ich bin neu hier im Forum und mir daher nicht sicher, ob der Beitrag hier hingehört.
Wie so viele andere leide auch ich sehr unter Einsamkeit. Ich gehe zwar schon regelmäßig aus dem Haus, sei es zum Einkaufen oder wenn ich zur Uni muss, doch sobald ich die Schwelle meiner Wohnung überschreite umfängt mich sofort ein beklemmendes Gefühl, eine innere Angespanntheit. In sozialen Situationen schaffe ich es einfach nicht, spontan oder ungezwungen zu sein, sodass ich meist nur schweigend und in Mimik und Ausdruck statisch in irgendeiner Ecke sitze. Und obwohl ich (lebe in einer Großstadt) täglich von tausenden von Menschen umringt werde, fühle ich mich doch allein.
Vielleicht zunächst einige relevante Informationen zu meiner Person (sofern es jemanden interessieren sollte):
Ich bin 21, männlich und werde gegen Ende des Jahres 22 Jahre alt. Freuen kann ich mich über meinen Geburtstag nicht, schließlich führt mir dieser Tag jedes Jahr schmerzlich vor Augen, dass ich schon wieder älter geworden bin, ein Jahr weniger vom Leben habe, in dem sich - wieder einmal - nichts Wesentliches an meiner Situation geändert hat. Und wieder einmal werde ich diesen Tag allein verbringen...
Zur Vorgeschichte sei nur kurz erwähnt, dass ich seit ich mich zurückerinnern kann wegen meines Erscheinungsbildes (Übergewicht) nur gemobbt wurde. Das hat schon im Kindergarten angefangen. Von meinen Eltern habe ich auch nur wenig bis keine emotionale Zuwendung erfahren und mich infolge dessen immer mehr zurückgezogen und in schulische Leistungen verkrochen. Besonders von meinem eigenen Vater habe ich mir auch des öfteren Spott und Beleidigungen anhören dürfen. Zwar hatte ich bislang durchgehend gute bis sehr gute schulische Leistungen und bin auch nicht mehr übergewichtig, doch wirklich als erfüllend empfinde ich das Ganze nicht. Was nützt mir auch der Erfolg im Leistungssektor, wenn das Wesentliche - soziale Kontakte, das Miteinander, Leben, Wohlbefinden - auf der Strecke bleibt?
Wirkliche Freundschaften oder Bezugspersonen hatte ich nie. Selbst jetzt habe ich eher flüchtige Bekanntschaften: Man sieht sich zu den Vorlesungen, erzählt ein bisschen und dann geht jeder wieder getrennte Wege. ''Freundschaft'' im engeren Sinne verstehe ich jedoch als eine zwischenmenschliche Beziehung, in der man sich vertrauen kann, einander alles erzählen kann und füreinander da ist, wenn man einander braucht. Ich wünsche mir ja auch nicht einen riesigen Freundeskreis, aber wenigstens einen guten Kumpel zu haben, mit dem man über alles offen reden kann, das wäre schon schön.
Am sehnlichsten wünsche ich mir aber eine Beziehung, da ich auch - wie vermutlich jeder andere - Bedürfnisse nach Nähe, Liebe und Zuneigung habe, zumal das in meiner Kindheit zu kurz geraten ist. Schließe träume ich davon, später selbst eine Familie zu haben... aber davon bin ich meilenweit entfernt.
Der größte Witz an der Sache ist: Ich war bereits in psychotherapeutischer Behandlung und studiere selbiges - sitze also an der Quelle sozusagen. Dennoch schaffe ich es nicht, auf andere zuzugehen oder neue Kontakte zu knüpfen, größtenteils aus Angst vor Ablehnung oder Misserfolg. Auch fällt es mir schwer, Emotionen auszudrücken, was ja eine wichtige Voraussetzung für das Eingehen längerfristiger, stabiler und intimer Beziehungen ist. Allein die Vorstellung, körperliche Nähezuzulassen oder möglicher Kontrollverlust sind beängstigend, wenn auch faszinierend. Dabei musste ich feststellen, dass nicht mangelnde soziale Kompetenz oder dergleichen ursächlich ist, sondern eher dessen situationsspezifische Verfügbarkeit und das aktive Zugehen auf andere.
Ich bin echt verzweifelt, weil ich mich quasi ständig im Kreis drehe: Einerseits nehme ich die Bedürfnisse und den den Wunsch nach sozialer Einbindung ernst und wahr, fühle mich aber nicht in der Lage diesem zu entsprechen - nicht aufgrund fehlender kognitiver oder körperlicher Fähigkeiten, sondern aus innerer Angespanntheit, Starre, fehlender Überwindung. Bestes Beispiel: Ich melde mich bei einer Online Dating Platform an, vermeide es aber, andere zu kontaktieren, da ich warte, selbst angeschrieben zu werden. Den zweiten Schritt zu gehen empfinde ich nämlich als weitaus einfacher.
Momentan hänge ich wieder in einer depressiven Schleife fest - zwar war es auch schon mal besser, doch dann meist nur, weil ich mich mit klischeehaften Worten ''Alles wird gut'' (vom Ansatz her vielleicht gut, aber mit passiver Grundhaltung eher weniger effektiv) und Beschäftigungen vertröste.
Manchmal frage ich mich, ob vielleicht selbst der einfache und menschliche Wunsch nach sozialen Kontakten, Liebe etc. zu viel verlangt ist...
Soweit von mir. Vielleicht weiß ja jemand in meiner Situation Rat. Wenn noch zusätzliche Infos benötigt werden, so stehe ich jederzeit zur Verfügung.
19.12.2012 17:57 • • 23.12.2012 #1