Hallo Frittensauce,
ich glaube, ich kann dich ganz gut verstehen. Dass gemobbt werden aus der Schulzeit kenne ich auch, wenn auch aus anderen Gründen. Gewalterfahrungen kenne ich auch, und erst recht in dem Bezug auch das extreme Ohnmachtsgefühl, dass man sich nicht wehren kann, was mit einem passiert, wenn man die Erfahrung macht, dass der Andere oder die Anderen stärker war/waren - unter Umständen sogar mehrmals im Leben.
Ich habe mal den Spruch gelesen: Vergangenheit ist, wenn es nicht mehr weh tut. Und da ist etwas wahres dran, auch, wenn ich nicht finde, dass es ganz so stimmt. Schön wird es sicher nie sein, dass man früher gemobbt worden ist, aber man kann durch Therapie Trauma soweit verarbeiten, dass dieser ganz große Schmerz, der sich von damals ins Heute zieht, verarbeitet wird, heilt. Dann ist man immer noch traurig, dass das Mobbing überhaupt passiert ist, aber man leidet im Heute nicht mehr so wie bisher.
Und zum Heute: Auch da kenne ich das, was du schreibst. Ich habe früher immer gearbeitet, ganz normal, bis ich chronisch krank und erwerbsunfähig geworden bin. Seitdem muss ich meine zu kleine Rente mit Grundsicherung aufstocken. Nie in meinem ganzen Leben zuvor (verschiedene Traumata in der Kindheit ausgenommen) bin ich von Menschen so widerlich behandelt worden, besonders im Internet. Da habe ich einige Zeit lang versucht, über die Grundsicherung (Bürgergeld usw.) aufzuklären, wie Rechte und Pflichten sind, wie die Sätze in Zahlen sind, usw., und bin immer wieder emotional niedergeknüppelt (so habe ich es erlebt) worden. Hätten Menschen zu mir die Dinge live gesagt, die sie mir online zugemutet haben, hätten sie von mir eine Anzeige bei der Polizei bekommen - online ist das leider nicht so einfach.
Da ich immer wieder feststelle, dass viele Menschen sich online anders verhalten, als offline, und sich scheinbar sicher fühlen hinter ihrem Bildschirm (und es aufgrund schlechter Identifizierungsmöglichkeiten auch faktisch sind), habe ich schlussendlich aufgehört mit meinen Aufklärungsarbeiten. Ich meide das Internet konsequent und absolut, was das Thema Grundsicherung angeht (außer hier). Aus Selbstschutz. Wenn andere mit mir so umgehen, wie sie es tun, dann gehe ich eben. Das mache ich offline genauso. Auch offline muss ich seit der Grundsicherung einiges einstecken, was nicht gerechtfertigt ist.
Deshalb kann ich nur sagen, das beste, was man für sich tun kann, ist sich von solchen Menschen fernhalten. Ich persönlich hatte früher einen großen Freundeskreis, war mit der Arbeit superglücklich, hatte kein Problem neue Leute kennen zu lernen, hatte ein ausgefülltes Leben. Heute bin ich 6 Tage und 22 Stunden pro Woche allein. Das ist auch nicht schön und nicht, was ich will. Aber es erspart mir viel Schmerz - und Triggern sowie Retraumatisierung.
Man muss sich gut aussuchen, wem man seine tiefen Verletzungen und Negativerfahrungen zeigt. Und meiner Ansicht nach gehören solche in einen sicheren Raum, d. h. in eine Therapie bei einem verantwortungsbewussten, erfahrenen (Trauma-) Therapeuten. Wenn man einen solchen guten Therapeuten gefunden hat und mit ihm arbeitet, erlebt man so etwas nicht. In meinem Sinne *gute* Therapeuten sind Therapeuten, die zuhören, um dazuzulernen, wie das Leben anderer ist, auch wenn sie nicht in deren Situation waren. Die ernst nehmen und diesen sicheren Raum, wo man seine Seele mit all ihren Verletzungen öffnen kann, schaffen.
Einen solchen Raum würde ich dir wünschen.
Liebe Grüße,
Mantra
P. S. Sorry, dass es so lang geworden ist, aber ich schreibe bei so wichtigen Themen immer lieber mehr, damit möglichst wenig Missverständnisse auftreten. Auch die passieren im Internet ja schnell...
13.11.2023 14:05 •
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