Ich gehe vielleicht in die falsche Richtung, aber ich versuche es mal:
Zitat von MaKaZen:Ich beginne mal mit einem ersten Posting, denn ich bin mitten drin in diesem Prozess. Solange ich mich erinnern kann, hab ich mich noch nie wirklich geliebt gefühlt. Um diesen Umstand zu kompensieren, hab ich auf verschiedenen Gebieten so ein Art Experten-Status angestrebt. Ich wollte akzeptiert, respektiert und geliebt werden.
Das ist natürlich kompletter Unsinn, denn das kann so nicht funktionieren.
Das hat meiner Meinung nach viel mit Selbstverleugnung und Anpassung zu tun. Manchmal meint man, um von anderen geschätzt, geliebt, respektiert zu werden, müsse man gleich oder besser sein. Man müsse die Erwartungen des anderen erfüllen oder gar übertreffen.
Das kann nach meiner Erfahrung aber dazu führen, dass der eigene Charakter sich auflöst und man anfängt, sich in einem leeren Raum zwischen sich selbst und anderen zu bewegen.
Dann aber hat man noch nicht einmal die Möglichkeit sich selbst zu lieben, zu respektieren und zu schätzen - denn es ist ja nichts mehr da, was einem wirklich gefällt.
Ein ganz einfaches, etwas profanes Beispiel, was mir vor vielen Jahren passiert ist:
Ich bin in einigen Dingen sehr diszipliniert und ordentlich, in anderen aber ein totaler Chaot.
Wenn ich früher an der Kasse bezahlen musste, habe ich neben Münzen und zerknüllten Scheinen auch Gummibänder, Tbk, Streichhölzer, Zettel, Bonbonpapier, Zahnrädchen usw. aus der Tasche geholt.
Mir war das immer irgendwie peinlich und ich wäre gerne so ordentlich und aufgeräumt wie der Mann vor mir gewesen.
Jeder Versuch aber das zu ändern, ist fehl geschlagen. Weil ich nunmal so bin. Und weil die liebenswerte Marotte wie ein kleiner Junge mit vollgestopften Taschen rumzulaufen meinem Charakter entspricht. Ich fühle mich wohler, wenn ich authentisch bin und jedes mal wenn in einer zugekramten Manteltasche etwas suche werde ich daran erinnert, dass ICH das bin der so ist.
Dagegen anzugehen und das ändern zu wollen kostet nur Kraft und ich entferne mich von mir selbst. Das ist nur ein kleines Beispiel, aber je mehr und je öfter ich - aus Ärger und Wut - gegen mich selbst agiere, desto weiter entferne ich mich von mir selbst.
Natürlich kann man solche Dinge ändern - aber nur wenn man es für sich selbst tut und dabei humorvoll, wohlwollend und liebevoll gegenüber sich selbst bleibt.
Man muss sich selbst auf die Reise der Veränderung mitnehmen und darf nicht seine vermeintlichen Unzulänglichkeiten leugnen oder gar hassen und versuchen blind etwas neues zu etablieren.
Dann kann man auch mit Veränderungen - wenn sie denn sein sollen - authentisch bleiben.
Ich habe das bei mir nicht geändert, weil ich eben einfach so bin und es mir die Mühe einfach nicht wert ist. Aber mit der Akzeptanz, dass das einfach zu mir gehört und ich freundlich, humorvoll und fast schon ein bisschen stolz damit umgehe, haben eine weitere Tür geöffnet: ich kann - wenn ich denn der Meinung bin dass es angebracht ist - auch mit ordentlich aufgeräumten Taschen auftreten. Bei einem Kunden möchte ich sowas natürlich nicht bringen, aber statt mit Ärger, Wut und Scham akzeptiere ich es eher mit Humor und Wohlwollen, dass ich mich auch mal etwas zusammenreissen muss.