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Hallo Zusammen,

ich bin neu hier und fange direkt mit einem neuen Thema an, man möge mir verzeihen, aktuell brennt es einfach auf der Seele.
Ich bin jetzt 30 Jahre und habe innerhalb der letzten 2 Jahre meine komplette verbliebene Familie verloren. Meine Familie war nie groß und ich war nicht der typische Familienmensch, jedoch merke ich erst jetzt wieviel Halt sie mir doch gegeben hat. Nachdem meine Mutter beerdigt wurde, bin ich erstmal geflüchtet, ich habe alles hinter mir gelassen und bin durch Asien gereist um emotional irgednwie zu überleben. Das Ganze ist jetzt knapp 1,5 Jahre her, meine Mutter war die Letzte die verstorben ist. Nun lebe ich gerade im Ausland, merke jedoch, dass es Zeit ist zurückzukommen. Ich werde im Dezember zurückkehren. Was ich aber auch merke ist, dass sich eine große Einsamkeit breit macht. Ich habe Freunde, sehr gute sogar, doch natürlich haben sie unter meiner Abwesenheit gelitten und es ist auch nicht das gleiche. Es fällt mir sehr schwer die richtigen Worte zu finden, entschuldigt bitte wenn es etwas chaotisch wird. Mir war Sicherheit nie wichtig, aber jetzt ohne Doppelten Boden , merke ich dass sie mir fehlt. Ich bin froh bald wieder nach Deutschland zu kommen, doch das Bewusstsein, dass keiner wirklich auf mich wartet ist schwer . Bevor das alles passiert ist, habe ich intensiv an meiner Karriere gearbeitet und hatte vielversprechende Zukunftsperspektiven, nun weiß ich nicht was ich machen soll. Ich weiß nicht ob das was ich davor gemacht habe wirklich noch das richtige ist, einen guten Job würde ich sofort finden. Icvh fühle mich einfach tief Entwurzelt. Hat jemand Erfahrungen zum Austausch ? Ich würde einfach gern reden.

22.11.2018 10:02 • 06.12.2018 x 1 #1


13 Antworten ↓


Hallo und Willkommen!

Ich verstehe dich total, ich bin auch ohne Familie, wenn es bei mir auch etwas anders ist als bei dir. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, darüber zu sprechen, was meine Situation betrifft, aber vielleicht brauche ich das gar nicht, ich höre dir jedenfalls gern zu und freue mich, wenn du mehr dazu schreiben möchtest.

LG
Adea

A


Tiefe Entwurzelung durch Verlust der Familie

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Hallo Adea, Danke für deine Antwort, es tut gut alleine die Worte: ich kann dich verstehen, zu hören. Ich möchte dir direkt Antworten brauche aber einen kleinen Moment. Daher erstmal dies. Möchtest du gar nichts erzählen? Vielleicht deine Gefühle teilen?

ich bin mein ganzes leben schon ohne Wurzeln. Familie hatte ich zwar aber besser keine als diese. Das war sehr schwer für mich und hat leider auch so die eine oder andere Spur hinterlassen.

Hattest Du ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter? Meinst Du wirklich Deine Freunde leiden unter deiner Abwesenheit? Oder machen sie sich vll Sorgen um deinen Gemütszustand?

Was ich meinte, ist, dass Freundschaften leiden. Das Verhältnis zu meiner Mutter war lange Zeit sehr schwierig, hat sich aber in den letzten Jahren sehr gebessert. Ich habe sie die letzten 2 Monate im Hospiz begleitet, das war eine sehr intensive Zeit.
Ich muss dir sagen, ich fand es immer leichter jemanden nicht zu mögen als niemanden zu haben den man nicht mögen kann . Aber das kommt sicherlich auf die jeweilige Situation an.

Hallo Krambam,

ich habe die gleichen Gefühle wie du. Ich nenne es Heimweh. Vater und Mutter sind beide verstorben, ebenso Oma und Opa (beiderseits) und Geschwister habe ich nicht.
Meine Mutter ist erst letztes Jahr verstorben und vor 2 Monaten hat sich mein bester Freund das Leben genommen.
Ich hab Sehnsucht nach Halt.
Durch die aktuelle Funkstille zwischen mir und meiner guten Freundin wird mir diese Sehnsucht noch bewusster.
Gerne tausche ich mich mit dir aus.
Ich gehe ins Hospiz regelmäßig und rede mit einer Ehrenamtlichen über genau diese Dinge, das tut mir schon ziemlich gut.

Zitat von Krambam:
Ich möchte dir direkt Antworten brauche aber einen kleinen Moment. Daher erstmal dies. Möchtest du gar nichts erzählen? Vielleicht deine Gefühle teilen?


Das ist eine Möglichkeit, aber wo beginnen. Ich brauche auch einen kleinen Moment, wie du es ausdrückst. Und ich bin gerade krank und am Handy schreiben ist mühsam. Bis bald und liebe Grüße.

Zitat von Krambam:
Hallo Zusammen, ich bin neu hier und fange direkt mit einem neuen Thema an, man möge mir verzeihen, aktuell brennt es einfach auf der Seele. Ich bin jetzt 30 Jahre und habe innerhalb der letzten 2 Jahre meine komplette verbliebene Familie verloren. Meine Familie war nie groß und ich war nicht der typische Familienmensch, jedoch merke ich erst jetzt wieviel Halt sie mir doch gegeben hat. Nachdem meine Mutter beerdigt wurde, bin ich erstmal geflüchtet, ich habe alles hinter mir gelassen und bin durch Asien gereist um emotional irgednwie zu überleben. Das Ganze ist jetzt knapp 1,5 Jahre her, meine ...


@Krambam ich kann Dich so gut verstehen, mir geht es genauso wie Dir. Meine Mama ist im letzten Jahr verstorben
und ich vermisse sie so sehr. Sie fehlt mir und ich fühle mich auch entwurzelt. Das ist der richtige Ausdruck.
Zu wissen, sie kommt nie mehr. Das tut so unendlich weh und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob es tröstende
Worte für Dich, für mich gibt. Ich habe noch einen Bruder, ich habe einen Mann, ich habe Freunde. Aber es
ist alles nicht so, wie meine Familie. Mama und Papa sind nicht mehr da. Und werden nie mehr da sein.
Hinzu kommt jetzt noch, das ich nach meiner Mamas Tod, so Angst habe, meinen Mann zu verlieren. Ich glaube dann
kann man mich wegbringen. Ich verstehe Dich gut und finde es schön darüber zu reden.

Hallo Elle,

Schön , dass du mir hier schreibst. Ich habe es anders gemacht und bin erstmal geflüchtet. Ich denke das war auch gut so, meine Familie ist einer nach dem anderen gestorben und ich hatte einfach keine Kraft mehr, irgendetwas auszuhalten. Durch das Reisen ging es mir Stück für Stück besser, aber jetzt merke ich, dass es Zeit ist die Abgründe die der Tod hinterlassen hat zu reparieren. Nicht zu ersetzen, dass wird sowieso nie funktionieren. Aber um Bildlich zu bleiben, vielleicht Netzte und Brücken zu bauen. Aber ich habe auch Angst. Jetzt zurück nach Deutschland wird schwer. In den letzten Wochen wurde mir mein Gefühl immer bewusster und ich weiß es wird jetzt Zeit etwas zu tun, aber ich weiß nicht was .

Wie führst du dein Leben weiter?

den Impuls wegzurennen hatte ich auch, war aber einerseits jobtechnisch nixht möglich und andererseits hat mich meine angsterkrankung daran gehindert.
ich finde das hört sich gut an dass du deinem Bedürfnis gefolgt bist erstmal wegzugehen. und jetzt spürst du dass zeit ist zurück zu kommen. deine freundschaften die unter deiner abwesenheit gelitten haben lassen sich bestimmt wieder aufwecken

ich war zu der Zeit als meine Mutter starb im Vorbereitungsdienst und ich hab erstmal gefühle verdrängt und mich auf dne Job konzentriert. der schuss ging nach hintne los, hab das Ref abgebrochen und mir eine Auszeit genommen, um mich emotional wieder aufzubauen. hab jetzt einen tollen job auch ohne ref, mit der Option dieses nochmal neu zu machen.

Aktuell hilft mir wie bereits erwähnt das Treffen mot dieser Frau vom Hospiz und 1 mal im Monat gehe ich zu einem Trauerfrühstück, da sind nur Menschen dir einen geliebten Menschen durch den Tod verloren haben. Austausch ist wirklich vie wert.
dann konzentriere ich mich auf die guten Seiten, auf den Job und meinen Sport. und dass das Leben endlich ist wird mir immer bewusster und verhilft mir dazu jede Kleinigkeit zu genießen

Zitat von Krambam:
Ich habe es anders gemacht und bin erstmal geflüchtet


Hallo Krambam,
ich auch, totaler Rückzug, tat gut, aber dadurch sind auch viele Fäden gerissen zu Menschen, was die heutige Einsamkeit begünstigt hat.

Ich konnte mich gar nicht zurückziehen, weil ich voll im Berufsleben stehe und auch meinen Vertrag,
also den Festevertrag zu dem Zeitpunkt noch nicht hatte. Ich weiß nicht, was besser ist und ob ich
das überhaupt sagen kann. Mich hat mein Job auch abgelenkt, ich bin viel mit Menschen zusammen.
Ich glaube aber , das egal ob man sich zurück zieht oder arbeitet, oder sonst etwas macht. Das man
durch die Trauer durch muß oder gehen sollte. Verdrängen bringt nichts. Die Trauer holt einen ein.
Jetzt nach knapp zwei Jahren ist nichts einfacher geworden, im Gegenteil, meine Eltern, die Wurzeln,
fehlen mir mehr denn je. Und nichts, aber auch gar nichts, kann diese tiefe Wunde verbinden. Sie ist da
und jeder muß damit fertig werden. Ich finde aber, das wenn Menschen neben mir gehen, mit denen ich
reden könnte, es leichter machen. Das sie einfach da sind. Manchmal oder auch oft, kommen mir so die
Tränen und dann weine ich und jeden Tag tut der Verlust mehr weh, weil es mir viel mehr bewußt wird,
das meine Eltern nie mehr wieder kommen. Das ist ein Schmerz, der so tief ist und so weh tut.
Und dann kommen noch die Ängste hinzu, das ich meinen Mann verliere. Aber ich glaube das habe ich
schon erwähnt.

Die Ängste andere zu verlieren sind glaube ich normal, nach einem traumatischen Ereignis. Bei mir, sind alle kurz hintereinander gestorben und ich hatte danach riesen Angst Freunde auch noch zu verlieren. Ich denke das kommt daher, da es einen plötzlich erwischt und da der Verstand den Ereignissen gar nicht hinterherkommt. Wir begreifen nicht was passiert ist, daher bekommen wir Angst, dass das immer wieder passiert. Vorallem wenn so etwas plötzlich kommt.
Ich habe den Job gekündigt und bin los. Bei mir gab es aber auch keinen Mann oder ähnliches, dass mich gehalten hätte.

Zitat von Krambam:
Nachdem meine Mutter beerdigt wurde, bin ich erstmal geflüchtet, ich habe alles hinter mir gelassen und bin durch Asien gereist um emotional irgednwie zu überleben. Das Ganze ist jetzt knapp 1,5 Jahre her, meine Mutter war die Letzte die verstorben ist. Nun lebe ich gerade im Ausland, merke jedoch, dass es Zeit ist zurückzukommen. Ich werde im Dezember zurückkehren. Was ich aber auch merke ist, dass sich eine große Einsamkeit breit macht. Ich habe Freunde, sehr gute sogar, doch natürlich haben sie unter meiner Abwesenheit gelitten


Hallo,

jeder bewältigt Trauer auf seine Weise - eine Weise, die für ihn hilfreich ist - und sei dies eben Flucht ins Ausland. Echte Freunde haben dafür Verständnis; Freundschaften bewähren sich in der Not!

LG

A


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Dr. Reinhard Pichler
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