Hallo Titus...
heute bin auch ich (Kay, 39, männlich, mit Freundin) auf diese Seite hier gestossen, und lese, dass es noch mehr Leute gibt, denen es ähnlich geht wie mir. Meine Geschichte ist natürlich etwas anders, aber viele deiner Beschreibungen habe ich in meinem Leben wieder erkannt. Die schlimmste Zeit ist etwa 8/9 Jahre her. Damals ging es mir exakt so, wie es dir offenbar noch heute geht.
Dein erster Beitrag zu dem Thema ist ja nun schon eine Weile her. Hat sich seit dem an deiner Situation irgendetwas verbessert, oder sitzt du immer noch neben der selben Pflanze auf der selben Sofa-stelle?
Ich kenne das miese Gefühl genau... man sitzt in seiner zwar geheizten aber trotzdem eiskalten Wohnung, starrt an die Wand, ist völlig alleine und keine Sau interessiert es. Man ist absolut ratlos, wie man aus dieser Leere raus kommen soll. Dann mahlt man sich in seiner Fantasie aus, wie toll das Leben da draussen sein muss und wird noch trauriger. Man ist wie gelähmt und bedauert sich selber. Warum ich... was ist an mir so mies...was hab ich gemacht um das zu verdienen. Man sieht ab und zu auf´s Handy... vielleicht hat ja doch jemand eine Nachricht geschrieben. Sofort erkennt man, dass das blödsinn ist, denn wer sollte einem den schreiben. Der einzige menschliche Kontakt sind die Arbeitskollegen. Da spielt man aber heile Welt weil man ja mit niemandem so eng ist, dass man solche schweren Sorgen erzählen könnte. Und selbst wenn man andeutet, was für Probleme man hat interessiert es kaum jemanden oder die normalen Leute verstehen es garnicht was man meint (den sowas gibt es in deren Leben nicht). Bleibt noch das Internet. Das ist zwar für den Moment eine kleine Stütze, hilft aber nicht wirklich, um im echten Leben aus dem Dreck zu kriechen. Und so geht die Zeit dahin... man wird durch den Mangel an Kontakt noch scheuer und schüchterner und traut sich dadurch garnicht mehr raus. Kämpft man sich nun doch mit viel Mut nach draussen wird man gleich wieder enttäuscht. Den was will man denn alleine machen, wo soll man den alleine hin, wen will man den ansprechen und was soll man denn sagen, ohne sich lächerlich zu machen?? Denn... man hat nichts zu erzählen, weil man einsam ist und nichts erlebt. USW. USW. (ich könnte hier noch ewig schreiben)
Wie soll man diesem Kreislauf entkommen?
Ich hab es damals dank einer tollen Kollegin geschafft. Ich hab ihr eher zufällig eine leichtere Version meiner Probleme erzählt und sie hat doch tatsächlich zugehört. Sie hat garnichts weiter gemacht, als mich eines Abends angerufen und gesagt, dass sie mit ihrem Freundeskreis jetzt feiern geht und ich solle mich sofort anziehen und wo wir uns treffen. Ich lag da (wie du ) schon im Bett. HERRGOTT, war ich aufgeregt. Aber ich hab mich zusammen gerissen und bin los. Seit diesem einen Auslöser ging alles im Selbstlauf.
Ich denke, diese eine und echte Person braucht man unbedingt als Starthilfe!
Durch diese Führungsperson fällt einem dann alles viel viel leichter. Sie stellt einem dann andere Leute vor (ohne das es diesen An-mach oder Lächerlich-mach-effekt hat) und man merkt schnell, dass die alle nur mit Wasser kochen. Man merkt, dass die vielen Fantasien über den Spass der Leute die man hatte zum grossen Teil falsch waren. Da gibts viel hohles Gelaber und Show aber im Grunde hat fast jeder unterschiedlichste Probleme oder Sorgen. Das wird nur in der oberflächlichen Welt überspielt. Und nun komm ich langsam zu meinem neuen Problem...
Ich war zwar die nächsten Jahre nicht mehr so allein aber ich konnte auch mit der neuen Welt nicht viel anfangen. DAS, was ich damals sooo sehr wollte, macht mir, nun wo ich´s endlich habe, keinen Spass. Bis heute habe ich nicht eine Person gefunden, die auf der gleichen Wellenlänge tickt, die die selben Interessen hat, die über die selben Dinge nachdenkt oder ähnliche Meinungen hat wie ich.
Und so fühle ich mich trotz das ich nicht alleine bin ...
EINSAM
21.12.2011 16:20 •
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