Hallo Prinzessin,
der Austausch mit Dir ist ausgesprochen interessant und fordernd, daher schätze ich ihn besonders. Sehr angenehm.
Ich halte mich nicht für spirituell. Ich bilde mir nur ein verstanden zu haben, wie unser Denken funktioniert. An der Praxis hapert es noch etwas, aber ich arbeite dran und bin zuversichtlich und es fühlt sich schon seit Jahren - mit Rückschlägen zwar - aber richtig an. Und das zeigt mir das es richtig ist.
Schade, dass Du das nicht teilst, denn eigentlich ist es die Schraube nur um eine Drehung weiter gedreht als Du, denke ich. Es ist etwas konsequenter und radikaler Analysiert, wie das Denken, Entscheiden, Bewusstsein, Leben funktioniert.
Zitat:Was ich mit krankmachender Umgebung meine ist eher, dass jeder zu jedem zeitpunkt die Möglichkeit hat sich zu entscheiden ob er etwas will oder nicht und wenn er es nicht will oder es einem nicht gut tut, dann hat man die möglichkeit seine Situation zu ändern.
Ja, das sehe ich teilweise genauso, insbesondere den letzten Halbsatz. Der Wille ist so wie Du es beschreibst, auch m.E. entscheidend, aber man könnte sogar weiter fragen, ob der Wille den nötig ist, also ob ich mich nicht gegen den spezigisch gewollten Inhalt entscheiden kann. Ich kann das ja in Zweifel ziehen und entscheiden, dass das für mich nicht mehr wertvoll und nicht wichtig ist. Dann hat sich die ganze Angelegenheit erledigt. Ich behaupte nicht, dass das so einfach geht, das ist Übungssache, aber ich bin auch meinen Wünschen, Bedürfnissen nicht so hilflos ausgeliefert, wie das die Psychologie gerne darstellt. Auch dafür kann ich mich entscheiden und bewusste Haltungen einüben. Das meine ich mit die Schraube etwas weiter drehen im Hinblick auf die eigenen Entscheidungsmöglichkeiten. Aber die erste Stufe sozusagen besteht sicherlich in dem Erkennen, dass ich etwas will, was ich will und nicht will und schon mal dafür zu sorgen, dass die Welt um mich herum entsprechend gestaltet ist. Das ist pragmatische Verantwotung. Spirituelle, wenn Du so willst, Verantwortung wäre, sich für oder gegen seine Bedürfnisse, seine Wünsche (seinen Willen bzw. besser: seine Willensinhalte) zu entscheiden oder diese zumindest mal zu prüfen. Denn diese stehen der Selbstverwirklichung und Selbstwerdung, der Freiheit oft im Weg.
Zitat:Schmerzhaft bei der Erkenntnis, ein ich kann nicht, gibt es nicht, Jedenfalls bei angsterkrankungen, ist deswegen schmerzhaft, weil Mans ich eingestehen muss, dass man zum großen Teil selber dafür verantwortlich ist, dass es einem so geht wie es einem geht.
Mmh, leider kann ich das immer noch nicht nachvollziehen, weil ich darin eher das positive Moment der Freiheit als die Bürde der Verantwortung erblicken würde. Es eröffnet doch einen unglaublichen Spielraum, das erkannt zu haben.
Zitat:Man nicht seine Umgebung für alles die Schuld am eigenen leben geben kann.
Schuld gibt es ohnehin nicht - außer vielleicht auf der Bank. Aber vermutlich nicht mal dort in letzter Konsequenz. Es gibt nur einen Haufen bewusste und unbewusste Entscheidungen.
Zitat:Ach und zeit ist schon ein wesentlicher Faktor in einem leben mit begrenzter zeit. Daher macht es für mich auch keine Sinn, zeit zu verschwenden mit Dingen, Situationen oder Leuten, denen ich nichts abgewinnen kann. Lebenszeit ist kostbar und da sie endlich ist, möchte ich sie denkbar gut für mich nutzten.
Diese Sicht teile ich (leider) nicht. Alles was geschieht geschieht ohne unser Zutun. Wir können nichts beitragen. Es entwickelt sich wie es soll. Wann ist denn Zeit verschwendet? Wann ist sie gut genutzt? Wann ist sie nützlich zugebracht? Wer bestimmt das alles? Wer bestimmt, das ich mich dem Zeitdiktat unterwerfen muss? Wieso sollte es besser sein heute etwas zu sein oder zu haben, was man auch erst morgen sein oder haben kann? Ändert das etwas an der Erlebnisqualität? Ändert es was am Weltenlauf? Wer kann sagen, dass das was heute nützlich erscheint, es auch morgen ist? Wieso nicht alles als richtig erachten, so wie es gerade ist? Das ist bedinungslose Akzeptanz und Liebe zu sich und zum Sein. Daraus entsteht kein Druck und kein Leid.
Zitat:Ja, die innere Einstellung ist sicherlich das wichtigste. Man kann weder die anderen noch die Umgebung ändern, nur sich selber und sich einer anderen Umgebung zuwenden.
Oftmals braucht man nicht mal die Umgebung ändern, denn man nimmt sich ja überall mit hin. Es liegt ausschließlich in eiem selbst! Keine Erwartungen zu hegen, ist das schwerste zu erlernen, aber der einfachste Weg zur dauerhaften Zufriedenheit. Dafür kann man freilich auch in jeder Minute, sogar jeder Sekunde Sorge tragen. Die Konsequenzen muss man indessen nicht bereit sein zu tragen, sondern man tut es zwangsläufig. Man trägt sie, die Bereitschaft ist irrelevant. Schmerz ist notwendig, Leid ist optional.
Herzliche Grüße abermals,
DP