Bei den Erfahrungen mit unfähigen Lehrern gibt es wie immer unterschiedliche Zusammenhänge. Bewundernswert sind diejenigen, die sich durch dumme Kommentare erst recht anspornen lassen. Wobei ich denke, dass diese Personen ohnehin mit einem starken Selbstbewusstsein gesegnet sind.
Es gibt auch verschiedene Gründe, warum Lehrer sich daneben benehmen. Bei den Schülern mit dem unerschütterlichen Selbstbewusstsein kann es daran liegen, dass ein Lehrer, der nicht so viel Selbstbewusstsein hat versucht, den Schüler zu unterdrücken, seine Macht auszuleben, einen anderen klein zu halten, damit er selbst nicht ganz so klein da steht. Natürlich wird diese Form des versuchten Kleinmachens nur als Ansporn erlebt und erreicht das Gegenteil.
Aber diejenigen, die durch ihre Opferhaltung, ihr schaut her, ich bin dumm, blöd und hässlich und kann nichts die Unterdrückung herausfordern können Kleinmachen selbstverständlich nicht als Ansporn verwenden, sondern als Bestätigung für ihre Meinung über sich selbst.
Bei Kalle scheint das in der Familie zu liegen. Auch die Eltern scheinen nicht viel von sich zu halten und leben in ihrer eingefahrenen Welt, in die nichts durchdringen darf und in der möglichst alles so bleiben soll, wie es immer war. Deswegen wussten sie auch nicht, wann die S-Bahn fuhr. Weil dass wussten sie ja noch nie.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich will mich nicht über Kalle lustig machen. Dafür kenne ich die Geschichten selbst zu gut. Auch ich hatte solche Lehrer, die mich klein machen wollten und deren Aussagen noch heute, nach über 20 Jahren in meinen Gedanken umher spuken und mich an meine Unzulänglichkeiten erinnern. Obwohl ich zumindest bei einem genau weiß, dass er nur seine Frustration darüber, dass er nicht das ist, was er sein wollte loswerden wollte.
Und auch das Festhalten an Althergebrachtem kann ich nachvollziehen. Solange ich nicht genau weiß, was ich anders machen könnte, ganz genau, mit Schritt für Schritt Anleitung, bleibe ich lieber beim Gewohnten. Damit dies nicht ins Wanken gerät, muss ich es mir immer wieder bestätigen.
Ein blöder Mechanismus.
Klinikaufenthalte sind nicht das richtige. Bei Kalle scheint es mir auch darum zu gehen, dass er sich vor der Realität, vor dem Erwachsenwerden, vor der Verantwortung für sich und sein Leben drücken möchte. Was soll er da in einer Klinik, in einer Scheinwelt, in einer Wattewelt, die mit der richtigen Welt nichts zu tun hat? Es wird alles entschieden, man muss sich um nichts kümmern, hat immer Leute um sich herum, die auch irgendwie nicht klar kommen, muss sich nicht beweisen, nicht arbeiten, nicht kommunizieren, nicht gesellschaftliche Regeln einüben - was soll er dort?
Leider weiß ich im Gegenzug auch nicht, was das richtige ist. Wenn ich es wüsste, hätte ich es schon längst getan.
Aber einen Hund zu haben ist doch schon einmal ein Anfang. Und wenn beim Gassi-Gehen keiner mir dir redet, Kalle, schei.! Freu dich an deinem Hund, an seiner Treue, an seiner Freude. Besser mit Hund spazierengehen als ohne!