen aber das Ende der Geschichte nicht vorenthalten, deswegen hier eine Zusammenfassung dessen, wie es weiterging:

Mit der Wanderung hat sich Vieles verändert. Der Umstand, dass ich mich außerhalb jedes über die Jahre gefestigten Sicherheitsrahmens bewegen und das überleben konnte, hat mir entscheidende Zuversicht vermittelt. Die Wichtigste: So schnell stirbt es sich nicht. Noch nicht mal allein in der Wildnis ohne Handynetz.

Das ermöglichte mir unter anderem auch, meine Sporteinheiten aus dem unmittelbaren häuslichen Umfeld auszuweiten. Ich übte systematisch auch dahingehend weiter, dass ich bewusst das Handy zuhause ließ, wenn ich in die Natur zum Laufen ging. Heute habe ich es bei Freizeitaktivitäten grundsätzlich nie mehr dabei.

Durch die Wanderung war auch mein Ehrgeiz geweckt: Ich wollte auf konkrete Ziele hinarbeiten und setzte mir zwei:

1.Einen Termin, bis zu dem ich mein Wunschgewicht erreicht haben wollte. Ich erreichte es 4 Wochen vor diesem und hatte nach ziemlich genau 12 Monaten 55 Kilo abgespeckt. Ich fühlte - und fühle mich seitdem - wie ein neuer Mensch. Alle meine Scham und mein Selbsthass haben sich mit dem Fett in Nichts aufgelöst. Das Gewicht halte ich seither mit kleinen Schwankungen nach oben oder unten. Die 60 Kilogrenze überschreite ich nicht mehr.

2.Einen Halbmarathon laufen. Zwei Tage nach der Rückkehr von meiner Wanderung heuerte ich meinen Sportkollegen als persönlichen Coach an, um mich fit zu machen. 10 Monate später lief ich mit nun 58 Jahren nach 21 Kilometern und 2 Stunden und 34 Minuten über die Ziellinie.

Natürlich waren die Ängste nicht so einfach passé. Es gab in den folgenden Monaten immer wieder Tage voller Angst, schlaflose Nächte und Zweifel daran, jemals wieder gesund zu werden. Aber sie wurden seltener und immer weniger bedrohlich. Das Laufen wurde mein wertvollster Verbündeter. Ich holte mir ja quasi ständig die Sicherheit, ein leistungsfähiges Herz zu haben. Durch den Gewichtsverlust wurden zudem die Rhythmusstörungen deutlich weniger.

Im Rahmen einer Sportuntersuchung für den Marathonlauf erfuhr ich, dass ich vier nicht schließende Herzklappen habe. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind diese dem jahrelangen Übergewicht geschuldet. Der Arzt erklärte diese aber für nicht bedenklich und äußerte auch keine Einwände gegen den geplanten Lauf. Im Gegenteil: Er applaudierte für die Idee und den Mut.

Seither gehe ich einmal jährlich zur Kontrolluntersuchung und lebe entspannt damit. Für meine Herzpanik war der Marathon das Tüpfelchen auf dem I, das sie zum Verschwinden brachte. Aber auch meine anderen Wehs haben sich im Laufe dieser Zeitspanne zwischen der Wanderung und dem Lauf verabschiedet.

Die Körperlichen:
- Keine Blutdrucksenker und keine Betablocker mehr, da Blutdruck und Puls sich im Normalbereich befinden. Mein Ruhepuls ist von 90 auf 50 gesunken, in der Nacht oft auf 37.

. Meine Schlafapnoe hat sich verabschiedet, und ich kann wieder ohne nächtliche Atemunterstütung schlafen.

- Cholesterin- und Blutzuckerwerte sind normal und stabil.

- von Kleidergröße 56/58 bin ich nun bei 34/36 und wiege zwischen 57 und 59 Kilo auf 168cm.

Meinen täglichen Sport, meine Pflicht, mache ich unabhängig von Lust oder Unlust, Wetterlage und Befindlichkeiten. Solange ich aufrecht gehen kann, kann ich auch Sport machen. Jede weitere Bewegung ist Kür, die ich ausschließlichdem Spaß unterstelle - und der ist in dieser Hinsicht heute groß. Insgesamt hat sich der Anteil an Bewegung in meinem Leben vervielfacht.

Auch Essensdiszplin halte ich nach wie vor. Ich weiß jeden Tag auf 100 Kalorien genau, wie viel ich gegessen habe und wiege mich 1-2x die Woche. Wenn ich zunehme, tracke ich mein Essen und wiege mich wieder täglich, dann ist das meist innerhalb von maximal 2 Wochen reguliert. Süßkram gehört nicht mehr zu meinem Speiseplan, ab und zu ein Croissant zum Frühstück oder Nachmittagscappuccino gibt es aber öfter mal.

Vom Fastfood-Junkie bin ich zur gelassenen Köchin avanciert. Ich bin in dieser Hinsicht nach wie vor faul, kann aber mittlerweile sehr leckeres, abwechslungsreiches und gesundes Essen mit sehr geringem Aufwand zubereiten.

Die Psychischen:
- ich betrachte meine hypochondrischen Ängste als geheilt. Es gab Momente, in denen ich mich dabei ertappte, dass ich mir vermehrt Sorgen mache - wie zum Beispiel mit dem Beginn von Corona - welche aber sehr schnell wieder in den Griff zu kriegen waren. Außer der Coronasache war das seit dem Marathon nur ein weitere Mal der Fall.

Dass mit der Herzangst auch all die anderen Ängste, wie die von Schlaganfall, ALS oder Krebs verschwunden sind, hängt mit der Auseinandersetzung zusammen, die im Lauf dieser Zeit passiert ist und die im Tagebuch ja auch gut nachzuvollziehen ist. Ich habe mir in dieser Hinsicht nichts geschenkt und tue das auch heute nicht.

Die nach wie vor bestehenden Rhythmusstörungen stören mich längst nicht mehr. Ich nehme einen Großteil davon überhaupt nicht mehr wahr und weiß nur über die jährlichen Kontrolluntersuchungen, dass sie noch da sind. Die, die ich spüre, irritieren mich mich nicht. Ich weiß, dass mein Herz gesund ist.

Und ich vertraue darauf, dass ich gesund bleibe. Wenn es sich ändert, werde ich lernen, damit umzugehen - aber erst dann.
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Vielen Dank das ich mitlesen durfte. Es hat mich sehr berührt und noch viel mehr zum nachdenken mit beginnender Veränderung gebracht. Ich danke dir wirklich dafür. mir in vielen Dingen den Spiegel vorgehalten zu haben

Mir geht es da ähnlich wie dir, ich habe zwar nur 15 Kilo abgenommen, von Kleidergröße 42/44 auf 34/36, aber ich bin ein neuer Mensch und halte mein Gewicht auch seit eineinhalb Jahren.
Meine Leberwerte sind wieder normal, meine hohen Blutzuckerwerte im Normalbereich und die Blutdrucktablette konnte ich auf die minimalste Dosis reduzieren.
Seit dem ich drn Sport durchziehe und täglich die Kalorien einhalte, geht es mir besser als mit 30.

@Calima
Hallo

Der Beginn Deiner Geschichte hört sich gut an. Glückliches Paar und Frieden. Auch Haustiere sind ein gutes Zeichen.

Ich glaube das das Verzehren von Süßigkeiten, sowie Fast Food Hilferufe waren, oder sind, die Deine Seele ausgesendet hat. Ebenso wie den Verlust der Orientierung. Dein Inneres wusste nicht mehr wohin, wo es zuhause ist.
Ich kenne das, nach meinem Schlaganfall ging es mir genauso, ich stand oft neben mir. Aber das war nicht das Schlimmste. Oft träumte ich von einem Raum, fernen Licht und mir wurde ganz komisch, dann bekam ich Schweißausbrüche. Ich kenne den Raum bis heute nicht.

In dieser Zeit konnte Dich also nur eine Spritze beruhigen. Aber zum Schluss findest Du doch den richtigen Weg. Und fasst den richtigen Gedanken.

A


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