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Hallo liebes Forum.

Ich bin neu hier, weil ich es einfach nicht mehr aushalte, ohne mich jemandem (oder einem ganzen Forum) mitzuteilen.

Worum es hier gehen soll, seht ihr oben bereits im Titel.
Vielleicht hätte ich es anstatt mit einem Punkt mit einem Fragezeichen versehen soll, doch für mich steht fest, ich bin unfähig, Freunde zu halten.

Ich war schon in meiner Schulzeit immer der Außenseiter, ich war anders, seltsam. Konnte mit Kindern meines Alters meistens nichts anfangen, weil ich lernen musste, früh erwachsen zu sein und mir dieses Kindliche total fremd war (bis heute). Ich habe durch Mobbing gelernt, wenig wert zu sein oder zumindest das Menschen meinen, vermutlich vorhandenen, Wert nicht anerkennen. Zuhause hatte ich niemanden, der mir in dem Maße zugehört hat, wie ich es gebraucht hätte.

Später hatte ich aufgrund meiner Psyche das Problem, viele Arbeitsplätze nicht lange ausgehalten zu haben, dadurch konnte sich dort auch nichts Tieferes entwickeln. Ich komme sehr schnell mit Menschen in Kontakt, werde aber meistens noch schneller wieder ersetzt und ausgetauscht. Ich empfinde mich oft als Lückenfüller und eine Zeit lang habe ich es sowohl in Beziehungen als auch in Freundschaften akzeptiert, um diese unerträgliche Einsamkeit loszuwerden. Aber das kann ich mit meinen mittlerweile 33 Jahren noch viel weniger ertragen.

Ich selber baue schnell eine enge Bindung zu Menschen auf und bin oft naiv, erzähle viel von mir, weil ich das Gefühl habe, ich muss jede Sekunde der Aufmerksamkeit nutzen. Das schreckt viele Menschen ab und obwohl ich ein guter Zuhörer bin und extrem sensibel auf andere Menschen reagiere, reicht das nicht aus, um Menschen zu halten.

Nachdem meine letzte Beziehung in die Brüche gegangen ist, bin ich nun komplett allein.
Ich wünsche mir keine Beziehung mehr, aber ich wünsche mir Leute in meinem Leben, die bleiben.

Alle gängigen Vorschläge wie Sportverein, Apps, Nachbarschaft etc. habe ich ausprobiert und es ist jedes Mal krachend gescheitert. Bei meiner Nachbarin konnte ich nahezu zusehen, wie sie mich mit jemand anderem ersetzt hat. Erst wurde jedes dritte Treffen abgesagt, dann jedes zweite etc. Nur damit ich sehen konnte, wie andere Menschen im Haus ein- und ausgingen. Das ist mittlerweile so schlimm, dass ich merke, wenn Menschen vor der Haustür stehen, dass ich mich nicht mehr raustraue (sonst liebe ich aber meine Wohnung, denn die ist ein absoluter Glücksgriff).

Sportverein ist es ein ähnliches Bild. Ich nehme gern Menschen an die Hand, die neu sind. Nur damit diese Menschen dann ihre Freunde mitbringen und ich wieder Geschichte bin.
Versteht mich nicht falsch, ich fände es auch völlig okay, mich einer Gruppe anzuschließen. Ich brauche keinen Menschen für mich alleine. Aber irgendwie bin ich immer wieder außen vor.

Ich habe momentan einen zeitlich begrenzten Arbeitsplatz und dort besteht wieder das gleiche Problem. Ich gehöre irgendwie dazu, aber meistens eher nicht. Ich versuche mich einzubringen, aber ich ecke an. Und dann wird sich abgewandt.

Was mich am meisten irritiert, ist die anfängliche Begeisterung. Wie oben schon erwähnt, komme ich schnell mit Menschen in Kontakt und am Anfang läuft alles immer super. Und dann kommt immer der große Reinfall.
Und leider kann ich mir nicht helfen, aber mittlerweile gehe ich auch nicht mehr unbefangen an das ganze Thema ran. Ich merke, wie ich mich selber verstelle, mich schlecht fühle, wenn ich wieder mal ich selbst war.

Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, was ich mir hier erhoffe.
Mich mitzuteilen hat jedenfalls schon mal geholfen, zumindest in dem Moment, wo ich geschrieben habe.
Aber ich weiß, gleich hüllt mich diese dunkle Wolke der Einsamkeit wieder ein und ich kann nichts dagegen tun.

20.10.2024 18:48 • 14.12.2024 x 4 #1


21 Antworten ↓


@Obscuria Hallo und willkommen im Forum!

Du schreibst, dass Du sehr viel von Dir erzählst. Welcher Art sind Deine Erzählungen denn so? Menschen müssen sich ja erstmal gegenseitig beschnuppern. Vielleicht sind Deine Themen zu intensiv, tiefgründig oder emotional?

Ich wünsche Dir auf jeden Fall einen guten Austausch hier mit den Usern.

LG Perle

A


Von der Unfähigkeit, Freunde zu halten

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@Perle

Danke für dein Willkommen.
Es kommt tatsächlich immer auf mein Gegenüber an. Grundsätzlich bevorzuge ich tiefgründige Themen vor Smalltalk, weil ich es sehr anstrengend finde, auf banale Fragen zu antworten um dann meist doch zu merken, dass Smalltalk meistens aus Höflichkeit betrieben wird und oft kein wirkliches Interesse dahinter steckt, bspw. bei der Frage, wie es einem geht.

Oft lasse ich aber erstmal mein Gegenüber Fragen stellen, die ich allerdings sehr umfangreich beantworte und manchmal vielleicht auch zu ehrlich. Ich mache keinen Hehl aus meinen Erkrankungen und glaube, viele Menschen werten einen deswegen ab. Genauso habe ich aber auch andersrum die Erfahrung machen müssen, dass man, wenn man damit erst später rausrückt, eine sich im Anfangsstadium befindende Freundschaft zerstören kann.

Ich habe oft das Gefühl, egal, wie ich es mache ich kann es nicht richtig machen. Vielleicht entsteht dadurch auch ein Kuddelmuddel und ich wirke noch schwieriger auf andere.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass du am Anfang gleich zuviel erzählst. Damit meine ich nicht vordergründig die Menge, sondern die Themen und die vielleicht auch zu sehr ausgewalzt.

Ja, es ist schwierig, aber die zwischenmenschliche Kontaktaufnahme erfolgt nunmal im realen Leben meist über Smalltalk. Wenn es dann passt, kann es ja tiefgründiger werden.

Aber wer da gleich zuviel erzählt und zu detailliert, der wirkt auf andere dann schnell anstrengend und ermüdend.

Ich habe früher auch zu schnell zu persönliche Dinge wie z. B. über meine Erkrankungen erzählt. Viele Menschen sind damit überfordert und haben bisher damit auch ja auch vielleicht noch gar keine Berührungspunkte gehabt. Das kann abschrecken, das hat mir auch ein Gegenüber mal so gesagt, wofür ich dankbar war, denn es war mir nicht bewusst.

Gehe also nicht so schnell in tiefgehende Themen, sondern gib dem Kennenlernen Zeit. Es muss sich erst eine Vertrauensbasis aufbauen. Du sprichst offen über Deine Themen aber andere Menschen tun das aus unterschiedlichen Gründen nicht. Wenn Du zu schnell zu tief gehst, könnten sie sich unter Druck gesetzt fühlen, es Dir gleich zu tun. Außerdem triggern einige Themen auch, sie sind einfach zu schwer zu Beginn.

Konzentriere Dich am Anfang auf einfachere Themen, die ein bischen beschwingen wie Kinofilme, Events, Sport usw. So tastest Du Dich langsam vor.

LG Perle

Das Problem ist, das mein Leben nicht spannend ist. Ich habe nicht viel zu erzählen, was nichts mit tiefgründigen Sachen zu tun hat.
Ich habe lediglich meine Tiere. Ab und an gehe ich laufen. Ich mag zwar ein wenig , aber das reicht lediglich als einmaliges Thema, dann ist das abgearbeitet.

Ich habe keinen Job (meiner ist bis 31.10 begrenzt) und auf Events gehe ich alleine nicht wegen Geldmangel.
Noch dazu lebe ich auf dem Land. Hier kennen sich alle und man ist eher konservativ eingestellt.

Ich denke, da kommt einiges zusammen.

Meinst du, andere Leben sind spannender?

Tiere sind ein guter Einstieg bei anderen Tierfreunden. Laufen ein gutes Thema bei eher sportbegeisterten Leuten.

Jobsuche ist doch auch ein Thema. Was suchst du? Willst du dich verändern? Welche probleme gibt es bei der Suche? usw.

Alles andere ergibt sich dann. Im Normalfall erzählt das Gegenüber ja auch was, auf was man dann wieder reagiert und so entwickelt sich dann eben was (oder auch nicht).

Ist konservativ denn ein Problem für dich?

Zitat von Drkingschultz:
Ist konservativ denn ein Problem für dich?


Entwickelt sich meistens zu einem, spätestens wenn das Jobthema aufkommt.

Und wenn nicht da, dann wenn das Thema Politik aufkommt.

Daher bin ich da eher skeptisch. Allerdings würde ich jemanden nicht von vorne herein ablehnen, sondern erst schauen, inwiefern das ausgeprägt ist auch im Sinne von Akzeptanz anderer Meinung.

Meine Erfahrung hier auf dem Dorf sind aber leider, dass hier viel nach dem Motto Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht gehandelt wird und ich bin eher Freigeist.

Was ist denn beim Jobthema das Problem? Also was kann da konservativ sein oder nicht konservativ?

Politikgespräche sollte man eh unterlassen. Vor allem zu Anfang. Das führt meist zu nichts. Entweder man ist sich einig, dann gibts nichts zu reden oder man ist sich nicht einig, dann führt es zu Streit.
Gehen die politischen Ansichten allerdings völlig auseinander, klappt es meist mit dem Rest auch nicht.

Ich z.B. kenne keinen Grünen-Wähler, mit dem ich engeren Kontakt haben will.

@Perle ich bin der Meinung, dass es dann eben nicht die Menschen sind, die zur Themenstellerin passen.

Auch ich erzähle gern schnell tiefgründige Dinge und achte darauf, dass mein Gegenüber das auch gerne macht bzw. wir nennen es dann aus Spaß trauma dumping - total legitim und wenn jemand damit nicht umgehen kann, denke ich, dass es auch auf lange Sicht eher nicht passt.

Ja gut, dann wäre vielleicht eine Selbsthilfegruppe der richtige Ort.

Ein Job ist für die meisten Menschen nun mal sehr wichtig. Und wenn man keinen hat, wird man als faul oder Schmarotzer bezeichnet.

Die Gründe interessieren nicht. Und dieses Denken ist mMn bei Konservativen Menschen verbreiteter als bei Freigeistern.

@Drkingschultz

Auch schon versucht, kam ich gar nicht mit klar.
Geführte Selbsthilfegruppen gibt es hier nicht.

Zumindest in der jetzigen Situation, wo es recht viele freie Stellen gibt, kommt man natürlich schneller zu dem Schluß, dass es eher an der Motivation als an Möglichkeiten mangelt. Aber das kann man im Gespräch ja ggf. erklären oder weiter ausführen.

Mit der Selbsthilfegruppe habe ich dich auch nicht gemeint. Das war an die Trauma-Austauscherin gerichtet.

@Obscuria : Du könntest es einmal der anderen Seite überlassen , sich zu melden oder auch nicht. Du sagst einfach : Melde dich , ich würde mich freuen .
Du könntest auch zu dieser inzwischen besetzen Nachbarin sagen : Kommt mich einmal besuchen .
Es gibt auch Leute ( wie mich ) , die nur in begrenztem Maße Kontakte ertragen. Die ziehen sich zurück , weil sie schnell überfordert sind. Der Rückzug der Leute hat also verschiedene Gründe.

Zitat von Elisabeth71:
Melde dich , ich würde mich freuen .

Habe ich schon sehr oft gemacht, darauf ist dann der Kontakt vollends eingeschlafen, weil eben nichts mehr kam.

Zitat von Elisabeth71:
Du könntest auch zu dieser inzwischen besetzen Nachbarin sagen : Kommt mich einmal besuchen .

Das geht von ihrer Seite aus nicht, weil sie Kinder hat. Versuche, das vormittags zu legen, wenn das Kind in der Schule ist und sie frei hat, haben wir zwar immer mal versucht, aber davon ist nie einer passiert. Kam dann immer Sorry, hatte mich noch mal hingelegt und verschlafen oder Mir geht es heute nicht so gut.

Hallo Oscuria, schöner Forumsname übrigens, gefällt mir

Ich denke, diejenigen, die hier vermuten, dass du zu schnell und zu viel Tiefgründiges erzählst, liegen richtig.

Das ist etwas, das mit anderen Menschen meist nicht funktioniert. Du wertest Smalltalk ein wenig ab, und ich finde, das tust du zu Unrecht. Am Anfang von so etwas wie Freundschaft sollte Leichtigkeit stehen, das Schwere darf gerne warten. Smalltalk ist ein Schmiermittel, es dient dazu, dass der Erstkontakt zwischen Fremden gut läuft. Das ist sehr viel wert und das solltest du gegebenenfalls lernen.

Ich kann nur über mich selbst und meine Erfahrungen sprechen. Ich bin viel unterwegs, viel in Vereinen, und ich kenne Menschen wie dich. Die einem sehr schnell ihre Lebens- und oft auch Krankengeschichte erzählen. Und ich bin ehrlich: Da tue ich dann eine Weile freundlich interessiert - und dann ziehe ich mich zurück. Vielleicht interpretierst du die anfangs ganz normale Höflichkeit als Freundlichkeit oder gar Freundschaft?

Fakt ist: Wenn du schwerer krank bist, kann damit nicht jede*r umgehen. Fakt ist auch: Wenn du nicht arbeitest oder nicht arbeiten kannst und dementsprechend wenig Geld hast, fällst du bei vielen auch raus. Damit wirst du leben müssten, es bringt nicht, sich da Illusionen hinzugeben. Es gibt aber genug andere Menschen, die mit Krankheit und all dem, was sie mitbringt, umgehen können. Allerdings muss man die suchen. Und auch die mögen es, wenn es im Normalfall um leichtere Themen geht.

Ich wünsche dir alles Gute!
Sponsor-Mitgliedschaft

Es ist auch so : Du hast jede Menge Zeit. Viele Leute sind berufstätig oder haben Kinder. Zudem sind sie besetzt durch alte Kontakte.
Du suchst vielleicht auch am falschen Ort. Auch am Land gibt es heutzutage Verschiedenes : Es wird Turnen in Gruppen angeboten , es gibt Seniorentreffs ,( die freuen sich sicher über Jüngere ), es gibt eine Kirchengemeinde. Im Chor sucht man immer Leute ( mit Gehör ).....
Braucht jemand wen , der mit dem Hund spazieren geht oder die Katzen im Urlaub übernimmt ? Bist du gesund genug , um kleine Hulfsdienste zu übernehmen ? So bist du beschäftigt und es könnten sich auch Freundschaften entwickeln. Es dauert angeblich 200 Stunden , bis sich aus einem einfachen Kontakt eine Freundschaft entwickelt. Das habe ich einmal gelesen.

@Obscuria
Hallo, habe mich sehr in deinem Text wiedergefunden. Ich leide auch sehr unter Einsamkeit. Vorallem habe ich den Spruch: ich möchte jemanden der bleibt selbst schon benutzt.
Ich komme auch sehr leicht mit Leuten in Kontakt ich denke es liegt an meiner freundlichen und zuvorkommenden das gegenüber ins Zentrum stellenden Art.
Ich habe aber auch das Problem das Beziehungen Freunde zwar bleiben aber sich abschwächen und es geht nichts mehr voran oder wird intensiver. Ich glaube immer es liegt daran das ich nicht mithalten kann, meine Situation zu speziell ist und oder immer fällt auch manchmal nichts mehr ein was ich noch fragen könnte oder was ich erzählen soll. Häufig geht es einfach wieder auseinander und verläuft sich im Sande.
Ich weiß auch nicht was ich dir raten soll aber ich dachte es hilft dir zu wissen das es da noch andere gibt.
Mir hat man gesagt ich soll einfach dran bleiben und auch proaktiv nachfragen. Es hilft ja nichts.
Letztere Freundin bzw Bekannte hat sich zurück gezogen weil ich die in einer Sache nicht verstehen konnte wie sie es sich vorgestellt hat. Aber ich konnte mich trotz hoher Empathie nicht hineinversetzen. Sie hatte Probleme mit ihrem AG und ich war eigtl von den Argumenten konnte ich die AG Seite verstehen und mit meiner offenen Art die einfach nur ehrlich war konnte sie nichts anfangen und hat sich zurück gezogen, ich finde es schade, dass dann ein Thema plötzlich so entscheidend ist über das Ende der Freundschaft. Und nicht mehr zählt wo man sich noch darüberhinaus aus gut versteht.

@Obscuria

Hallo Obscuria,

als ich Deinen ersten Zeilen las musste ich erst mal schauen ob statt Obscuria nicht romance78nrw als Alias angegeben war. Dann las ich weiter und ich las weiter meine Geschichte. Fast alles was Du schreibst und beschreibst trifft auch haargenau auf mich zu in fast allen Bereiche. Freundschaften, Schulzeit und so weiter. Ich kann Dich sehr gut verstehen und Deine Gefühle nachvollziehen. Echte Freundschaften, nicht oberflächlich über das Wetter und so quatschen, dass ist heutzutage schwer zu finden. Alleine schon ein kurzes Gespräch beim Gassi gehen mit anderen, mehr als Hallo und ein, zwei Sätze. Mir tut es weh, wie sich das geändert hat, das Interesse der Menschen aneinander, das Miteinander untereinander. Lange Rede kurzer Sinn. Wenn Du Lust hast, können wir gerne Kontakt aufnehmen, gerne auch über Whats App oder Telefon. Ich komme übrigens auch vom Land.

Liebe Grüße
romance78nrw

A


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