sumisu, was genau meinst du denn damit, dass Andere dich dementsprechend behandeln? Was ist dir denn passiert? Dass manche Menschen einen nicht gern haben und einen auch dementsprechend behandeln, ist aber auch wieder was Normales. Ich hab in der Uni auch erlebt, dass manche Jungs nicht einmal Guten Morgen zu mir gesagt haben, nachdem ich sie gegrüßt habe. Ich wurde wirklich absichtlich und immer von den Gleichen ignoriert oder geschnitten. Man kann nicht von Allen gemocht werden, und solchen Leuten braucht man sich auch nicht zuwenden. Mit Anderen kam ich dafür sehr gut zurecht. Es gibt immer solche und solche Menschen. Ich selber mag auch sehr viele Leute gerne, aber bei Manchen, da hört's dann auch auf. Menschen mit depressiver und nörgelnder Grundeinstellung zum Beispiel kann ich absolut nicht um mich haben, das zieht mich runter.
Im Endeffekt stimmt es schon, was hier eingangs geschrieben wurde: Menschen müssen dich gern um sich haben, dann ist der erste Grundstein schon mal gelegt. Meistens sind es offene, liebenswerte und fröhliche/lustige Menschen, die schnell und leicht Anschluss finden. Aber das kommt auch immer auf die Gruppe an, in die man sich einfinden will. Es gibt ja auch solche -in der Kollegstufe war das ganz deutlich bei uns- die konnten mit kindischem Getue und Party-Saufen nix anfangen und haben sich bewusst ausgegrenzt und ihre eigene Peer-Group gebildet. Da kam man dann rein, wenn man die Anderen blöd fand
Den Homo Faber kenne ich übrigens, ich hab ihn mehr als nur einmal gelesen und auch interpretiert - Deutsch LK lässt grüßen. Der Homo Faber hat aber im Grunde gleich mehrere Probleme: Er versucht, die Welt rein technisch und rational zu erfassen, er verachtet die Frauen, er ist nicht in der Lage, Emotionen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren (z.B. weint seine Freundin, als er weg fliegt, und er sieht dies als Zeichen dafür, dass sie begriffen hat, dass er weg geht, tröstet sie aber nicht und geht auch nicht auf sie zu) und er verabscheut das Natürliche, Emotionale, weil es sich seiner Kontrolle entzieht.
Aber im Laufe des Buches durchläuft der Homo Faber ja auch die Wandlung zum fühlenden und naturverbundenen Menschen. Er ist z.B. von der Kunst, die Sabeth ihm zeigt, bewegt, oder er entdeckt die Schönheit der Natur und nimmt leichter Kontakt zu Menschen auf als vorher. Am Ende bemerkt er, dass seine rein rationale Weltanschauung der Realität nicht gerecht wurde, dass er Vieles in seinem Leben nicht gesehen hat, weil er nur rein rational an die Dinge heran ging. Ist ein sehr schöns Buch, finde ich. Max Frisch sagt über seinen Walter Faber sehr treffend: Dieser Mann lebt an sich vorbei, weil er einem allgemein angebotenen Image nachläuft, das von ‚Technik‘. Im Grunde ist der ‚Homo Faber‘, dieser Mann, nicht ein Techniker, sondern er ist ein verhinderter Mensch, der von sich selbst ein Bildnis gemacht hat, […] das ihn verhindert, zu sich selber zu kommen.
Sich komplett als Mensch nicht nur rational, sondern auch emotional zu erleben, das macht uns erst zum Menschen. Fehler und Schwächen sind menschlich, du kannst und darfst und solltest sie dir also auch erlauben. Ich war selber jahrelang Perfektionist, aber unglücklich. Ich ärgere mich noch immer über meine Fehler und Schwächen, aber sie gehören zu mir dazu. Eine Münze hat auch zwei Seiten, und ein Mensch besteht auch aus Schwächen UND Stärken. Emotionen sind nicht logisch, aber natürlich.
Leider leben wir heute in einer Welt, in der man scheinbar perfekt sein muss, um zu überleben, und Viele haben dadurch Angst, abgelehnt zu werden, verletzlich zu sein, wenn sie Schwächen zulassen. Viele meinen auch, selbstbewusst ist der, der mit stolzgeschwellter Brust durchs Leben geht. Das stimmt nicht. Selbstbewusst ist der, der seine Stärken und Schwächen kennt und sie akzeptieren und sich trotzdem selbst lieben kann.
Hast du dir mal Folgendes angeschaut?
Ich kann deine Angst vorm Menschsein ganz gut verstehen, aber prüfe sie mal auf ihren Wahrheitsgehalt hin. Hier bist du doch auch ganz Mensch, erzählst von deinen Schwächen und deinen Ängsten. Und das kommt gut an! Wirst du hier verurteilt oder klein gemacht, weil du dein Inneres offen legst? Nein. Wieso sollte es dir also bei anderen Menschen anders ergehen?
Trau dich also ruhig mal, Mensch zu sein. Vielleicht wirkst du im Moment so unnatürlich und abweisend und kühl auf Andere, weil du nicht zu dir selber stehst. Oftmals machen Schwächen einen erst liebenswert. Zum Beispiel Vergesslichkeit oder Schusseligkeit.. das finden Viele ganz süß. Auch Schüchternheit z.B. finden Viele eher niedlich als peinlich.
Liebe Grüße,
Bianca
03.03.2010 09:18 •
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