Hallo zusammen
ich bin neu hier und habe mir den ganzen Tread durch gelesen.
Vorab, ich bin auch eine viel Schreiberin...ich lasse meine Gedanken und Empfindungen beim Schreiben, freien fluss. Wem es zu viel ist, muss sich halt abgrenzen. Ich schreibe in erster Linie für mich selber und sotiere und reflektiere mich dabei.
Ich fand den Tread interessant und auch spannend.
Besonders wie verschieden Menschen auf einander reagieren..schon allein durch ein paar virtuelle Aussagen.
Mir ist aufgefallen, das einzelne Aussagen so individuell heraus gepickst werden und darauf individuell reagiert wird.
Oft nach automatischem Schubladen denken...zum Zwecke des Selbstschutzes...und mich würde interessieren..ob das den Schreibern selber auch aufgefallen ist.
So konnte ich aus Kontroversen,aus für mich manchmal negativ anrührenden Kommentaren..doch auch konstruktives für mich heraus ziehen.
ich konnte in allem Bekanntes und auch eigene verschiedene Anteile wieder finden. ... und konnte daher letztendlich dann besser verstehen.
Zum Thema : Warum gibt es wenig Kontakte unter Einsamen
möchte ich gern meine Einstellung und Erkenntnisse hier teilen.
Ich fühle mich oft traurig einsam. Das war und ist nicht immer so.
Früher hatte ich viele Bekannte und Freunde, immer das Haus voll mit Leuten.
Früher legte ich viel Wert auf Annahme und Bestätigung...ich tat viel dafür....
Viel zu viel ..nach meiner heutigen Sicht. ich verleugnete mich oft selber dafür und merkte es nicht mal. Mein Fokus war darauf gerichtet..Beziehungen positiv mit zu gestalten..auch aus dem Motiv heraus..damit meine erwünschtes Annahme_Gefühl zu erlangen.
Zeitgleich war ich von Kindheit an ein Rebell mit unglaublich eigenem Kopf und Willen. Der mir versucht wurde von Seiten meiner Mutter *aus geprügelt zu werden*
Zwischen den Extremen bildete sich eine große Unsicherheit in mir aus. Das führte in meinem Leben zu großen Fehl-Interpretationen von Situationen und so auch zu Fehlreaktionen.
Aber was hätte ich anders machen können ? NICHTS ! ich konnte und kann es immer nur so machen, wie ich es kann...und für mich am besten finde/ oder erwarte.
Erwartungen, Verhalten , Reaktionen von anderen Menschen haben mich oft irritiert und enttäuscht ...und sehr verunsichert. Das konnte aber nur so kommen, weil ich nie zu mir selber eine stabile Beziehung aufbauen konnte.
Zu dem bin ich auch noch Hoch-Sensibel wenn es darum geht, die Energieen anderer Menschen um mich herum zu verarbeiten. Es kostet mich Kraft und Nerven, macht mich oft sehr müde. So dass ich schnell Rückzugsmöglichkeiten brauche um wieder auf zu tanken.
Ich habe mich immer mehr von meinen Bekannten und Freunden zurück gezogen.
Weil es auf Grund meiner eigenen Inneren Verfassung oft für mich sich nicht passend anfühlt. Gleichzeitig vermisse ich Kontakte. Das ist richtig paradox.
Die eine Freundin *passt* auf einmal nicht mehr..weil sie zu positiv eingestellt ist und mich in meiner depri Phase..mir mit dem ganzen Positven ...einfach überfordert. Es passt dann nicht.
Eine andere..ist in Lebens-Themen verstrickt die mich nicht interessieren...auch das Passt momentan nicht mehr.
Es hat sich einfach so entwickelt und daran kann und konnte ich nichts ändern. Zumal ich mich nicht mehr wegen Beziehung und Anererkennung verbiegen will. Es bleibt das trauernde Verlustgefühl und ich muss mich in Akzeptanz üben. Uns so ging es im Prinzip auch mit anderen Beziehungen.
Doch ich habe festgestellt: wirklich Einsam bin ich nur, wenn ich zu mir selber keinen guten liebevollen/ verständnisvollen Kontakt habe.
Beziehungen gestalten sich nach meinem Spiegel...auch nach den unbewussten Erwartungen und Überzeugungen.
Darauf kann ich achten und viel dazu beitragen, damit sie positiv sind, wenn ich das so will.
Aber ich brauche nicht nur positive Beziehungen..denn auch Frust , Ärger, Streit, Abgrenzung will in Beziehungen gelebt werden. ich glaube inzwischen, dass das gleichwertig wichtig zum weiter entwickeln ist.
Wenn ich das zu wenig habe, weil ich mich auf Rückzug befinde...merke ich das mir etwas fehlt. Und empfinde es als Verlust. Ich kann mich dann in eine Opferrolle begeben oder aktiv etwas unternehmen. Es liegt an mir/ in meinen Händen.
Natürlich ist es schön und angenehm..wenn andere Menschen auf mich positiv zu kommen. Mich bestätigen, respektieren und anerkennen . Ohne dass ich Masken tragen muss oder mich verstellen, umso wertvoller und einfacher für mich.
Aber ich weiß, dass ich es nicht erwarten oder verlangen kann. Da jeder sich selber mitbringt und so reagiert, wie er reagieren muss..auf grund seiner eigenen Erfahrungen und Überzeugungen.
Seid ich das kapiert habe, konnte ich endlich losslassen vom Anerkennungs-Bedürfniss. Und damit war dann der Weg offen zu mir selber. Zeitgleich trat das Phänomen ein, dass ich immer weniger Bedürfniss nach anderen Menschen im direkten Kontakt hatte.
Die These: für meine Einsamkeit bin ich selbst verantwortlich...aber auch die Gesellschaft
Kann ich zu stimmen. Weil auch die Gesellschaft ihren Beitrag zu Beziehungen vorgibt. Nur an der Gesellschaft oder den Einstellungen von Personen kann ich nichts ändern. Ich kann es nur für mich alleine lernen zu regeln.
Der Wunsch, das Menschen alle so tollerant werden..jeweils andere Eigenschaften /Überzeugungen/Lebensweisen zu verstehen und somit zu billigen...wird meiner Meinung nach..immer ein Wunschdenken bleiben.
Ich kann es vorleben, soweit es mir möglich ist...doch auch ich werde da immer auf Grenzen stossen.
Dann ist mir beim Lesen im Tread etwas aufgefallen..was ich auch hier lassen möchte..zum nachdenken.Zitat:Immer mehr denke ich, dass ich 1. nicht normal sein will und 2. dass ich hoffe, immer mehr Leute steigen aus und wollen auch nicht normal sein denn 3. ich glaube mit normalen Leuten konnte ich sowieso noch nie wirklich was anfangen und kann es mir auf Dauer auch nicht vorstellen.
ich entnehme daraus, das es ein Versuch sein könnte durch erfüllte Hoffnung (2. dass ich hoffe, immer mehr Leute steigen aus) ...doch dadurch ein Gefühl, des endlich *normal seins* schaffen zu können.
Nach dem Motto: Wenn die anderen sich nur ändern, kann ich endlich normal sein
Ich würde mal über das Wort *normal* im menschlichen SEIN mehr nachdenken...ob es da überhaupt ein Normal geben kann. Denn dieses Normal ist doch im Grunde relativ und von Kultur zu Kultur ganz unterschiedlich.
Ich denke das eigene Denken, eine unbewusste tiefere Überzeugung durch das ewig gleiche feeback eben *nicht normal* zu sein...ist das Problem an sich und nichts anderes. Löse ich das in mir auf..gibt es das für mich in meiner Wahrnehmung/Welt auch nicht mehr.
Dann ist mir nicht nur hier im Verlauf aufgefallen...dass Menschen die Grenz überschreitend kritisierend sind oder aufklären wollen, selber die größten Mimosen sein können, wenn es um sie selber geht.Das ist keine Verurteilung, sondern meine Erkennis. Eine Selbsterkenntnis, die vieles in mir verändert hat. So dass ich mich nun bemühe mehr zu *sehen* / wahr zu nehmen..als nur einen Ausschnitt...sondern mehr bemüht bin, so viel wie möglich vom Ganzen zu erblicken. Das ergibt dann automatisch ein ganz anderes Bild.
Nur all zu oft habe ich gar nicht bemerkt, dass ich an anderen etwas kritisiert habe, was ich selber nicht besser machte ..es war etwas vollkommen unbewusstes
Nach dem Motto. *Was ich mir selber nicht gestatte oder verbiete, dürfen anderen dann auch nicht*
oder so sollte es sein...auch wenn ich selber mich nicht immer so verhalten kann. Sah aber die Gemeinsamkeit in dem Moment gar nicht.
lg morla
ps viel Vergnügen beim Roman lesen