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@weingärtler Naja, vielleicht nicht komplett. Ich denke, ansatzweise kenne ich das auch. Doch insgesamt: So, wie es mir meistens geht, reißt mich schönere Kleidung nicht raus. Wiederum: Sport mache ich ja auch, um ein bisschen besser auszusehen. Das ist mir aber näher. Ist ja direkt mein Körper. Und nicht nur die wechselbare äußere Schale.

Über meine Psyche ... ich versuche mal festzuhalten, was ich glaube, über mich erkannt zu haben.

1. Ich neige dazu, ein wenig dissoziativ oder neurotisch zu sein.
Damit meine ich keine Realitätsverluste, was dissoziativ wohl eigentlich bedeutet; eher, dass ich die Welt und Situationen manchmal anders wahrnehme als meine Umgebung. Ich kann absolut nicht mit persönlicher Kritik umgehen. Wenn mich jemand mit Worten verletzt oder irgendwas Abfälliges über mich sagt, sticht mich das besonders tief und beschäftigt mich tage- und wochenlang. Ich lege alles auf die Goldwaage; (außer in der Arbeitswelt, so ein bisschen habe ich mir angeeignet, z. B. schlechtgelaunte Chefs nicht zu persönlich zu nehmen, das geht so gerade eben). Grundsätzlich aber: Mir gegenüber darf man kein falsches Wort sagen, sonst bin ich sofort beleidigt und auch verunsichert.
Und ich tendiere dazu, eher davon auszugehen, dass mich niemand leiden kann. Mein Chef hat mir mal glaubwürdig sein Erstaunen gezeigt, als ich in einem aus welchen Gründen auch immer offenherzigen Gespräch meinte, dass mich in der Firma sowieso niemand vermissen würde. Er wunderte sich, wie ich zu dieser Ansicht käme; ich wäre doch einer der beliebtesten Kollegen von allen. Ich dachte, ich höre nicht richtig, als er das sagte. Ich und beliebt? Totaler Witz! Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Aber was stimmt, ist, dass ich solche lobenden Worte oder positiven Einschätzungen dementiere.

2. Ich habe, von wenigen durchaus auch positiven Dingen, in meiner Ursprungsfamilie vor allem gelernt, die Klappe zu halten. Von mir und meinen Gefühlen zu schweigen. Mich nicht zu vertreten. Ich bin, wenn auch nicht allen Bereichen und Situationen, aber insgesamt und überwiegend das Gegenteil von selbstbewusst. Wenn ich ein Bedürfnis habe, fällt es mir in der Regel sehr schwer, es zu vertreten; es mit dem Anspruch zu vertreten, hey, es steht mir zu, dies oder das zu wollen oder es zumindest zu erfragen.
In mir ist eher der Tenor verankert: Halte dich mal schön zurück, dann und nur dann bist du für andere erträglich.
Kafkas Prosawerk war mir übrigens immer sehr sympathisch. Hängt vermutlich mit diesem Punkt zusammen: In Kafkas Werk geht es stets darum, was für einen Stand man im Leben hat. Um Anfeindungen der eigenen Position, die permanent im Rechtfertigungszwang ist. Nichts ist selbstverständlich - ein Grundzug, den ich an moderner Literatur mag, diese Hinterfragung -, nichts ist aus sich selbst heraus gut genug.

3. Damit hängt auch zusammen: Ein problematisches Verhältnis zur Aggression. Denn ich bekämpfe die Aggression (bereits) in mir, sobald sie aufkommt. Eine Stimme in mir sagt mir (ja): Lass das mal besser stecken. Wer weiß, was dann mit dir passiert. Wenn du anderen Widerworte gibst. Wenn du dich auf die Hinterbeine stellst.
Das heißt: Die Aggression ist angstbesetzt. Ich zensiere sie bereits in mir. Auch wenn ich als Erwachsener hier und da gelernt habe, ein bisschen Rückgrat und ein bisschen Widerstand zu zeigen. Und Leute, die wie ich ihre aggressiven Impulse zu sehr runterschlucken, tendieren dann zu Jähzorn und eruptiven Ausrastern, wenn das Faß zu voll gelaufen ist. - - - Mein Hang zur Zivilcourage - mutiges Aufstehen gegen echte oder vermeintliche Bösewichte - ist eher eine Überkompensation meiner Schwäche, kein echtes Engagement, kein echter Mut.

4. Wer aber vermindert aggressiv + vermindert selbstbewusst bzw. neurotisch und überempfindlich ist, der vermeidet gerade in Beziehungen, die nötige Kante zu zeigen. Etwas deutlich gesagt: Ich bin konfliktscheu. Mal bin ich bis zu Unkenntlichkeit kompromissbereit, mal fordere ich von meiner Partnerin zu übermäßig, dass sie mich auffängt, Verständnis zeigt und Rücksicht nimmt. Ich brauche immer ganz viel Harmonie. Sonst streike ich relativ schnell innerlich.

5. Und wer sich ständig zurücknimmt oder zu wenig vertritt; wer dauernd frustriert oder unzufrieden ist und nicht den Mumm hat, Entscheidungen zu treffen, wirklich zu sich zu stehen; bei dem sind auf Dauer depressive oder selbstverneinende Tendenzen eigentlich nichts Überraschendes. Ich fühle mich oft überfordert, müde, erholungsbedürftig. Ich denke und verhalte mich häufig selbstabwertend.

Nie ist irgendwas gut genug an mir. Angenommen, ich zeichne gut; fällt mir schwer, mich selbst dafür zu loben, es als etwas Positives zu sehen. Da bin ich dann wohl ein bisschen in der Grandiositätsfalle der begabten Kinder. Die Anerkennung kriegen - immer nur, wenn sie Überdurchschnittliches leisten. Kein Nobelpreis und keine sonstige Ehrung könnte bei mir kompensieren, was ich an Liebesdefizit aus meiner Jugend mit mir rumtrage. Abwesender, ignoranter Vater; hysterische Mutter. Sie konnten mich nicht mehr lieben, mir mehr Aufmerksamkeit zeigen, als sie es taten.


Es liegt an mir, mich zu ändern, mich zu bessern. Mir das zu geben, was ich brauche. Mich um mich zu kümmern. Selbstakzeptanz und Verständnis aufzubringen, als Gegengewicht zu meiner ständigen Selbstabwertung. Ich habe die Wahl. Ob ich mich im Selbstmitleid wälze oder was gegen meine depressiven Tendenzen zu wehren.

Punkt 1 zum Beispiel wäre:
zu sehen, dass auch das Gute, das Lob in meinem Leben eine Rolle spielt, echt ist, echt sein kann. Eine Therapeutin riet mir mal, jeden Tag drei Dinge zu notieren, die ich an mir oder im Laufe des Tages gut fand. Mir die Selbstbestätigung auf diese Art zu verordnen; das kam mir total künstlich und unecht vor, ist aber vermutlich gar keine schlechte Idee; sich positiveres Denken anzugewöhnen.
Es ist normal, manchmal leicht neurotisch zu fühlen; doch daraus muss ich nicht mein Selbsturteil ziehen.

Punkt 2:
Hier könnte helfen, sich seine Bedürfnisse klarzumachen und einzugestehen. Öfter Ich möchte ... sagen. Öfter sich selbst ganz nüchtern und ohne schlechtes Gewissen zu vertreten; denn das ist normal und gesund. Gönne dir gesunde Dinge. Gönne dir dein Verlangen wonach auch immer. Es ist schön und gut, etwas zu wollen, und keine Beschwernis. Zu erleben, dass man etwas vom Leben fordern (erfragen) kann und dass das zu etwas Positivem führt, ist vermutlich eine der elementarsten, einen positiven Verstärkungskreis auslösenden Erfahrungen.

A


Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

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Am Montag ist die Beerdigung des Nachbarn. Mist, das macht mich total fertig, wenn ich daran denke. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich überhaupt hingehen soll. Ich möchte es. Aber ob das angemessen ist, weil ich mich ja nie um ihn geschert habe, dort aufzukreuzen ... Steht mir vielleicht gar nicht zu. Und wenn ich darüber nachdenke, fühle ich mich schuldig. Ich mache so vieles falsch. Gehe zu wenig auf Menschen zu. Vielleicht sollte ich meine Einflussmöglichkeit auch nicht überschätzen. Das wäre vermessen. Aber es ist falsch, wenn jemanden mag oder gut leiden kann, es hinterm Berg zu halten, nichts daraus zu machen. Man sollte nie übertreiben. Jemandem Sympathie vorspiegeln, die nicht wirklich vorhanden ist. Aber eben auch nicht es verheimlichen. Ich weiß, dass ich am Montag wegen meines schlechten Gewissens sehr am Rande sein werde.

Ich bin nicht zur Beerdigung gegangen - aus mehreren Gründen. Die kürzeste Aussage dazu: ich war zu depressiv, um es zu verkraften. Es macht mich unendlich traurig, dass dieser Mann gestorben ist, und ich werde ihm die Ehre erweisen, indem ich gelegentlich zu seinem Grab gehen werde.

Meine Frau war dort, sie kannte ihn ja näher als ich. - Ehrlich gesagt, ich bin nicht gläubig und die Sinnlosigkeit solcher Geschehnisse macht mich im Kern leer und mutlos. Ist das Leben viel mehr als ein pragmatischer Umgang mit ziemlicher Sinnverlorenheit? Glücklich zu sein, zu werden, ist natürlich ein Gegengewicht. Das zu tun, was man für richtig hält, als gut empfindet. Als Vater bin ich sowieso mehr oder minder über den Berg. Das heißt, im Zweifel zählt einfach die nachkommende Generation (mehr als ich selbst). Das ist gar nicht so ein großes Verzichtgefühl; eher Entlastung und Zuversicht.

Ich weiß nicht, was ich hier quassele. Morgen oder spätestens übermorgen habe ich diese existenziellen und dunklen Gedanken wieder ziemlich verloren. Ich sage besser nichts oder nicht mehr dazu, dazu bin ich zu schlecht drauf.

Heute Geburtstagsfeier meines Sohnes, und wenn ich ehrlich bin, obwohl es auch schöne Momente hatte, z. B. spielten wir eine Partie Schach, bin ich mega gestresst, müde. Auch weil es viel zu erledigen gab und vieles zu hektisch passierte. Habe den ganzen Tag noch nicht durchatmen können. In meinem Zustand, nahe dran an Depression, komplett daneben. Irgendwann ging ich abends Pizza holen für uns (mein Sohn, seine Cousins und meine Frau), hätte auf dem Spaziergang eigentlich entspannen können, stattdessen dachte ich, auch das muss jetzt möglichst zügig passieren, es war eh schon später als geplant.

Beschreibung meines Morgengefühls:
Völlig egal, ob ich 7 Stunden oder länger schlafe, ich wache morgens matt und erschlagen auf. (Und nein, es hängt nicht vom Bett ab. Habe das schon öfter gewechselt ...) (Wobei ich komischerweise in (harten) Hotelbetten oft ganz gut schlafe, obwohl ich dort manchmal schwieriger einschlafe. Ich glaube, die Situation im Hotel ist so besonders, dass ich, WENN ich denn mal zur Ruhe finde, tief versinke im Schlaf.)

Mein erster Gedanke beim Aufwachen: Wenn ich nicht dem gerade Geträumten nachhänge - was eher selten passiert -, kreist mein erster Gedanke um die Uhrzeit und/oder um die Arbeit, darum, was ich zu erledigen habe. Ich habe Home Office, und kann im Prinzip anfangen, wann ich will. Eigentlich immer stehe ich etwas später auf als ich es vorhatte.

Nehmen wir an, ich wollte um 9 Uhr beginnen mit der Arbeit. Dann muss ich eigentlich 7:45 Uhr aufstehen, um IN RUHE alles machen zu können, was ich brauche oder möchte. Ich möchte vor der Arbeit an schöne Dinge denken, und z. B. das Frühstück genießen, ohne das ich sowieso Morgenmuffel bin.

Das Gute ist: Ich kriege es meistens hin, halbwegs um 9 tatsächlich den Computer zu starten. Das Schlechte, ich bin eben immer ein bisschen zu spät dran, und habe zudem sehr schlechte Laune bzw. fühle mich schon vom ersten Moment an unter Druck und matt. Am liebsten würde ich mich nach dem Frühstück sofort wieder hinlegen. Mich zudem krankmelden.

Nach dem Aufstehen streichele ich auf dem (nicht ganz kurzen) Weg zum Bad oft meinen Bauch, meine Brust. Selbstverordnete Zärtlichkeit. Diese Selbstberührung ist das Einzige an Berührung, was ich die nächsten 24 Stunden bekomme. Ich mache es immer ein wenig zu mechanisch, zu fest, fast schrubbend, weil es mir nicht intensiv, nicht genug vorkommt. Ich könnte morgens im Bett sicher eine Stunde lang liegen bleiben, um zu kuscheln. (Ich kuschele fast immer sehr gerne.)

Ich rasiere mich meistens morgens nicht, weil mir dazu Lust und Motivation und auch die Zeit fehlt. Sogar wenn ich weiß, dass ich ein Online-Meeting mit Kunden habe auf Teams. Meist ist es mir egal. Die anderen sehen auch nicht gerade besonders gepflegt aus. Maximal ziehe ich mir ein Hemd an; häufiger aber sitze ich in Jogginghose und Pullover vor dem Bildschirm.

Meine Laune und meine Depressivität heben sich ein bisschen durch das Frühstück. Auch hier wieder: Das Gefühl von Zeitknappheit. Ich muss eigentlich anderthalb Stunden vor dem Home Office aufstehen, realistischerweise. Schaffe ich fast nie. Weil es dazu zu gemütlich, zu kuschelig, zu sehr mein Rückzugsort ist, wenn ich morgens um 6 oder 7 oder 7.30 Uhr im Bett liege, aufgewacht, aber wie gesagt, völlig müde; möchte dann noch so lange im Bett liegen bleiben wie irgend möglich.

Meine Gedanken vor dem Frühstück sind durchweg ziemlich negativ und von meiner Laune getrübt. Ich mache manchmal kurz die Haustür auf, blicke weit in die Querstraße hinein bzw. hinaus, um etwas vom Tag mitzubekommen; nun ist der Blick nicht sonderlich abwechslungsreich und das bisschen frische Luft zu wenig. Statt zu denken: Immerhin. Ein (kleiner) Ausblick; denke ich eher: Zu wenig. Ich müsste morgens zwanzig Minuten in Ruhe spazierengehen, im beginnenden Tageslicht. Das wäre gut für mich. Völlig utopisch bei meiner Zeiteinteilung.

Am Wochenende ist es nicht viel besser. Samstags wache ich eigentlich wie während der Arbeitstage auf. Ich bin ein bisschen entspannter, weil ich nicht arbeiten muss. Gleichzeitig geht sofort ein bisschen Freizeitstress los. Wir haben immer einige Erledigungen, auch weil ich in der Woche so wenig geregelt kriege. Und in mir sind zwei Defizite: Wenigstens am WE hätte ich gerne ein wenig Kuschelzeit. An S ex denke ich schon meist gar nicht mehr, das ist noch illusorischer. Bin am WE besonders sehnsüchtig und frustriert. Und falle häufiger in ein depressives Loch. Das zweite Defizit: Ich möchte endlich mehr Zeit für mich haben, meine Schreibvorhaben, zum Rumhängen, Zeichnen, Blödsinn-Machen (wie z.B. auf Internetseiten Kommentare abzugeben. Damit meine ich nicht dieses Forum. Das für mich ernsthafter ist.) Morgens gehe ich immer Brötchenholen, auch für meine Schwiegereltern. Danach würde ich mich wiederum am liebsten für den Rest des Vormittags wieder hinlegen. Von den zehn Dingen, die ich auf dem Zettel habe, erledige ich meist nie viel mehr als vielleicht drei. Keine Ahnung, warum ich am WE oft so kraftlos bin. Doch, eigentlich weiß ich es, weil ich in der Freizeit ganz besonders meinen Mangel an Nähe, an Intensität, an schönem Leben spüre. Am WE spüre ich den Druck des schlechten Gewissens (weil ich mein Leben nicht hinkriege), meine Gier nach Nähe und den Frust deswegen, meine Unzufriedenheit mit mir selbst. Und diese Umkehr hinzukriegen, dass ich nachsichtig mit mir (und auch anderen) bin, dass ich mir was Positives und Selbstliebe entgegenbringe oder dass ich es akzeptiere, dass ich ein bisschen erledigt und deprimiert bin - total schwierig bis unmöglich.


Mehr übers Wochenende und mein Männerbild
Zudem rennt die Zeit am Wochenende ja immer. Ich schreibe einiges, vergeude Zeit im Internet, lege mich öfters für eine Stunde oder so hin, schaue Fußball, räume ein bisschen auf, mache das, was meine Frau mir zuteilt. Sehr häufig das Gefühl dabei: Es reicht nicht, es ist nie genug, und, ach ja, ich unternehme zu wenig mit anderen Menschen. Mein Leben ist geradezu unheimlich klein, belanglos, uninteressant. Das letzte Mal, dass ich wirklich entspannt, zuversichtlich und im Moment war, ist ewig her. Mit 17. Oder einmal auch mit 26, als ich eine Nacht verbrachte mit einer (Ex-)Bekannte, mit der ich zwei Jahrzehnte später den schlimmsten Streit meines Lebens hatte. Aber die Nacht damals, da fühlte ich mich auf Wolke 7. Das weiß ich noch, als wenn es gestern gewesen wäre. Während diese Bekannte sich an die Nacht kaum erinnert, oder Negatives damit verbindet, glaubt, dass ich sie ausgenutzt hätte, dass ich ihr mein Vertrauen und meine Gefühle nur vorgespielt hätte; dabei war NICHTS vorgespielt und ich sehr verknallt gewesen, und überhaupt: noch heute kann ich es nicht fassen, dass mir das damals überhaupt passiert ist.
ICH und eine tolle Nacht mit einer absolut hinreißend ero. Frau. Die mir zehn Mal besser gefiel als jede Schauspielerin oder Sängerin. Vanessa Mai, die ich optisch anziehend finde, hat keine Chance gegen sie. Ich weiß noch, dass ich damals dachte, wie unrealistisch das ist. Wie diese Frau sich hat in meine Arme verirren können. Unter welcher Geschmacksverirrung sie leidet, sich auf einen Mann wie mich einzulassen. Das meine ich sowohl körperlich als auch von meiner Art her, aber vorrangig körperlich. Ich weiß es nur ein bisschen, wieso ich immer so abwertend von mir gerade im körperlichen Bereich denke. Ich kriege es ja häufiger mit, dass hässliche Männer mit schönen Frauen zusammen sind. Generell mag ich meine Spezies, die Männer, höchst selten. Körperlich sehen neun von zehn Männer exakt so aus, dass sie für körperliche Nähe nicht in Frage kommen. Wäre ich eine Frau, würde ich verzweifeln. Und die Männer, die viel Sport treiben, Bodybuilding machen und halbwegs okay aussehen, haben dann meistens nichts in der Birne. Wo ich gerade darüber meckere, was ich hier von einigen Männern lese, deprimiert mich zusätzlich. Wie oft Frauen Opfer von aggressiven oder komplett unempathischen Männern werden. Und wie sie deren Verhalten dann oft sogar noch irgendwie schönreden; die Frauen reden sich die Männer positiver als sie sind.

Ich kann diese Tirade noch übertreiben, lasse es mal lieber dabei bewenden. Klar rührt meine Selbstabwertung auch daher, dass ich Männer generell unschön finde und auch zu sehr dem Schönheitsideal hinterherhechele. Ein Mann sollte aussehen wie ein Zehnkämpfer. Das ist irgendwie in mir drin. Und daran scheitere ich, scheitern die meisten. Man muss sich irgendwie mit weniger zufrieden geben. Aber dieses hohe Maß setze ich auch deshalb an, weil ich bei Frauen ja oft das positive Gegenbeispiel sehe. Die Frauen, die ich schön finde - und es sind nicht wenige! - sind ja wirklich schön. Überragend schön. Da hinken wir Männer deutlich hinterher. Ist mein Eindruck: Die durchschnittliche Frau sieht für mich wie eine 3 aus. Der durchschnittliche Mann wie eine 4-.

Ist meine Weltsicht verzerrt? Bestimmt. Oder ich bin zu sehr hetero. Zu sehr eingenommen von Frauen. Ich habe dieses Thema jetzt zu sehr ausgewalzt, aber egal, jetzt lasse ich es auch stehen.

Vielleicht gibt es ja jemanden, den ich nicht gelangweilt habe, falls das hier überhaupt wer liest. Kann ich mir nicht vorstellen, oder nur mit sehr viel Phantasie. Dass jemand das hier liest und er/sie sich nicht langweilt.

Problem. Emotionaler Aufruhr. Und ich weiß gar nicht, ob ich nicht zu weit gehe, wenn ich überhaupt davon schreibe. Es geht auch um jemand anderes, und wenn ich anonym von dieser Frau schreibe, ihr den Phantasienamen Ara gebe, ist das vielleicht okay, ich meine damit, dass es dann nicht indiskret ist.

Ich habe sie im Internet über ein Kuscheldating-Portal kontaktiert, eigentlich noch mehr: sie mich, und erstaunlicherweise war unser erstes Kennenlern-Treffen ganz gut. Ich kam von diesem Date - das dazu da ist, sich erst mal neutral kennenzulernen - mit leichten Kopfschmerzen zurück, und nun versuche ich natürlich zu ergründen, woher diese (nicht weiter schlimme, sehr geringe) Migräne kommt. Kopfweh und ein bisschen geflasht. Und auch ein wenig depressiv, so geht es mir im Moment.

Vielleicht ist es auch sinnlos, darüber zu schreiben. Jetzt, in meiner momentanen Verfassung, bin ich sowieso überzeugt, dass ich es vermasseln werde, was immer da an Kontakt entsteht.

Sie war total nett und einfühlsam und erzählte sehr viel und recht offen von sich. Einerseits ist sie empathisch und wirkt sehr erwachsen und umgänglich. Und andererseits erzählte sie - was ich vorher in unseren Mails und bei ein, zwei Telefongesprächen eigentlich gar nicht vermutet hätte, obwohl sie eine gesundheitliche Belastung andeutete/nicht verheimlichte, die ihr den Tagesablauf erschwert -, dass sie aufgrund von Depressionen schon länger nicht mehr arbeitet und etwas Probleme mit Tagesstruktur / Pünktlichkeit hat. Sie hätte ... - - - Ich merke gerade, ich zäume das hier falsch auf. Es geht eigentlich relativ wenig um Ara. Ich meine in dem Sinne: worüber ich hier schreiben sollte.

Der Punkt ist in Wahrheit: Dass ich ein wenig Angst habe. Mir gefiel unser Treffen nämlich sehr. Sie hat irgendwann (einfach) gefragt, ob wir nicht noch spaziergehen wollen (wir waren im Grünen vor einem Schloss, an einem Waldrand) und uns dabei an den Händen halten. Einfach als erste Übung, als Test. Meinte sie. Und ich hörte meine eigene Stimme sagen: Das würde mir sehr gefallen! Sie ging noch mal kurz zu ihrem Auto, um dort etwas abzulegen, und als sie wieder auf mich zukam - wir redeten über etwas Nebensächliches -, dachte ich für einen Moment: Jetzt wird sie, als sie in ihrem Auto für sich allein war, diese Schnapsidee mit dem Händchen-Halten noch mal revidiert haben und zur Besinnung gekommen sein. Wir kennen uns in der realen Welt gerade mal eine Stunde und diese Frau möchte meine Hand berühren?
Es hatte zumindest einen surrealen Anhauch. Hinzu kam, dass wir in der Gegend ziemlich allein waren, bei unserem zwanzigminütigen Spaziergang begegnete uns gerade mal ein Hundebesitzer und ein Radfahrer. Und es begann zu dämmern. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich mich vermutlich vorsichtiger verhalten. Ich fragte sie, ob wir wirklich am etwas düsteren Waldrand gehen wollten, oder nicht doch besser zur beleuchteten Straße hin. Doch sie antwortete, dass sie schon einiges Vertrauen zu mir entwickelt hätte.
Sie nahm tatsächlich meine Hand. Jeder mit einigermaßen Kontakt zu einem Partner oder mit normalen und auch körperlichen Freundschaften wird meine Reaktion ziemlich abstrus und übertrieben finden, doch für mich war das etwas Besonderes. Ihre Hand fühlte sich toll an. Das ist noch eine Untertreibung. Sie hielt meine recht fest und seltsam selbstverständlich. Es war tatsächlich sofort Vertrauen in mir. Ich habe sowieso eine Schwäche für Frauenhände; ihre Hände sind ausnehmend schön, feingliedrig, sie waren warm und sanft; höchstens waren mir ihre Fingernägel etwas lang, das ist nicht ganz so meins, aber eigentlich völlig nebensächlich. Ich war total beeindruckt.

Bei den Kuscheldates geht es nicht ums Aussehen und nicht ums Flirten. Sie hatte kein Bild in ihr Profil gestellt, ihre Figur zudem als ein bisschen übergewichtig beschrieben - und ich verstand das kaum, als ich sie sah. Ihr ging es im Gespräch zwei Mal um den Punkt, ob sie denn wohl ausreichend aussehen würde, das hätte ich ja wegen des fehlenden Fotos noch gar nicht vorher prüfen können; fast als wollte sie sich dafür entschuldigen, dass sie möglicherweise nicht schön genug aussehen würde. Ich war kurz davor, sie zu fragen, ob sie mich veräppeln wollte? Oder woher ihr Understatement käme? Sie ist sehr hübsch und hat auch eine hinreißend feminine Figur. Außerdem ist sie klein. Schmalschultrig. Ihre Haare hatte sie nicht für den Termin hübsch gemacht, sie hatte sich auch nicht geschminkt, und beides gefiel mir.

*Ich schreibe demnächst weiter von dieser Begegnung oder vielleicht auch gar nicht. Meine Angst ist natürlich, dass ich mich ein bisschen verliere in meiner Sympathie und meinem Interesse für sie. Sie hat mir in zehn Minuten mehr Zärtlichkeit gegeben, als ich die letzten zwei Jahre erlebte. Einfach so. Sie sagte es auch unverstellt, dass sie sehr oft und sehr viel Lust auf körperliche Nähe hätte - und ich möchte und muss verantwortlich mit ihr und mit allen Beteiligten umgehen. Sie hat einen Freund, ich bin verheiratet. ** Bin zu müde, um das weiter auszuführen. Ich würde gerne. Die Angst ist weniger, dass sie mich mit ihrem Interesse am Kuscheln überrollt. In der Hinsicht bin ich ja fast gar nicht überrollbar. Sondern dass sie ihre Hand, die mir durch und durch ging, wieder zurückzuziehen beschließt, nachdem ich mich ihr geöffnet habe. Das würde mich vermutlich verletzen. *** Wirklich zu müde, ein anderes Mal vielleicht ...

Mist, mein depressiver oder pessimistischer Anteil kann nicht gut mit der Situation umgehen. Gestern Abend dachte ich noch viel an Ara, heute morgen, als ich aufwachte, war sie sofort Thema. Ich denke, ich bin auf dem besten Weg, mich ein bisschen zu verlieben, und genau das kann ich nicht gebrauchen. Und Ara ist, ich rede jetzt zu ungeschminkt über sie, noch depressiver als ich es bin. Sie ist seit längerem krank geschrieben und hat Probleme, Termine einzuhalten, sich aufzuraffen. Es war sehr offen und ehrlich von ihr, das zu schildern. Mir macht es jetzt kein Problem, sollte sie zu einer Verabredung deutlich zu spät kommen. Gestern war sie pünktlich und ICH kam durch blödes Mich-Verirren und falsche Aussagen des Navis (das Navi ärgert mich öfter, ich hätte es wissen müssen) eine Viertelstunde zu spät! Was ich ja absolut hasse, normalerweise bin ich überpünktlich. Gestern kam ja diese Alarmmeldung (Probealarm) vormittags aufs Handy. Es schrillte ziemlich infernalisch. Ich kannte das Geräusch, aus einer TV-Sendung, wusste allerdings nicht, dass es ein Probealarm war; nahm das allerdings an, weil das Handy-Schrillen und auch die Sirenen bei uns Punkt 11 Uhr losgingen. Jedenfalls schaute ich etwas nervös auf das Gerät, weil ich mir natürlich nicht sicher war. Es hätte auch der Dritte Weltkrieg, eine neue Pandemie oder die Ankündigung eines Tornados sein können. Weil ich auch ein bisschen nervös bin, guckte ich einmal nach und nach fünf Minuten noch ein zweites Mal, ob ich mich nicht verlesen hatte. Ara nahm das Ganze noch etwas heftiger. Sie bekam ein bisschen Panik, kennt sich mit Handys wenig aus (genauso wie ich) und dachte, jemand hätte ihr Handy gehackt. Sie schaltete es sofort aus; und war beim Wiedereinschalten so unruhig, dass sie drei Mal die PIN-Geheimzahl falsch eingab. Also brauchte sie zum Entsperren ihre PUK-Nummer. Von der sie aber nicht wusste, wo sie sie aufbewahrt bzw. abgelegt hatte. - - - Ich schreibe das nicht, um mich in irgendeiner Weise über sie zu mokieren oder so etwas. Und übrigens bin ich beinahe genauso zerstreut und schusselig. Meine PUK-Nummer wüsste ich zu finden, aber es gibt genug Gebiete, auf denen ich unsortiert und wenig strukturiert bin. Von daher unterscheiden wir uns höchstens graduell ein bisschen. Nur leite ich aus dieser Sache folgendes für mich Negatives ab, wie ich ja oft Dinge negativ interpretiere: Vielleicht ist Ara so hilfsbedürftig, dass sie (fast) jeden nimmt, der ihr Verlangen nach Berührung mitstillt. Vielleicht wird sie sehr klammernd sein. Wobei sie mental und von ihrer Empathie her absolut nicht so wirkte, also sehr auf mich einging, immer wieder betonte, dass nur wenn wir beide es möchten ... dass man Grenzen benennen soll ... dass sie mich nicht überfahren oder überrollen möchte.
Mir geht es weniger darum, dass sie eventuell doch über meine Grenzen gehen könnte und ich mich dann abgrenzen müsste. Das kriege ich zwar auch nicht immer hin, wenn es nötig werden würde, aber das wäre nicht mein Hauptproblem. Sondern mir geht´s einzig und allein darum, wie ich ihre Nähe interpretiere. Ob sie sozusagen MICH meint, mich als Mensch sympathisch findet, oder quasi mit jedem kuschelt. - Ich war ihr gestern unheimlich dankbar, dass sie als erste den Schritt wagte, nach einer (kleinen) Berührung zu fragen. Ich habe mich wohl gefühlt, ihre Hand zu halten, und ich muss dazu schreiben: Natürlich fühlte ich mich wohl. Wenn Ara ein Riesendefizit verspürt; meines ist bestimmt nicht kleiner. Vielleicht bin sogar ich derjenige, dem es beinahe egal ist, welcher Mensch, welche Frau das mit mir macht: Ich mag es ja (nahezu) auf jeden Fall. Es gibt Momente, wo ich körperliche Berührung nicht mag, und das ist, wenn mir der/die Betreffende unsympathisch ist, wenn der Andere mich täuscht und wenn mir gerade wegen Überforderung oder zu vielen Gefühlen auf einmal nach Distanz und Konfliktklärung ist. Grundsätzlich - ich sollte vielleicht einen Trigger setzen - bin ich immer dafür zu haben. Immer darauf aus. Habe fast keine Mauern in mir. Ich könnte das beruflich machen. Kuscheln. Und gestern dachte ich mehrfach: Ara gefällt mir körperlich viel zu sehr. Wir waren beide in dicke Jacken gehüllt, das Café, in das wir eigentlich gehen sollten, war zu, wir blieben zwei Stunden draußen, statt uns vernünftigerweise was anderes zu suchen ... Ich hatte einen total bescheuerten Treffpunkt ausgesucht, weshalb ich auch zu spät gekommen war, weil ich das einfach nicht gefunden hatte bzw. einen Kilometer entfernt parken musste. - - - Wir waren beide ziemlich eingemummelt, von daher konnte man die Figur ja nicht wirklich erkennen. Doch was ich erahnte, reichte mir als Überforderung. Ich hatte mit jemand gerechnet, der oder die mir gar nicht viel Affinität in der Hinsicht bedeutet, oder wie man das manchmal sagt, nicht mein Typ ist. Kann ich von Ara nicht behaupten. Und genau auf diesen Punkt muss ich achten; dass ich mich nicht vergucke, dass ich keine e rotischen Anwandlungen kriege, oder sollte ich sie bekommen, dann muss ich ihr das frühzeitig sagen und die Distanz aufbringen bzw. wahren.
Das ist meine zweite Angst: Dass ich nicht verantwortlich mit ihr umgehe. Dass ich irgendwas und irgendwen enttäusche. Doch davor sollte man keine übergroße Sorge haben. Das ist nicht der Punkt. Doch, ein bisschen schon. Ich weiß, wie versessen ich auf Frauen sein kann. Ich habe mich extrem häufig in meinem Leben verliebt. In meinem Kopf ist natürlich auch die Phantasie, dass das emotional sehr heftig abgehen könnte zwischen ihr und mir und dass ich ihr das Herz breche oder sie mir, und wenn das depressiven Leuten passiert, ist es drei Mal so schlimm wie bei gesunden Menschen. Angenommen, ich hätte sie irgendwann satt; unschönes Wort eigentlich; kann ja theoretisch passieren; jedenfalls habe ich dieses Kopfkino; ich kenne die Frau kaum und überlege schon, wie wohl später mal die Trennung passieren könnte, ein bisschen schräg, oder? Es ist ja nur ein Nebengedanke von vielen. Er ist nun mal da. Angenommen, ich wollte mich irgendwann von ihr etwas zurückziehen, vielleicht würde sie das sehr verletzen, in ihrer Verfassung. Andererseits ist es völlig unwahrscheinlich, dass - - - also sie hat es so beschrieben: Da ich das Kuscheln kaum noch gewohnt bin, vielleicht würde es mich ja überfordern, wenn wir gleich ziemlich weit gingen. Das war so ihr Gedanke. Dass sie etwas Sorge hätte, mich zu sehr zu überrollen. Und ich dachte bloß: Mich überrollen? Ich bin überhaupt nicht überrollbar, was das Thema körperliche Nähe anbelangt. Also mir wird das sicher nicht zu viel. Ich habe (fast) immer Interesse daran. Es geht sogar noch weiter, ich könnte mich dafür völlig problemlos p rostit. Meine Lust ist jedenfalls größer als dieses Sonnensystem. Meine Sehnsucht reicht bis Alpha Centauri. Die Sterne, die am Firmament funkeln sind nichts gegen den Sehnsuchtsraum in mir. Das kann ich mit Fug und Recht behaupten. Was aber vielleicht nur zeigt, dass ich unerwachsen mit diesem Thema umgehe. Dass ich meine Grenzen nicht oder nur schlecht kenne. Dass ich mit offenem Visier in jedes Messer hineinrenne, das mir jemand hinhält. So sieht es aus. Ich bin grenzenlos und grenzenlos naiv. - Als sie gestern meine Hand hielt, wollte ich sie gar nicht wieder loslassen. Eigentlich wollte ich Ara in mein Auto zerren, das leider einen sehr weiten Fußmarsch entfernt stand, die beiden Sitzlehnen zurückkippen und sie aus ihren Winterklamotten schälen. Ich hatte zudem Lust, sie zu küssen, leider viel zu sehr. Ich dachte ernsthaft Sätze wie: Dich könnte ich sofort mitnehmen! Mag dich gar nicht loslassen! Möchte dich ausziehen! Lass mich dich verwöhnen! Du hast Sehnsucht nach mehr Berührung? ICH MÖCHTE EIN HOTELZIMMER MIT DIR BUCHEN ... Derlei Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Mir ist doch nicht zu helfen! Ich bin nicht ganz normal. Ich überreagiere wegen dieser Kleinigkeit. Wenn mich schon ein bisschen Händchenhalten so beeindruckt und ins Schwärmen bringt, ist der emotionale Ausnahmezustand, wenn nicht das Mich-Verlieben vorprogrammiert. - - - Vielleicht sollte ich dringend auf die Bremse treten.

Verdammt. Ich hätte vorsichtiger sein sollen. In mir ist ein solches Vakuum. Jemand gibt mir den kleinen Finger. Und ich möchte ihr den Arm ausreißen. Ich hätte sie am liebsten hochgehoben, auf meine Schulter genommen und abgeschleppt. Das gibt es doch nicht. Sie hat mir körperlich sofort total gefallen. Sie hatte mir schon einmal geschrieben, dass sie gerne hinter mir liegen wollen würde und mich vorsichtig berühren ... Ich muss aufpassen. Ich sollte vielleicht eher besser mich mit einem Mann kuscheldaten.
Übrigens war ich nach der Begegnung so euphorisiert, dass ich beim Autofahren merkte, dass mich die Drängler im Rückspiegel, anders als sonst, kalt lassen. Weil ich etwas für mich und meine Bedürfnisse getan hatte, war ich entspannter. Ich habe ja so gut wie keine Freundschaften oder Kontakte. Habe ich welche oder bahnt sich da etwas Positives an, bin ich sofort in diesen Kleinigkeiten gelassener. Nicht mehr so darauf angewiesen, wie sich fremde und distanzierte Menschen in meiner Umgebung zu mir sind.

Guten Morgen, ich hoffe ich darf mich hier äußern. Also ich finde, dass es irgendwie schon sehr verständlich ist, was dieses Händchen halten bereits in dir auslöst, wenn dir Nähe so sehr fehlt. Klingt hart, aber vielleicht würdet ihr beide tatsächlich auch mit einfach irgendwem kuscheln. Weil das ja eine Zweck-Kuschelei bei euch werden soll.
Wenn ihr euch dann noch gegenseitig gefallt, umso besser, aber ggf auch gefährlicher, wie deine weiteren Gedanken zu verlieben und so zeigen.
Versuch doch erstmal alles auf dich zukommen zu lassen. Ja ich weiß, leichter gesagt als getan.

Bin zu müde für alles. Bisschen too much alles im Moment. Und ich weiß noch nicht mal, ob ich Ara einfach unter meinen Arm klemmen und mit ihr in Südspanien urlauben möchte. Mit ihr durch einen südlichen Supermarkt schlendern - ich mag Supermärkte im Ausland komischerweise sehr - und wir ziehen fremdartige Produkte aus dem Regal. Entziffern belustigt die Angaben auf der Packung. Abends grillen wir selbstgefangenen Fisch. Sie isst mit den Händen, als würde sie Obst pflücken. Und auf ihrem T-Shirt steht irgendetwas, was ich sofort unterschreiben möchte. Ich lese die Worte auf ihrem T-Shirt, tue so, als müsste ich das mühselig buchstabieren, dabei versuche ich bloß die Zeit zu verlängern, die ich habe, um ihr unschuldig auf die Brueste zu starren.

Zitat von PQhope2023:
Vielleicht gibt es ja jemanden, den ich nicht gelangweilt habe, falls das hier überhaupt wer liest. Kann ich mir nicht vorstellen, oder nur mit sehr viel Phantasie. Dass jemand das hier liest und er/sie sich nicht langweilt.

Doch, doch, du wirst gelesen. Das kann man unschwer daran erkennen, dass sich verschiedene User für deine Beiträge bedankt haben. Also ich lese dich gerne. Ich mag deinen Schreibstil, ich mag die Selbstironie, die du immer wieder durchblicken lässt und ich mag den unfreiwilligen trockenen Humor, der hie und da durchblitzt.

Irgendwie ist es auch spannend mitzuverfolgen, ob sich nicht doch bald was tut. Kriegen du und deine Frau vielleicht bald die Kurve und nähert euch wieder langsam aneinander an? Wie lange wird es dauern, bis du Ara durchschaust? Wann kaufst du dir einen Sandsack um darauf herum zu prügeln, anstatt darüber nachzudenken, ob du dich ritzen sollst wie ein überfordertes Pupertier? Wann hörst du auf dein Tamagotchi zu füttern und reparierst stattdessen die Schranktür, die seit Monaten fast aus den Angeln fällt? Das ist fast wie ein spannender Roman. Schreib weiter!

@Dora-la-Bora Danke. Schranktür, die aus den Angeln fällt? Klingt interessant. Also meinen Spannungsbogen für mein eigenes Leben fällt etwas weniger spannend aus. Und ja, natürlich sind S elbst verletzungen in Wahrheit Aggressionen, die eigentlich nach außen gemeint sind oder gemeint sein sollten. Diese Erkenntnis ist nicht sonderlich neu, nur selbst wenn der Kopf das weiß, die Gefühle kapieren es deutlich langsamer. Und das passiert nicht nur Pubertierenden.

Mein Spannungsbogen verläuft etwas niedriger, wollte ich eigentlich schreiben. Naja.

Gibt es denn was neues von Ara, was habt ihr vereinbart ob und wie es weitergehen soll?

Danke der Nachfrage. Ara. Der Name gefällt mir. (Auch wenn es ein bisschen ein Vogel-Name ist.) In Wirklichkeit heißt sie anders. Aber die drei Buchstaben kommen in ihrem Namen vor.

(Meine Schwester hat übrigens einen Hund mit ähnlichem Namen; den sie übernommen hatte; der heißt wie ein griechischer Kriegsgott. Das fand sie nicht so prickelnd, verständlicherweise. Sie wollte den Hund aber auch nicht einfach umbenennen. Und machte aus dem Götternamen einfach eine Abkürzung. Wunderbare Lösung. Ich will meine jüngere Schwester nicht zu sehr loben, aber in solchen Dingen hat sie den Bogen echt raus. Und wir sind alle in der Familie so.)

Ara erinnert mich an mehrere Figuren, die mir im Leben begegnet sind. Manchmal an meine erste Freundin. An die Obstdiebin aus Peter Handkes Erzählung. Ein bisschen auch an andere Nebenfrauen, die ich mal kannte, schwer zu beschreiben. An meine ältere Schwester, von der Stimme her. Ihre Unsicherheiten sind ein neuer Aspekt. Ich verstehe noch nicht so ganz, was sie eigentlich so häufig ängstlich und ein wenig übervorsichtig macht. Sie macht sich ständig Gedanken, was alles so passieren kann; ob sie mir ihre Festnetznummer geben kann, ihre Adresse, und ob nicht irgendwelche Nachbarn sie mit mir zusammen entdecken könnten ... Mir traut sie immer noch zu, dass ich mich eines Tages als übergriffig und Frauenmisshandler entpuppen könnte. Im Eifer des Gefechts sind doch alle Männer zu allem fähig, oder? Etwa nicht? Ist ja ein Fakt, dass wir Typen von unserem Trieb gesteuert werden. Und wie. Ich würde sagen, es ist auch ein Fakt, dass es bei Frauen gar nicht groß anders ist. Sie müssen nur deutlich mehr aufpassen, mit wem sie sich einlassen, denn im Zweifel tragen die Frauen die weitaus größeren Konsequenzen.

Jedenfalls gerieten wir über dieses Thema in unseren ersten Streit. Kann sein, dass schon alles vorbei ist zwischen ihr und mir. Ich erzählte ihr, wie selten ich S ex gehabt habe die letzten zehn Jahre. Daraufhin meinte sie, dann könnte es ja sein, dass ich vor lauter Frust irgendwann übergriffig werde. Ich fand es nahe dran an unverschämt oder zumindest unfair, mir das so zu deuten.

Ich hatte mich für drei Tage wohl gefühlt. Abgesehen von meinen üblichen Schwankungen. Dass jemand mich berühren möchte und ich nicht völlig untauglich bin für das Interesse von anderen. Tat mir unheimlich gut. Ich war nach dem ersten Termin mit Ara so entspannt wie schon ewig nicht mehr. Hätte die Welt umarmen können. Im Autoverkehr war ich gelassener. Sogar meiner Frau gegenüber war ich ruhiger und gelassener. Sobald man sich nicht mehr ganz so bedürftig fühlt, nicht so MACHTLOS, was die eigenen Bedürfnisse anbelangt, beruhigt das das Ego (oder zumindest meines) und die Nerven sehr.
Aber Ara hat bei all ihren Vorzügen, ihrer Einfühlsamkeit und Herzlichkeit leichte psychische Probleme, ähnlich wie ich.
Ich mag es nicht, wenn ich ihr etwas von mir erzähle und sie mir das auslegt als dann bist du wohl ein potenzieller Täter. Fand ich eigentlich an der Grenze zur Unhöflichheit. Sie sagte das nun ihrerseits aus ihrer Angst heraus. Das hätte ich vielleicht besser verstehen müssen. Ich sah stattdessen: Sie macht etwas Negatives aus meiner vielleicht zu naiven und zu rückhaltlosen Offenheit. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich nur ungefähr gesagt hätte: Ich habe ziemlichen Frust, sehr wenig körperlichen Kontakt gehabt die letzten Jahre, und klar, manchmal bin ich das Gegenteil von ausgeglichen und selbstsicher. Stimmt ja auch. Anders als normale Leute empfinde ich schon eine Handberührung als viel. Und es stimmt, dass wenn Ara und ich viel miteinander kuscheln würden, ich Gefahr laufe, mich in sie zu vergucken. Wenn sie wenigstens nicht so unverschämt gut aussehen würde. Sie duftet zudem gut. Nein, sie duftet SEHR gut. Ihre Hände sind wunderschön. Das ist für mich keine einfache Sache, mich NICHT zu vergucken. Von daher wird das Ganze wohl ohnehin nichts und ich gehe besser auf Distanz.

Im Augenblick sind wir ohnehin zerstritten, und haben uns schon gegenseitig gedroht: Das war´s dann jetzt wohl.
Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns noch mal zusammenraufen werden. Bis zum nächsten Konflikt. Kann aber auch sein, dass ich mich täusche.

- - - Ich hatte heute einen Auswärtstermin bei der Arbeit, was mich total schaffte; ich bin jedesmal von Terminen bei einem Kunden groggy. Die Autofahrt ging ja noch so einigermaßen. Aber dann vier Stunden volle Konzentration und mich vor z. T. unbekannten Leuten etwas präsentieren müssen, mich nicht blamieren und nichts Dummes sagen. Ich bin schon so lange in diesem Job, habe mich bestimmt ein wenig auch weiterentwickelt, aber eigentlich meistere ich solche Termine immer noch stets nur mit viel zu großem Aufwand und sehr viel Stress.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ich jetzt was im TV gucke und/oder halb-depressiv auf dem Sofa herumliege.

Phantasie: Manchmal wünschte ich, ich könnte in den Kissen versinken und am anderen Ende der Welt wieder auftauchen. Ich verdiene dort mein Geld mit Schuhputzen (im Stadtzentrum) und Balljonglieren (am Strand). Die Frauen mögen meinen Körper. Ich wandere durch die Betten der Touristenhotels. Die Sonne scheint den ganzen Tag, und in meiner kleinen bescheidenen, aber Licht-durchfluteten Hütte nahe am Strand schließe ich niemals die Tür ab. (Man wird doch wohl noch träumen dürfen.)

Zitat von PQhope2023:
Ist ja ein Fakt, dass wir Typen von unserem Trieb gesteuert werden. Und wie. Ich würde sagen, es ist auch ein Fakt, dass es bei Frauen gar nicht groß anders ist.

Ach !? Du weisst gar nicht WIE falsch du liegst.
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@Dora-la-Bora
Meine 13-jährige Nichte sagt das auch immer. Von daher ist da wohl was dran.

Zitat von PQhope2023:
@Dora-la-Bora Meine 13-jährige Nichte sagt das auch immer.

Das kann nur ein Witz sein. Sorry, wenn ich lachen muss. Du diskutierst mit einer 13-jährigen über Sex? Das Mädel muss ja ganz schön altklug, oder aber frühreif sein.

@Dora-la-Bora

Veräppelst du mich gerade? Mit DAS meinte ich DAS, was du geschrieben hattest:
Du weißt gar nicht, wie falsch du liegst. Ist doch eigentlich ... offensichtlich.

A


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