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Ich mache mir gerne über Konzepte Gedanken, die hilfreich sein könnten...

Konstruktivismus besagt, dass es im Prinzip nicht die eine einzige Realität geben kann
und jeder einzelne nur ein kleines Stück der objektiven/materiellen Realität wahrnehmen
kann, während der Rest seiner Realität sich durch seinen Fokus, seine Erfahrungen und
seine subjektive Sicht ergibt...
Also dass im Prinzip jeder Mensch sich seine eigene kleine Kopfrealität erschafft und dass
diese sich extrem durch seinen Blickwinkel verändert und wahrgenommen wird.

Also gehe ich zum Beispiel mit einer Das Leben ist schei.-Brille durch die Welt, dann
werde ich diese Annahme auch überall bestätigt sehen...
Das ist jetzt nicht unbedingt in irgendeiner Richtung was Neues und wahrscheinlich kann
das jeder auch mehr oder weniger an sich selbst nachvollziehen. Unser Hirn ist ja nunmal
simpel der Realitätsfilter und Datenverarbeitungsapparat, der für uns die Umwelt interpretiert
und damit auch in einer bestimmiten Richtung färbt/verzerrt.

Frage ist: Wäre es möglich seinen Fokus dahingehend zu verschieben, dass man die Welt
(zum Beispiel) trotz Depression in einem positiveren Licht sieht?

Würde man das selbst als Lüge und höchstens als Vermeidungsverhalten wahrnehmen,
würde das Ganze also sowieso nach einer Zeit zusammenbrechen oder grundsätzlich
nicht funktionieren -
oder wäre es tatsächlich eine kreative Möglichkeit sich einen Sachverhalt mal aus einer
anderen Perspektive anzuschauen und somit das Problem aufzulösen indem man ihm
die dominante Macht auf die eigene Realitätswahrnehmung raubt?

Oder kurz: Bringt Selbsthypno / Positivfokussierung tatsächlich was, oder ist das alles
nur ein witziges, theoretisches Model, dass so oder insgesamt nicht anwendbar ist?

25.12.2010 22:29 • 01.01.2011 #1


9 Antworten ↓


ufffhhh..... das muss ich mir noch ein paarmal durchlesen...

A


Vermeidungshaltung oder Neuanfang durch Fokusverschiebung?

x 3


also was mich angeht..
ich habe/ hatte depression... (geht mir inzwischen sehr viel besser..naja die sonne scheint mir noch nicht aus dem Aaa..llerwertesten)
und ich versuche das tagtäglich.. es ist anstrengend und hat nichts mit lügen zu tun.. jedenfalls kommts mir nicht so vor ABER nur weil ich mir sage, naja, das kann man ja auch so sehen heisst das noch nicht, dass ich es dann auch tatsächlich so sehe.
aber es geht immer öfters.. natürlich hilft das alleine wenig (also bei mir) aber es hilft.. beim helfen.. wenn du verstehst

Kann ich so durchaus nachvollziehen...
Experimentiere selbst schon länger damit, mich immer dann, wenn mich eine Situation
überfordert, ein Kommentar herunterzieht oder ich Allgemein ziemlich down bin einfach
zu fragen Könnte ich das auch anders sehen? Hat das überhaupt insgesamt direkt was
mit mir zu tun? Was ist denn positiv an meiner derzeitigen Situation?

Habe da auch regelmäßig die Erfahrung, dass es mir dann simpel nicht gelingt mich selbst
zu überzeugen, aber oft klappt*s auch... würde dir da in sofern zustimmen.

Eine bekannte von mir wäre ein absolut positives Beispiel - sie litt jahrelang an Depressionen,
hat sich immer mehr zurückgezogen und ich hatte eigentlich nurnoch Kontakt mit ihr, weil
wir unter dem gleichen Dach wohnten... Sie hat irgendwann angefangen sich gerade in
ihren Phasen zu zwingen unter Menschen zu gehen, auf Parties zu gehen und sich allgemein
zu zwingen sich nicht weiter in sich selbst zurückzuziehen. (Wohl auch bedingt durch einen
Rat ihres Therapeuten - wahrscheinlich)

Bei ihr hat es - natürlich nur soweit ich das beurteilen kann - anscheinend ganz gut
geholfen ihren Fokus zu ändern.

Es hilft.. beim helfen.. ist denk ich sogar eine sehr gute Formulierung!

Danke dir

Bin gespannt was noch so kommt...

nennt sich übrigens Refraiming

Hallo spiegelscherben

Dein Beitrag ist sehr interessant, wichtig und auch richtig.

Unsere Wahrnehmung ist immer selektiv, also fokusiert.
Sie beruht auf Prägung, Vorerfahrungen und damit auf Erwartung.
Es kann, logisch betrachtet, ja auch überhaupt nicht anders sein.

Der depressive Pessimist wird eher das Negative wahrnehmen,
und der glückliche Optimist wird eher das Positive wahrnehmen.

Wir können uns dieser Selektion niemals völlig entziehen, aber wir
können uns diese Selektion/Fokusierung bewusst machen, und so
einer mögliche Überbewertung unserer selektiven Wahrnehmung
etwas entgegenwirken.

Viele Grüsse, Der Beobachter

Hallo Spiegelscherben!

Deine Idee der Neufokussierung ist glaube ich eine wichtige Anregung in diesem Einsamkeits-Forum.
Besonders bemerkenswert finde ich dabei die Vorstellung, dass die eigene Persönlichkeit, das Ich-Bewußtsein, mächtiger ist als die scheinbar übermächtige Depression, und das Erleben von Gefühlen einzig von der eigenen Entscheidung abhängt.
Im Grunde handelt es sich hier um eine spirituelle Maxime, die besagt, dass jeder seine Realität selbst erschafft, jeder Zustand der empfindsamen Seele eine Eigenschöpfung ist.
Selbsterwählte Einsamkeit und Traurigkeit gehören somit zum großen Plan der erwünschten Erfahrungen.
Aus diesem Blickwinkel scheint es ein leichtes, sich plötzlich anders zu entscheiden:
Die negativen Erfahrungen als solche zu akzeptieren, aber den Lebensabschnitt in dieser Form zu beenden, und sich positiveren Ereignissen und Gefühlen zuzuwenden.
Die Frage dabei wäre nur noch:
Wie real fühlt sich die Illusion an, dass wir unsere Traurigkeit nicht selbst beeinflussen können, weil sie uns scheinbar übermannt?
Das Experiment deiner Nachbarin ist es zumindest wert, selbst zu probieren, und herauszufinden, wie beeinflussbar die eigene Realität am Ende sein kann.

Hallo zusammen!
Also - wie bereits Mercutio erwähnt hat ist das alleine natürlich nicht ausreichend, aber
ich denke ein wichtiger Schritt!
Im Prinzip ist es wie ihr beiden ja auch geschrieben habt...
Für das Individuum simpel die Feststellung, dass es eben nicht einfach mit einem passiert
und dass man hilflos gegenüber der eignen Situation ist, sondern dass man einen eigenen
Anteil daran hat.

Es führt auch dazu, dass man sich beginnt zu fragen - liegt es wirklich daran, dass die Welt
schlecht zu mir ist, oder picke ich mir unterbewusst auch wirklich nur das heraus, was meine
Überzeugung bestätigt!? Könnte ich woanders hinschauen?

Sind meine Lösungsstrategien noch anwendbar auf meine Lebenssituation, oder würden sich
viele meiner Probleme auflösen, wenn ich einfach anders an sie heranginge?

Wenn man felsenfest davon überzeugt ist, dass ein Problem absolute und felsenharte
Dimensionen hat, dass es unverrückbar und unabänderlich komplett real ist und sich
nicht auflösen wird, dann räumt man ihm (gerade von Problemen psychologischer
Natur gesprochen) eigentlich mehr Wirklichkeit ein, als es hat!
Ohne das alles jetzt herunterspielen zu wollen, aber Wahrnehmung ist selbstverständlich
immer nur eingebildet - und somit auch alle kognitiv bedingten Problemstellungen...

Wenn ich aber nun genau entgegengesetzt zu meinen Vorhersagen agiere, kann ich damit
einen Irritationsprozess einleiten - ich kann bei mir selbst Zweifel an meiner Weltsicht
sähen und kann dafür sorgen, dass ich meine erfahrungsbasierten Erwartungen simpel
deshalb über den Haufen werfen und nichtmehr ernst nehmen kann, weil ich andauernd
sehe, dass sie nicht zutreffen.

Vor allem aber - rät mir mein Lösungsverhalten mich zurückzuziehen, um Verletzungen
zu vermeiden und ich handle dem zuwider, gewinne ich gegenüber meinem Konstrukt
wieder an Autonomie zurück!

Das hört sich so natürlich relativ leicht und nachvollziehbar an... ist im Endeffekt auch
nichts anderes, als wenn ich sagen würde: Jeder ist seines Glückes Schmied!
Aber kann durchaus hilfreich sein nicht mit so einer absoluten Weltschwere oder
Negativfokussierung an sein Leben heranzugehen, auch wenn es zugegebenermaßen
manchmal recht schwierig ist sich eben nicht übermannen zu lassen, also den
Überblick zu behalten was gerade im eigenen Verstand herumbrüllt und ob es überhaupt
seine Redezeit einhält.

Im Endeffekt gibt es für mich teilweise nichts interessanteres als meinen eigenen Verstand
zu sezieren...

Hallo in die Runde,

das Thema Refraiming ist auf jeden Fall sehr interessant

Was mich angeht, bin ich der Meinung, dass die Veränderung/Anpassung bereits vor der Wohnungstür beginnt.
Der Schritt in die Öffentlichkeit verlangt doch direkt einen markanten Stimmungswechsel. Die Nachbarn werden nett begrüßt, der Postbote wird mit einem Lächeln empfangen, usw. Dieses Spielchen lässt sich beliebig fortführen und es funktioniert auch erstaunlicherweise sehr gut solange die Personen, von denen man die Ablehnung bekommt, nicht zum engeren Kreis gehören. Die kleinen Verletzungen auf der oberflächlichen Ebene lassen sich viel leichter verschmerzen und ignorieren. Schlimmer wird es dann jedoch, wenn es der nähere Personenkreis ist. Wenn Kollegen bzw. Bekannte einen mit unbewusster Ignoranz konfrontieren und dies nicht einmal mitkriegen.

Unser Gehirn ist ja zum Glück sehr lernfähig und kann mit einigen Erfahrungen gut umgehen.
Dazu gab es vor kurzem ein sehr wahres Gedicht vom smiley01082010

Hmmm... danke friedel!

Kann deine Gedanken vor allem @Verletzungen sehr gut nachvollziehen.

Was Familie und engeren Kreis angeht, ist es mir immer wichtig mir stets ins Gedächtnis zu rufen, dass ich:

A) Möglicherweise mehr in das Verhalten interpretiere, als tatsächlich der Fall ist
B) Der Andere es wirklich einfach nicht merkt, dass mich etwas kränkt (was du ja auch selbst schreibst) - simpel weil er einen anderen Background hat aus dem er kommt.
C) Gerade was Ignoranz angeht - sich überlegt wieviel davon interpretiert, wieviel real ist und was man selbst tun könnte, um die Situation zu ändern.
D) Das gewisse Themen und Fragen Mitmenschen tatsächlich überfordern können und diese rein aus Selbstschutz eher ausweichend reagieren werden... was ihr gutes Recht ist! Nicht jeder kommt mit allem klar, vor allem nicht, wenn die Person einem auch noch nahe steht, können bestimmte Informationen einen ganz schön runterziehen.

Das ist woran ich mich immer zu erinnern versuche... hilft mir ganz gut, um mich mit meiner Umwelt zu arrangieren.

greetz der Spiegel

A


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Dr. Reinhard Pichler
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