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Jahr und Jahr zieht ins Land und alles bleibt beim Alten. Ich werde älter, faltiger, müder, das Wetter wird schlechter, alles wird teurer... aber eines bleibt wie es immer war: Die Einsamkeit lässt mich nicht los. Wochenlang habe ich mich auf die Ferien gefreut. Nur, um hier zu sitzen wie all die Jahre zuvor. Einsam. Das Telephon kann ich auch abmelden. Wozu zahle ich jeden Monat den Beitrag, wenn es doch nie klingelt? Ich habe es wieder einmal geschafft und habe mir alle Leute vom Hals geschafft. Es ist wie verhext, ich weiß nicht, woran es liegt. Überall, wohin ich komme, stoße ich die Leute vor den Kopf, ohne es zu wollen, so dass keiner mehr mit mir etwas zu tun haben will. Ich gebe mir Mühe und kämpfe darum, anerkannt zu werden und Freunde zu finden, aber es endet immer damit, dass keiner etwas mit mir zu tun haben möchte. Mich damit abfinden, dass es eben mein Schicksal ist, in Einsamkeit zu verrecken, schaffe ich auch nicht. Zumal ich nicht in der Lage bin, Dinge allein auf die Beine zu stellen. Ich nehme mir tausend Sachen vor, die ich machen müsste oder schon immer machen wollte und mache nichts davon, weder etwas sinnvolles, noch etwas schönes. Stattdessen sitze ich hier wie gelähmt und starre doof ins Internet. Am Ende des Tages ärgere ich mich über mich, dass ich wieder nichts geschafft habe und nehme mir vor, dass ich es morgen besser machen werde und am nächsten Tag ist alles wie gehabt: Eine bleierne Lähmung überfällt mich, ich sitze da und mache nichts. Zwischendurch fahre ich doof durch die Gegend und kaufe irgendwelchen Schwachsinn ein, fresse mich voll bis zum Anschlag und dann hocke ich wieder vor dem Internet, bestelle irgendetwas oder warte darauf, dass jemand mir eine Email schreibt. Ab und zu versuche ich, zu irgendwelchen Leuten, dich einst kannte Kontakt aufzunehmen und schreibe oder frage, ob wir uns treffen wollen. Meist kommt nicht einmal eine Antwort. So geht das schon seit Jahrzehnten, ich bin einfach zu blöd, den Zustand zu ändern, dazu beizutragen, dass es endlich besser wird, dass ich besser ankomme, dass mich die Leute mögen und auf mich zukommen. Das schaffe ich nicht. So geht mein Leben dahin und irgendwann werde ich vereinsamt in irgendeinem Altenheim liege und vor mich hinvegetieren. Werde auf den Tod warten und alles ist vorbei. Und hatte keinen Sinn. Ich werde keine Spuren hinterlassen, keiner wird meiner gedenken oder mich vermissen. Es ist, als ob es mich nie gegeben hätte. Warum gibt es mich überhaupt? Ein Zellklumpen hat sich zusammengeklebt, ist gewachsen und darauf ist ein Mensch entstanden. Ein Mensch, der eigentlich diese Bezeichnung nicht verdient. Ein sinnloser Haufen schei., zu nichts zu gebrauchen, der nichts kann und nie irgendetwas auf die Reihe gebracht hat.

Warum können die meisten sich vor lauter Freunden nicht retten und sind ständig verabredet und ich verrecke vor lauter Einsamkeit und alle wenden sich von mir ab? Warum leben die meisten in einer glücklichen Partnerschaft, haben Familie, Kinder und Geschwister und ich habe nichts davon? Wenn ich heute sterbe, merkt keiner, dass ich tot in der Wohnung liege. Höchstens irgendwann am Gestank.

23.07.2011 20:02 • 03.08.2011 #1


Hallo TitusAndronicus,

oh je. Das klingt alles sehr vertraut für mich

aber:

Zitat von TitusAndronicus:
Überall, wohin ich komme, stoße ich die Leute vor den Kopf,


wie meinst du denn das? Was machst du, dass du die Leute vor den Kopf stößt?


LG
Capri

A


Und alles ist wie immer.

x 3


Hallo Titus,

hast du eine Idee, woher deine Unattraktivität für andere Menschen herkommt? Stösst du sie deiner Meinung nach mehr durch dein Wesen, dein Verhalten oder dein Äusseres ab?

Ich fand deine Auseinandersetzung damit und das Mitteilen deiner Situation jedenfalls so grundehrlich und offen ausgesprochen, dass ich das toll fand.

Lieben Gruss von Fenni

Hallo miteinander.

Es ist schwer, wenn jemand in einer solchen Situation ist, einen Ausweg zu finden. Das Ganze kommt vielfach schleichend. Auf einmal ist man in der ganzen Sch... (Sorry!) drin, und kein Ausweg ist in Sicht, von mitmenschlicher Hilfe mal ganz zu schweigen.

@ Titus:
Es ist ja schon eine Weile her, seitdem Du diesen Beitrag geschrieben hast. Hast Du noch Zugiff, gibt es Neuigkeiten?

@ Capricorn:
Zitat von Capricorn:
wie meinst du denn das? Was machst du, dass du die Leute vor den Kopf stößt?


Ich kann mir vorstellen, dass ein Teil Deiner Frage als Antwort in den Fragen von Fenni enthalten ist. (Etwas kompliziert geschrieben, ich weiss.

Zitat von Fenni:
hast du eine Idee, woher deine Unattraktivität für andere Menschen herkommt? Stösst du sie deiner Meinung nach mehr durch dein Wesen, dein Verhalten oder dein Äusseres ab?


Wenn ein Mensch anders aussieht, denkt, handelt, usw. wird er vielfach als nicht normal, anders eingestuft. Ein gutes Beispiel ist sicherlich das Gewicht, zumal ich auch selber mit der ganzen Problematik kämpfe und das ganze auch selber erfahren musste (und muss).

Wenn wir nicht in ein spzielles Bild, in einen Rahmen passen, werden wir für das meiste Umfeld unattraktiv, weil das Äussere viele abschreckt. Viele Leute urteilen, verurteilen und beurteilen einen Menschen einfach nach seinem Äusseren, egal, was er für einen Charakter hat und was die Hintergründe sind, und was auch die ganze Vorgeschichte ist. Und genau fallen viele Menschen leider durchs Raster: Es wird verurteilt, in einen gleichen Topf geworfen, was schlussundendlich dazu führt, dass eienn die Leute abstossend finden.

Und dann kommen natürlich auch solche Sprüche wie: Reiss dich doch zusammen und nimm ab!, Selber schuld, wenn du dich nicht in Griff hast!, Wenn Du genügend Willen und Einsatzstärke hast, findest Du (D)einen Weg und (D)eine Lösung aus diesen Problemen!.

Etwas noch zum letzten Punkt, zum Weg und zur Lösung, aus einem Problem hinauszukommen: Stimmt ja eigentlich auch. Aber was, wenn jemand in einer solchen festgefahrenen Situation steckt, dass man alleine nicht mehr raus kommt? Die angeblichen Freunde waren ja nur zu Sonnezeiten da, und das Umfeld reagiert sowieso mit blöden Sprüchen auf die ganze Situation.

Kurzum: Gäbe es mehr Toleranz, Achtung und Respekt gegenüber den Mitmenschen, dem Umfeld, so liessen sich genau so Probleme, wie es Titus beschrieben hat, grössenteils vermeiden, bzw. vermindern. Aber die Intoleranz dervielen treibt die Minderheit ind manchmal fast auswegslose Situationen.....

Ich hoffe, ich habe nicht gerade allzuvielen Bockmist geschrieben...

Alles Gute und viel Kraft, Titus, und natürlich an uns alle!

@Roadtiger:

Zitat von Roadtiger:
@ Capricorn:
Capricorn hat geschrieben:
wie meinst du denn das? Was machst du, dass du die Leute vor den Kopf stößt?


Ich kann mir vorstellen, dass ein Teil Deiner Frage als Antwort in den Fragen von Fenni enthalten ist. (Etwas kompliziert geschrieben, ich weiss.


Ja, kannst schon recht haben. Nur hätt ich dann doch gern ne Antwort aus erster Adresse

Mal sehen, vielleicht tauch sie ja nochmal auf hier.

Dass ich die Leute abschrecke liegt (vermtulich) nicht an meinem Äußeren. Ich bin normal groß und nicht übergewichtig. Auch habe ich keine äußerlichen Anomalien oder Krankheiten. Ich sehe völlig durchschnittlich, eher langweilig aus. Ich glaube nicht, dass die Abschreckung daran liegt.

Vielmehr scheine ich einen schweren Rucksack aus Leid und Elend mit mir herumzutragen, der mich umschwebt wie ein Fliegenschwarm und meine Wirkung auf andere färbt. Ich schaue meist traurig aus der Wäsche, weiß meist nicht, was ich sagen soll, weil ich bei den üblichen Themen, also Familie, Urlaub, Wochenendunternehmungen, Kinder nicht mitreden kann. Ich habe keine Themen, die andere interessieren. Und ich finde alles schwierig und problematisch. Das strahle ich wohl aus. Ich habe meist Angst, überfordert zu werden und freue mich selten auf oder über etwas. Früher sagte man mir, ich sei zu klettig und würde nicht akzeptieren, wenn jemand keine Zeit hat. Seitdem versuche ich, möglichst nicht zu fragen ob wir uns treffen wollen, in der Hoffnung, dass die Leute auf mich zukommen, wenn es ihnen zeitlich passt. Was natürlich meist nicht geschieht, weil ja alle so viele Freunde haben, dass sie mich dabei nicht brauchen und ich einfach untergehe in der Menge.


Seit ich den Beitrag geschrieben habe gibt es keine Neuigkeiten, alles ist wie immer. Das geht schon seit Jahrzehnten so. Es gibt manchmal kurze Abschnitte, in denen ich denke, dass es besser werden könnte, dass es Hoffnung gibt. Aber dann werde ich ganz schnell eines besseren belehrt.

Im Moment habe ich den Eindruck, dass ich allein wirklich nicht mehr rauskomme aus dieser Situation. Andererseits weiß ich auch nicht, wo ich Hilfe finden kann, weil ich schon so viele Versuche unternommen habe, eine Therapie zu machen und auch dort nur schlechte oder im besten Fall nutzlose Erfahrungen gemacht habe.

Meine Unattraktivität kommt wohl in erster Linie daher, dass ich alles negativ sehe. Und dass ich so sehr um meinen Schmerz kreise, dass ich nicht in der Lage bin, mich auf andere Menschen einzustellen und deren Bedürfnisse wahrzunehmen. Leider weiß ich nicht, wie ich aus dieser Todeslähmung heraustreten soll.

Es ist alles sehr traurig, was Du schreibst und in gewisser Weise kann ich das alles sehr gut nachempfinden. Ich kann von Glück sagen, dass ich noch eine Reihe guter Freunde habe, aber da muss man sich auch mal blicken lassen. Freundschaften sind immer ein Produkt aus geben und nehmen und natürlich gegenseitiger Sympathie. Ich weiß aber auch, dass ich oft auch mal angerufen werde, weil ich das ein und andere erledigen kann. Allerdings versuche ich das nicht falsch zu bewerten, dann Freunde sind ja auch dafür da.

Wenn Du hier in der Gegend wohnen würdest, hätte ich Dich erstmal auf ein Pils eingeladen. Es ist niemand so ugly - auch Du nicht. Ich denke, dass Dir noch der richtige Kontakt in eine Gruppe Gleichgesinnter fehlt. Klar, die trifft man nicht irgendwo auf der Strasse.

Was hast denn Du für Hobbys? Darüber lassen sich wunderbar Kontakte knüpfen - z.B. zu jährlichen Treffen oder regionalen Vereinen. Über sowas ergibt sich dann auch öfter mal was engeres. Du musst Dich aufrappeln - es wird niemand bei Dir klopfen kommen. Ich habe z.B. über meine Musik/Band fast alle Freunde getroffen, die um mich so rumschwirren. Da sind auch ganz oft sympathische Leute dabei.

Magst Du Sport? Da gibt's so viele Vereine. Radsport war für mich die Erleuchtung der letzten Jahre. Man kommt raus, trifft Leute - zumindest zum Gruß und kommt wunderbar erhohlt von den Touren zurück. Man muss sich da gar nicht doll verbiegen, einfach aufs Rennrad und los. Das schöne ist, dass man an Selbstvertrauen gewinnt. Die Leute gucken gern am Straßenrad, die Kinder winken öfter mal. Probier das mal - ich gebe Dir Brief und Siegel, dass es ein großer Zugewinn ist und Dir manchen Tag rettet.

Wenn Du magst: Schreib mir eine PN - ich habe immer ein offenes Ohr und suche gern Mailfreundschaften.

LG Manitou

Titus...darf ich fragen, wie alt Du bist ?




Dr. Reinhard Pichler
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