endlich habe ich den Mut gefunden, hier zu schreiben, weil ich mittlerweile so gut wie niemanden mehr zum Reden habe.
Ich leide schon seit ca. 15 Jahren mehr oder weniger an chronischer Einsamkeit, die mich immer ängstlicher, trauriger und antriebsloser werden ließ.
Früher - als Kind - war ich ein völlig anderer Mensch: aufgeweckt, fröhlich, kontakfreudig. Mit Beginn der Pubertät und einem Schulwechsel fingen die Probleme an. Ich hatte bis vor kurzem zwar immer eine Freundin, klammerte mich aber nur an diese und konnte keine neuen Kontakte mehr knüpfen. Ich fühlte mich minderwertig und hässlich und konnte mit den Freizeitbeschäftigungen der Altersgenossen wie Disco, Party, Kneipe nicht viel anfangen. Ich langweilte mich dort, weil ich merkte, dass ich nicht dort hingehörte. Das ist nicht deine Welt, sagte ich mir innerlich, und blieb stattdessen zu Hause bei meinen Büchern. Damit fingen die Probleme aber erst richtig an: ich hing meinen Tagträumen nach, verliebte mich in unerreichbare Gestalten und verlor somit immer mehr den Bezug zur Realität. Beruflich ging es zwar gut vorwärts, aber ich merkte immer mehr, dass ich wichtige Lebenserfahrungen, die Gleichaltrige machten, durch meine private Isolation einfach verpasste.
Mittlerweile bin ich 40 und sehe, wie das Leben an mir vorüberzieht, ohne dass ich richtig gelebt hätte. Ich hatte erst eine einzige Beziehung, die allerdings auch schon viele Jahre zurückliegt. Ich weiß, wie schön das Leben mit einem Menschen an der Seite sein kann. Ich war damals ein völlig anderer Mensch, spielte in einer Theatergruppe, war fröhlich und konnte auch auf Menschen zugehen. Offenbar brauche ich immer jemanden, der mich ins Leben zieht, weil es alleine nicht schaffe. Meine ehemaligen Schulfreundinnen und jetzigen Arbeitskolleginnen sind mittlerweile alle verheiratet, haben eine Familie gegründet, besitzen einen großen Freundeskreis und können mit mir einsamen Singlefrau nicht viel anfangen. Melde ich mich bei meiner Freundin, heißt es immer: keine Zeit, ich ruf zurück. Natürlich erfolgt so gut wie nie ein Rückruf, und ich habe es aufgegeben, den Leuten hinterher zu laufen.
Ich kann mich auch nicht dazu aufraffen, alleine irgendwo hinzugehen. Allein ins Kino? Schön, das geht vielleicht noch, aber danach geht man allein nach Hause und hat niemanden, mit dem man sich über den Film unterhalten könnte. Durch die jahrelange Einsamkeit bin ich leider ganz schön antriebs- und interessenlos geworden - und ein Mensch, der kaum eigene Interessen verfolgt, ist eben auch für andere Menschen uninteressant - ein Teufelskreis. Ich war auch schon mal kurz bei einem Therapeuten und weiß sehr gut, dass ich mich im Grunde nur selbst aus diesem Sumpf der Einsamkeit befreien kann, indem ich rausgehe, aktiv werde, neue Interessen entdecke und verfolge.
Das Fatale an der ganzen Misere ist ja, dass ich ziemlich genau weiß, was ich tun müsste (da kann mir auch ein Therapeut nichts Neues sagen) , ich aber dennoch kaum was dafür tue! Nach kurzen Anläufen in dieser Hinsich scheitert es immer an meiner sozialen Ängstlichkeit und der mangelnden Selbstdisziplin.
Ein hoffnungsloser Fall?
Danke fürs Lesen,
Elisa
20.10.2008 19:54 • • 29.11.2008 #1