Hallo Dubist,
die Situation die du damals hattest ist meiner sehr sehr ähnlich.
Schon ewig single und alle um mich rum, heiraten, bekommen kinder und schaffen sich ihr eigenes Nest.
Sie finden alle einen Partner/in und fangen an ein schönes, glückliches und geliebtes Leben zu führen.
Mehr wünsch ich mir doch auch nicht.
Eine Partnerin mit der ich ein schönes Leben teilen kann.
Für manche ist es nicht verständlich das es mir so geht, wie es mir geht.
Nach aussen sieht mein Leben auch gut aus. Job, Wohnung, im Verein aktiv und wird viel unternommen, und ich kann tun und lassen was ich will. Bin niemanden irgendwie Rechenschaft verpflichtet und bin frei.... Das alles hab ich schon zu hören bekommen.
Nur ist das alles teilweise nichts wert, weil mir ein ganz elementares Teilchen fehlt.
Nicht das ich bewusst so denke und mein Leben nicht zu schätzen weiß.... Nur wenn man sich schei. und unglücklich fühlt, verliert man den blick dafür und würd das alles am liebsten hinwerfen. Ich hatte solche Phasen... leider! Denke das du es evtl. nachvollziehen kannst....
Und das Gefühl nicht satt zu sein, extrem bedürftig zu sein, das trifft es ganz genau auf den Punkt.
An dem was du sagst mit Defizite aus der Kindheit und vaterkomplex hast du recht.
Das alles haben wir in der Therapie schon bearbeitet.
Meine Kindheit hätte ich mir sicher anders gewünscht.
Liebevoller und das man sich mehr zeit für mich genommen hätte.
Wobei ich da meine Mutter nicht meine, sondern auf meinen Vater beziehe.
Dazu will ich meinem Vater aber keine Vorwürfe machen. Er hat halt den Blick nicht dafür gehabt und wollte/konnte sich nicht damit beschäftigen.
Ich will dazu ein bisschen von meiner Kindheit erzählen.
Ich habe 3 Schwester, alle erheblich älter als ich. Meine Eltern haben eine Landwirtschaft und mein Vater hat sich immer einen Sohn gewünscht.
Irgendwie war ich schon was besonderes für ihn, weil ja der Hofnachfolger da ist...
Mit 5 Jahren bekam ich dann einen Tumor.
OP, Bestrahlung, Chemo, volles Programm.
Meine Mama ist jeden Tag die 60 KM zu mir in die Klinik gefahren. Morgens in den Stall, dann in die Klinik, abends wieder am Hof...
Ich weiß das sehr zu schätzen!
Nur ab dem Zeitpunkt, habe ich das gefühl das ich für meinen Vater nicht mehr der Sohn/Mann war bzw. werden konnte.
Als ich 10 Jahre war, hat mein Vater unser altes Haus abgerissen und neu gebaut. In der zwischenzeit haben wir in Wohnwagen gelebt.
Nach etwa 1 Jahr sind wir in das neue Haus eingezogen. Bis heute wurde jedoch noch kein Wohnzimmer eingerichtet. Familienleben hat ab da kaum wirklich statt gefunden.
Geld war nicht da und mein Vater war die ganze Zeit nur am Arbeiten. Meine Mutter musste mit meinen Großeltern überwiegend den Hof bewirtschaften, weil ja mein Vater in der arbeit war und nicht daheim. 2 Jahre danach sind meine Großeltern gestorben, meine beiden älteren Schwestern waren bereits ausgezogen und nur noch eine daheim. Die hat jedoch studiert, musste lernen und konnte am Hof nicht wirklich mitarbeiten. Vater nicht da, Mutter alleine am Hof, also musste ich ran.
Ich hab mir wirklich mühe gegeben, aber wirklich recht konnte ich es meinem Vater nie machen. Immer bekam ich zuhören das andere dies das jenes machen und das ich faul bin usw...
Lange hab ich es mitgemacht, zu lange sage ich im nachhinein. Aber irgendwann hatte er eine grenze überschritten.
tolle Kindheit würd ich anders beschreiben.
Es kamen dann noch ein paar enttäuschende ereignisse mit Mädels hinzu.
Die Suizidgedanken hab ich soweit ja keine mehr.
Klar sind an so tagen wo es mir richtig schei. geht, wieder welche da.
Aber ich lerne damit um zu gehen.
Ich hab da ein schönes Beispiel auf welches ich mit meinem Therapeuten gekommen bin.
Als ich es ihm erzählt habe musste er lachen, fand es aber ein sehr nettes Beispiel.
Das ich sehr liebesbedürftig bin, das weiß ich.
Was würd ich also gefühlt am liebsten machen, wenn es da eine gibt, die ich mag?
Übertrieben gesagt würde ich die am liebsten einsperren, damit bzw. bis sie mich liebt....
Was aber genau das gegenteil bewirkt, nämlich das ich nicht geliebt werde.
Ich soll es spielerischer sehen wie mit einem kleinen Hund.
Wenn man mit einem kleinen Hund spielt, dieser Spaß mit einem hat und sich wohl fühlt, dann kommt der immer wieder her.
Das Vertrauen wächst und irgendwann kann man mit ihm kuscheln, schmusen usw....
Wenn ich ihn aber gefangen nehme, fest halte, und drucke, versucht er zu entkommen. Er hat angst, er wird mich beißen und verletzen und wird über kurz oder lang nicht mehr zu mir kommen.
Ich fühle mich ungeliebt von ihm und je mehr sich das verstärkt desto mehr drücke ich den nächsten und lass ihn nicht mehr los.
Was jedoch genau das gegenteil von dem bewirkt was ich erreichen will...
Anhand von diesem Beispiel fällt es mir leicht, mein verhalten einer potentiellen Partnerin gegenüber besser zu verstehen und ändern zu können.
Die beiden Freundinnen währen sicher nichts für mich
Wir sind gute Freunde, mögen uns, aber die vorstellungen vom Leben sind zu verschieden.
Es gibt ja wie gesagt eine, bei der durchaus der Eindruck da ist das sie mich interessant findet. Das sie mich mag, bin ich mir sicher. Nur halt in welchem Mase..?
Mein Therapeut sagt auch das ich nicht mit diesem Erwartungsdruck ran gehen darf, sondern eben spielerisch wie in dem Beispiel mit dem Hund.
Nichts erzwingen wollen. Verständlich ist es für mich, nur halt noch etwas schwer um zu setzen.
Ich hab meine Familie, meinen Neffen, meinen Nachbarn, ein paar Bekannte, mein guten Freundinnen und meinen Verein.
Wenn ich mein Umfeld betrachte gibt es genügend Leute die mich mögen, mit welchen ich was unternehmen kann, mal ein Bierchen trinken oder mal an den See zum angeln.
Und ab und zu ist es ja auch ok, wenn man zeit für sich hat.
Blöd ist es eben nur wenn man sich nicht gut fühlt, 2-3 Leute absagen weil sie schon was ausgemacht haben oder was anderes vor haben, und ich dann anfange das zu verallgemeinern das mich KEINER mag usw...
Und da hilft es mir jeden für sich zu sehen und eine Absage nicht so zu herzen zu nehmen.
Denn wenn ich jeden für sich betrachte würde ich selbst auch in der Situation absagen.
Und ich sag auch freunden ab und zu ab, wenn mir was dazwischen kommt. Was ja auch verständlich ist.
Ich arbeite eben so an mir und meinem Verhalten.
Denn genau durch mein verhalten, rufe ich manche Situationen erst hervor.
Wie sollen menschen, die dieses Gefühl nicht kennen, dieses versteh?
Und mit allen in meinem Umfeld kann und will ich nicht darüber reden warum ich mich so verhalte und wie es mir geht.
Lernen die eigenen Emotionen zu verstehen und damit um zu gehen.
Ob es der richtige Weg ist, mal sehen.
Es tut mir aber sehr sehr gut zu merken das ich nicht der einzige bin, dem es so geht.
deswegen schon mal vielen dank an euch das ich mich mit euch austauschen kann!
ganz liebe Grüße
05.09.2014 16:22 •
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