Ich (w, Mitte 30) befinde mich aktuell am Tiefpunkt meines Lebens.
Und eigentlich kann für die ganze Situation rein gar nichts.
Jetzt, so kurz vor Weihnachten, spüre ich schon, wie schmerzlich es ist, dass niemand an einen denkt. Dieses Jahr werde ich keine einzige Weihnachtskarte bekommen. Anrufe bekomme ich schon lange nicht mehr.
Und ich bin es auch satt, dass immer die Initiative von mir aus kommt, um mit Menschen in Kontakt zu sein.
Aber eins nach dem anderen:
Wie schnell Isolation und Einsamkeit funktioniert, hätte ich vor 10 Jahre nicht für möglich gehalten.
Es gab Freunde (und es waren viele), es gab eine große Familie, es gab Arbeit und Urlaub.
Eins nach dem anderen brach dann weg:
Erst der Job, damit verbunden Hartz 4 und finanzielle Probleme sowie Schikanen und Erniedrigungen (ich habe ein Hochschulstudium, nur mal so am Rande und musste mich dann mit SB herumschlagen, die nichtmal das kleine 1+1 beherrschen bei den monatlichen Berechnungen).
Dann der Freundeskreis (ich konnte nichts mehr mitmachen, die meisten bekamen auch Babys und hatten kein Interesse mehr an mir als Singlefrau).
Es folgte eine erniedrigende Beziehung mit einem verheirateten Mann, der mich aufs übelste seelisch missbrauchte (ich brauchte das wohl).
Vor knapp 3 Jahren trat er mich in den Hintern, hinterließ einen Scherbenhaufen und verschwand - nach fast 6 Jahren Beziehung - auf Nimmerwiedersehen. Zurück ich und mein Schmerz. Und niemand, mit dem man darüber reden könnte.
Ich merke, dass ich mich spätestens 2006 aus dem Leben vollkommen zurückgezogen haben. Die Menschen haben mich zu viel und zu oft enttäuscht. Ich habe nie jemanden fallengelassen wegen Arbeitslosigkeit oder Trennnung. Ich war immer da.
Ich bin ein guter Mensch (das weiß ich auch).
Ich bin lustig, komme mit wildfremden Menschen überall ins Gespräch.
Kann mich gut unterhalten, bin humorvoll. Und denke immer an andere.
Und trotzdem bin ich so einsam, dass ich heute tot umkippen könnte, und es würde vielleicht in ein paar Wochen jemand im Haus merken, weil mein Briefkasten überquillt. Sonst nicht.
Ich habe mich zurückgezogen, enttäuscht vom Leben, enttäuscht von den Menschen, nicht mehr bereit, immer Initiative zu zeigen, immer Kontakte aufzubauen, immer enttäuscht, benutzt und wieder fallengelassen zu werden. Mein Fass ist übervoll.
Ich habe das kognitiv alles durchschaut ), und ich weiß auch, dass diese Phase offenbar zu meinem Leben gehört oder gehören muss.
Nur: Es schmerzt total. Und ich sitze fest, gefangen zwischen gestern und Zukunft. Zu viel Schmerz in mir (unverarbeitet), nicht mehr bereit, sich nochmal zu öffnen (es läuft eh wieder so wie bisher.....).
Wo findet man heute überhaupt noch echte Freunde? Ich halte die Chanche für minimal......
Letzte Woche fiel mir durch Zufall der Stern in die Hände.
Schlagzeile: Einsamkeit - Wenn dem ICH das DU fehlt.
Ich las den Artikel in Schnelle beim Arzt und fand mich und mein Leben vollkommen wieder. Offenbar geht es ganz vielen Menschen so.
Der Prozess vom Leben in die Isolation ist schleichend (das kann ich bestätigen). Es geht i.d.R. um Verletzungen. Bleibt man zuhause, werden neue Verletzungen und Enttäuschungen vermieden.
Natürlich hätte ich gerne eine Beziehung und auch der Familienwunsch ist noch nicht abgeschlossen. Allerdings suche ich das nicht, um meiner Einsamkeit zu entfliehen, sondern weil das immer ein Lebenstraum von mir war.
Wer hat die Angst von euch überwunden, trotz mieserablen Bedinungen (kein Geld, keine Freunde) wieder ins Leben gefunden?
Ich freue mich auf Austausch.
22.12.2007 17:47 • • 06.01.2008 x 1 #1