Ich bin 23 Jahre alt, studiere Medizin wobei ich täglich drei Stunden pendeln muss und habe kaum soziale Kontakte, was wie ich glaube mein größtes Problem darstellt, hauptsächlich dadurch verursacht das ich mir keine Wohnung am Studienort leisten kann. Oftmals habe ich kaum die Zeit irgendetwas zu unternehmen da ich am Wochenende meistens heilfroh bin einmal schlafen zu können bzw. sowieso an 3 von 5 Wochenenden für die Universität lernen muss. Aber mein eigentliches Problem liegt wie ich glaube noch in meiner Kindheit.
Ich war nie im Kindergarten und hatte von daher auch wenig Kontakte zu anderen Kindern. Aufgewachsen bin ich bei einem Bauernhof auf dem es keine Kinder gab, also war ich auch dort isoliert. In der Schule war ich ein ewiger Aussenseiter - vermutlich weil ich schon damals weitaus mehr geistige Reife zeigte als meine Klassenkammeraden und mich nicht deren Kindereien und Torheiten anschloss. In der Mittelschule wurde es dazu nicht besser. Ich wurde zu keinen Feiern eingeladen und teilte auch nicht die Interessen meiner Kollegen, insbesondere was das sich betrinken betraf sowie das Interesse an der holden Weiblichkeit, nicht das ich das nun nicht hätte, wobei ich zugeben muss das sich der Kontakt mit Frauen ausschließlich auf Gespräche beschränkt. Ich habe ein paar Mal versucht eine Beziehung aufzubauen, wurde aber jedes mal sehr schwer dabei verletzt, sodass ich jetzt ehrlich gesagt kaum noch Lust habe mich diesen Schmerzen nochmals auszusetzen - es gibt einfach ein Pensum an Pein das ein Mensch imstande ist zu erleiden, und ich habe das meinige erreicht. Zudem kommt noch das die meisten Mitmenschen gänzlich andere Interessen haben als ich. Während viele sich dem wässrig - fröhlichen Umtrunk widmen schreibe ich Gedichte oder Geschichten, während viele auf Aufriss gehen mit der Absicht eine Frau ins Bett zu bekommen denke ich eher darüber nach was Liebe wirklich bedeuted, dass es mehr ist als bloß körperliche Nähe oder Sex. Aber es scheint nicht viele Menschen zu geben die diese Auffassung teilen. Wenn man mich hier und heute Fragen müsste was ich für ein Mensch bin könnte ich vermutlich nicht einmal bestätigen das ich zu der Rasse Mensch zähle, da ich mich offensichtlich so sehr von allen anderen Individuen meiner Spezies unterscheide.
Fortgehen...
Was soll ich dazu sagen? Ich gehe selten fort, einerseits aus Zeitmangel, andererseits weil mich nichts dazu bewiegt fortzugehen. Die gängigen Gesprächsthemen auf die man überall stößt sind nicht imstande mein Interesse zu wecken oder auf sich zu ziehen. Ich selbst versuche zwar an der Konversation teilzunehmen, jedoch sind die Inhalte oftmals so banal das ich dem einfach keinerlei Bedeutung beimessen kann, selbst wenn ich es wollte. Es gibt so viele Dinge von denen die Leute meinen sie seien wichtig, aber im Grunde genommen kann man alles wahrhaft Wichtige auf eine handvoll Beispiele reduzieren. Es ist für mich nicht von Belang wer wen wann wo getroffen hat, oder wer gerade mit wem liiert ist. Wichtig sind mir Dinge wie Frieden, Glauben, Familie ( vor allem die eigene ), Weisheit und Harmonie. Da ich aber davon in der großen weiten Welt nicht viel finden kann bin auch ich weder friedlich noch harmonisch oder ausgeglichen. Alles was wichtig ist kann in kurzen Worten dargelegt werden, darum finde ich mich auch sehr schwer in eine Smalltalkkonversation ein - sie hat keine Bedeutung, wie soll ich stundenlang um NICHTS diskutieren?? Es mag viele geben die dieser Kunst mächtig sind, aber es scheint mir nicht gegeben selbiges zu tun. Damit kommen wir zu einem weiteren Punkt...
Ich kann keine Beziehungen zu Frauen aufbauen - aus den oben genannten Gründen. Dabei ist für mich eine Beziehung oder besser gesagt eine Lebensgemeinschaft ( Ehe ) mit Kindern das einzige worauf es im Leben ankommt. Ich will weder reich noch übermäßig intelligent oder berühmt sein, wenn ich nur in aller Bescheidenheit mein kleines Familienglück haben kann, aber davon bin ich so weit entfernt wie ein Floh vom Kirchturmspitz. Ich glaube ich könnte alles haben, bloß das was ich am meisten begehre scheint sich mir auf ewig zu entziehen. Ich sehe einfach keine Möglichkeit mit irgendjemandem eine Beziehung zu beginnen, geschweigedenn diese erfolgreich fortzuführen und ich fürchte mich vor der nahenden trübseeligen Zukunft die mich derob erwartet. Wie gesagt, ich glaube für mich den Sinn des Lebens ergründet zu haben, aber wie Tantalus weder Hunger noch Durst ob der sich immerdarbietenden Gelegenheit nicht zu stillen vermochte, so vermag ich nicht mein einzig Glück zu finden. Ich fühle mich wie ein Geist der den Menschen zusieht, aber nicht Anteil nimmt an deren Tun. Mittlerweile verfalle ich zusehends öfter in Depressionen und frage mich was mit mir nicht stimmt, denn wenn alle Freunde in meiner Umgebung es vollbracht haben zumindest eine Beziehung gehabt zu haben, warum will es dann mir nicht gelingen? Noch schlimmer wird es, da meine Eltern gewisse Erwartungen in mich setzen - nämlich eine potenzielle Schwiegertochter anzuschleppen. Ich habe trainiert, 20 kg abgenommen und bin jetzt eigentlich recht schlank - jedoch wird mir dann immer wieder vorgeworfen das ich an Magersucht leide ( ich habe zur Zeit 66 - 67 kg bei 177cm Körpergröße ) - und es wird mir dazu noch gesagt das ich auf diese Art und Weise sicher keine Frau finden werde - es mag auch stimmen, aber zumindest gab mir der Sport Gelegenheit ein Ziel zu verfolgen. Mittlerweile weis ich nicht mehr weiter - ich sehe recht attraktiv aus, bin sportlich, schlank und würde mich auch durchaus als gebildet bezeichnen. Es fehlt mir nicht an Wortwitz, jedoch oftmals an Ernsthaftigkeit und Mut den ersten Schritt zu tun - weil ich ja wie schon erwähnt so oft verletzt wurde.
Zudem gebe ich die Schuld an meinem sein unter anderem meinen Eltern - welche mich einfach zu gut behütet haben, und einer tyrannischen Klassenkammeradin die mich über Jahre hinweg schier in den Wahnsinn getrieben und mich schikaniert hat wo sie nur konnte.
Ich will nicht sagen das ich 23 Jahre meines Lebens verschwendet habe, nein ich will meinen das ich enorm viel Zeit hatte über wirklich Wichtiges nachzudenken. Das ich Zeit hatte Ideen Meinungen und Ansichten hin und herzuwälzen, zu zerpflücken und die Wahrheit darauf zu destillieren, sodass ich mir ein Weltbild geschaffen habe das von hohen Werten und Idealen geprägt ist denen ich selbst nachzukommen versuche, wobei von geringerer Bedeutung ist welche Ziele andere anstreben - sofern sie überhaupt nennenswerte Ziele haben.
Ich habe für mich selbst beschlossen - wenn ich bin 30 keine Frau gefunden haben sollte mit der ich mein Leben teilen kann werde ich - ungeachtet aller sich bisher ergebenen Gelegenheiten - ein Leben in Askese führen und mich eine Kloster anschließen, obwohl ich damit offiziell meinen einzig wahren Wunsch einer Familie ad acta lege...
Mich würde interessieren wie ihr denkt, was ihr mir raten könntet um in meiner Situation Kontakt zu anderen Menschen zu erlangen, oder um einmal eine richtige Beziehung aufbauen zu können, obwohl ich alles dazu Nötige verschlafen habe...
12.02.2009 21:33 • • 02.05.2009 #1