Danke auch an Euch beide.
Meine Familie bestand ursprünglich aus vier Personen, Vater, Mutter, ein Bruder (4 Jahre älter als ich) und ich selbst halt. Verwandte gab es zum einen erst gar nicht viel bzw. (z.B. Großeltern) sind schon lange tot. Mein Vater starb bereits 1999; er fiel einfach um und das wars.
2003 passierten zwei Dinge: Mein Bruder fiel plözlich ins Wachkoma und meine Mutter war in den ersten kritischen Monaten immer bei ihm. Das war die Zeit, als sie selbst krank wurde, aber die längst fällige Op. immer wieder aufschob. Sie hatte schon 20 kg abgenommen, als sie dann doch endlich ins Krankenhaus ging. Man operierte sie zunächst erfolgreich am Darm, aber es war halt ein bißchen spät. Nach 2 oder 3 Jahren traten Metastasen an Leber, Lunge und Knochen auf, zunächst noch klein und langsam wachsend. Sie wurde ganz langsam immer schwächer, nicht zuletzt auch durch die viele Chemotherapie. Aber sie kämpfte und wollte leben... Vor 2 Jahren kam sie ins Alten- und Pflegeheim (indem auch der Bruder noch immer im Wachkoma liegt), vor 1 Jahr dann war nur noch Rollstuhl angesagt und jetzt, ziemlich genau zur Jahreswende, kam die letzte Phase mit starken Schmerzen, Bettlägerigkeit und Vor-sich-hin- Dämmern.
Eigentlich hätte ich dies an eine dieser Zeitschriften, die meist so beim Arzt rumliegen (wie Neue Post oder so) verkaufen können: Ihre Geschichte: Mutter gibt ihr Leben für ihren komakranken Sohn..., so ganz melodramatisch. Natürlich habe ich mich auch oft gefragt: Hätte sie doch mehr an ihr eigenes Leben gedacht und meinem Bruder viele Jahre Koma erspart. Aber sie hätte auch später immer wieder so gehandelt und mir steht bzw. stand es nicht zu, darüber zu richten oder ihr Vorwürfe zu machen.
Was ich mit alledem eigentlich sagen will: ich habe manchesmal gehadert bis hin zum Selbstmitleid, dass ich all dies in meiner Familie erleben musste. Seit Jahren nur Krankheit und Leid, nichts Positives.
Mehr konnte ich wirklich nicht geben. Du hast völlig recht, miloh, man braucht einfach einen gewissen Selbstschutz. Anfang November bin ich auch noch 10 Tage in Urlaub gefahren, und das habe ich genossen! Und jetzt bin ich neben aller Trauer und Abschiednehmen auch ein bißchen erleichtert, und auch das will ich mir zugestehen.
Und was den Tod mit seiner Endgültigkeit angeht: ich bin kein gläubiger Christ, ich glaube aber, dass es nach dem Tod in irgendeiner Form weiter geht, vielleicht auf einer Bewusstseinsebene, die sich kein Sterblicher heute vorstellen kann. Dass ich meine Mutter noch mal wiedersehe und -spreche, und auch meinen Vater. Danke Dir, panikgirl, für die Buchempfehlungen. Kübler-Ross sagt mir was und Moody? Das ist doch der Mann mit den zwei Leben, oder? Das fand ich hochinteressant und faszinierend und auch an vielen Stellen tröstlich. Jakoby kenne ich nicht, aber ich werde gleich mal danach schauen.
Lieben Gruß, Jens
02.03.2009 17:06 •
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