Über Einsamkeit können die meisten ein Buch schreiben Me too. Aber das liest sich meist ziemlich deprimierend. Ich stelle einfach mal ein paar möglicherweise provokante Fragen:
Du hast es hier im Forum erzählt, dass du dich oft einsam fühlst. Es hat dich ein bisschen Mut gekostet; nach deinem Geständnis aber fühltest du dich gleich ein bisschen besser. Dein Mut hat sich also gelohnt. Und so ist es im richtigen Leben (meistens) auch (leider nicht immer). Wie vielen Menschen aus deinem Umkreis hast du erzählt, dass du dich manchmal einsam fühlst?
Man muss übrigens nicht gleich das volle Ausmaß des Ganzen erzählen. Manchmal reicht eine Andeutung. Je näher dir die Leute stehen, desto eher sollte man nicht viel zurückhalten. Wie viele haben dein Vertrauen (verdient), dass du ihnen davon erzählst oder erzählen könntest?
Und das scheint mir die Hauptfrage zu sein: Wem gegenüber kann ich ehrlich und unverstellt sein? Wenn man das hinbekommt, so jemanden zu finden und ihm ehrlich von dir zu erzählen, dann hat die Einsamkeit keine große Chance mehr! Wenn man jemanden findet, dem man alles (oder doch zumindest fast alles) von sich erzählen kann, ist das das Beste, was einem passieren kann. Solche Menschen sollte man wertschätzen und gut behandeln. Wenn man sie noch nicht gefunden hat, nach ihnen suchen!
Die Suche ist übrigens leichter als man zunächst denkt: Wähle denjenigen aus, der dir am ehesten sympathisch ist. Erzähle ihm im passenden Moment ein bisschen von dir. Wie gesagt, man muss nicht gleich das volle Ausmaß eines Problems oder eines Gefühls schildern. Aber man kann in die richtige Richtung (Ehrlichkeit, Authentizität, kein Kleinreden und kein Übertreiben ) gehen. Wenn er verständnisvoll und positiv darauf reagiert, ist er vielleicht ein Kandidat für eine Freundschaft. Wenn nicht, fühlst du dich oft auch in diesem Fall ein bisschen besser, denn du hast von dir selbst gesprochen und Mut gezeigt.
Das klingt vielleicht ein bisschen zu ernsthaft. Und gerade unter Jugendlichen konkurriert diese Ernsthaftigkeit mit dem Drang, cool sein zu wollen und sich unangreifbar zu machen. Aber die Einsamkeit schwindet, je ehrlicher man von sich selbst erzählt bzw. zu den Dingen steht, die man erlebt, fühlt, denkt.
Und ein Rest Einsamkeit ist übrigens völlig normal. Wir sind nun mal, wer wir sind. Von Geburt an allein in diese Welt geworfen. Wir können nur fühlen, denken und erleben, wer und was wir selbst sind, fühlen und denken. Ab und zu helfen uns andere, geben uns sogar Vertrauen, Liebe und Aufmerksamkeit, aber das ändert nichts an dem Fakt, dass nur wir selbst unser Leben erleben. Ist doch auch okay so.
08.09.2019 14:55 •
x 2 #17