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Wieder ... : Was ich träume, geht auf keine Kuhhaut. Der erste Teil, da war ich in einer Mischung aus Universitätshalle und Firmengelände. Alle in der Firma arbeiten, verstehen ihre Sache, nur ich verlaufe mich in der Gegend. Stehe an einer Art Galerie herum, zwischen sich verdrücken und nicht wissen, was ich gerade tue. Mehr erinnere ich nicht, was diese Sequenz anbelangt.

Dann sitze ich vorne in einem LKW, meine Frau und meine Schwiegermutter sind Beifahrerinnen. Ein sehr großer LKW, mit, ich glaube, mehreren Anhängern. Da wir irgendwie nicht weiterkommen oder es die falsche Strecke ist (?), will ich wenden. Das Rückwärtssetzen endet damit, dass die Anhänger, statt schön nach hinten in die Kurve zu gehen, sich ein wenig auffalten und umkippen.

Man beschließt zu dritt, dass ich besser geradeaus (statt rückwärts) fahre und bei nächster Gelegenheit durch mehrfaches Rechtsabbiegen eine Schleife fahre. Aber dann wechselt die Szenerie sprunghaft, ohne dass es sich wie ein Sprung anfühlt, wie es mir oft in Träumen passiert: Ich bin in einem Patientenzimmer. Jemand wirft mir sehr böse vor, dass ich mit dem LKW seitlich die Wand ein bisschen aufgerissen habe. Genauer gesagt, soll ich einen sehr langen Kratzer über fast die ganze Zimmerlänge in die Wand gefahren haben. (Hier spielt hinein: eine Wunde reißen. Die Wand ist zwar kein lebender Organismus, aber auch nicht völlig empfindungslos ...)
(Völlig absurd, aus logischer Sicht, wie ich mit dem LKW in ein Zimmer gepasst haben soll, doch in der Traum-Logik ist es nicht unmöglich.)

Ich antworte zu meiner Verteidigung, dass ich an der Stelle mit dem LKW noch gar nicht war, also noch nicht so weit vorgefahren war. Spüre dabei aber, dass ich mir unsicher bin.

Noch beim Aufwachen denke ich den regulierenden, dennoch idiotischen Gedanken: Viel mehr als tausend Euro wird die Wand schon nicht kosten. Was soll´s. Im schlimmsten Fall zahle ich das eben. Alles gut!

- - - Gehe ich nach meinen Träumen, bin ich sehr häufig im falschen Film. Mich wundert das nicht, dass ich so träume. Ängste, Unsicherheiten schlagen hoch.

Übrigens habe ich wirklich mal mit einem Umzugs-LKW ein bisschen was demoliert. Das war physisch nicht weiter schlimm, es entstand kein großer Schaden. WAS mich aber daran verunsicherte, war, dass ich es nicht richtig mitbekommen hatte. Ich fühlte mich sicher beim Rangieren und in Wahrheit übersah ich etwas. Erschreckend.
Nun könnte ich die Begleitumstände erwähnen, quasi als Ausrede.
Normalerweise bin ich ein sehr guter Fahrer.
Doch dass das auf Sand gebaut sein kann, dieses Gefühl, hat mich ziemlich schockiert.

@laluna74
Zitat von laluna74:
Nimms einfach an..es ist aus meiner Sicht berechtigt, sonst hätte ich es nicht so geschrieben.

Dann nochmals DANKE. Ja, mache ich.

A


Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

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Absoluter Tiefpunkt von einem Tiefpunkt ... Soll ich es überhaupt beschreiben?
Eigentlich Trigger-Warnung.

Ich habe vorhin mal wieder den oder einen Schmutzrand unter meinem Daumenfingernagel (rechts) bemerkt. Zu spät bemerkt. Ich könnte jetzt behaupten: Meinen rechten Daumenfingernagel lasse ich immer ein wenig länger als die anderen. Das ist so ein Ding fürs Gitarrespielen. Alle anderen Fingernägel, darauf achte ich ja. Den rechten Daumen lässt man etwas länger, fürs Picking der Saiten. Machen wohl die meisten so. - Nein, eher ist mir die Kontrolle meiner Fingernägel wohl durchgegangen.

Und keine Ahnung, wie ich das hinkriege, ein Viertel meines Daumenfingernagels ist öfter mal dreckig. Als hätte ich damit ein bisschen in der Erde geschürft, schwarzer Erde, vielleicht eine Blume eingetopft. So war es jetzt wieder, das linke Viertel mit einem schwarzen Rand. Leicht zu entfernen mit dem Nagel des linken Zeigefingers. Indem ich mit dem Zeigefingernagel unter den Daumennagel fahre. Kein Ding, eigentlich. Das kenne ich so gut, es ist mir geläufig! Ich nehme den linken Zeigefinger und sehr schnell ist das behoben! (In der Regel mache ich es heimlich, damit niemandem meine lausige Art auffällt.) Das ist nicht der Punkt.
Sondern: Wie konnte mir das wieder passieren? Habe ich in Erde herumgewühlt? Nein. Mir minutenlang die Haut vom linken Arm geschürft? Nein. Tagelang mir nicht die Hände gewaschen? Sicher nicht.

Ich weiß es absolut nicht. Aber meine gesamte Unvollkommenheit, Verblendung, Blödheit und Niveauarmut spiegelt sich in solchen kleinen Schmutzresten unter dem Daumennagel. Okay, die anderen Nägel habe ich sehr kurz geschnitten. Das geht ja beinahe. Wobei sie nicht ganz perfekt rund geschnitten sind, ein paar weisen Ecken auf, eher Spitzen ganz außen. Als hätte die Breite des Nagelklipsers nicht ganz gereicht, so sieht das aus.

Fast wie winzige Eselsecken, so sieht es annähernd aus. Beschämend für mich aber eben vorrangig und alles andere in den Schatten stellend der Daumen. Und dass ich keinen Schimmer habe, wie das zustande kommen konnte - ich war in keinem Dreck, ich war seit 20 Stunden nicht mehr draußen, ich habe keine Tätigkeiten unternommen, die das hervorrufen konnten.

Erschütternd. Mag sein, der Dreck haftet an mir wie eine Seuche. Erscheint eben ab und zu mal auf der Bildfläche. Manifestiert sich. Oder es waren Schokolade-Reste von der Donauwelle, die ich gierig verdrückt hatte. Da ich sie mit einer Gabel aß, unwahrscheinlich.

Bin ich mal wieder zu phobisch, übertreibe ich, steigere ich mich in was rein? Aber ich hasse kaum etwas mehr als dreckige Fingernägel. Denn wer will jemanden mit unsauberen Händen berühren ... Dieser Gedanke verursacht wohl die Panik. Ich hasse es, dass mir selbst die Aufmerksamkeit für meine Nägel entgleitet. Dass mir gar nicht bewusst war oder ist, wann ich sie das letzte Mal sorgfältig betrachtet und gepflegt habe. Ich bilde mir stets ein, sie im Griff zu haben.

Ich habe rein gar nichts im Griff.
Heute morgen habe ich meine Unterhose gewechselt. Ich habe festgestellt, dass sie mehrere kleine Löcher hatte. Die, die ich getragen hatte. Ich musste sie wegwerfen. Das war ein bisschen wie eine Bestattung. Vielleicht etwas weniger. Aber während des Tragens war ich mir normal vorgekommen. Dabei trug ich eine löchrige Unterhose.

Vielleicht habe ich bloß zu viel süßen Kuchen gegessen. Zuckerflash. Und die Folgen.

Wie peinlich und verpeilt kann ich sein.
Und nicht das Verpeiltsein an sich ist peinlich, sondern wie wenig ich es merke, wie verspätet es mir bewusst wird, wenn überhaupt.

Ich bin in einem miserablen Zustand, dass mir so eine Kleinigkeit so an die Nieren ging.
Aber es summiert sich eben. Ich bin nicht gut drauf. Niemand möchte mich berühren. Ich bin sicher nicht liebenswert. Eigentlich bin ich kurz davor, von meinem Leben abzufallen, vor die Hunde zu gehen, Landstreicher zu werden. Da ist einiges in mir im Prinzip schon vorgezeichnet, vorprogrammiert, drauf eingestellt. Ich würde ein gutes Feuerzeug mitnehmen und zweitausend Euro in meinem Schuh verstecken. Solche Gedanken wehen mich manchmal an.

Ich bin nicht weit entfernt vorm völligen Auseinandergehen. Bildlich gesprochen. Die dünne Fassade zu verlassen. Wie ein alter Sack, der eben keine perfekten Zähne mehr hat, seine Frau anekelt und froh ist, wenn jemand ihn als menschliches Wesen ansieht. Und nicht als Wrack, Störenfried oder Müllhaldenbewohner. Und am Ende die nerven verliert.
Ich creme manchmal meine Haut ein.



Habe auch nichts gegens Duschen und Baden.
Mag Düfte mit Früchten, fast alle. Aber dann rutscht mir so ein Daumennagel durch.

Ich kann mir also manchmal vorstellen, auszusteigen, abzusteigen und in der Gosse zu landen. Gefühlt und in Gedanken bin ich schon oft dort gewesen, in der Ausweglosigkeit der Gosse. Schönes Wort, übrigens. Gegen dieses Landstreichertum steht unser Kontostand, aber sonst nicht mehr viel. Niemand küsst mich. Wird auch nie wieder passieren. Nicht küssenswerte Lippen. Nicht brauchbarer Mund. Unsinnlicher Mund. Saufen, essen, herumkrümeln, gähnen und verblüfft offen stehen. Meine verbleibenden Mundfunktionen. Ich habe das Sabbern vergessen. Das Dumme-Worte-Sagen. Das Schreien. Und Pfeifen. Ein Mund nur noch dafür. Gut. Die Illusionen sind alle aus meinem Kopf verschwunden.

Ein Buch schreiben, das würde ich unter Umständen und trotz allem gerne. Und vielleicht kriege ich mich schon bald wieder ein von meiner Stimmung, ich sei zu dreckig, zu selbstvergessen dreckig, zu überfordert von einfachsten Verhaltensregeln.

Eigentlich habe ich ja schon mehrere Bücher geschrieben. Drei oder vier. Je nachdem, was man mitzählt.

Plus 300 Seiten über die Beerdigung meiner Mutter. Aber es ist eben alles nahe dran an Schrott. Nichts davon würde ich als gut bezeichnen.
Über die Beerdigung meiner Mutter schreibe/schrieb ich eigentlich nur, wie nervtötend und belastend dieses Ereignis für mich war und dass der IKEA-Besuch vor der Bestattung das Beste an jenem Tag darstellte.

Ich hatte ein Dutzend Verwandte und Bekannte umarmt, und jede einzelne dieser Umarmungen kam mir geheuchelt, klebrig und falsch vor. Lieber hätte ich die Leute gemieden, den ganzen Tag lang geschwiegen und hinter den Busch in der Nähe der beiden Gräber meiner Eltern uriniert.

Ihr könnt mich alle kreuzweise, das hätte ich am liebsten tonlos und ohne große Aufregung zu allen anderen gesagt an jenem Tag. Diese Wut und Empörung in mir sind nicht normal. Der Pfarrer mit seinem feisten Äußeren kotzte mich an. Jedes Wort, das er sagte, erschien mir zu viel, verlogen, widerlich. Als ich mich dort hinsetzte, in den Trauersaal der Kapelle, hatte ich nur einen Wunsch, dass diese Veranstaltung möglichst schnell endet. Und das Ganze schadlos und ohne Demütigungen an mir vorbeiläuft. Macht das mal ohne mich, hätte ich sagen sollen. Am liebsten wäre ich nicht hingegangen, hätte den Tag besser vor dem Fernseher verbracht, Minigolf gespielt oder ein Buch über das Verkehrswesen der USA gelesen, oder ich wäre einfach bei IKEA sitzen geblieben. Wäre die bessere Wahl gewesen.

(Übrigens, wenn ich an unbeschwerte und unbekümmerte Menschen denke, ist mir am schnellsten zum Heulen zumute. Es gibt nichts, was mich schneller traurig stimmt als die Erkenntnis: Es gibt Leute, die völlig anders sind als du und die Dinge leicht nehmen. Wie beneidenswert.)

Davon und nur davon handelt mein Bericht von jenem Tag. Null Trauer, null Gedenken, null Erinnerungen an meine Mutter und null Demut oder Einsicht. Dass man sie verscharrt hat oder wie es ihr in ihren letzten Stunden erging, kümmerte mich nicht die Bohne. Nach der katholischen Konfession muss jemand wie ich nach seinem Ableben in der Hölle schmoren.

Hätte ich den Tag wegen einer Ohnmacht oder eines Verkehrsunfalls verpasst, wäre es mir recht gewesen. Ich hasse Beerdigungen ja grundsätzlich. Dieses esoterische Getue der Katholiken! Ekelhaft. Das Vorheucheln von Trost und Zuwendung. Aus rituellen und zivilisatorischen Gründen muss so eine (oder eine ähnliche) Veranstaltung sein. Werde derlei Events künftig nach Möglichkeit meiden, das ist der Vorsatz, den ich aus der Bestattung meiner Mutter gezogen habe.
Kindergeburten sind schön; Beerdigungen ein Graus. Diese Zusammenfassung sei mir wohl erlaubt.

Beide Ereignisse erinnern einen an das Übernatürliche im Leben. (Ungefähres Zitat von Tolstoi.) Daran, dass es anscheinend etwas in uns gibt, das über unsere kleinen Egos hinausgeht.
Das durch uns hindurchläuft und uns mitreißt. Das Leben geht durch uns hindurch und irgendwann verlässt es uns. Das ist nicht zu ändern, nicht aufzuhalten. Abgesehen davon, dass eine gesunde Lebensweise vermutlich die Deadline hinausschiebt. Mit etwas Glück wird man 90 Jahre alt und nicht nur 80 oder 70. Hängt von der Gesundheit ab. Für die nicht nur Sport und Ernährung wichtig sind, sondern auch Entspanntheit und Liebe.

Letzteres ist ja beides nicht so meins. Vielleicht liebe ich auch meine Frau nicht. Vielleicht bin ich bloß fasziniert von ihr. Bewundere ihre Eigenschaften. Fühle mich halbwegs bis sehr wohl mit ihr. Meine Frau ist so ein guter Mensch, dass es wehtut, mit ihr einkaufen zu gehen und triviale Dinge zu tun. Das fällt mir jedesmal auf. Dass ich mich glücklich schätzen kann, Zeit mit ihr verbringen zu dürfen. Wenn sie singt, und sie singt schief und ungeübt, klingt das für mich schöner als alles andere.
Ich bin chronisch in sie verliebt, sogar wenn wir uns streiten. Vorhin habe ich gespült, sie kommt zwei Mal vorbei, aus Kontrollzwang, steht neben mir, nur um zu gucken, ob ich es auch ja nach ihrer Fasson mache. Ich sagte ihr, wenn du mich nicht in Ruhe lässt, lasse ich das Spülen bleiben. Sie sah es sogar ein und kam nur noch ein einziges Mal sehr kurz in die Küche.

Kann sein, es ist der Zucker. Mir ist nach Süßigkeiten. Und stundenlang im Bett herumliegen und heulen.

für dich, PQhope2023, … hab ein gutes, gesundes neues Jahr

@AnneKaffeekanne Das ist ja nett! Danke, gleichfalls!

Ich bin ein absoluter Katzenfreund, von daher vertrauenswürdig.

Ich bin nicht perfekt. Und ich arbeite auch nicht daran.





Dr. Reinhard Pichler
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