Grüß Dich sibelchen,
danke für die Rückmeldung...
Zitat von sibelchen: Selbshilfegruppen versuche ich zu finden, jedoch bisher ohne Erfolg.
Terminlich ist es bei mir auch nicht so einfach...bin berufstätig mit unterschiedlichem Feierabend.
Da wird es leider wirklich schwierig mit der regelmäßigen Teilnahme. Aber trotzdem würde ich irgendwie versuchen, mich zumindest mal bei einer Gruppe testhalber vorzustellen. Bereits ein erster Kontakt kann ordentlich was anstoßen in Dir. Natürlich ist das bei jedem unterschiedlich:
Zitat von sibelchen: Du schreibst: mir geht es ebenso
Magst Du mir was dazu schreiben? Erreichst Du dieses Ziel für Dich persönlich?
Bis zu meiner ersten richtigen Sinn-Krise (inkl. Depression) war ich gewohnt, dass die Menschen
zu mir kamen, sowohl beruflich als auch familiär (Elternhaus) und im Freundeskreis. Ich musste mich nie um Menschen
bemühen.
Mit der Krise kam die Einsicht, dass die wenigsten Kontakte (gilt für alle o. g. Lebensbereiche) wirklich berührend waren. Ich hatte bis ins Alter von 37 noch nie eine feste Beziehung UND war der der tiefen Überzeugung, dass das genau mein Lebensweg ist, der mich glücklich macht und hält. In der Krise erkannte ich, dass ich stets davongelaufen, mich nie wirklichen Herausforderungen gestellt, niemals echte Risiken, echte Nähe eingegangen bin.
Die
damit resultierende Depression brachte mich buchstäblich mit dem Rücken an die Wand.
So ging es nicht mehr weiter - soviel war klar.
Ich machte zuerst den Cut, mich erstmal von allen Menschen zurückzuziehen, was anfangs gut tat und mir den erstmals(!) erfahrenen Raum gab, auf mich zu hören - denn die Stimme war so gut wie nicht zu vernehmen...das war ein anstregendes halbes Jahr und viele wandten sich nachvollziehbarerweise von mir ebenfalls ab.
Mit der Zeit aber ging es mir wie Dir jetzt: ich wollte plötzlich wieder Menschen um mich haben. Jedoch auf
völlig andere Weise als früher. Echter, offener und vor allem
näher... Gleichzeitg merkte ich, dass ich genau davor jedoch eine Heidenangst verspürte! Ein ganz schön heftiger Spannungskonflikt.
Aus meinem Interesse für die Buddhalehre und (damals noch) Zen begann ich, erste Wochenkurse in Richtung Meditation zu belegen. Ich traf Menschen, mit denen ich so gut wie kein Wort wechseln musste (durfte - denn es waren logischerweise Schweigekurse). Und bereits bei meinem ersten Einsteigerkurs machte ich eine für mich bahnbrechende Erfahrung:
Bei der Eingangsrunde, wo sich jeder Teilnehmer kurz vorstellte, war mir jeder der anderen Übenden total unsymphatisch - an jedem hatte ich etwas auszusetzen. Ich erkannte, wie negativ ich im Grunde dem
gesamten Erleben gegenüber tickte - und das schon immer,
mein ganzes Leben lang! Ich, der offenbar immer Leute um sich und massig Freunde hatte, war im tiefsten Grunde ein nörgelndes, missmutiges, siebengescheites und in höchstem Maße
verurteilendes Wesen. Dies zu erkennen, war zwar unglaublich schmerzhaft, wirkte aber binnen weniger Tage wie eine Katharsis. Und nun kommts: durch die gemeinsam geschwiegenen Tage mit vielen Stunden Sitzmeditation veränderte sich meine Wahrnehmung um 180 Grad. Einerseits erlebte ich für wenige Minuten die vollständige Ruhe des Geistes bei gleichzeitig vollbewusstem Erleben. Ich spürte eine tiefe Verbundenheit zu allen Anwesenden, ja zu allen Wesen insgesamt. Auch wenn sich das etwas esoterisch anhört - es war eine Rückkehr in den
Normalzustand. Das war eindeutig erkennbar. Ich hatte im wahrsten Sinne die Blickrichtung, meine
Ausrichtung geändert.
Am letzen Tag des Kurses erzählte jeder, wie es ihm ergangen war und ich stellte erfreut und verwundert fest, dass ich ausnahmlos jeden der Anwesenden von tiefstem Herzen
liebte! Für mich damals unfassbar und mit Worten auch nicht erklärbar. Auch zuhause nahm ich für ca. 1 Woche die Menschen total anders wahr. Sie waren mir buchstäblich
nahe, auch wenn sie sich derzeit woanders befanden.
Seitdem läuft in meinem Leben alles ziemlich anders, auch wenn es viele holprige Wege zu durchlaufen gab. Das Erlebnis jedoch, dass wir im Grunde alle nicht wirklich voneinander getrennt sind, gab auch den finalen Impuls, nach einer Partnerin zu suchen, die ich auch kurz danach fand (via Internet). Zwar war diese erste Beziehung nur ca. 2 Jahre haltbar aber ich lernte Seiten an mir kennen, die so immens wichtig waren und die ich bislang als nicht vorhanden eingeschätzt hatte.
Ich bin heute über 12 Jahre mit meiner (2.) Partnerin glücklich zusammen, habe den Beruf gewechselt, einen Burnout durchstanden, mich von der A.l.k.sucht befreit etc. Im Zuge der Therapien habe ich Gruppentherapien, Selbsthilfegruppen und zahlreiche Meditationsgruppen kennengelernt. Bei zweien bin ich immer noch, je 1x pro Woche dabei und pflege dort intensive Kontakte.
Letztlich ging es bei mir um das Erkennen der
ent-zweienden Lebenshaltung der meisten Menschen, der Verblendung, des Wollens, des Anhaftens, den Nicht-Wollens, des Sich-Isolierens. Das Sich-Öffnen ist tatsächlich ein Sich-(Auf)Geben und damit ein (S)ich-Loslassen (von lose lassen, denn es gibt nichts, was man eigentlich festhalten könnte).
Ich hoffe, es kann Dir ungefähr veranschaulichen, wie es in meinem Fall lief/äuft.