Hallo orangensaft (hmm, lecker...),
das Gefühl der Einsamkeit kennt hier jeder, auch wenn jedes einzelne Schicksal ein eigenes, persönliches Gefühl der Einsamkeit erzeugt. Einsamkeit liefert gleich ein Paket an Gefühlen und Erinnerungen, sodass man nicht pauschal von der Einsamkeit reden kann.
Wenn du es willst und du es kannst, dann können ich und sicherlich auch andere im Forum, Schritt für Schritt an dich herangehen und dein Gefühl ergründen. Mit dem Ergründen kannst du selbst Erkenntnis gewinnen und eventuell eine Lösung finden, wie du die unangenehmen Gefühle der Einsamkeit am Besten los wirst.
Zitat von orangensaft:Hallo alle miteinander,
ich finde es ein seltsames phänomen, da sich soviele menschen einsam fühlen und es eben so viele menschen gibt. ich meine, was soll das?
Menschen haben das Bedürfnis sich zu erklären. Sie treten mit Erwartungen hinaus in die Welt und an die Mitmenschen. Einsamkeit ist ein Produkt von nicht erfüllter Erwartungen an Mitmenschen und sich selbst. Einsamkeit ist ein Prozess, ein Konflikt im Inneren deines Selbst.
Die Gründe warum sich viele Menschen in der heutigen Gesellschaft einsam fühlen, sind vielfältig und es wäre mühselig über jeden einzelnen zu spekulieren. Andererseits waren Menschen schon zu jeder Zeit einsam und auch wenn es so anmutet, als wäre die Einsamkeit eine neue Krankheit unserer heutigen Gesellschaft, sollte man nicht vergessen, dass auch schon in der Antike und im Mittelalter viele Menschen an Einsamkeit litten und starben. In unserer heutigen modernen Welt, in der die Kommunikation unter den Menschen leicht von Hand zu gehen scheint, ist es auch leichter sein Leid in die Welt hinauszutragen. Wie du oder ich, treten wir in Kontakt mit anderen Menschen. Früher waren die Möglichkeiten eher beschränkt und man litt alleine.
Unser Selbst neigt ständig zu Generalisierung. Gefühle werden über Zeit und Intensität generalisiert. Vielleicht auch jetzt hier, bei den Gefühlen rund um die Einsamkeit? So viele Menschen sind einsam Bei diesen Satz muss man natürlich empirische Daten einfordern, um eben jene Aussage zu beweisen. Meist ist diese Aussage dann doch nur ein Eindruck, der fälschlicherweise dadurch entsteht, dass wir unser eigenes Gefühl als Maß an die Welt sehen (wenn auch manchmal eher unbewusst). Ob nun so viele Menschen einsam sind, wie man selbst meint, ist in nicht entscheidend. Entscheidend ist, warum man diese Aussage gewählt hat. Will das Selbst sich vor der Einsamkeit schützen in dem es sagt Schau hin, du bist nicht die Einzige, es gibt viele von dir. Bettet sich das Selbst in eine fiktionale Gruppe von Mitleidenden ein? Schützt es sich damit selbst, um nicht als einzelnes Selbst *beep* vor der eigenen, persönlichen Wahrheit zu stehen, dass man einsam ist? Fällt es leichter zu leiden, wenn man weiß, dass man nicht der einzige ist?
Um sich selbst zu ergründen, muss man sich selbst kritisch gegenüber stehen. Wir funktionieren nun mal so, dass Gefühle und Unterbewusstsein unseren wesentlichen Charakter bestimmen. Wir fühlen und dann denken wir. Das macht die Sache so schwierig. Du hast schon sicherlich erlebt, dass du wie automatisch einen anderen Menschen übertrieben angeschnauzt hast, wenn du wütend warst. Wenn du dich einsam fühlst, dann kannst du dein Problem nicht wegdenken. Es ist da, in dir verankert und nur mit einer tiefen Reise in dir, kannst du etwas von deinen Selbst ergründen und damit deinen Gefühlen auf die Schliche kommen.
Zitat:ich verstehe es nicht... immer wieder frage ich mich das und kann es doch nicht ändern und fühle mich auch einfach nur einsam.
alles began mit der trennung von meinem ex-freund. ja er hat sich getrennt. mich vorher betrogen. ja aber tut nichts zur sache.
Bist du dir da sicher? Betrogen zu werden ist eine große Kränkung die bei keinen Menschen so einfach spurlos bleibt. Das Problem: Wenn dein Freund fremd gegangen ist, schrauben sich bei den nächsten Partner gewisse Erwartungen hoch. Und denke nicht, dass es Erwartungen nur an den Partner sind. Es sind vor allem Erwartungen in dich selbst.
Wir grenzen gerne, wie in der Schule nach dem Fächersystem, unsere Erlebnisse in Kategorien ab. Ich finde das Blödsinn, nur wer das Gesamtbild seines Selbst im Blick hat, kann jemals die Chance erhalten, sich selbst zu verstehen.
Es mag so scheinen, als habe diese Erfahrung nicht primär mit der Einsamkeit zu tun, aber sei dir bewusst, dass jede Erfahrung unser Selbst formt.
Dies ist eine Bemerkung nur am Rande.
Zitat:irgendwie fehlt seitdem etwas. irgendwie auch nicht, da ich mich mit ihm manchmal noch einsamer fühlte.
Einsamkeit geht einher oft mit Alleinsein. Aber wie du eben gerade schön geschrieben hast, warst du auch mit ihm einsam.
Worin unterscheiden sich Alleinsein und Einsamkeit? Alleinsein ist ein Umstand, den andere und wir beeinflussen können. Andere Menschen können dein Alleinsein beenden. Auch ist Alleinsein nicht zwingend mit negativen Gefühlen zu besetzen. Wenn man allein ist, kann dies auf manche Menschen gerade zu heilend wirken.
Einsamkeit ist schwieriger zu fassen. Der Mensch fühlt sich einsam, weil die tiefsten Winkel seines Selbst ihre Erwartungen und Wünsche einklagen. Von Ich will endlich gestreichelt werden, Ich will endlich mit Jemanden über meine doofen Chef reden bishin zu Ich will mit jemanden im Regen tanzen. Das Bewusstsein kann aber nur zu einen gewissen Grad in das Selbst sehen. Den Rest nennen wir das Unterbewusstsein. Das bewusste Selbst steht auf einer Landschaft, dass von seelischen Erdbeben und Eruptionen heimgesucht wird. Wir wissen nicht warum in uns die Erde wackelt. Wir wissen nur, dass sie das tut. Wer einsam ist und darunter leidet, leidet darunter das er das Unterbewusstsein nicht befriedigen kann. Dein unterbewusstes Selbst hungert, es hungert nach Allem was menschlich ist: Anerkennung, Liebe, Sex, Erfolg, Spaß etc.
Wenn man mit Menschen umgeben ist, die zwar das Alleinsein erfolgreich verjagen, aber dem Unterbewusstsein nicht genug Befriedigung geben können, dann leidet man unter Einsamkeit.
Darum, ich sage es nochmal, ist es wichtig, dass du dich und deine Erwartungen und deine Wünsche ergründest.
Zitat:doch nun fährt übers wochenende z.b. meine (einzige) freundin weg-es kommt mir vor, wie wenn alles unter mir zusammenbricht.ich weiß nicht was ich tun soll. es ist einfach nur schrecklich und ein wahnsinniges gefühl von einsamkeit.
Du bist alleine? Dann wird es Zeit endlich einen Schritt Richtung in dir zu gehen. Statt alleine zu hause zu sitzen, gehe unter die Leute. Nein, ich bin nicht so naiv, dass ich dir jetzt euphorisch erzähle, dass du dann neue Leute kennenlernen könntest. Nein, vielmehr sollst du dich beobachten. Was passiert mit dir, wenn du unter den gestressten Menschenmasse unterwegs bist? Was passiert, wenn du zufällig den Blick eines anderen Menschen streifst? Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf, wenn du mitten im Menschenbad alleine shoppen gehst?
Und wenn du alleine Zuhause bist, dann lass es ruhig zu. Weine, wenn dir danach ist, lass dein Selbst leiden, wenn du in alten Erinnerungen und nicht erfüllten Erwartungen schwebst. Traurigkeit ist nicht von Dauer (und wenn doch, dann ist man depressiv...) und Gefühle rauszulassen ist wichtig. Nur so kannst du erfahren, was du eigentlich willst.
Schwebe in Melancholie, Selbstmitleid und Angst. Und wenn du fertig bist, mit den Gedanken, mit den eventuellen Tränen und den verblassten Erinnerungen, ja dann beginne damit zu analysieren. Schreibe dir deine Gedanken auf. Untersuche deine Gedanken = Warum habe ich das gedacht? Wie komme ich darauf? Welche Geschichte steht hinter diesen Gedanken? Bin ich ehrlich, ist der Gedanken wirklich so wunderbar, wie sich zeigt oder lasse ich gewisse Dinge weg?
Setze dich hin, setz dich mit dir auseinander. Schreibe auf, weshalb du glaubst einsam zu sein und welche Faktoren die Einsamkeit schmälern könnten.
Zitat:ich weiß eigentlich gar nichtwas genau ich nun mit diesem text sagen möchte oder um welche rat ich bitten mag.
aber vielleicht kennt jemand dieses gefühl oder hat schon änhliche erfahrungen gemacht und kann mir irgnedwie weiterhelfen.
grüße
Ich kenne das Gefühl sehr gut. Zur Zeit fühle ich mich einsam, weil ich alleine bin – größtenteils. Aber ich bin mittlerweile an dem Punkt geraten, an dem ich mich ernsthaft gefragt habe: Also jeden Tag das gleiche Trauerspiel, was bedeutet es?
Zuerst dachte ich hey, das ist eben mein Schicksal, mein DAUERZUSTAND. Aber ich habe schlicht die Einsamkeit falsch gedeutet. Meine Einsamkeit ist ein Konflikt in mir, zwischen der maximalen Wunschvorstellung wie schön doch ein Samstagabend mit einer handvoll Leuten doch sein muss und der Realität ich bin *absolut* alleine. Die Gefühle sind Boten aus meinen tiefen Selbst, jenen Bereich der so dunkel und abgelegen ist, dass ich selbst mit großen und weit geöffneten Augen nicht hineinsehen könnte. Ich weiß einfach nicht, was in mir, da drunten vorgeht. Was will der dunkle Abgrund in mir von mir?
Die einzige Chance mein Unterbewusstsein kennenzulernen sind die Gefühle. Jener Mix aus Hormonen, die meinen Körper in Schwingungen bringen. Ich begann jede Situation, in der ich mit die Gefühle der Einsamkeit übermannten zu beobachten.
Häufig war ich früh oder abends im Bett traurig. Ich lag da und meine Gedanken rutschten ab. Vorstellungen von Wie könnte es wohl mit einem besten Kumpel wohl sein... flimmerten vor meinen geistigen Auge. Traurigkeit, ein Meer aus Melancholie und Tränen stieg von der Tiefe meines Selbst hoch und überflutete das klägliche Bisschen an Bewusstsein. Die Traurigkeit schüttelte und rüttelte mich. Sie verursachte, dass ich mich fühlte, als hätte ich ein Klos im Hals, als würde ich gleich innerlich sterben und Tränen kullerten über meine Backen. Nun begann der große Kampf in mir, den ich völlig wehrlos gegenüberstand. Wie der Kampf ablief, kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, wie mein Unterbewusstsein mit sich ringt, aber ich höre die Schmerzensschreie aus den Abgrund meine Selbst, ich höre die Klagen nach Liebe und Sexualität, ich fühle das Beben in mir, dass endlich Befriedigung fordert, ich fühle die Schmerzen die mein Unterbewusstsein meinen Herzen (=Herzrasen) antut. Ich schmecke die salzigen Tränen, ich rieche meine Schwermut und sehe vor meinen geistigen Augen Szenen aus einer fremden Welt.
Die Schlacht in meinen Inneren ist dann aber irgendwann vorbei. Die Traurigkeit schwindet und der Körper beruhigt sich. In diesen Moment will ich mich der Welt mitteilen. Will ihr erzählen wie ungerecht doch alles sei, fange an zu generalisieren und meine Denke schränkt sich auf mein Leid ein. Wie schei. doch mein Leben doch ist, lautet die Parole. Ich blende, blind geworden von dem Schlachtgetümmel in mir, meine guten Seiten und Erlebnisse aus und stülpe mir all mein Negatives über.
Doch auch das geht vorbei. Man normalisiert sich. Der Fokus verlegt sich auf andere Dinge. Ich begann mich zu analysieren. Warum habe ich da gedacht? Weshalb sehe ich die Freundschaft so positiv? Was suche ich?
Mir geht es nach einer Analyse besser. Ich weiß nun, weshalb ich so traurig bin. Sicherlich kann ich die Schlacht in mir nicht beenden, aber ich kann nun in den Prozess der Gedankenbildung eingreifen (ich habe mir einen Brief geschrieben, der alle meine positive und schöne Seiten/Erlebnisse beinhaltet und ich erwähne die tollen Menschen, die ich bereits kennenlernen durfte, auch wenn ich bisher keine großartigen Freundschaften pflege) und bin nicht ganz wehrlos der Traurigkeit ausgeliefert.
Der nächste Schritt ist die tiefgreifende Erkenntnis mir gegenüber. Das ist aber sehr schwer, denn man muss ins Unterbewusstsein hinab steigen. Vielleicht ist das nur mithilfe einer psychotherapeutischen Fachkraft möglich. Vielleicht aber auch, kann ich auch so wie ich jetzt bin, leben, denn momentan gefalle ich mir.
Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute!