Für mich ist es ein Unterschied, ob ich wirklich alleine bin, oder ob jederzeit jemand hereinplatzen kann. Am unangenehmsten ist es für mich, wenn ich mir Zeit freischaufeln will, die ich alleine nutzen will, aber die Kinder oder meine Frau da sind. Dann kann ich mich nicht auf das einlassen, was ich tun will, sondern bin immer in einer Lauerstellung.
Am angenehmsten ist für mich alleine sein, wenn ich ein paar Tage wirklich komplett für mich alleine in meiner Wohnung bin und meine Zeit komplett frei einteilen kann. Das kommt zwei bis drei mal im Jahr vor, wenn die Familie irgendwo unterwegs ist und ich ein paar Tage arbeite. Dann genieße ich das Gefühl von Freiheit, kann Musik hören, beginne plötzlich, mehrere Stunden ein Buch zu lesen, fahre mehrere Stunden in eine andere Stadt, gehe abends noch etwas nach draussen. Gerne koche ich da dann
auch sehr ausgiebig und für mich wohlschmeckend - meist am ersten Tag etwas was mehrere Tage gut geniesbar ist. Interessanterweise ist da immer kurz ein beklemmendes Gefühl, das aber recht schnell verschwindet. Ich halte meine Wohnung auf meine Art und Weise in Ordnung.
* Ansonsten bin ich oft für mich alleine, nachdem die Kinder schlafen. Da bin ich aber leider meist oft müde und verdränge meine Gedanken mit Social Media. Abends ist auch die Zeit, in der ich häufig das Gefühl habe, dass ich prokrastiniere. Wenn die Kinder wie heute früh einschlafen, besteht die größte Möglichkeit, aktiv zu werden, sofern ich nicht wie jetzt im Moment, Dinge aufschreibe, bei denen ich nicht weiss, weshalb ich überhaupt Zeit damit verbringe.
* Morgens, wenn alle aus dem Haus sind gönne ich mir manchmal noch eine Stunde, in der ich mir selbst vorgebe, Tagebuch zu schreiben oder zu planen, aber meistens ertappe ich mich da wie ich gedankenversunken youtube shorts oder schlimmere Dinge anschaue oder einfach mal gedankenversunken Musik höre oder mache. Ich habe mir angewöhnt, mich hierfür nicht zu verteufeln und bemühe mich, die gedankenlose Tätigkeit möglichst bald zu beenden und stelle mich dann vor die Wahl, schnell zur Arbeit oder vielleicht noch einmal selbstständig konzentriert zu arbeiten. In dieser Zeit schaue ich mir oft auch Youttube-Videos zum Thema Menschen kennen lernen, flirten, Kommunikation an. Ich bin zwigespalten, habe aber für mich den Kompromiss geschlossen, dass ich möglichst aktiv kommuniziere und mir dann diese Videos tatsächlich als Inspiration gönne. Wenn ich Dinge erfolgreich umgesetzt, dann schreibe ich diese Dinge oft auch auf (teilweise zusammengefasst im Forum, teilweise andersweitig), so dass ich auch hier für mich den Medienkonsum rechtfertigen kann.
* Wertvolle Zeit für mich habe ich bei der täglichen Fahrt zur Arbeit. Hier lasse ich meinen Gedanken freien Lauf und bleibe meist bei einem Thema hängen, das ich dann weiter betrachte und mein Geist an Lösungen arbeitet.
Ich halte manchmal an und mache mir eine kurze Notiz oder spreche eine Sprachmemo mit ein paar Stichworten. Themen sind meist relativ konkrete berufliche Themen oder eher allgemeine persönliche Dinge, die ich dann unter anderem in Foren (wie z.B. hier) oder in meinem Tagebuch festhalte. Ich notiere in der Regel in zwei Gründen. Entweder es ist etwas, von dem ich befürchte, dass ich es schnell wieder vergesse oder es sind wiederkehrende Gedanken, bei denen ich mir erhoffe, dass ich den Gedankenfluss durch notieren etwas zügeln kann oder im Kontext vom Aufschreiben (oder Kommentare im Forum) vielleicht
einen neuen Impuls bekomme um die Gedanken in eine etwas andere Richtung zu lenken.
Vermehrt möchte ich bei diesen Gedanken auch über Ziele nachdenken, die ich mir durch Indikatoren greifbar mache. Also z.B. ich möchte eine Tätigkeit durchführen und diese Tätigkeit ist für mich beendet, wenn diese Punkte erreicht sind.
Höufig wird bei der Radfahrt der Gedanke unterbrochen, wenn ich Menschen sehe. Hier ertappe ich mich oft, dass ich attribute wie hübsch, knackige Frisur, schöne Augen oder ähnliches Denke. Manchmal spinne ich mir einen kleinen gedanklichen Dialog mit diesen Personen. Wenn mir das bewusst wird, versuche ich manchmal zwei Gesprächsanfänge zu überlegen: Einen, der sehr harmlos ist und einer, der gesellschaftlich total daneben wäre... das hat dann etwas von meiner eigenen Sitcom und ich fahre dann grinsend weiter....
* Alleine Autofahren tue ich selten und höre dort meist Metal oder Klassik...
* Ich versuche mich selbst als Person zu respektieren, deswegen tue ich mir gerne etwas gutes, lobe mich, aber kritisiere mich auch im Stil, wie ich meine Kinder oder meine Kollegen kritisieren würde. Besonders ärgerlich finde ich bei Kollegen und meinen Kindern, wenn ich die selben Dinge öfters anmerken muss. Das ist für mich ein ganz guter Anreiz, diszipliniert zu sein.
* Alleine übe ich gerne Gitarre, mit der Zielsetzung, dass ich im Zusammenspiel mit anderen besser werde. Ich spiele hierbei gerne mit Rhythmus und nehme mich dabei auf.
* Eine Zeitlang hatte ich mich mit Themen beschäftigt, um meine Redefähigkeit zu verbessern. Dies habe ich inzwischen wieder komplett aufgegeben. Da ich mich monatlich mit Leuten treffe, um über ein gesellschaftliches/politisches Thema zu sprechen, habe ich am Abend davor häufig einen Crashkurs in Form von Podcast oder Wikipedia Artikeln - würde das wirklich gerne vertiefen und über einen längeren Zeitraum in kleinen Häppchen machen (komme leider meist in die Gänge, wenn schon zu spät ist)
* Nachrichten: Ich überfliege oft Nachrichten, meist Überschriften von zwei Online Zeitungen, dann direkter Sprung in die User-Kommentare. (Bei schlechtem Gewissen springe ich nochmals zurück zum Artikel, überfliege den und bestätige mich dann, dass ich den Artikel nicht hätte lesen brauchen). Danach kommen meine zwei Standard-Blogs, bei denen ich die Artikel häufig lese. Anschließend der übliche Frust, dass es noch ein paar Nachrichtenquellen mit Texten gibt, die mir einfach zu lang sind. Häufig suche ich dann noch über google noch nach ein paar Alternativartikeln und stelle fest, dass es sich häufig um duplizierte Agenturmeldungen handelt. (Zielsetzung: Weniger häufig mehr Zeit einplanen und eher mit Blick aufs Große Ganze auf die Suche gehen - wobei ich dann natürlich Gefahr laufe, in alternativen Medien (vermeintliche) Wahrheiten aufzuschnappen, die mich wieder auf lange Rechercheausflüge mit dem Erkenntnisgewinn bringen, dass ich eigentlich das Nachrichtenlesen auch hätte sein lassen können, weil eh nichts gesichert ist.
* Selten habe ich (aktuell) depressive oder frustrierte Gedanken wenn ich alleine bin. Diese werde ich glücklicherweise relativ schnell wieder los. Tatsächlich war eine solche depressive Grundstimmung während einer Radfahrt heute morgen der Auslöser für dieses Thema im Forum. Durch gedankliches Formulieren dieser Fragen konnte ich mich von der depressiven Grundstimmung ablenken.
* Einsam (frustriert, hilflos) fühle ich mich (aktuell) sehr selten. Im Gegenteil: Wenn ich feststelle, dass ich gerne Menschen um mich habe, motiviert es mich, zu lernen, zu lesen, etc...
19.06.2023 22:15 •
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