Ich glaube auch nicht, dass man einfach so von jetzt auf gleich den Hebel umlegen kann. DASS man versuchen sollte ihn umzulegen finde ich aber unbedingt erforderlich, wenn man in Passivität und in Selbstmitleid versinkt bzw. die Schuld für eine verfahrene Situation ausschließlich bei anderen (der Frau) sucht. Das bedeutet nicht, dass sich die Frau nicht wirklich unmöglich verhält. ABER sie ist für ihr Verhalten verantwortlich und liest hier sehr wahrscheinlich nicht mit. Und WENN ihr Verhalten nicht in Ordnung ist, dann ist umso mehr(!) Dein Verhalten und Handeln gefragt, Balou, und da scheint es ja massiv zu haken. Als ich schon einmal hier etwas geschrieben hatte, da fand ich es nicht mit anzusehen, wie Du offenbar über dieser Liste hocktest, immer mehr draufgeschrieben hast, aber auf irgendein ominöses Puzzleteil wartetest anstatt auch mal in die Gänge zu kommen. Eine Rechtfertigung sei mir gestattet, dass sich das für mich leicht sagt, während Du ja vor dieser schwierigen Situation stehst, die Du selbst bewältigen musst bzw. _willst_. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass Du ganz extrem passiv bist, trotz guten Willens und viel Einsicht. Gerade dann zu sehen, dass Du einfach nicht weiterkommst, hat in mir das Bedürfnis geweckt, Dich irgendwie wachzurütteln - hat ja aber nicht funktioniert.
Dass das fehlende Puzzleteil tatsächlich eine neue Frau ist, war nicht mein Eindruck. Für mich schien es einfach so zu sein, dass Du nicht ins Handeln kommst und darauf wartest, dass irgendwann alles von selbst klar ist - dass auf magische Weise sich die Erleuchtung einstellt, wo keine zu erwarten ist. Allerdings hast Du da ja auch das beschrieben, was Dir fehlt (Zärtlichkeit usw.), und ich wünsche Dir sehr, dass sich da etwas tut und Du im Zweifelsfall erlöst wirst. Trotzdem hatte ich dein Eindruck, dass Du Dich da sehr leicht von der konkreten Problematik, mit der Du hergekommen bist, hast ablenken lassen. Was in dem Kontext das Schwert wirklich symbolisieren könnte möchte ich nicht explizit benennen, da dieser Assoziation meine eigenes, defizitäres Denken zugrunde liegen könnte. Ich mache jedenfalls auch gerne solche Andeutungen, bewusst.
Balous Perspektive ist die einzige, mit der es Sinn macht, sich hier an dieser Stelle auseinanderzusetzen, denn schließlich ist er es, der hier schreibt und eine Lösung sucht. Da kann man sich sicher mit der Gesamtsituation und mit dem Verhalten Deiner Frau auch beschäftigen, Balou, aber insofern es um Veränderungen und das zukünftige Handeln geht, kannst Du ihr nicht die Schuld für Deine Passivität in die Schuhe schieben - erst recht nicht, da sie ja gar nicht hier mitdiskutiert; das ist tatsächlich hintenrum, über sie hier zu jammern. Immerhin hast Du Dich für sie entschieden und diskutierst jetzt mit anderen Leuten hinter ihrem Rücken. Auch wenn sie nicht zugänglich ist, so ist das doch an ihr vorbei, und vielleicht ist das tatsächliche eine Form des Vertrauensbruchs, um es mal drastisch auszudrücken. Das bedeutet nicht, dass es für Dich eine vertrackte Situation ist und auch auf eine gewissen Weise mutig, hier nach Feedback und Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Jedoch letztendlich wirst Du Dich unmittelbar mit Deiner Familie auseinandersetzen müssen anstatt mit anderen nur darüber zu diskutieren.
Vom Kopf her müsste doch sowohl Balou als auch vielen anderen(?) klar sein, dass es eine Diskrepanz gibt zwischen Balous Frust und hier durchaus vertretenen Ansichten inkl. Vorwürfen an seine Frau und (im Gegensatz zu) seinem realen Verhalten innerhalb seiner Familie gibt und dass er handeln will, das aber nicht schafft. Was bringt es da, sich klar zu machen, dass es ein langer Prozess ist, wenn es doch darum geht, mit einer akuten Situation umzugehen und endlich damit zu beginnen, Verantwortung zu übernehmen und zu handeln. Und handeln wäre es ja schon, ehrlich mit der Frau zu reden, ihr Gezeter auszuhalten, den Kindern gegenüber sichtbar zu sein, Beratungsstellen aufzusuchen usw. also auch ggf. in kleineren Schritten einer positiven Veränderung entgegenzuarbeiten. Oder auch den großen Knall zu riskieren. Klar, da auch seine Kinder betroffen sind, sollte das wohl nicht kopflos stattfinden (auch das eine Frage der Verantwortung, gut zu überlegen, Informationen einzuholen, Argumente und potenzielle Folgen gegeneinander abwägen), aber eben auch nicht, die Sache passiv und selbstmitleidig auszusitzen. Letzteres ist sehr wahrscheinlich _schlimmer_ für die Kinder (auch in dem, was sie lernen und was sich dann negativ auf ihre spätere, eigene Lebensführung auswirkt!) als wenn sie ggf. eine offene Auseinandersetzung miterleben. Es könnte sogar gut für die Kinder sein, zu sehen, dass Papa eine andere Meinung als Mama hat und gerade dann handelt, wenn es unangenehm wird und nicht kneift, wenn sie also sehen, dass schwierige Verhältnisse und eine reales Problem nicht durch Aufrechterhaltung eines verlogenen Status Quo zu ihrem Wohle beibehalten werden. Das sind sie dann später selbst u.U. versucht, so in ihrem eigenen Leben zu praktizieren und werden dadurch ihre Ehe- oder anderen Probleme selbst vielleicht auch nicht in den Griff kriegen. Sowas vererbt sich, und das ist nicht gut.
Worum gehts denn hier? Balou sagt sinngemäß: Ich halte meine Ehe nicht mehr aus und möchte mich trennen. Ist natürlich alles nicht so einfach wg. der Kinder. Deshalb versucht man ihm hier zu helfen. Letztendlich muss er ja wohl selbst irgendwas machen oder sich dafür entscheiden, passiv zu bleiben, wie auch immer. Indem man _ewig_ rumdiskutiert ändert sich ja wohl nix, es sei denn, es ist von Handlungen und Reflexion in RL begleitet. Hat sich irgendetwas geändert, seit Du den ersten Beitrag hier geschrieben hast, Balou? Hast Du etwas anders gemacht, ausprobiert, irgendetwas? Immerhin hat der Thread hier 16 Seiten. Offensichtlich ist er aber bereits mit einer Leidensgeschichte und der Überzeugung, dass eine Trennung wahrscheinlich sinnvoll ist, hergekommen. Er kann sicher Hilfe dabei gebrauchen, sich einen Überblick über die Optionen zu verschaffen, als auch Ermutigung, aber das allein führt nicht zu Veränderungen.
Dass es ein langwieriger Prozess ist kann man wohl darauf zurückführen, dass im Gehirn entsprechend starke Verknüpfungen aufgrund des erlenten und lange gelebten Verhaltens existieren, denen man nicht so einfach entgeht. Deshalb ist es sicher mühselig, umzulernen. Wobei man aber auch bedenken sollte, dass die richtigen Verhaltensweisen (selbstsicher, also basierend auf innerer Stärke) positiv belohnt werden und damit ein beschleunigtes Lernen möglich ist. Das Schwierige ist, überhaupt den Anfang zu finden, sich die allerersten Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Dazu muss man sicherlich mutig sein und inneren Widerständen zum Trotz handeln. Dazu braucht es manchmal eine gehörige Kopfnuss, wobei die natürlich ganz klar an der Realität, d.h. des (hier) konkret beobachteten Verhaltens ausgerichtet sein muss. Das bedeutet ja nicht, dass ihm jemand böswillig etwas will, sondern ohne das notwenige kritisches Feedback wird er m.E. überhaupt nicht weiterkommen. Ich persönlich halte das sogar für einzig wirklich produktiv, ehrliche und - falls notwendig - kritische Rückmeldung zu bekommen. Natürlich ist das gerade dann sehr unangenehm, wenn das Verhalten des Betroffenen - also Dein Verhalten, Balou - kritisiert wird. Das ist sehr persönlich. Aber genau da liegen die Veränderungen. Wenn man wirklich solche eigenen Probleme lösen will, dann sollte man sich ehrlich eingestehen wie man sich tatsächlich verhält _und_ das auch wirklich ändern. Dieses Sich-Eingestehen darf aber nicht so enden: Ja, ich weiß, so bin ich, ich stimme zu. Neeeeeeeeee... Ich jedenfalls finde das besser: Waaasssss? Du Ar****!! Äh... oh Gott, so bin ich? So will ich nicht sein, wie peinlich. Ich und Weichei? Nixda! Gefühle ja, prima, innere Stärke und so. DAS ist männlich. Aber ich muss was TUN, denn sooooo will ich nicht bleiben! Sich-Eingestehen ist NICHT gleichbedeutend damit zu sagen: Ja, hasse recht, ich gestehe. SONDERN es bedeutet: Ja, hasse recht, so geht es nicht weiter. ICH handele jetzt.
Diese Sache bzgl. Mann genug sein sehe ich so: Natürlich geht es um innere Stärke, und das halte ich für geschlechtsneutral. Aber Balou IST männlich und FamilienVATER. Darauf darf er m.E. stolz sein und diese Rolle durchaus einnehmen! Das tut er nicht. Er IST der Mann im Hause; wenn Du das selbst nicht so siehts, dann stell Dich mal nackig vor den Spiegel, Balou! Was siehst Du dann? Bist Du also ein Mann oder nicht? Innere Stärke bedeutet, so gut wie möglich man(n)/frau selbst zu sein. Dazu gehört es, sich selbst anzunehmen. Bist Du Mann, dann sei stolz drauf. Bist Du Frau dann ebenso. Ist doch super. Ein Mann mit innerer Stärke ist er selbst und damit nun mal erst recht männlich - das ist doch logisch
Zitat von Jophiel:ich denke aber nicht, dass es bei den meisten damit getan ist, einfach nur zu versuchen stark zu sein
Im Gegensatz zu Deiner Meinung glaube ich das schon. Peu â peu natürlich - Schritt für Schritt. Irgendwo muss man anfangen. Mangelndes Selbstbewusstsein ist das Gegenteil von Stärke. Ich weiß nicht, wer hier die meisten sind, aber insofern es um Passivität, Depressionen und Ängste geht, sollte das Ziel im Aufbau von Stärke sein. Das ist nichts Schlimmes, sondern die Lösung, um aus dieser Sch*** rauszukommen! Die Frage ist: Willst Du stark (=selbstbewust) sein? Willst Du angstfrei sein? Willst Du in der Lage sein, Deine Ängste zu überwinden? Ja oder nein? Hast Du den Mumm oder nicht? Hast Du ihn oder redest Du nur? Hast Du ihn, wendest ihn aber nur nicht an? Dann redest Du nur! Beweise es Dir selbst, dass Du Deine Stärke EINSETZEN kannst! Was musst Du tun? Umdenken und handeln ist jedenfalls also meine Antwort darauf. Es ist tatsächlich (inhaltlich) ziemlich einfach (nicht in der langwierigen Umsetzung, das ist klar, aber man darf sich auch da vertrauen, Ablürzungen zu finden).
Doch, versuchen stark zu sein ist GENAU DAS, was zählt! Sich Mut machen, konstruktiv und einfühlsam sein und ggf. jemanden an der Hand zu nehmen, der sonst gar nicht aus der Reserve kommt ist schön. Aber irgendwann muss man ja auch mal von alleine Laufen lernen! Das gilt traurigerweise auch für viele Erwachsene (in unserer Gesellschaft?), mich ausdrücklich eingeschlossen. Wie willst Du das lernen, wenn Dir nicht jemand auf die Nase ehrlich und direkt zusagt, wie Du in Deinem Verhalten wirklich bist? Ohne das und dann die Bereitschaft, es für sich selbst ehrlich einzuordnen und auzuhalten wirst Du NIE lernen, selbstständig und erwachsen zu denken und zu handeln. So und nicht anders ist das.
Auch sehr analytisch von mir ^^^^
Schönen Gruß,
Uli