Zitat von GastB:Zitat von Miyu1987: Dadurch kann es schnell passieren, dass man einfach verlernt im echten Leben Kontakte herzustellen.
Da steckt m.E. ein häufiger Irrtum drin:
Es ist nicht dasselbe, ob man etwas VERLERNT,
oder ob man es nicht kann und es NOCH NIE GEKONNT hat.
Diesen Denkfehler machen auch viele Autoren und Psychotherapeuten.
Ich finde es immer verletzend, wenn z.B. gesagt wird: Ein Depressiver fühlt keine Lebensfreude MEHR oder ein intensiver Internetnutzer hat keine Freunde MEHR - es gibt leider viele, die noch nie Lebensfreude empfunden oder Freunde gehabt haben, und dann ist das ein offensichtliches Nicht-Erfassen und Nicht-Verstehen ihrer dramatisch traurigen Situation.
hi.
Habe ich denn das gesagt, dass verlernen oder etwas nicht können dasselbe sind? Sehe gerade nicht an welcher Stelle, vielleicht hilfst Du mir da mal weiter?
Sicherlich sind die Menschen der Meinung, dass sie etwas nicht können. Darum sind sie ja auch in gewisser Weise krank (das ist ein Begriff, der sehr verallgemeinert ist, denn was heißt eigentlich krank sein?). Ein Mensch, der in dieser Hinsicht seelisch gesund ist, weiß allerdings, dass er es kann, weil er einen Körper hat, den er benutzen kann. Solange das Gehirn, die Beine zum Laufen und die Hände zum Greifen funktionieren, kann jeder etwas lernen und auch machen.
Es geht hier ja um Leute die ein Problem damit haben, auf andere zuzugehen oder Kontakte nicht halten können. Diese Menschen (Angsterkrankte, Depressive usw.) haben wohl oft die Angewohnheit, alles extrem schwarz zu sehen.
Wenn man meint, dass man es nicht kann, muss man sich auf den Hintern setzen und es machen. Erst dadurch lernt man, dass es einen nicht töten wird (denn das wird es ganz sicherlich nicht und was einen nicht tötet das macht einen härter!). Denn von nichts kommt halt nichts. Zu sagen ich kann das nicht, weil ich krank bin ist das Verkehrteste, was man machen kann. Dadurch hindert man sich daran etwas zu tun und ruht sich auf die Krankheit die man hat aus. Und die wird dann im Laufe der Zeit unter Umständen noch schlimmer weil das Unterbewusstsein das, was man ihm eintrichtert, für bare Münze hält.
Wenn Du meinst, dass das so ist, wie Du sagst, wie kommt es dann, dass es so viele Menschen gibt, denen es wirklich dreckig damit ging, aber die es trotzdem taten obwohl sie erst meinten, sie könnten es nicht? Die machen Fortschritte dadurch, dass sie sich damit auseinandersetzen und nicht von vorneherein sagen ich mache es nicht, weil ich es nicht kann. Die sagen sich eher ich mache das, weil ich es machen muss, da ich ansonsten niemals lerne, damit richtig umzugehen. Auch wenn ich danach evtl. wieder fürchterlich schlimme Gefühle habe. Die Therapien gibt es nicht umsonst. Die werden gemacht, weil es reichhaltige Beweise dafür gibt, dass man es, auch wenn man in Bezug auf solche Dinge schwer psychisch krank ist, schaffen kann. In der Therapie wird man auf solche Situationen vorbereitet. Durch die Therapien hat man sogar die Chance, sich zuerst dort heranzutasten, ehe man sich unvorbereitet hineinstürzt.
Man kann so ein psychisches Problem außerdem auch nicht mit einer dramatisch schweren Erkrankung vergleichen. Denn so ein psychisches Problem kann man wirklich überwinden, während man einem körperlich Behinderten im Rollstuhl nicht sagen kann, steh mal auf und bewege dich mal. Das kann der nämlich nicht, weil ihn die Umstände WIRKLICH daran hindern, und nicht einfach nur SCHEINBAR (eingeredet). Ich möchte nicht abstreiten, dass diese Probleme nicht wirklich existieren (zittern, erröten, panik usw.) denn diese Leute leiden da fürchterlich drunter. Aber sie können sich helfen, indem sie es einfach immer und immer wieder testen. Angsterkrankte und Depressive haben nur vor allem die Gewohnheit, sich kranker zu machen, als sie eigentlich sind. Indem sie sich einreden, sie wären ein hoffnungsloser Fall und könnten viele Dinge aufgrund der Erkrankung nicht mehr tun. Das ist aber nur die Psyche, die sich durch Verhaltenstherapie sehr gut behandeln lässt. Da muss man ansetzen und von dort aus geht es dann in Richtung, echten Kontakt zu Menschen herzustellen.
Dazu gibt es auch genügend Berichte von Menschen, die sich eingeredet haben, es aufgrund der Krankheit nicht zu können und die es dann trotzdem geschafft haben z.B. ihre Ängste zu überwinden. Trotz Schweißausbrüche und Zusammenklappen.
Um soziale Kontakte aufzubauen, muss man sich dem halt stellen, da führt auch mit Krankheit kein Weg dran vorbei. Ansonsten kann man es vergessen und wird nie im RL kontaktstark werden. Denn wie soll das sonst funktionieren? Duch Abwarten wird sich nie etwas ändern. Wenn ein Kind ins kalte Wasser geworfen wird, kann es auch noch nichts. Es lernt erst mit den Erfahrungen. Erst wenn man es macht, lernt man daraus und irgendwann legen sich im Gehirn - um es mal rein biologisch auszudrücken-, neue Netzwerke an, die dem Menschen dann ermöglichen etwas zu machen, ohne Angst oder Ähnliches zu haben. Das kommt alledings erst nach längerer Zeit. Je nachdem, wie häufig man daran arbeitet. Wenn man es nicht macht, wirds auch nichts. Es tut mir leid für denjenigen, dem meine Ausdrucksweise zu hart ist.
Diesen Denkfehler machen auch viele Autoren und Psychotherapeuten.
- Diese Autoren und Psychotherapeuten sind aber ausgebildete Fachkräfte. Man kann sich sehr gut darauf verlassen, dass die über das bescheid wissen, was demjenigen wirklich helfen wird. Es ist wirklich dumm zu sagen die können das nicht verstehen. Denn es ist schei., ob die das verstehen oder nicht. Die müssen in erster Linie nur in der Lage sein, die Situation bzw. die wirkliche Schwere der Krankheit zu beurteilen und dem Menschen Lösungsstrategien vorschlagen. Ob derjenige das dann umsetzt, bleibt ihm überlassen. Aber was hat man davon einen Therapeuten zu haben der sich da gefühlsmäßig hineinversetzt, aber den Menschen dadurch zu sehr in Schutz nimmt? Das bringt überhaupt nichts.
Schönen Abend noch!