R
Risma
Hallo zusammen,
vorab: Ich bin neu hier. Und mit neu meine ich neu registriert. Ich weiß nicht wieviele Stunden ich damit verbracht habe hier Symptome aller Art zu suchen, um mir Gewissheit (oder eben auch nicht) zu verschaffen. Und damit wären wir auch schon bei meinem Hauptanliegen, dessen ich das Gefühl habe, hier einmal einen Beitrag hinterlassen zu müssen. Denn so schön es ist endlich auf Leidensgenossen zu treffen und nicht mehr das Gefühl zu haben der einzige mit den Problemen zu sein, so niederschmetternd kann es auch sein, wenn Menschen von jahrelangen Quälereien berichten. Ich muss zugeben, eine meiner größten Ängste war am Ende, dass ich irgendwann sterben könnte ohne noch richtig (respektive angstfrei) gelebt zu haben. Insoweit habe ich eine gewisse Zeit das Forum gemieden und mir geschworen, dass ich - sollte ich da jemals rauskommen - einen Erfahrungsbericht schreiben würde, und sei es nur um der Angst davor Angst zu haben vielleicht ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen .
Wie fange ich an? Ich mache es kurz. Ich denke was eine PA ist und wie sich das so anfühlt wissen die meißten und ich kann da nicht mehr viel beitragen. Bei mir kamen die PAs nicht Situationsgebunden sondern plötzlich. Obwohl: Anfangs tatsächlich eher beim Autofahren. Aber nach meiner erstigen richtigen PA war es mit der Situationsbedingtheit vorbei. Mit richtiger PA meine ich die erste, bei der ich tatsächlich der Meinung war, es ginge mir nun an den Kragen. Wegen dieser PA war ich das einzige Mal in meiner Angstzeit in der Notaufnahme. Dort wurde mir dann auch sehr deutlich mitgeteilt, was man von Hypochondern wie mir hielt (die zuständige Ärztin war wohl überarbeitet - trotzdem war die Aussage für mein Seelenheil nicht gerade förderlich. Seit diesem Tag habe ich, sobald ich beim Arzt bin, das Gefühl zu stören). Mit dieser Ansage bin ich dann nach Hause gefahren, habe mich ins Bett gelegt und die schlimmste Nacht meines Lebens durchwacht.
Viele Berichten immer die Angststörung hätte sich langsam entwickelt. Vieles sei dazugekommen. Mit der Zeit werde es schlimmer. Pustekuchen. Mir saß ab diesem Moment 24/7 (und VOR ALLEM NACHTS) die Angst im Nacken. Panikattacke kamen gelegentlich auch, stellten aber eher eine weitere Eskalationsstufe des allgemeinen Angstempfindens dar.
Ferner hatte ich von Tag 1 an eine dicke fette Herzphobie. Ich weiß, man glaubt das in der Angstzeit nicht, aber es ist tatsächlich so, dass man das Herz, sobald man sich Tag und nacht darauf konzentriert, deutlicher merkt. Vieles, was normal und eigentlich banal ist, kann so schnell zur Katastrophe werden. Übrigens merke ich noch heute in gewissen Situationen, dass mein Herz arbeitet. Das gilt vor allem nach dem Essen (besonders bei Speisen, die den Blutzucker schießen lassen) und im Fitnesstudio (wo ich sehr bewusst an die Grenze gehe).
Ohne das jetzt zu bräsig auszubreiten: Neben meiner Herzprobleme hatte ich noch zigtausend weiterer Symptome - der Körper ist echt erfinderisch - darunter: Tinitus, Druck auf den Ohren (hat mein HNO Arzt übrigens tatsächlich auch so gemessen), Augenbrennen, Schmerzen im Rücken und in der Brust (*grusel*), Kratzen im Hals, Schwindel und damit verbunden Unwrklichkeitsgefühl, ziehen in allen möglichen (und unmöglichen) Körperbereichen, Gedächtnisprobleme, Schlafprobleme, Fieberträume bzw. Halbschlafpanikattacken (keine Ahnung wie ich das genauer bezeichnen soll), und und und und.
Bestimmt habe ich jetzt etwas vergessen. Aber ich denke mal als Überblick kann man das so stehen lassen.
Ihr werdet es ahnen: Dr. Google wurde mein bester Freund. Und je genauer ich über die Symptome verschiedener Krankheiten Bescheid wusste, desto besser passte mein Körper diese an (kein Witz. Meine Brustschmerzen hatte ich zB erst nach ein paar Wochen genau da, wo das Herz liegt. Davor waren sie viel zu weit links.).
Jetzt aber mal zum spannenden Teil . Der Prozess der Besserung: Einem Teil von mir war eigentlich schon von Anfang an bewusst, dass der ganze Spaß (wie mir ja schließlich auch im KH gesagt wurde) psychisch sein könnte. So las ich sehr viel zu dem Thema und therapierte immer wieder fleißig an mir selbst herum. So versuchte ich mich (halbherzig) meinen PAs zu stellen und krampfte mich da irgendwie durch (vielleicht sind sie auch deswegen bei mir nie Situationsbezogen gewesen). Auch ging ich Joggen, zur Uni etc. und auch da krampfte ich mich irgendwie durch. Die Folge waren bei mir heftig Verspannungen in allen möglichen Körperbereichen (aber ganz besonders - natürlich - dem Nacken dem Rücken und der Brust).
Das Durchkrampfen klappte so lange gut, wie ich eben noch Schlaf- und Kraftreserven hatte. Danach war es vorbei und ich sah ein, dass ich mir professionelle Hilfe suchen musste. Als dieser Schritt geschafft war und ich mich erst einmal überwunden hat verschiedene Therapeuten zu kontaktieren (das war ein K(r)ampf :s), ging es mir schon ein klein wenig besser. Irgendwo glaubte ich vielleicht noch daran, ich würde geheilt.
Gerade um dieser Traumvorstellung zu begegnen, unternahm ich in der (leider viel zu langen) Wartezeit einige Schritte. Zum einen las ich einige Selbsthilfebücher (Empfehlungen kann und möchte ich da eher keine abgeben. Mir persönlich haben Berichte von Betroffenen sehr geholfen). Ich versuchte auch Teile umzusetzen. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Außerdem fing ich an Strategien für die verschiedenen Paniksituationen zu entwickeln. Vor allem für die PAs, die mich aus dem Schlaf rissen war das sehr wichtig (jeder der mal so etwas hatte weiß, dass der Körper/Geist im Halbschlaf mit Sicherheit nicht dazu in der Lage ist, zu konfrontieren). Solche Strategien und Rituale halfen tatsächlich in allen möglichen Situationen und ich verbuche sie mal als ersten Teilerfolg.
Da in besagter Zeit an Uni nicht mehr zu denken war versuchte ich außerdem meine sozialen Kontakte wiederzubeleben (soweit das eben ging. Die meißten meiner Freunde hatten übrigens sehr viel Verständnis für meine Situation und versuchten mit mir Unternehmungen zu finden, die eher der Entspannung dienten). Ich zog (endlich) meinen Umzug (inklusive Wohnungssuche) durch. Ferner fasste ich den Vorsatz einmal mein Ego in den Vordergrund zu stellen und mich ärztlich auf den Kopf stellen zu lassen.
War vorher noch der Gedanke vorherrschend: wie kannst du einem Arzt vertrauen - das sind doch auch nur Menschen, versuchte ich die Lage so zu sehen:
1) Auch ich bin eben nur ein Mensch
2) Ein Arz mag irren, darum hol dir eine Zweitmeinung (vom Experten ein). - Zumindest was mein Herz anging habe ich das getan und bin sehr offen mit all meinen Beschwerden zu einem Kardiologen gangen (was ich bis heute als einen der mutigsten Momente bezeichnen würde, die ich in der Zeit hatte). Und er hat mich tatsächlich ernst genommen und mich sehr vertrauensvoll und umsichtig durchgecheckt.
3) Wenn nun die entgültige Bestätigung da ist: akzeptiere den Fakt, dass du nie sicherer warst als jetzt, und geh' es an.
Jetzt versuchte ich, mich in die Angst fallen zu lassen um mir zu beweisen, dass nichts passiert. Daneben bemühte ich mich an meine PAs zu gehen. Das war allerdings gar nicht so leicht, da die PAs bei mir wie gesagt eher aus dem Nichts kamen. Wegen meiner Verspannungen beann ich (mit eher mäßigem Erfolg) Übungen zu machen und diese Rückenrollen zu nutzen (deren Namen ich hier leider nicht nennen kann ohne Schleichwerbung zu machen).
Außerdem bemühte ich meine Freundschaften und Unternehmungen umso intensiver (Wie gesagt. An Uni war in der Zeit nicht zu denken. Das hatte ich übrigens mit mir auch so abgemacht. Lieber länger am Studium hängen als ewig in der Angst). Ich unternahm viel und hatte Dusel, dass vor allem 2 Freunde gerade ebenfalls viel Zeit zur Verfügung hatten. Insoweit verbrachte ich viel Zeit damit den Tag, meinen Kopf und Körper mit vielen neuen (eigentlich alten) Informationen vollzupumpen und vielleicht die vorher gewonnene Tages- und Lebensstruktur ein wenig zu verdrängen.
Zeitgleich fing die Therapie an.
Mir hat es geholfen eine Theraeutin zu finden, die auch etwas über den Tellerrand blicken konnte und mich nicht nach Bahandlungsschema x abgefertigt hat. So wurde auch auf die von mir bereits entwickelten Strategien eingegangen (zB Singen. Klappt prima . Probierts mal). Auf das, was mir gut Tat. Letztlich galt es, dies in ein Verhältnis mit der Belastung (bzw. der gefürchteten Konfrontation) zu setzen.
Nicht zu kurz kommen durften letztlich auch nicht die Hintergründe. Allgemeine Sorgen und Ängste (bei mir vor allem im sozialen Bereich). Darüber hinaus kann man unter Umständen auch körperlich etwas angehen.
Was von allem Genannten letztlich den Ausschlag gegeben hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht ist das auch nicht wichtig. Was mir hilft muss anderen ohnehin nicht helfen. Ich glaube nur, und versuche zum Ausdruck zu bingen, dass man an vielen Stellen ansetzen kann.
Und ich glaube, dass ein Punkt maßgeblich war: Um Gottes Willen nicht sich sebst hetzen. Argumente wie bis dann und dann muss aber [...] ziehen in der Regel nicht, sondern verursachen letztlich nur Stress. Das zu erkennen hat bei mir verdammt lange gedauert. Aber sobald ich anfing lieber kleine Verbesserungen zu würdigen, als große zu erwarten, funktionierte vieles Besser. Gerade das sich-einfach-nur-eine-gute-Zeit-gönnen ohne Erwartungen zu hegen, und Druck von Außen auszublenden, hat bei mir, so glaube ich, noch einmal einen entscheidenden Schub gegeben.
Letztlich bin ich aus dem ganz Groben dann - als ich akzeptiert hatte, dass es lange dauern könnte - recht fix rausgekommen. Rückschläge gibt's immer. Aber dafür hat man doch schon längst seine Strategien, oder?
Kleinere Nachwehen zogen sich dann aber noch ziemlich lang. Wenn man sich in dieser Zeit allerdings bewusst macht, dass man in seiner Panikzeit, für auch nur einen solchen Tag, nahezu alles gegeben hätte, dann kann man damit relativ locker umgehen.
So das war's zu mir. Ich habe das jetzt mal so aus einem Guss hingeklatscht und bestimmt 20 Dinge vergessen, die ich unbedingt sagen wollte, aber auf der anderen Seite vieles viel zu breit beschrieben. Sei's drum. Vielleicht kann ja jmand etwas Motivation gewinnen. Vielleicht erkennt jemand einige Symptome wieder.
Wenn jemand noch etwas zu meinen persönlichen Strategien wissen möchte kann er das gerne erfragen. Diese beziehen sich bei mir aber meist stark auf nächtliche PAs, und ich weiß insoweit nicht, ob das für die meißten wirklich hilfrech ist.
LG, ganz viel Kraft und Erfolg!
Risma
PS: Sollte der Bericht so rüberkommen, als habe die Panikphase nur wenige Wochen angedauert: Dem ist NICHT so. Ich möchte nur bewusst auf eine Zeitangabe verzichten, da ich diesen Aspekt für irrelevant, unter dem Aspekt des sich-selbst-unter-Druck-setzens sogar für störend halte.
vorab: Ich bin neu hier. Und mit neu meine ich neu registriert. Ich weiß nicht wieviele Stunden ich damit verbracht habe hier Symptome aller Art zu suchen, um mir Gewissheit (oder eben auch nicht) zu verschaffen. Und damit wären wir auch schon bei meinem Hauptanliegen, dessen ich das Gefühl habe, hier einmal einen Beitrag hinterlassen zu müssen. Denn so schön es ist endlich auf Leidensgenossen zu treffen und nicht mehr das Gefühl zu haben der einzige mit den Problemen zu sein, so niederschmetternd kann es auch sein, wenn Menschen von jahrelangen Quälereien berichten. Ich muss zugeben, eine meiner größten Ängste war am Ende, dass ich irgendwann sterben könnte ohne noch richtig (respektive angstfrei) gelebt zu haben. Insoweit habe ich eine gewisse Zeit das Forum gemieden und mir geschworen, dass ich - sollte ich da jemals rauskommen - einen Erfahrungsbericht schreiben würde, und sei es nur um der Angst davor Angst zu haben vielleicht ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen .
Wie fange ich an? Ich mache es kurz. Ich denke was eine PA ist und wie sich das so anfühlt wissen die meißten und ich kann da nicht mehr viel beitragen. Bei mir kamen die PAs nicht Situationsgebunden sondern plötzlich. Obwohl: Anfangs tatsächlich eher beim Autofahren. Aber nach meiner erstigen richtigen PA war es mit der Situationsbedingtheit vorbei. Mit richtiger PA meine ich die erste, bei der ich tatsächlich der Meinung war, es ginge mir nun an den Kragen. Wegen dieser PA war ich das einzige Mal in meiner Angstzeit in der Notaufnahme. Dort wurde mir dann auch sehr deutlich mitgeteilt, was man von Hypochondern wie mir hielt (die zuständige Ärztin war wohl überarbeitet - trotzdem war die Aussage für mein Seelenheil nicht gerade förderlich. Seit diesem Tag habe ich, sobald ich beim Arzt bin, das Gefühl zu stören). Mit dieser Ansage bin ich dann nach Hause gefahren, habe mich ins Bett gelegt und die schlimmste Nacht meines Lebens durchwacht.
Viele Berichten immer die Angststörung hätte sich langsam entwickelt. Vieles sei dazugekommen. Mit der Zeit werde es schlimmer. Pustekuchen. Mir saß ab diesem Moment 24/7 (und VOR ALLEM NACHTS) die Angst im Nacken. Panikattacke kamen gelegentlich auch, stellten aber eher eine weitere Eskalationsstufe des allgemeinen Angstempfindens dar.
Ferner hatte ich von Tag 1 an eine dicke fette Herzphobie. Ich weiß, man glaubt das in der Angstzeit nicht, aber es ist tatsächlich so, dass man das Herz, sobald man sich Tag und nacht darauf konzentriert, deutlicher merkt. Vieles, was normal und eigentlich banal ist, kann so schnell zur Katastrophe werden. Übrigens merke ich noch heute in gewissen Situationen, dass mein Herz arbeitet. Das gilt vor allem nach dem Essen (besonders bei Speisen, die den Blutzucker schießen lassen) und im Fitnesstudio (wo ich sehr bewusst an die Grenze gehe).
Ohne das jetzt zu bräsig auszubreiten: Neben meiner Herzprobleme hatte ich noch zigtausend weiterer Symptome - der Körper ist echt erfinderisch - darunter: Tinitus, Druck auf den Ohren (hat mein HNO Arzt übrigens tatsächlich auch so gemessen), Augenbrennen, Schmerzen im Rücken und in der Brust (*grusel*), Kratzen im Hals, Schwindel und damit verbunden Unwrklichkeitsgefühl, ziehen in allen möglichen (und unmöglichen) Körperbereichen, Gedächtnisprobleme, Schlafprobleme, Fieberträume bzw. Halbschlafpanikattacken (keine Ahnung wie ich das genauer bezeichnen soll), und und und und.
Bestimmt habe ich jetzt etwas vergessen. Aber ich denke mal als Überblick kann man das so stehen lassen.
Ihr werdet es ahnen: Dr. Google wurde mein bester Freund. Und je genauer ich über die Symptome verschiedener Krankheiten Bescheid wusste, desto besser passte mein Körper diese an (kein Witz. Meine Brustschmerzen hatte ich zB erst nach ein paar Wochen genau da, wo das Herz liegt. Davor waren sie viel zu weit links.).
Jetzt aber mal zum spannenden Teil . Der Prozess der Besserung: Einem Teil von mir war eigentlich schon von Anfang an bewusst, dass der ganze Spaß (wie mir ja schließlich auch im KH gesagt wurde) psychisch sein könnte. So las ich sehr viel zu dem Thema und therapierte immer wieder fleißig an mir selbst herum. So versuchte ich mich (halbherzig) meinen PAs zu stellen und krampfte mich da irgendwie durch (vielleicht sind sie auch deswegen bei mir nie Situationsbezogen gewesen). Auch ging ich Joggen, zur Uni etc. und auch da krampfte ich mich irgendwie durch. Die Folge waren bei mir heftig Verspannungen in allen möglichen Körperbereichen (aber ganz besonders - natürlich - dem Nacken dem Rücken und der Brust).
Das Durchkrampfen klappte so lange gut, wie ich eben noch Schlaf- und Kraftreserven hatte. Danach war es vorbei und ich sah ein, dass ich mir professionelle Hilfe suchen musste. Als dieser Schritt geschafft war und ich mich erst einmal überwunden hat verschiedene Therapeuten zu kontaktieren (das war ein K(r)ampf :s), ging es mir schon ein klein wenig besser. Irgendwo glaubte ich vielleicht noch daran, ich würde geheilt.
Gerade um dieser Traumvorstellung zu begegnen, unternahm ich in der (leider viel zu langen) Wartezeit einige Schritte. Zum einen las ich einige Selbsthilfebücher (Empfehlungen kann und möchte ich da eher keine abgeben. Mir persönlich haben Berichte von Betroffenen sehr geholfen). Ich versuchte auch Teile umzusetzen. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Außerdem fing ich an Strategien für die verschiedenen Paniksituationen zu entwickeln. Vor allem für die PAs, die mich aus dem Schlaf rissen war das sehr wichtig (jeder der mal so etwas hatte weiß, dass der Körper/Geist im Halbschlaf mit Sicherheit nicht dazu in der Lage ist, zu konfrontieren). Solche Strategien und Rituale halfen tatsächlich in allen möglichen Situationen und ich verbuche sie mal als ersten Teilerfolg.
Da in besagter Zeit an Uni nicht mehr zu denken war versuchte ich außerdem meine sozialen Kontakte wiederzubeleben (soweit das eben ging. Die meißten meiner Freunde hatten übrigens sehr viel Verständnis für meine Situation und versuchten mit mir Unternehmungen zu finden, die eher der Entspannung dienten). Ich zog (endlich) meinen Umzug (inklusive Wohnungssuche) durch. Ferner fasste ich den Vorsatz einmal mein Ego in den Vordergrund zu stellen und mich ärztlich auf den Kopf stellen zu lassen.
War vorher noch der Gedanke vorherrschend: wie kannst du einem Arzt vertrauen - das sind doch auch nur Menschen, versuchte ich die Lage so zu sehen:
1) Auch ich bin eben nur ein Mensch
2) Ein Arz mag irren, darum hol dir eine Zweitmeinung (vom Experten ein). - Zumindest was mein Herz anging habe ich das getan und bin sehr offen mit all meinen Beschwerden zu einem Kardiologen gangen (was ich bis heute als einen der mutigsten Momente bezeichnen würde, die ich in der Zeit hatte). Und er hat mich tatsächlich ernst genommen und mich sehr vertrauensvoll und umsichtig durchgecheckt.
3) Wenn nun die entgültige Bestätigung da ist: akzeptiere den Fakt, dass du nie sicherer warst als jetzt, und geh' es an.
Jetzt versuchte ich, mich in die Angst fallen zu lassen um mir zu beweisen, dass nichts passiert. Daneben bemühte ich mich an meine PAs zu gehen. Das war allerdings gar nicht so leicht, da die PAs bei mir wie gesagt eher aus dem Nichts kamen. Wegen meiner Verspannungen beann ich (mit eher mäßigem Erfolg) Übungen zu machen und diese Rückenrollen zu nutzen (deren Namen ich hier leider nicht nennen kann ohne Schleichwerbung zu machen).
Außerdem bemühte ich meine Freundschaften und Unternehmungen umso intensiver (Wie gesagt. An Uni war in der Zeit nicht zu denken. Das hatte ich übrigens mit mir auch so abgemacht. Lieber länger am Studium hängen als ewig in der Angst). Ich unternahm viel und hatte Dusel, dass vor allem 2 Freunde gerade ebenfalls viel Zeit zur Verfügung hatten. Insoweit verbrachte ich viel Zeit damit den Tag, meinen Kopf und Körper mit vielen neuen (eigentlich alten) Informationen vollzupumpen und vielleicht die vorher gewonnene Tages- und Lebensstruktur ein wenig zu verdrängen.
Zeitgleich fing die Therapie an.
Mir hat es geholfen eine Theraeutin zu finden, die auch etwas über den Tellerrand blicken konnte und mich nicht nach Bahandlungsschema x abgefertigt hat. So wurde auch auf die von mir bereits entwickelten Strategien eingegangen (zB Singen. Klappt prima . Probierts mal). Auf das, was mir gut Tat. Letztlich galt es, dies in ein Verhältnis mit der Belastung (bzw. der gefürchteten Konfrontation) zu setzen.
Nicht zu kurz kommen durften letztlich auch nicht die Hintergründe. Allgemeine Sorgen und Ängste (bei mir vor allem im sozialen Bereich). Darüber hinaus kann man unter Umständen auch körperlich etwas angehen.
Was von allem Genannten letztlich den Ausschlag gegeben hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht ist das auch nicht wichtig. Was mir hilft muss anderen ohnehin nicht helfen. Ich glaube nur, und versuche zum Ausdruck zu bingen, dass man an vielen Stellen ansetzen kann.
Und ich glaube, dass ein Punkt maßgeblich war: Um Gottes Willen nicht sich sebst hetzen. Argumente wie bis dann und dann muss aber [...] ziehen in der Regel nicht, sondern verursachen letztlich nur Stress. Das zu erkennen hat bei mir verdammt lange gedauert. Aber sobald ich anfing lieber kleine Verbesserungen zu würdigen, als große zu erwarten, funktionierte vieles Besser. Gerade das sich-einfach-nur-eine-gute-Zeit-gönnen ohne Erwartungen zu hegen, und Druck von Außen auszublenden, hat bei mir, so glaube ich, noch einmal einen entscheidenden Schub gegeben.
Letztlich bin ich aus dem ganz Groben dann - als ich akzeptiert hatte, dass es lange dauern könnte - recht fix rausgekommen. Rückschläge gibt's immer. Aber dafür hat man doch schon längst seine Strategien, oder?
Kleinere Nachwehen zogen sich dann aber noch ziemlich lang. Wenn man sich in dieser Zeit allerdings bewusst macht, dass man in seiner Panikzeit, für auch nur einen solchen Tag, nahezu alles gegeben hätte, dann kann man damit relativ locker umgehen.
So das war's zu mir. Ich habe das jetzt mal so aus einem Guss hingeklatscht und bestimmt 20 Dinge vergessen, die ich unbedingt sagen wollte, aber auf der anderen Seite vieles viel zu breit beschrieben. Sei's drum. Vielleicht kann ja jmand etwas Motivation gewinnen. Vielleicht erkennt jemand einige Symptome wieder.
Wenn jemand noch etwas zu meinen persönlichen Strategien wissen möchte kann er das gerne erfragen. Diese beziehen sich bei mir aber meist stark auf nächtliche PAs, und ich weiß insoweit nicht, ob das für die meißten wirklich hilfrech ist.
LG, ganz viel Kraft und Erfolg!
Risma
PS: Sollte der Bericht so rüberkommen, als habe die Panikphase nur wenige Wochen angedauert: Dem ist NICHT so. Ich möchte nur bewusst auf eine Zeitangabe verzichten, da ich diesen Aspekt für irrelevant, unter dem Aspekt des sich-selbst-unter-Druck-setzens sogar für störend halte.
30.05.2016 20:11 • • 05.07.2016 x 7 #1
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