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Ich würd gern in diesem neuen Thread Erfolgsgeschichten sammeln um anderen Betroffenen Mut zu machen, die noch nicht das Glück hatten Erfolge bei der Bewältigung der Krankheit zu erleben.

Da mich - aber scheinbar auch einige andere - immer wieder die Frage beschäftigt wann und wie kann ich meine Medikamente absetzen ohne den Behandlungserfolg zu gefährden, würde ich auch hierzu gern in diesem Thread ausschliesslich positive Beispiele sammeln.

Die Ausgangssituation
Angst- und Panikstörungen, die sich über einen längeren Zeitraum entwickelt und in meinem Leben eine immer beherrschendere Rolle eingenommen haben. Es hat lange gedauert bis das was ich - aufgrund fehlenden Wissens und Verständnis für meine Situation - als Schwindel beschrieben hab, als Angst- und Panikstörung diagnostiziert wurde. Gleichzeitig war die begleitende Diagnose Erschöpfungsdepression (Burn out) ein anfangs schwer verdaulicher Brocken für mich. Ich war bislang immer sehr leistungsorientiert, mental wie körperlich sehr belastbar und konnte es mir anfangs schwer eingestehen, dass ausgerechnet ich an solchen Erkrankungen leide.

Was hat mir geholfen?

1. Zeit und Krankschreibung
Nun zum einen möchte ich sagen, dass die Hilfe sich nicht von jetzt auf gleich positiv bemerkbar gemacht hat. Ich war alles in allem fast ein Jahr krank geschrieben, davon am Ende einige Wochen in einer Reha-Klinik (AHG Psychosomatische Klinik in Bad Dürkheim, seither für mich Good Dürkheim), anschl. einige Wochen Betriebliche Wiedereingliederung in den alten Job.

2. Medikamente
Ich nehme seit ca. 1,5 Jahren ein SSRI (Paroxetin, Anfangsdosis für ca. 3/4 Jahr 20mg, seit ca. Mitte der Reha also jetzt schon ca. ein weiteres 3/4 Jahr 10 mg). Nebenwirkungen gab's auch, aber eben auch positive Wirkungen. So bin ich dadurch überhaupt erstmal wieder zur Ruhe gekommen. Das war echt klasse. Mit der Dosisreduzierung im November sind auch einige der lästigen Nebenwirkungen sprichwörtlich von jetzt auf gleich verschhwunden. Ein bißchen ist aber geblieben. Aber das krieg ich auch noch hin.

3. Ausschluss anderer Krankheiten
Ich hatte in den Monaten vor der Krankschreibung schon einen wahrlichen Ärztemarathon hinter mir. Weiß gar nicht mehr ob ich alle Fachrichtungen aufgezählt bekomme: Nephrologe, Kardiologe, Orthopäde, Innere, HNO, Augenarzt, Radiologe, diverse Male Notaufnahme, Neurologe, Psychiater.
Rückblickend betrachtet war es für mich wichtig die tatsächliche Diagnose annehmen zu können, indem ich wusste es kann einfach nix anderes sein.

4. Bewegung und Vermeidung aufgeben
Nachdem ich endlich zur Ruhe gekommen bin, konnte ich nach einigen Wochen bzw. vielleicht gut ca. 3 Monaten auch wieder mit moderater Bewegung loslegen. Das war für mich, der ich vorher immer sehr aktiv war, ein ganz wichtiger Schritt. In der heißen Phase konnte ich kaum noch das Haus verlassen, einkaufen oder schwimmen war eigentlich gar nicht mehr möglich. Arbeiten ja auch nicht, da mich auf dem Weg dorthin schon eine Panikattacke nach der nächsten lahmgelegt hatte.
Anfangs durch eher kurze Spaziergänge in Begleitung oder auch einkaufen in Begleitung hab ich wieder einzelne Lebensbereiche für mich zurückerobert.
Bis ich aber bspw. wieder ins Schwimmbad gehen konnte (und das als Triathlet, der vorher regelmäßig dreimal die Woche im Wasser war), hat es fast ein 3/4 Jahr gedauert.
Lockeres Radfahren hat mir auch geholfen. Und nachdem ich anfangs in Begleitung aktiv war, hab ich bewusst Situationen gesucht in denen Angst und Panik sich breit gemacht hatten. Ich hab also das Vermeidungsverhalten aufgegeben. Das war echt nicht leicht, lief aber wohl bilderbuchmäßig ab. Also die Situation vorher überlegen und unterstützende Sätze bereitlegen, ebenso Handlungsalternativen.
Dann rein in die Situation. Warten auf die Angst. Angst aushalten. Selber beruhigen durch Selbstgespräche (vorher vorbereitet), tiefe Bauchatmung und so gelang es schrittweise diese Situationen wieder als beherrschbar und nicht beunruhigend zu erleben.
Das liest sich jetzt vermutlich leichter als es in den Momentan war. Aber es hat geklappt.

5. Literatur und Wissensaufbau
5.1. Prof. Google
Suchmaschinen in allen Ehren, aber mich hat das nicht wirklich weitergebracht.
5.2. Verdauliche Fachliteratur
Ich hatte im Sommer ein Erstgespräch mit einer Psychotherapeutin, die mir für die Überbrückung der Wartezeit bis zum Therapiebeginn (der dann erst im Dezember stattfand) Bücher empfohlen hatte. Und zwar ging es hier um zwei Autoren aus dem PAL Verlag. Wolf und Merkle.
Es gibt sicher auch andere gute Autoren und Verlage, aber das war das war mir gut weitergeholfen hatte.
5.3. Weitere Literatur
In der Reha wurden mir noch andere Bücher empfohlen (Lerne siegen ohne zu kämpfen = Shaolin; Anleitung zum Unglücklichsein; Ängste verstehen und besiegen, etc.). Mir hat das alles gut geholfen. Ich hab auch einiges ausprobiert, ein paar Dinge weiter beibehalten und anderes wieder verworfen.
5.4. KEINE Fachliteratur
Ich hab dann auch irgendwann den Punkt erreicht, da hatte ich wirklich die Schnauze voll von dem ganzen Krankheitsmist. Mein ganzes Leben hatte sich irgendwann nur noch um die Krankheit gedreht. Ohne großen Plan hab ich einfach den Wunsch gehabt, dass da doch mehr im Leben sein muss. Und so hab ich neben den o.g. Fachbüchern auch wieder angefangen andere Bücher zu lesen. Insbesondere komische Kurzgeschichten waren zu der Zeit für mich spannend. Warum?
Nun, es fiel mir schwer mich zu konzentrieren. Anfangs hatte ich Mühe für länger als 10 Minuten am Stück etwas zu lesen. Fernsehen oder DVD war gleich gar nicht drin. Alles viel zu lang für meine Aufmerksamkeitsspanne.
Aber die lustigen Kurzgeschichten bspw. von Horst Evers, haben mir wieder Spass bereitet, den Blick auf anderes gelenkt und nebenbei mir auch geholfen mich wieder zu konzentrieren.

6. Psychotherapie
In der Reha (Mitte 10/14) hatte ich meine erste wirkliche Therapie (kognitive Verhaltenstherapie). Meine Bezugsärztin in der Reha war auch gleich meine Bezugstherapeutin und die Chemie hatte gut gepasst. Auch die Kombination mit den Gruppengesprächen (Problemlösegruppen, kleine Depressionsgruppe, etc.) waren für mich lehrreich. Ich konnte mich soweit öffnen, wie es mir zu dem Zeitpunkt möglich war, hatte verständnisvolle aber auch kritisch-begleitende Kommentare der Therapeuten und Mitpatienten erlebt.
Schön war, dass nicht immer die Probleme im Raum standen sondern oft von dem woran erkenne ich das es mir wieder gut geht die Rede war. Daran hatte sich nämlich der Lösungsweg orientiert. Aber natürlich war auch das aufarbeiten der eigenen Situation und vor allen Dingen das Aufzeigen und Erarbeiten von Handlungsalternativen sehr hilfreich. Hilfreich insbesondere um das vorher so lähmende Gefühl der Hilflosigkeit, des ausgeliefert seins bewältigen zu können.
Die anschließende ambulante Psychotherapie dauert noch an. Ich kann hieran schwer festmachen, was mir das bringt. Hab aber den Eindruck, dass es für meine Stabilisierung und Rückkehr in die Verantwortung im Job notwendig war und ist.

7. Entspannung und begleitendes Programm in der Reha
Aber auch das begleitende Programm in der Reha war wichtig. Das offizielle Programm bestehend aus Teamsport, Aqua-Jogging, Mass., Rückenschule, Progressive Muskelentspannung, viele Vorträge, die dann tags darauf in Kleingruppen aufgearbeitet wurden und etwas Ergotherapie.
Das inoffizielle Programm:
GANZ WICHTIG: Wieder unter Leute kommen. Aktivität in den Alltag einbauen, den Tag wieder selber zu gestalten, viele und zwischendurch auch wieder längere Spaziergänge, jeden Tag mehrfach Bewegung, kein TV, nicht auf dem Zimmer einigeln, Sauna, Ausflüge machen, radeln, schwimmen und sich auch mal wieder etwas gönnen und sich selber belohnen.

8. Sich selber wieder wertschätzen
Das spielt wohl bei vielen der o.g. Punkte eine Rolle, das Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Wieder lernen mehr auch mich selber acht zu geben, wieder zu merken welche Signale der Körper oder auch die Psyche mir sendet. Dies neu interpretieren und mir und meinen Bedürfnissen wieder mehr Gewicht schenken.
Geduld haben.

9. Vertrauen
Vertrauen entwickeln zum Doc, in meinem Fall zur Hausärztin, die mich wirklich super begleitet hat. Aber auch Vertrauen in mich und in meine Umwelt zu entwickeln.

Nachdem also vieles mittlerweile wieder gut läuft und auch echt viel Zeit ins Land gegangen ist, folgt bei mir nun in Kürze der nächste Schritt. Nämlich das Absetzen bzw. Ausschleichen des SSRI (zur Erinnerung = ich bin schon runter auf 10mg Paroxetin).

Hierüber hab ich im Internet eigentlich fast nur abschreckende Erlebnisse gefunden. Und das aus unterschiedlichen Gründen, die da wären:
- als Patient war man vielleicht noch nicht so weit
- die Absetzschritte waren zu groß
- die Absetzintervalle waren zu kurz (in einem Beispiel hab ich gelesen, wie jemand von 50 mg in 10 mg pro Woche Schritten runter ist und dies trotz Entzugssymptomen durchgezogen hat, nur um dann am Ende doch wieder die Dosis raufzusetzen).

Hab jetzt hier einen Link gefunden, den ich für ganz vielversprechend halte:
http://antidepressiva-absetzen.de/Stufe_1.html

Ganz kurz meine Zusammenfassung dazu:
1. Man muss soweit bereit sein für das Absetzen, d.h. die Grunderkrankung sollte hinreichend therapiert sein. = in meinen Augen der am schwersten zu beurteilende Schritt, da man selber oft nicht wirklich objektiv genug ist, sondern oft der bloße Wunsch des Absetzens im Vordergrund steht
Anhaltspunkte = sind die Ursachen für meine Probleme noch da, hab ich meine Lebenssituation verändern können, hab ich evtl. Handlungsalternativen oder andere Sichtweisen mir zu eigen machen können?
2. Sich Zeit nehmen zum Ausschleichen
Nicht von jetzt auf gleich auf Null runter. Bei dem o.g. Link sind für verschiedene Medikamente grobe Anleitung zum Absetzen / Ausschleichen in einer Tabelle ausgewiesen. Faustregel bei Paroxetin = nicht mehr als 10mg auf einmal absetzen, dem Körper die Chance geben sich an die neue, geringere Dosis zu gewöhnen.
Erst wenn man auf der neuen Stufe stabil ist bzw. nicht vor einem Monat, dann den nächsten Schritt wagen.
3. Jeder ist anders
Nur weil es anderen gelingt jeden Monat um 10mg zu reduzieren, muss es nicht dem nächsten auch gelingen. Deswegen ist man kein besserer oder schlechterer Mensch. Die eigenen Erfahrungen berücksichtigen. Also wenn ich einmal feststelle, dass ein 10mg Schritt für mich zu groß ist, dann bereit sein wieder den Schritt zurück zu gehen, neu stabilisieren und dann mit kleinerem Schritt bspw. 5 mg einen neuen Versuch starten.

Sooooo, eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben, auch wenn es sicher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit hat. Aber es sprudelte nur so aus mir heraus.

Das ist nämlich auch eine Erfahrung aus meinen letzten 1,5 - 2 Jahren: Drüber reden können. Das gelingt mir nicht mit jedem und muss es auch nicht. Meinen Chef und meine Arbeitskollegen gehen bestimmte Dinge einfach nichts an. Aber um Verständnis für die eigene Situation zu bekommen, hab ich für mich den Schritt gemacht mein berufliches wie mein privates Umfeld stückweise und wohldosiert in meinen Weg zurück einzubinden.

Ohne meine Hausärztin hätte ich glaub ich diesen Weg nicht so gut gehen können, wie ich ihn rückblickend gegangen bin.

Ach eins noch:
Man kann als Erwachsener unheimlich gut auch von Kindern lernen. Von meinem Patenkind hab ich mir wieder das Leben im Moment wieder abgeschaut. Kinder machen sich oft nicht so viele Sorgen und grübeln nicht so viel. Das und die kindliche Offenheit für Neues und Begeisterungsfähigkeit haben mir zu mehr Lebensmut verholfen.

Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn sich einige von euch anschließen mögen und einen kurzen oder langen Abrisss über die eigene Erkrankung und den Weg der Erholung und Genesung geben können. Damit so auch diejenigen, die noch ganz am Anfang des Weges stehen sich ermutigt fühlen und auf Ideen kommen, was individuell helfen kann.

Für mich speziell wäre es nochmal eine Bereicherung positive Erfahrungsberichte zu lesen aus der Ausschleichphase von SSRI (egal ob Paroxetin oder ein anderes Medikament).

Sowas wie Rückfallgefahr hab ich hier übrigens bewusst ausgespart. Warum? Meine Ärztin und Therapeutin aus der Reha hat mir mal gesagt, wenn jemand eine Grippe überstanden hat, dann würde man bei demjenigen doch auch nicht erwarten, dass er Zeit seines Lebens nie wieder an einer Grippe erkrankt. Gleichwohl scheint mir dies ein Makel zu sein, der uns seitens der Gesellschaft anhaftet.

Vielen Dank für's Lesen und an Jeden, der sich hier sinnvoll anschließen mag.

Alles Gute

14.08.2015 10:52 • 22.04.2021 #1


15 Antworten ↓


Grüß Dich,

habe Deine Zeilen gelesen. Hut ab und Danke dafür. Werde mich dann in den Thread auch einklinken; braucht noch ein wenig Zeit.

A


Depression und Angst überwunden, SSRI mit Plan absetzen

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Danke für den ersten Zuspruch. Hab hier im Forum auch schon etwas über deine lange Krankengeschichte gelesen.
Drück Dir die Daumen, dass Du wieder Deinen Weg findest.

Danke Dir

Ich gehöre zu denen, die ohne Plan das AD abgesetzt haben. Dazu ist aber zu sagen, dass ich 17 Jahre unbehandelte Panikattacken bzw. man sprach von frei florierenden Ängsten, die natürlich chronifiziert und am Schluss in einer gewaltigen Depression geendet haben.

Dann Beginn der Therapie mit citalopram und gleichzeitigem Berufswechsel.

Hatte für mich keine gefühlten Einschleichprobleme, da ich am Ende war. Schlimmer gings eh nicht mehr. Sprich, die medis waren meine Hoffnung.

Habe sie dann ca. Gut 4 Jahre regelmäßig genommen, Therapie begleitend gemacht und mich super gefühlt. Gut Gewichtszunahme, war mir egal.

Interessanterweise habe ich meine Angst vergessen, einen tollen Job gehabt und die medis vergessen. Sprich, ich habe mich unbewusst selbst ausgeschlichen.

Dann merkte ich eine gewisse Gereiztheit und nahm die ADs wieder regelmäßig. Bis das vergessen wieder eintrat. Diesmal aber ohne irgendwelche Nebenwirkungen.

Was mich betrifft, kenne ich mich zwischenzeitlich sehr genau. Ich habe mich aber nicht gescheut, vor einem Jahr wieder zu den Ads zu greifen, als jobmässig eine harte Zeit auf mich zu kam. Sofort 20 mg citalopram und das beibehalten. Die medis nach 8 Wochen wieder problemlos angesetzt.

Ich bin nach wie vor in Therapie (alle 3 Monate) und werde das auch nicht aufgeben.

Meine unbehandelte Zeit war gnadenlos hart. Daher betrachte ich die medis für mich als Segen. Haben sie mich doch gerettet.

Komischerweise habe ich erst hier im Forum von den Nebenwirkungen gelesen.

Hatte ich welche? Bestimmt keine so schlimmen, als meine jahrelangen Panikattacken, Angst vor der Angst, Depris und beschissene Lebensqualität.

So, soviel zu mir, die ohne Plan die ADs absetzen konnte.

Danke für den Beitrag. Freut mich zu lesen, dass das Absetzen von SSRI auch mal so unkompliziert funktionieren kann. Und das Du einen unverkrampften
Umgang mit den Medis gefunden hast. Ich hab sonst im Internet hauptsächlich Berichte gelesen, in denen Absetzsymptome die Hauptrolle gespielt haben.
Da find ich Deine Geschichte echt toll als Mutmacher Story. Freut mich, dass Du Deinen Weg gefunden hast mit Therapie und dem fallweise einnehmen von Medikamenten.

Hab ich das richtig gelesen, dass deine Therapie im Abstand von drei Monaten stattfindet? Ich bin da ja noch recht weit am Anfang was das angeht und hab da noch nicht so die Vergleichsmöglichkeiten. Bei mir ging das anfangs mit 3-4 Terminen im Monat los, demächst wohl nur noch 1-2 mal im Monat.

Nein, bin doch jetzt schon 11 Jahre beim meinem PsYchiater. Zu Beginn war es wöchentlich, dann 2 mal monatlich, dann einmal monatlich und jetzt alle 3 Monate.

Also wie bei dir. Auch die Zeit war zu Beginn deutlich länger. Jetzt erzählen wir uns nur noch Geschichten. Ich bin eine seiner Lieblingspatienten, hab ihn in seiner Scheidung begleitet, therapeutisch unterstützt, könnte man sagen ,

Aber im Ernst, mir ist das sehr wichtig. Ich bin ein Mensch, der schnell über seine Kräfte geht und dieses Forum und die Besuche beim Therapeuten halten mich quasi geerdet.

Wenn man es richtig sehen will, lebe ich erst seit 11 Jahren meiner selbst bewusst. Und das soll bitte so bleiben.

Liebe Icefalki,

liest sich gut und drücke Dir weiterhin die Daumen. Leider habe auch ich kräftig zugenommen was mich immens belastet.

Zitat von Vergissmeinicht:
Liebe Icefalki,

liest sich gut und drücke Dir weiterhin die Daumen. Leider habe auch ich kräftig zugenommen was mich immens belastet.


Wie viel hast Du denn so zugelegt? Und ist es mehr ein generelles Ding, dass Dich die Kilos stören oder kannst/magst Du das näher beschreiben?

Das Gewicht zunehmen für Einzelne eine echte Belastung darstellen kann, wird m.E. nach auch völlig unterschätzt. Mein Psychiater hatte anfangs nichts von irgendwelchen Nebenwirkungen erzählt und mir geraten mich nicht so sehr von dem Beipackzettel aufschrecken zu lassen. War ja gut gemeint und in der Situation vielleicht auch gar nicht mal so verkehrt.
In den Folgeterminen in den letzten 1,5 Jahren hab ich dann aber von mir aus die Gewichtszunahme thematisiert, da mich dies ebenfalls stark belastet. Da kam dann auch solche Aussagen wie ach, das wird schon nicht so schlimm sein, ungewöhnlich, eigentlich macht Paroxetin da nix, 3-4 kg könnten schon auf das Medikament zurückzuführen sein, etc.
Die Aussagen waren m. M. nach auch nicht sonderlich konsistent. Naja, vorübergehend hab ich mich halt mit den zusätzlichen Kilos abgefunden. Aber eben nur vorübergehend. Auch wenn andere hier im Forum sowas vielleicht nicht nachvollziehen können.

Der Punkt warum mich bspw. die zusätzlichen Kilos stören, will ich mal umschreiben mit 1. das bin nicht mehr ich und 2. ich fühl mich einfach mit weniger Kilos wohler und fitter. (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

= Damit lässt sich mein Problem mit den zusätzlichen Kilos eigentlich auch gleichsetzen mit ich fühl mich so einfach nicht wohl, nicht mehr fit und weniger belastbar. Das sind die primären Faktoren bei mir. Und weniger eine mehr oder weniger willkürlich gewählte Zahl auf der Waage. Es ist mehr die Sehnsucht nach dem körperlich wieder fit fühlen. Daher auch meine an anderer Stelle schon genannten sportlichen Ambitionen, da ich weiß wie mir dies gut tut. Aber wie sagt man so schön in Köln jeder Jeck ist anders.

Aber ich gehe mal davon aus, dass sich dieses Thema zumindest bei mir mit dem Absetzen der SSRI in den nächsten Monaten auch wieder legen wird.

Hey Paroxetin,

ich habe in einem Jahr 20 kg zugelegt. Es stört mich optisch und würde gerne in meinen alten Sachen wieder reinpassen. Arbeite daran und habe schon 3 kg wieder runter.

Puh, 20kg ist natürlich echt heftig. Und das in einem Jahr. Und weil abnehmen gerade bei Fortführung der Medikamenteneinnahme, die ja maßgeblich für die zusätzlichen Kilos verantwortlich zu sein scheint, nicht leicht ist, find ich es umso beachtlicher das Du schon 3 Kilos wieder runter hast. Super. Mach weiter so.

Ich war letztes Jahr in der Reha schon erleichtert als die Gewichtszunahme dann mit der Dosishalbierung aufgehalten wurde und sich das Gewicht auf dem damaligen Level eingependelt hat. Aber ich möchte zumindest für mich das zusätzliche Gewicht jetzt auch nicht überbetonen.

Wichtig war für mich, dass mir das Medikament auch erstmal geholfen hat wieder zur Ruhe zu kommen und mich überhaupt erst therapiefähig zu machen. So gesehen hat das schon auch gepasst. Eins nach dem anderen und wichtig ist ja, dass es auf Dauer funktioniert. Und jetzt kommt halt der nächste Schritt.

Und mein nächster Schritt ist, dass ich mich stabil genug fühle für das Ausschleichen oder Absetzen. Mal schauen welcher Weg es wird, ob ich von den 10 mg täglich dann runter geh auf 5 mg für 4-6 Wochen oder doch gleich ganz runter auf Null.

Meine Bezugsärztin und Bezugstherapeutin in der Reha 2014, von der ich echt ne ganze Menge halte und die für mich echt goldwert gewesen ist, hatte im November von 20mg auf 10mg reduziert. Und da ich diese Reduzierung ohne Nebenwirkungen oder Absetzerscheinungen richtig gut vertragen hab und mich auch von jetzt auf gleich leichter gefühlt hab (als ob vorher Blei auf meinen Armen gelegen hat), gab's gleich die nächste Empfehlung. Und die Empfehlung war das ich nach wenigen Monaten, also zum Frühjahr 2015 hin gleich ganz auf Null runtergehen könne ohne weiteren Zwischenschritt.

Das bringt mich gleich auf einen anderen Aspekt hier was mir wirklich wichtig war in den letzten 1,5 Jahren:
= Das Vertrauen in meine Ärzte und das Glück in dem Fall, dass ich mit der Bezugsärztin und Bezugstherapeutin in der Reha echt für mich die passende ärztliche Begleitung gefunden hab. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, dass ich - egal ob auf eigene Rechnung oder auf Krankenversicherung - eine ambulante Therapie bei ihr hätte machen können, hätte ich das sofort gemacht. Und dafür hätte ich auch ohne zu zögern für jede Therapiestunde die ca. 100km Anfahrtsweg in Kauf genommen.
= Andererseits ist's mit meiner jetzigen ambulanten Therapeutin auch in Ordnung.
= Im April / Mai letzten Jahres hatte ich mal drei probatorische Sitzungen bei einer Therapeutin für tiefenpsychologische Psychotherapie. Das waren drei echt anstrengende Termine und da hat auch die Chemie glaub ich wechselseitig nicht gestimmt. Zumindest fand ich sie sehr provokant und wenig hilfreich. Vielleicht war ich aber auch noch nicht soweit für eine Therapie, um mich öffnen und aktiv mitmachen zu können. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass der tiefenpsychologische Ansatz für mich und mein Krankheitsbild nicht das Mittel der Wahl war. Und das obwohl mir der Psychiater genau diese Therapeutin sehr empfohlen hat. Und auch nur durch den persönlichen Kontakt zwischen Psychiater und der tiefenpsych. Therapeutin hab ich überhaupt so schnell (also in gut 2 Monaten) einen Termin bekommen. Bei allen anderen Therapeuten in meiner Stadt (und im Umkreis von ca. 20km) waren die Wartelisten extrem gut gefüllt, Wartezeiten von 6 Monaten waren eher die Regel denn die Ausnahme. Bis auf eben bei meiner jetzigen Therapeutin, die mir innerhalb weniger Wochen zumindest ein Erstgespräch angeboten hatte, von dem sie dann für sich abhängig gemacht hat ob sie mich als Patient aufnimmt. Und bis zum eigentlichen Therapiebeginn verging dann ja nochmal etliche Monate.

Ja, werde dran bleiben und vielleicht Tagebuch führen. Mein Thera wird auf Dauer die Medis auch reduzieren und bei einem Medi bin ich schon auf die Hälfte. Mein Probem ist Schokocappu, der immens viel Kalorien hat und da gilt es anzusetzen meinerseits.

Mit so tiefenpsychologischen Sitzungen hätte ich jetzt so meine Probleme.

Not Helpless hat in einem anderen Thread (SSRI Diskussion) aus eigener Erfahrung berichtet, dass Passionsblume beim Ausschleichen und auch in der Zeit danach ein guter Wegbegleiter war.

Tipps aus eigener Erfahrung find ich immer gut. Man muss ja vielleicht nicht immer alles 1:1 übernehmen, aber für mich war das in dem Fall eine tolle Anregung und neu. Werd's mal ausprobieren.

apropos unterschiedliche Formen der Psychotherapie:

Da fühlte ich mich letztes Jahr echt überfordert. Woher sollte ich als medizinischer Laie und Patient wissen das es überhaupt unterschiedliche Ansätze in dem Bereich gibt? Und wie sollte ich da beurteilen was für mich der richtige Ansatz war?

Daher hab ich mich auf die ausdrückliche Empfehlung meines Psychiaters verlassen. Und ich war sogar echt froh und dankbar, dass er sich da für mich eingesetzt hat. Aber das hab ich dann auch für mich gelernt, dass Vertrauen in Ärzte nicht gleichzusetzen ist mit einfach alles so akzeptieren und hinnehmen. Schmaler Grad.

Hallo liebes Forum,

ein paar kurze Worte zum Abschied. Mir geht's super. Klar, nicht erst seit heute sondern schon seit der Reha geht's permanent weiter aufwärts. Ich bin mittlerweile wieder richtig stabil und hab jetzt vor ein paar Tagen das ersehnte Signal für den letzten Schritt zum Absetzen von Paroxetin bekommen. Die ersten Tage ohne Medi hab ich OHNE jegliche Absetzerscheinungen verlebt. Es fühlt sich vergleichbar an wie beim Röntgen, wenn man die Bleischürze ausziehen darf. Nur das meine Bleischürze seit Monaten schon immer leichter wurde

Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich nun auch für mich das letzte große Thema erfolgreich und mit Geduld angehen kann.

Ich war hier vielleicht gut 2 Monate aktiv und hab hier ein paar meiner Erfahrungen und Einschätzungen weitergeben können. Ich hab aber auch einiges an Fragen loswerden dürfen und dazu insbesondere von euch ein paar tolle Antworten und Einblicke bekommen.

Mich hat es sehr gefreut, dass ich hierüber mit einigen von euch in dem ein oder anderen Thread in den Dialog gekommen bin. Das tat mir in den Momenten jeweils richtig gut. Dafür vielen Dank u.a. an @Serthralinn, @Not Helpless, @Vergissmeinicht und ein paar andere @ all. Möchte jetzt nicht hier jeden aufführen. Ihr, mit denen ich in einigen Threads im Austausch war, wisst schon wen ich alles meine.

Habt nochmals besten Dank für eure immer gut gemeinten Antworten und ehrlichen Aussagen. Ich wünsche euch alles Gute und das jeder und jede von Euch seinen und ihren Weg findet. Glaubt an Euch. Schätzt Euch wert und tut Euch selber regelmäßig etwas gutes.

Ich meld mich hier ab und bin dankbar für diese Erfahrungen mit Euch.

Alles Gute. Euer jetzt Ex-ParoxetinUser

Hallon
ich habe vor 2 Jahren (in Eigenregie) Cipralex abgesetzt weil es mir eine längere Zeit ( etwa 5 Jahre ) gut ging und ich nicht mehr dieses Stumpfsein ,das Cipralex bei mir verursachte ,haben wollte.Ich hatte zb 2 Todesfälle in der Zeit in der Familie und haben diese oehn Weinen oder Tränen hingenommen, als wäre eine Mauer zwischen mir und der Welt. ich habe dann gaaaanz langsam abgesetzt ,hatte keine Nebenwirkungen oder sonst was . Ende des Jahres 2019 traf mich dann ein neue depressive Episode ,schlimmer als zuvor und ab Januar 2020 habe ich dann akut Hilfe in der psychatrischen Ambulanz gesucht. Habe dann wieder mit Medis begonnen ,war aber erst im Spätsommer des letzten Jahres so stabil das ich sagen konnte es geht mir wirklich besser. Meine Eigeninitiative war also nicht so toll. Ichdenke aber wenn man ein halbes Jahr relativ stabil ist und die Vorgeschichte keie depressiven Episoden anzeigt ,sollte man absetzen. Ich würde es nach wie vor wirklich gerne ,aber ich habe Angst dann wieder in diese Leere zu fallen. LG ronja

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