@Frittensauce
Ich kenne jemanden. Schon ewig. Beste Freunde sind wir.
Er wurde so erzogen, dass er keine Probleme haben sollte und Gefühle waren auch nicht zu viel erwünscht.
Bei ihm bezieht sich das aber nicht nur auf das Weinen. Bei mir ist er schon sehr viel lockerer über die Jahr geworden.
Ich habe ihn aber noch nie weinen sehen. Ich habe es nur einmal gehört. An dem Tag, wo er mir erklärte, dass seine Mutter verstorben ist.
Ich hätte mir tatsächlich ein wenig gewünscht, dass er geweint hätte, als ich zum Trösten vorbeigekommen bin. Es war etwas merkwürdig zwischen uns, dass er es nicht getan hat, aber war am Ende ok.
Ich persönlich wurde nicht wirklich von meinen Eltern dazu erzogen nicht zu weinen. Aber die Gesellschaft hat es gut alleine hin bekommen.
Inzwischen ist es so, dass ich nur Weine, wenn ich extrem wütend bin, gerührt oder sehr frustriert. Und wenn die Dämme einmal offen waren, bekomme ich sie für den restlichen Tag nicht mehr so gut zu, bin also etwas näher am Wasser gebaut.
Ich persönlich fühle mich nach dem Weinen emotional besser, körperlich kommt es drauf an, wie stark man geweint hat.
In stressigen Situationen allerdings nimmt es mir auch nicht sehr viel Stress. Aber da hilft sowieso meistens nur Zeit und für mich sein.
Zitat von Frittensauce: Manchmal aber fühle ich mich so als ob ich am liebsten los heulen würde… und befinde mich in einer Situation, wo man nicht viel anderes machen kann… aber weinen kann ich auch nicht.
Das Gefühl kenne ich und ich gehe dann zu der Person meines Vertrauens und sage einfach „Mir ist nach weinen“, was in meinem Fall dann der Code für „Ich brauche gerade ganz dringend eine große umarmung.“
Umarmungen können auch schon viel bringen, wie du ja geschrieben hast, dass du dann gerne stattdessen mit deiner Freundin kuschelst.
Vielleicht gibt es die aber noch etwas mehr, wenn du ihr dabei mitteilst, dass es dir im Moment nicht gut geht (den Satz kannst du dir natürlich aussuchen). Sich jemanden mitzuteilen, auch ohne dick aufzutragen, dass der andere es einfach registrieren kann und aber nicht drüber immer wieder reden muss, kann für einen selbst auch schon einiges geben. So ist man damit nicht ganz allein.
Mit einem einzigen Satz, den die andere Person einordnen kann, wie eine Code, wo aber nicht mehr gesagt wird, ist die Situation klar und man muss sich keine Sorgen machen jemanden unnötig jeden Tag zu belästigen. Aber man hat sich dennoch mitgeteilt.
Geteiltes Leid ist halbes Leid, nicht wahr?
Ich persönlich fühle mich bei starken Emotionen manchmal sehr alleine und das hilft dann schon sehr.