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Hallo,

ich kämpfe jetzt schon seit vielen Jahren (seit meiner Kindheit) mit dem Problem, daß ich irgendwie nichts zu sagen habe. Mir fällt es unheimlich schwer, mit anderen Menschen zu reden und interessante Gespräche zu führen. Wenn ich versuche, etwas über mich zu erzählen oder Dinge, die ich erlebt habe, ist in meinem Kopf nur eine tiefe Leere. Dadurch, denke ich, wirke ich auf andere wie ein Langweiler. Dementsprechend fällt es mir schwer, Freunde zu finden, die unter die Äußerlichkeiten blicken, und mich so sehen, wie ich wirklich bin. Die meisten wollen nach kürzester Zeit nichts mehr mit mir zu tun haben. Da bin es dann immer ich, der sich bei anderen meldet. Auch Beziehungen haben nie funktioniert (immer nur so 1-2 Wochen, daß war's dann).

Mittlerweile ist es nun so, daß ich natürlich von vorneherein schon mit diesen Erfahrungen an Dinge herangehe. Das setzt mich unter einen unheimlichen Druck. Ich freue mich nicht mehr auf Treffen, da sie für gewöhnlich sehr anstrengend für mich werden. Ich gehe nicht auf Leute zu, da ich eh nicht weiß, was ich sagen soll. Und wenn ich dann mal versuche, etwas zu erzählen, kommt es wahrscheinlich so gequält heraus, daß sich keiner dafür interessieren kann. Und Frauen...na ihr könnt's euch denken.

Da sich schon seit Langem mein ganzes Denken nur noch auf das Aufbauen von Beziehungen (Partnerschaft und Freundschaften) ausrichtet, bin ich auch sehr blockiert, den Rest des Lebens zu geniessen. Dabei habe ich viele interessante Hobbies (Mountainbiken, Reiten, Reisen, etc.). Doch in letzter Zeit bedeutet mir das alles nichts mehr. Ich leide seit meiner frühen Kindheit unter diesem Problem. Ich war schon immer eher Aussenseiter und litt unter der Einsamkeit. Es geht dabei weniger um das Problem, Leute kennenzulernen (das zu einem bestimmten Grad bestimmt auch), sonder eher, daraus eine Beziehung/Freundschaft aufzubauen.

Aber was ich mir jetzt wünsche wäre, daß Leben einfach fliessen lassen zu können. Die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist und alles andere auf mich zukommen zu lassen. Einfach, um mal wieder etwas zur Ruhe zu kommen und nicht ständig unter diesem Druck und der Depression zu leben. Wer von euch hat diesen Weg geschafft, und hat Tipps für mich?

Vielen Dank!

14.07.2010 14:20 • 19.07.2012 #1


Hallo EInsam,
erstmal herzlich willkommen im Forum.Hier bist du bestimmt nicht einsam!Das Problem, das du beschreibst, habe ich nicht.Mich würde aber interessieren, warum du schon von Kindheit an einsam warst oder dich einsam gefühlt hast.Warst du auch in der Familie einsam?
Liebe Grüße,
Kathryn

A


Weiß nicht, was ich sagen soll

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Hallo,

als Kind habe ich so gut wie gar nicht geredet. Ich war als Kind auch eher Sonderling und Außenseiter. Daß hat sich im Studium zwar verändert, aber ein guter Gesprächspartner war ich noch nie. In der Familie sind wir zwar behütet aufgewachsen, unsere Eltern haben sich aber nie für unsere Probleme (sondern nur für ihre) interessiert. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mit meinem problemen zu meiner Mutter oder Vater zu gehen.

Viele Grüsse.

Hallo Einsam,
das ist wirklich schlimm, wenn man als Kind schon den Eindruck vermittelt bekommt, dass sich die eigenen Eltern nicht sonderlich für einen interessieren!
Hast du vielleicht unbewusst Angst Menschen näher an dich heran zu lassen? Denkst du, dass du irgendwie verkehrt bist, wenn du einfach nicht so viel redest? Wurde dir dieses Bild vermittelt?Denn es gibt ja Gott sei Dank unterschiedliche Typen.Es gibt Leute, die reden viel(was auch nicht immer von Vorteil sein muss) und es gibt die Stilleren.Man ist doch in Ordnung, so wie man ist.Ich glaube, du versuchst dich total umzukrempeln.Also so zu werden, wie du denkst sein zu müssen, um bei anderen anzukommen.Vielleicht ist es der falsche Weg.Akzeptiere dich doch so erstmal, wie du bist und sage dir, dass du so in Ordnung bist!DU setzt dich sehr unter Druck; vielleicht ist das das Problem.Ich weiß nicht, ob das so stimmt, was ich schreibe.Wenn nicht, vergiss es.Aber vielleicht ist auch ein kleiner Ansatz da.Ich hoffe es.
LG Kathryn

Zitat von einsamFFM:
In der Familie sind wir zwar behütet aufgewachsen, unsere Eltern haben sich aber nie für unsere Probleme (sondern nur für ihre) interessiert.

wir? Wenig reden weil Einzelkind oder mit Patchworkfamilie verwandt?

Zunächst einmal ein Dankeschön für eure Antworten.

Wir waren 4 Geschwister. Dadurch, daß wir alle so ca. 5 Jahre auseinander sind, konnten wir untereinander nichts miteinander anfangen. Es gab demenstprechend auch keine echte Privatsphäre. Jederzeit konnte jemand ins Zimmer stürzen (inkl. Eltern), ohne Anzuklopfen.

zu Katharina: Aber nicht reden scheint eben nicht ok zu sein. Wer nicht redet, wird nicht wahrgenommen, ist nicht interessant. Wer möchte denn schon mit jemanden ausgehen, der nichts zu sagen hat?

eben, so geht es mir ja auch. Aaber man sollte sich schon so annehmen wie man ist, und wer damit nicht zurecht kommt, soll es sein lassen. Vielleicht hast du noch keinen Menschen getroffen, dem du Vertrauen kannst? Meist wenn sich der andere für einen intressiert dann kommt man leichter ins Gespräch. Was gut fuinktioniert ist, wenn der andere aufgeschlossen ist und natürlich verträglich ist. Und dich sozusagen aus der Reserve lockt , gibt auch solche, wurde schon mit mir gemacht gg

Also mir geht das meist so, das wenn ich jemand gut kenne dem ich Vertraue, der mir sympathisch ist, dann rede ich auch.

mir fällt es selber schwer mich mit anderen zu unterhalten, wobei es durch meinen klinikaufenthalt etwas besser geworden ist...das leben geniessen kann ich auch net so richtig mit meinen ganzen problemen...

Ja, ich sehe jetzt, eins der größten Probleme ist, mich selbst anzunehmen. Ich habe mir in den letzten Jahren durch Erfahrungen so viele Tritte eingefangen, daß ich mich selbst uninteressant und unliebenswert finde. Aber wie findet man wieder zu sich selbst zurück? Ich finde nichts an mir, was ich lieben kann. Was ist der erste Schritt? Und wie kann ich das Leben wieder fliessen lassen?

das ist eine sehr gute frage...allerdings ist die antwort bestimmt nicht so einfach...ich warte auch noch auf die erleuchtung

Hallo Einsam,
das mit der Selbstannahme ist -denke ich-für ganz viele Menschen ein Problem.Ich sehe an mir auch Dinge, die m ir nicht gefallen oder die ich nicht liebenswert finde.Aber es gibt bei jedem Menschen viele Dinge, die besondrers an ihm sind, und die nur er in der Einzigartigkeit hat.Dieser Blick ist dir im Moment verbaut, weil du dir selber irgendwie eingerdet hast, du seist wertlos.Außerdem glaube ich nicht, dass du nichts zu sagen hast.DU hats bestimmt eine Menge zu sagen und traust dich bloß nicht, weil du vielleicht im Vorhinein denkst, dass es eh keinen interessiert.Deshalb schweigst du auch, oder?!
Ich habe auch kein Patentrezept, aber vielleicht ist dies eine kleine Hilfe, wenn du dich mal hinsetzt und mal aufschreibst, worin du Talent hast, was du gut kannst usw.Duwirst sehen, es finden sich auch bei dir etliche Dinge!
Ich wünsche es dir!Und die Leute, die von sich selbst überzeugt herkommen-glaube mir-die sind oft die unsichersten oder keine Sympathieträger!
LG
Kathryn

jetzt stellte ich mal ganz zaghaft eine these auf:
du bist/warst schon immer in dich gekehrt und verschlossen, d.h. deine gedanken, probleme, ideen und deine persönlichkeit hast du für dich behalten - verständlich, du wolltest nicht verletzt werden.
gehen wir mal davon aus - ich finde dich nett oder interessant und beginne ein gespräch mit dir - egal über welches thema, z.b. wetter und es kommt nur ein: aha, ähmm, tja oder ähnliches, werde ich das gespräch abbrechen in der annahme du willst kein gespräch oder ich bin zu dumm/uninteressant oder was auch immer ist lieb gemeint und ich möchte dich nicht verletzen.
lg - augenblick

Hallo und guten Abend ,

als ich mir Deine Threads durchgelesen habe, kam mir ein Gedanke !

Du hast geschrieben, daß Du schon als Kind nicht gesprochen hast und bist dadurch schon in diese Rolle des Außenseiter gekommen.
Es fällt Dir schwer, etwas über Dich zu erzählen und mit anderen in Kontakt zu treten !
Habe ich das richtig verstanden ?

Kann es vielleicht sein, daß Du einer Form von Autismus leidest, wodurch es Dir erschwert wird , aus Dir herauszukommen bzw. mit anderen in Kontakt zu treten ?
Autismus-Menschen haben ein sehr viefältiges Innenleben und sind sehr intelligent !

Beruflich und schulisch sind sie ziemlich genial , aber alles was in diese Sozialschiene geht, funktioniert nicht.
Eben aufgrund der Tatsache, daß sie Asperger -Autismus haben!

Aber das sind halt alles meine Gedanken, ich habe übrigens einen Sohn mit Asperger-Autismus. Und das Sozialverhalten, welches ihnen das Leben schewer macht, kann man psychotherapeutisch und psyschologisch trainieren, sodaß diese Menschen ein Feeling dafür kriegen, wie man in welchen Situationen mit anderen Menschen umgeht !

Kannst ja mal unter Asperger -Autismus googlen. Es gibt dort auch Checklisten für, die natürlich den Besuch bei einem Spezialisten nicht ersetzten !

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute , besonders, daß Du Dich nicht aufgibst, denn ich glaube, daß in Dir sehr viel Potential drinsteckt !


Liebe Grüße

Emmie

Hallo einsamFFM,

sag, hast du bereits Unterstützung durch eine Therapie? Oder versuchst du die ganze Zeit alleine mit deinen Erfahrungen und Geühlen klar zu kommen.

Hallo!

was tun, um es wieder fließen zu lassen? Ich habe mir ein paar Methoden angeeignet - aber es ist ein langsamer Prozess.

1. Sich selbst wahrnehmen: Ab besten fängst du zu Hause an, wenn dich nichts ablenkt. Wandere in Gedanken durch deinen Körper und nehme wahr, wie gerade diese Stelle sich anfühlt. Das kannst du in sekundenschnelle auch in Gesellschaft machen. Du hälst einfach kurz inne und fragst dich: Wie fühlt sich meine Brust an? Ist da ein Druck oder ein Gefühl der Weite? Wie fühlt sich mein Bauch an? Wohin ziehen sich gerade meine Schultern? Wenn du merkst, dass du trauriger als noch vor einer halben Stunde bist, dann überlege, was zwischenzeitlich deine Stimmung verändert haben könnte - oft sind es die kleinen, unscheinbaren Bemerkungen oder eigenen Gedanken.
Was denke ich eigentlich den ganzen Tag?

2. Wenn du in Gesellschaft bist, sei aufmerksam, verfolge, über welche Themen die Leute reden, klinke dich nicht durch Grübeleien aus (Wieso redet jetzt keiner mit mir?)

3. Tu dir Gutes, sorge gut für dich. Das finde ich oft schwer, weil einem manchmal das Gefühl dafür fehlt. Eine Leitfrage wäre: Wenn du dein eigener, bester Freund wärst - wie würdest du dich jetzt trösten oder dich durch eine heikle Situation manövrieren?

4. Schön finde ich den Gedanken zur Liebe im Kleinen: Nehme ganz bewusst einen netten Kontakt mit einer Kassiererin oder einem Kellner wahr, schau ihnen in die Augen, über ein freundliches guten Tag freut sich jeder. Wenn du etwas Größeres kaufen musst, kannst du auch mit Verkäufern ins Gespräch kommen - zeige dich interessiert. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen konsumlastig, aber es ist gut, um zu üben, mit Menschen umzugehen - du musst dir ja nichts aufschwätzen lassen, bleib dabei authentisch.

5. Nimm wahr, was du im Alltag machst, was du erlebst, gelesen oder gesehen hast. Was du interessant findest. Am Abend kannst du dich nochmal gezielt daran erinnern, es evtl. aufschreiben - so hast du nach und nach einen guten Fundus, mit dem du dich an einem Gespräch beteiligen kannst.

Und sonst? Vielleicht liegt es gar nicht an dir, sondern an dieser Stadt

LG Anni

Hallo,

vielen Dank für die tollen Antworten. Ja, ich bin in Therapie, und meine Therapeutin meinte auch, Ansätze von Authismus zu erkennen. Aber es sind wohl noch ein paar andere Sachen. Ich habe grundsätzlich keine Sozialphobie, ich bin einfach nur dermaßen mit mir selbst beschäftigt, daß mich andere gar nicht interessieren. Das merken die Menschen um mich herum natürlich und verhalten sich entsprechend.

Was ich für mich jetzt entdeckt habe (und das tatsächlich erst in der letzten Woche) ist, einfach mal zu versuchen, den Kopf völlig leer zu machen, an nichts zu denken und mich nur z.B. auf meinen Atem oder irgendeinen Gegenstand vor mir zu konzentrieren. Das war am Anfang extrem schwierig, weil ich das Gefühl hatte, damit meine Persönlichkeit aufzugeben, die ja so sehr von diesen egozentrischen Gedanken abhängig war. Aber der Effekt war ganz erstaunlich. Plötzlich hatte ich das Gefühl, daß die Menschen um mich herum mir viel mehr von sich mitteilen und das Gefühl haben, ich interessiere mich für sie. Einfach nur dadurch, daß ich mal meine Gedanken abgeschaltet habe.

Als nächstes habe ich meine Bewertungsmechanismen unterbunden. Immer wenn ich in eine Situation kam (und es waren hunderte nur an zwei Tage ), die ich normalerweise negativ bewertet und persönlich genommen hätte, habe ich einfach NICHT bewertet, bzw. diesen Drang zur Bewertung unterdrückt. Der Effekt war, daß ich plötzlich ganz anders auf die Menschen um mich herum zugehen konnte, da ich ja nicht mehr davon ausgehen mußte, daß die mich alle nicht mögen und nicht interessant finden. Ich bin dadurch wesentlich offener geworden und konnte ganz anders mit meinen Mitmenschen umgehen.

Ich spreche hier jetzt nur von den Erfahrungen der letzten drei Tage. Das Ergebnis meines einfachen Experiments hat mich schlicht umgehauen. Allerdings bin ich mir bewußt, das es noch sehr schwierig werden kann, dieses Expermient in mein Verhaltensmuster einzubauen. Aber ich werde in jedem Fall alles daran setzen, so weiterzumachen und hoffe dabei auch auf Unterstützung durch meine Therapeutin.

Guten Tag
Eure Probleme sind auch die meinen - es ist wirklich ein schlimmes Problem - wer hat es geschafft da rauszukommen? Wie hast du es geschafft, was hast du genau getan und wie lange hast du daran gearbeitet, bis du es geschafft hast? Hat dir jemand helfen können, wenn ja, wer und eben wie genau?
Danke, brauche eure Unterstützung dringend...
Gruss und Dank von
Fortschrittjetzt

A


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Dr. Reinhard Pichler
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