Zitat von Nyan:Zitat von Avalon:Frei zu sein bedeutet doch nicht, dass man absolut keine Ängste mehr hätte. Es bedeutet doch nur, dass man mit seinen Ängsten so gelassen umgehen kann, dass sie einen zwar beraten aber grundsätzlich nicht behindern - jeder normale Mensch hat doch irgendwelche Ängste.
sicher richtig, aber sind ängste, die weder gedanken noch handlungen beeinflussen, überhaupt noch ängste? wie würden sie sich äußern? ein profanes beispiel: man hat angst ins tiefe wasser zu gehen, dann lernt man schwimmen und schwimmt ohne angst zu haben im tiefen wasser. ist die angst dann immer noch da? wohl eher eine überlegung: ich schwimme jetzt im tiefen wasser, und weil ich ein schwimmer bin, kann mir unter normalen umständen nichts passieren.
Nur weil eine Angst weder Gedanken noch Handlungen beeinflusst, bedeutet dies nicht, dass sie nicht mehr vorhanden wäre.
Ängste sind eigentlich nichts anderes als eine Bewältigungsstrategie für ein Problem, die unser Unterbewusstsein irgendwann als sinnvoll gespeichert hat. Wenn man nicht schwimmen kann, dann ist es eine gute Lösung, wenn man Angst vor tiefem Wasser hat - besonders wenn man damit schon ein unangenehmes Erlebnis hatte.
Wenn man schwimmen lernt, dann lernt man für dieses Problem auch wieder eine neue Bewältigungsstrategie, die aber erst die alte ersetzt, wenn man dies ausreichend oft geübt hat und sich damit gefühlsmäßig bewiesen hat, dass die neue Bewältigungsstrategie besser für dieses Problem geeignet ist. Die Angst ist somit als Bewältigungsstrategie nicht mehr notwendig, aber weil diese Strategie vorher so gut funktioniert hat wird sie nicht einfach gelöscht oder überschrieben, zumal das Gehirn solche gelernten Verhaltensweisen nicht einfach vergessen kann. Grundsätzlich bleibt jede einmal erlernte Bewältigungsstrategie für den Rest des Lebens im Gehirn erhalten, um sie im Notfall einsetzen zu können.
Unter gewissen Umständen kann es also dann dazu kommen, dass die zweite Bewältigungsstrategie nicht optimal als Lösung funktioniert, so dass eine unangenehme oder gefährliche Situation entsandten ist. Dies kann dann dazu führen, dass die alte Angst als Bewältigungsstrategie wieder aktiviert wird, so dass wieder eine gewisse Angst vor tiefem Wasser besteht, obwohl man weiß, dass man eigentlich gut genug schwimmen kann.
Somit kann man letztlich keine Angst verlernen, weil es irgendwann einmal für das Unterbewusstsein eine funktionierende und somit sinnvolle Bewältigungsstrategie darstellte. Dies zeigt sich beispielsweise auch daran, dass Ängste selbst nach vielen Jahren plötzlich wieder auftauchen können.
Die Gelassenheit dient nun dazu, dass man gefühlsmäßig dem Unterbewusstsein signalisiert, dass man die Angst als Bewältigungsstrategie nicht benötigt. Es ist leider so, dass das Unterbewusstsein nur auf Gefühle reagiert und mit höheren Gedanken nichts anfangen kann. So kommt es, dass man noch so viel über Ängste wissen kann und noch so sehr wissen kann, dass diese Ängste unsinnig sind, aber das Unterbewusstsein versteht dies nicht, weil es nur gefühlsmäßig denken kann. Gelassenheit ist aber ein Gefühl der Entspannung, welches das Unterbewusstsein interpretieren kann. Aus dem gleichen Grund funktioniert auch die Akzeptanz, die im Grunde auch nichts anderes als ein Gefühl der Entspannung darstellt.
Zitat von Nyan:Zitat:Diese Aussage erscheint mir wie eine dieser für Betroffene typischen Aussagen, wonach sinngemäß das Ziel nur die absolute Angstfreiheit sein kann - was allerdings dann nur ein unerreichbares Ideal ist, und eigentlich nur die Angst vor der Angst kennzeichnet.
Die akzeptanz ist vielleicht der weg zum frei davon zu sein. wie siehst du das?
Die Akzeptanz hat mir geholfen meine sehr schlimmen Angst bedingten Depressionen, meinen Selbsthass, meine extremen Minderwertigkeitsgefühle usw. zu überwinden und es hat mir sehr dabei geholfen meine sehr extremen Ängste und Angstreaktionen schon um gefühlte mindesten 80% abzubauen. Momentan hilft mir die bedingungslose Akzeptanz sogar dabei eine meiner schlimmsten Blockaden Schritt für Schritt anzugehen.
Die Akzeptanz ist somit nach meiner Erfahrung der Beste aller Wege, um die Ängste und vieles mehr zu überwinden - leider lässt sich dies so unendlich schwer anderen Betroffenen vermitteln, weil Akzeptanz eigentlich das genaue Gegenteil von dem Denken repräsentiert, was man als Betroffener bisher gewohnt ist .
Statt die Angst abzulehnen, wird die Angst akzeptiert
statt die Angst zu unterdrücken, wird sie zugelassen,
statt die Angst zu bekämpfen, wird Frieden mit ihr gemacht
statt die Angst zu hassen, wird sie liebevoll behandelt
statt vor der Angst davon zu laufen, geht man mit ausgestreckten Armen auf sie zu
statt mit der Angst destruktiv und negativ umzugehen, geht man konstruktiv und positiv mit ihr um.
Ich musste erst durch die tiefste Hölle meiner Psyche, um mir dann fast das Leben zu nehmen, bevor ich bereit war Akzeptanz als möglichen Weg zu akzeptieren, Es hat dann noch sehr lange gedauert, bis ich dann endlich die Akzeptanz verstanden habe und auch sinnvoll einsetzen konnte - daher verstehe ich völlig, dass andere Betroffene sich damit so schwer tun.
Zitat von Nyan:Zitat:Ich hätte die beiden obigen Sätze wohl eher so formuliert:
Solange man seine Ängste fürchtet (ablehnt), ist man nicht frei.
Wo Angst und Ablehnung (keine Akzeptanz) ist, da ist auch keine Liebe und wo keine Liebe ist, da ist Ablehnung und Angst .
Kann man so auch sehen, im gewissen sinne ist ablehnung/abwehr der auslöser. durch sie entsteht angst und hass. aber was freiheit ist, das müssten wir erst definieren. darunter stellt sich sicher jeder etwas anderes vor.
Ablehnung und Abwehr sind ganz klar die Auslöser der Angst, es sind beides Gefühle der Bedrohung, die unser Unterbewusstsein verstehen kann und mit der Angst als Bewältigungsstrategie verknüpfen kann.
Beispielsweise die körperliche Reaktion Hände zittern, was im Grunde eigentlich eine sehr harmlose Körperreaktion ist. Wenn man an Ängsten leidet, dann ist dies meist schon mal als ein Anzeichen für Angst erkannt worden. Da man aber die Angst fürchtet und ablehnt möchte man sie natürlich auch abwehren (unterdrücken). Dies alleine sorgt dann schon für eine Vielzahl von Gefühlen, die dem Unterbewusstsein Gefahr anzeigen, was dann wiederum die Angst als Bewältigungsstrategie aktiviert. Somit wird aus einer eigentlich harmlosen körperlichen Reaktion mit der Zeit ein kaum noch zu ertragenes Angstsymptom, welches zu weiteren Einschränkungen des Lebens und sehr viel Leidendsdruck führt. Am Ende steht ein tiefer Hass gegenüber sich selbst, der Angst und dem körperlichen Angstsymptom.
Würde der Betroffene aber mit Akzeptanz, Gelassenheit und Selbstliebe reagieren, dann würde die Angst als Bewältigungsstrategie anfänglich zwar noch geweckt werden, aber durch die vielen Gefühle der Entwarnung würde das Unterbewusstsein mit der Zeit lernen, dass das Zittern der Hände nichts schlimmes ist und die Angst als Bewältigungsstrategie nicht notwendig ist. Mit der Zeit kann dann sogar das Zittern der Hände, als Angstsymptom, völlig verschwinden oder es bleibt weiterhin vorhanden löst aber keine Angst mehr aus - eine Strategie, die ich bei allen meinen Angstsymptomen erfolgreich eingesetzt habe oder immer noch einsetze .
Ja, Freiheit ist schwer zu definieren, aber letztlich kann auch Freiheit Angst auslösen, wenn die Freiheit beispielsweise ein Gefühl der Orientierungslosigkeit auslöst. So kommt es, dass wir zwar in einer der freisten Gesellschaften der Welt leben, aber gleichzeitig die Angstprobleme der Menschen immer mehr zunehmen.