Konkret bin ich als Kind Opfer von Mobbing geworden aufgrund verschiedener Dinge. Es ging aber auch um meine Herkunft oder Herkunftsland meiner Familie und auch um Markenkleidung, dass ich mir einige teure Freizeitvergnügen nicht leisten kann und so weiter. Andere Anlässe gab es auch. Meine Familie wurde dabei abgewertet.
Ich habe das im Umfeld nie thematisiert, obwohl viele das wissen, weil sie mich seit der Kindheit kennen. Es hat nie einer widersprochen, wenn ich gemobbt worden bin.
Mit meiner Familie habe ich nie darüber gesprochen, weil ich ich sie nicht traurig machen wollte, aber auch aus Scham.
Ich habe mich nie gegen das Mobbing gewehrt, immer nur gelächelt und getan, als ob es mir nichts ausmacht. Einem der Hauptmobber, einem Jungen mit hohem Status bin ich hinterhergelaufen, habe seine Tasche getragen, ihn bedient, wollte mich einschleimen. Es war traumatisch für mich.
Später, viel später hat eine Männergruppe meiner Schwester anzügliche Bemerkungen hinterher gerufen. Sehr anzügliche, beleidigende, sexuelle Kommentare. Ich bin eigentlich nicht mutig, aber ich wollte nicht, dass sie sie so herabwürdigen und habe sie gebeten, dass zu lassen. Als Antwort kam dann, ob ich Schläge will. Ich hatte halt innerlich voll Panik in dem Moment, aber ich wollte sie vor dieser Herabwürdigung schützen, habe gefordert, dass sie sich bei meiner Schwester entschuldigen.
Dann bin krankenhausreif verprügelt worden und getreten worden und hatte Kopfverletzungen.
Ich hatte dann PTBS und auch Erinnerung an das Mobbing kam wieder und belastet mich heute mehr als das Erlebnis mit Gewalt. Ich habe mit der Gewalt eher abgeschlossen als mit dem Mobbing.
Durch das Erlebnis mit Gewalt ist für mich ein altes Gefühl wiedergekommen: du bist hilflos, kannst deine Familie nicht schützen. Deine Schwester kann man herabwürdigen, du kannst sie nicht schützen. Du Loser, du P*ssy. Jeder kann dich „fi.“. Du bist kein richtiger Mann.
Ich habe versucht das mit dem Mobbing im Internet zu besprechen und gefühlt glauben mir nur wenige Leute, dass ich als „Ausländer“ von Leuten ohne Migrationshintergrund gemobbt worden bin. Es wird davon ausgegangen, dass die Täter-Opfer-Konstellation immer andersherum ist oder dass ich aus rassistischen Gründen einen Hass auf deutsche hätte. Es wird auf kriminelle Clans verwiesen und so weiter.
Als ob es in Ordnung wäre mich und meine Familie abwerten, weil irgendeine andere Familie aus dem Land kriminell ist. Von uns ist keiner kriminell.
Es ist total viel gelöscht worden, so gemeine Kommentare.
Ich habe gerade in einer Diskussion über Geld geschrieben, dass ich es nicht zeige, dass ich nicht so viel Geld habe und mir auch Dinge leiste, die ich mir kaum leisten kann. Das kommt von der Zeit, als ich gemobbt wurde.
Ich kriegte eine Bemerkung, die ich als abwertend empfand, auch als abwertend gegenüber dem Land, wo meine Familie herkommt, empfand. Vielleicht war es auch nicht so gemeint, ich weiß es nicht.
Ich habe es jedenfalls gesagt, wie ich das empfinde. Es gab eine Riesendiskussion.
Es gab darüber hinaus eine Riesendiskussion darüber, dass es auf einen schlechten Charakter schließen lässt, wenn man sich Dinge kauft, die man sich nicht leisten kann.
Ich fühle mich traumatisiert wegen der Erfahrung von Mobbing und möchte nicht dass schlecht über mich oder noch schlimmer Leute, die ich liebe, geredet wird. Das ist für mich wie eine Verwundung. Deswegen gebe ich manchmal zu viel Geld aus, um mich und andere zu schützen.
Ich versuch, darüber zu sprechen und ich habe das Gefühl, dass mich keiner hört, keiner versucht zu verstehen, ich mit keinem reden kann. Ich hässliche Dinge an den Kopf geworfen kriege und kann mich nicht wehren,
13.11.2023 09:46 • • 29.11.2023 #1