Zitat von Hafizah:Zitat von joda70:Da sprichst du genau den Punkt an, der es so schwer macht eine Änderung der Sichtweise bzw. der Perspektive bei sich selbst herbei zu führen. Das tägliche Erleben ist eher eine Bestätigung der eigenen negativen Sichtweise.
Doch der springende Punkt ist, sich darüber klar zu werden, dass eben diese Sichtweise eine erlernte Sichtweise ist! Ein ganz wichtiger Punkt!
Das verstehe ich nicht... Eigentlich reagiere ich (innerlich, in Gedanken) nur auf Dinge, die ganz offensichtlich sind...
Das ist ja das Trügerische. Das Offensichtliche ist auch nur ein Produkt deines Wertesystems. Das wiederum ist erlernt, vielfach bestätigt und der Hauptgrund für ein festgefahrenes Verhaltensmuster.
Das ist natürlich stark vereinfacht.
Zitat von Hafizah:Und verallgemeinern tue ich erst recht nicht, das kann ich nämlich grundsätzlich nicht leiden... Aber ich sortiere vermutlich (zu?) schnell, das gestehe ich mir ein. Eine Person, von der ich nur 3 Minuten miterlebe, wie sie offensichtlich Freude daran hat, eine andere Person zu ärgern, fertig zu machen, ist für mich automatisch eine schlechte Person. Von sowas halte ich großen Abstand, weil ich das Verhalten beim besten Willen weder nachvollziehen, noch akzeptieren kann. Wo und wieso sollte ich da noch etwas Gutes suchen? Das war jetzt nur ein Beispiel.
Schon klar. Aber es ist eben nur ein Modellbeispiel. Natürlich entwickelt man negative Gefühle für eine solche Person. Es geht auch nicht darum das Gute in dieser Person zu suchen, sondern sich zu fragen warum man eben mit Menschen nicht klar kommt, die eben nicht ein solches Verhalten an den Tag legen. Denn wenn ich dich bisher richtig verstanden habe, hast du ein generelles Problem mit den Menschen. Und dieses Beispiel ist ja im Prinzip nicht auf alle Situationen anzuwenden.
Zitat von Hafizah:Manches ist einfach zu offensichtlich, und was nicht offensichtlich ist, trete ich eigentlich immer unvoreingenommen gegenüber. Meistens liegt es nicht an mir und meiner Einstellung zum Mainstream, dass ich einsam bin, sondern an meiner überzogenen Sensibilität Moral und daran, dass Andere mit Menschen wie mir weniger zutun haben wollen.
Das wiederspricht sich eigentlich sehr stark. Ich würde sagen das es eben doch deine Einstellung zum Mainstream ist, die dich einsam macht. Es ist ja schon eine Wertung den Rest der Menschheit als Mainstream zu bezeichnen, du separierst dich ja bereits selbst. Das was du als deine überzogene Sensibilität Moral bezeichnest ist ja bereits ein Gegenpol zur angenommenen Sensibilitäts- und Moralfähigkeit des von dir als Mainstream bezeichneten Teils der Gesellschaft.
Zitat von Hafizah:Ich bin humorvoll, unterhaltsam, nicht dumm (denke ich mal), aber JENE sind es, die mich in Schubladen stecken und es will gar nicht erst heraus gefunden werden, wer ich tatsächlich bin.
Dieses in Schulbladen stecken macht jeder Mensch automatisch, es gibt nichts was man dagenen tun kann. Von daher ist es eher anzuwendendes Wissen um seinem Gegenüber die Schulbladenwahl zu erleichtern. Das ist z.B. der Grund, warum es üblich ist, jemanden beim Kennenlernen mit einem Lächeln zu begrüßen, auch wenn es kein echtes Lächeln ist. Es signalisiert ich bin Freund. Ob das dann tatsächlich auch der Fall ist, findet man dann leider erst später heraus. Aber das Prinzip sollte klar werden. Nur das nach aussen gerichtete Verhalten ermöglicht dem Gegenüber eine Einschätzung. Innere Werte sind normalerweise nicht so einfach zu entdecken.
Du kommst anscheinend nie zu einem Punkt bei deinen Mitmenschen, bei den du in der richtigen Schulblade steckst. Das hat wohl auch etwas mit der Neigung zu tun, sich nicht verbiegen zu wollen und so angenommen werden zu wollen, wie man nun gerade ist. Wenn dir z.B. nicht nach Lächeln zumute ist, lächelst du eben nicht. Doch genau das funktioniert nicht. Menschen suchen bestimmte Signale um kompatible Personen ausfindig machen zu können. Dazu muss man eine gewisse schauspielerische Begabung an den Tag legen. Genau hier liegt meiner Meinung der Hauptgrund für das Versagen viele Menschen in Standardsituationen bei der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Zitat von Hafizah:Denn was will man schon mit einer, die nicht mal was Berauschendes trinkt, keine Partys / Discos dergleichen besucht, auch kein Interesse an Designermode oder Plastikfingernägeln dergleichen hat, nicht lustig über andere lästert, keine berufliche Karriere vorzuweisen hat, Erfahrungen mit psychischen Krankheiten hat, und so weiter und so fort... Pfff.
In dem Absatz sind so viele indirekte Vorwürfe und Vorurteile enthalten, dass es mich nicht wundert das du dich selbst ausserhalb des Mainstreams positionierst. Es kann natürlich sein, dass du dich sowohl äusserlich als auch innerlich so sehr von deiner Zielgruppe unterscheidest, dass es schlicht die fehlenden Gemeinsamkeiten bzw. die fehlende Kompatibilität ist, die eine Zugehörigkeit unmöglich macht. Anders als es der Großteil der Menschen bewußt wahrnimmt, existieren eine vielzahl an unterschiedlichen Gruppen und Gesellschaftsstrukturen, deren Zugänglichkeit abhängig vom Grad der Gemeinsamkeiten ist. Und ich meine jetzt nicht Extrembeispiele wie Promminente oder Reiche.
Das Ganze ist schon ein recht komplexes Thema.