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Sonderbar, ich habe letzte Nacht 6,5 h lang durchgeschlafen. Das ist für mich viel. Normalerweise wache ich in jeder Nacht ein Mal auf. Was mich nie groß stört(e). Weil ich danach sofort wieder einschlafen kann. Eigentlich schlafe ich erstaunlich gut ein, sorge mich meist kaum. Nicht im Bett. Oder sagen wir mal so, ich vertraue darauf: Jetzt in der Nacht kann ich loslassen.
Was immer mich bedrückt, für die Nachtzeit bin ich so ein bisschen davon erlöst. Ich will es hier nicht hinschreiben, was mich alles unangenehm beschäftigt.

Und ich bin trotzdem nicht gut ausgeschlafen oder so, doch vielleicht etwas besser als zuvor die Morgen.
Hatte ich denn gestern Abend etwas anders gemacht? Vor dem Schlafengehen ein Minimum an Sport. Mehr, um mich durchzuwärmen bzw. weil ich den ganzen Tag gesessen hatte. Außerdem habe ich mich selbst ein wenig gestreichelt, Arme, Oberkörper. Das ist nicht so wirkungsvoll wie Berührungen von einem anderen, doch dennoch ein bisschen hilfreich. Vielleicht war es das, dass ich etwas entspannter ins Bett ging?
Oder Zufall, keine Ahnung. Auch mein Traum war etwas angenehmer als sonst (im Durchschnitt). Nicht ohne bedrängende Aspekte/Handlung, doch mit ein paar schönen Seiten ...
Ich habe übrigens stets das Gefühl, würde ich meine Träume näher betrachten, analysieren, aufschreiben, nicht unbedingt in der Reihenfolge, hätte ich eine ziemlich vollständige Betrachtung meiner Probleme, meines psychischen Zustands. Allein das mit dem Raum, wie häufig ich von Gebäuden, hohen Zimmern, Brücken, Übergängen, Stadtkörpern träume ... : Seinen Platz finden, sich in sich selbst zuhause fühlen, das ist sicher ein Manko und Thema bei mir, doch auch im Positiven die Sehnsucht nach Raum, Entfaltung, Ankommen, eine Rolle spielen ...
Den von der letzten Nacht habe ich vergessen. Hatte mir direkt nach dem Aufwachen keine Mühe gegeben, ihn zu behalten, und dann schwindet bei mir die Erinnerung an den Traum rasch.

Ich habe meine Müdigkeit ein bisschen weggedrückt, tat so, als würde ich mich fürs TV-Programm interessieren; hielt dort eine Stunde aus, wohl um mich selbst möglichst wenig zu spüren.
Ich bin verärgert über mich selbst. Zudem ist es kalt, es zerrt an meinen Nerven, ich brauche doch so viel WÄRME ... . Ich hätte mich nachmittags hinlegen sollen, hatte allerdings länger gearbeitet.
Mir ist alles zu viel.

A


Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

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Herrje, ich schon wieder mit meiner Überemotionalität ...

Jetzt 1 h danach ist mir meine Euphorie schon wieder etwas suspekt, doch an diesem Abend fühlte ich mich eine Weile lang so lebendig wie schon ewig nicht mehr. Es tut mir gut, zu der Schreibgruppe hinzugehen.
Selbst wenn das Folgende nicht passiert wäre, wäre es ein netter Abend gewesen für mich, bzw. zur Abwechslung mal ein wenig entspannend.
In dieser Schreibgruppe schwankt die Besetzung von mal zu mal sehr stark. Wir waren erst nur zu dritt, ein Bekannter und ein Neuer, und ich habe mich schon lange nicht mehr so behaglich in einer Kneipe gefühlt. Tja, wobei ich ja außer zu den Gruppentreppen fast nie irgendwo in einer Kneipe bin ...

Ganz frei von Unbehagen war es Wahrheit nicht. Doch ich habe von mir erzählt, ohne dass ich mich schämte oder klein fühlte. Ich war nicht wirklich selbstbewusst, doch es war okay. Beinahe groovte ich mich in meine schon etwas eingerostete charmante Art ein, die ich - - - - - - höchst selten habe. Es fiel mir stark auf. Es war mir angenehmer als sonst.

Das Folgende: Aus dem nichts kam noch eine Studentin hinzu, die sich - zwangsläufig auf den letzten freien Platz - neben mich setzte. Ich darf jetzt nicht zu viel erzählen, sonst könnte jemand sie noch erkennen. (Sofern jemand sich erinnert, in welche Stadt ich (am häufigsten) fahre.) Denn sie hat so ein paar Seiten an sich, die außergewöhnlich und merkfähig sind. Sie lernt exotische Sprachen, gibt selbst Sprachunterricht und ist schon sehr weit rumgekommen.
Klein, apart und mit einer interessanten Nase saß sie neben mir und ich hätte sie am liebsten aufgesogen mit allen Sinnen, so verblüffend und erfrischend erschien sie oder die Situation mir. Sie trug ein Gedicht vor. Anfangs saß sie nur im T-Shirt da, wir anderen alle in Pullovern und ich mutmaßte, sie müsste von einem Sportkurs gekommen sein (und daher wäre ihr noch warm).
Eine beträchtliche Zeit später zog sie sich auf Frauenart wärmer an, aber der Eindruck blieb: Sie friert nicht so schnell. Ungewöhnlich. Das Gedicht verfing nicht in mir und dann doch, auf die Weise, dass ich mir einbildete, ziemlich genau zu wissen, in welcher Stimmung sie es geschrieben und was sie damit sagen wollte. Sich im Fremden, in der Befremdung zurechtfinden und sogar heimisch fühlen. Das Zu-sich-Kommen, die erstaunlichste Begegnung, die es gibt ... Was macht das aus? Ich glaube, es ging ihr um nichts weniger. Sehr spannend.

Ihr türkischer Vorname hat eine Bedeutung, die ich hier aber nicht hinschreiben möchte. Was immer mir daran poetisch, hell und sinnlich erschien, möchte ich gar nicht ausplaudern ... Ich glaube, ich war kurz davor, mich zu verlieben. Wie sie von einer Favela in Brasilien erzählte, dass sie dort mit ihrem Hautton kaum als Ausländerin auffiel, oder davon, wie ihr Paris erschien ... Sie wohnte dort wohl allein in dem (großen) Haus eines Bekannten, wie sie sagte, in einer nicht ganz ungefährlichen Banlieue. Und da war ein Hauch von Exklusivität oder von einem höheren Zirkel an ihr, ohne jede Arroganz, doch mit mir kühn erscheinender Selbstbehauptung: wie sie sich als Studentin ihre Reisen überhaupt leisten kann? Vermutlich macht sie eher so was wie Bed and Breakfast und das ist eine falsche Fährte, anzunehmen, sie sei reich. Sie in Paris konnte ich mir vorstellen oder phantasierte zu viel. Mir fiel das Buch von Rainer Maria Rilke ein, so eben gerade noch, der ja darin viel über Paris notiert hatte, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, ich erinnere mich kaum an Details aus diesem Roman, doch daran, wie eindrücklich die Schilderungen waren.

Dann, meine Enttäuschung, als sie mir ihr Studienfach nannte. Will ich hier ebenfalls besser nicht erwähnen. Andererseits sollte ich deshalb nicht werten. Ich hätte zurückfragen sollen, was sie daran reizt oder wie sie dazu kam. Und Kritik steht mir nicht zu oder ich hätte sie humorvoll und neckend anbringen müssen. Ich war in dem Moment eigentlich schon zu sehr in meinem Beinahe-verliebt-Gefühl.

Als Nächstes ging plötzlich die Livemusik los. Rockbluesmusik, so in der Richtung, krachend laut, nicht schlecht, wenn auch nichts, was mich in Ohnmacht fallen lässt. Die Gitarre war nett, mit Hang zum kurzen Solo und ein bisschen brachial. Gefiel mir. Livemusik hat ohnehin fast immer einen Bonus.

Der Raum in der Kneipe kam mir auf einmal sehr hoch und von der Musik schwingend vor. Das war mental gefühlt kurz vor der Mitschunkelgrenze. Eigentlich würdigten wir alle die Musik mit leichtem Mitgehen. Sie übrigens am wenigsten. Als wir noch zu dritt waren, hatten wir anfangs über Musik gesprochen, und jetzt wieder, es war amüsant. Wer den Hardrock-Kern zu weich findet und wer trotzdem mitwippte. Ich erwähnte die Band Die Happy und keiner kannte sie. Was ist bloß los mit der Jugend? Wobei das zu softer Hardrock ist für viele. Jemand sagte was von Linkin Park - fast ein gemeinsamer Nenner.
Weil die Musik quasi direkt neben uns spielte, superlaut, mussten wir uns mehr oder minder anschreien, um uns zu verstehen. Zwischen den unvermittelt leisen Leertakten wiederum die Sätze klirrend deutlich, wie herunterfallendes Besteck auf Steinboden.

Es kam dazu, dass sie mir ins Ohr schrie und man möge es mir nachsehen, das finde ich einfach umwerfend und er ot isch. Diese Wucht, diese Nähe. Ich lasse mir gerne von Frauen in die Ohren brüllen. Und das ist keineswegs anzüglich gemeint, im Sinne von: In der x. beim X. Wenn eine Frauenstimme sehr laut in mir ist, kommt mir das so vor, als würde mich ein angenehmer Tsunami überrollen. Es existiert dann auch nichts anderes. Kein Zweifel. Nichts Unschönes. Keine Zeit. Keine Begierden. Mein Kopf liefert sich aus. Vielleicht bin ich da ein bisschen sonderbar.

Das hatte kaum eine Dreiviertelstunde zu viert gedauert, bis wir aufbrachen und ich hatte den Eindruck, ich kenne diese Frau bereits unverschämt gut. Ihre Augen, ihren Körper, ihre Bewegungen. Und was sie beschäftigt. Sie wird mich nur noch in sehr kleinen Dingen überraschen können. Ich glaube, ich bin sehr nahe an der Verliebtheitsgrenze. Besser, ich schwappe nicht rüber. Besser, ich halte mich im Zaum. (Es heißt tatsächlich, sich im Zaum halten, nicht im Zaun!) Man könnte auch sagen: Zügele dein überschäumendes Herz. Idiot.

Und um mich mal ein bisschen zu erden: Sie hat sicher nichts an mir gefunden. Ich bin ja doppelt so alt wie sie, was soll das, das ist lachhaft. Andererseits ist das Literarische meine starke Seite. Ich könnte sie in Grund und Boden flirten mit meinem Wissen, meinem Feingefühl, meinem Knowhow über Metaphern. - Oh, die Metapher ist schwierig, man darf sie nicht übertreiben, gleichzeitig ist sie unbestritten das I-Tüpfelchen auf der Glasur. (Neee, passt nicht!) - Was niemand weiß, es gibt ein Terrain neben dem Fußball, auf dem ich mich, berechtigt oder nicht, einigermaßen zuhause fühle. Wir sind keine Anfänger. Wir kennen das Alphabet, die Serifen, die Druckerschwärze, die Weißräume - show don´t tell!

Das Durchscheinende am Papier ist manchmal schön, wenn man die eigene Hand, angestrahlt von einer Lampe, durch das Blatt hindurchleuchten sieht wie einen lichtfleckigen Schatten oder ein Nebelgebilde. (Übrigens ist die Haut weitgehend lichtdurchlässig; deshalb sieht sie ja leicht rötlich aus.) Doch auch das schwerere blickdichte ist schön, weil es meine Geheimnisse auf der dafür gedachten Seite behält.
Wenn ich meine eigene Handschrift von hinten durch die Rückseite des Blattes sehen kann, bin ich in der Regel etwas enttäuscht. Sie sieht nach krakeligen, etwas zu großspurigen Schwüngen aus. Als hätte den Schreiber eine falsche Euphorie erfasst. Und es sind keine großen Schwünge, nicht ausschließlich, dazwischen schweben lauter Haken und kleinteilige Auf- und Abbewegungen. Als könnte ich meine Kleinkariertheit nur schlecht kaschieren. Alles, was da Zusammenhang und gelernte Schönschrift verkündet, ist wohl eher Makulatur. Diesen Eindruck habe ich häufig von der Rückseite meiner Handschrift. (Oh, eines meiner Lieblingsthemen! Von vorne betrachtet, geht es nämlich. Ich habe eine maskuline und sinnliche Schrift, vis-à-vis und in blühenden Majuskeln angeguckt. Behaupte ich. Doch es mag sein, dass man von vorne zu gut mitliest. Man liest mit und glaubt der Verstandesseite. Seltener der Gefühls- oder dunklen Seite.

Ich hoffe, ich werde mich nicht daneben benehmen ihr gegenüber. Andererseits, da ich hier schon zu viel ausposaune, wie ich mich kenne, zerrede ich meine Gefühle ohnehin. Beim nächsten Treffen wird das abflauen, abgeflaut sein. So wahr die Lamberti-Kirche in Münster steht. Ihre Unterarme, kurz und dünn, zu den Handgelenken schmal und filigran zulaufend, man muss beinahe an Barcelona und die Architektur Gaudis denken, gefielen mir, aber das tun sie ja immer, die Frauenarme.

Ich bin ein kompletter Idiot. Ich bin ein Schrumpfkopf. Dagegen hilft auch nichts.
Als wenn da irgendetwas zwischen dieser Studentin und mir gewesen wäre.

Wären wir in der Musikkneipe sitzen geblieben. Und hätten uns auf die Musik ganz eingelassen. Und uns betrunken. Dann vielleicht. Wobei ich ja Anti-Alkoholiker bin. Sie wohl auch.

Habe sie trotzdem gegoogelt. Natürlich findet man unter ihrem Namen 20 verschiedene Leute, keine passenden Fotos. Ich habe es nach 45 Sekunden aufgegeben. Bringt ohnehin nichts.
Ich könnte sie auf WhatsApp anschreiben, aber bislang bin ich froh, dass ich mich noch beherrschen konnte.
Dass ich mich entblödet habe. Scheußliches Wort.

Aber Moment: Es war trotzdem schön und überraschend, wie sie plötzlich neben mir saß. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Der eine Typ und ich hatten uns vorher über die WA-Nachricht gewundert, weil wir den Namen nicht einordnen konnten. Der andere hielt ihren Vornamen sogar für einen Männernamen.
Ich hatte nicht eine Sekunde daran gedacht, ich könnte bei diesem Gruppentreffen in dieser banalen Kneipe ...

Okay. Mach nicht mehr daraus. Du bist nun mal unterversorgt, sozial unterentwickelt und triffst selten fremde attraktive Frauen. Vielleicht kann ich mich auch mit etwas Nachsicht beurteilen, statt mich komplett in die Pfanne zu hauen.

Ich habe was (für meine Verhältnisse) Interessantes geträumt. Da es ein bisschen explizit ist, setze ich einen Trigger.

Trigger

Ich träumte von einer Ex-Kollegin, die 20 Jahre jünger ist als ich und die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe. Ich träume so etwa alle 1-2 Jahre von ihr. Sie hat mich damals optisch ziemlich beeindruckt, wenngleich das nicht zu einer Verliebtheit führte, obwohl sie durchaus Humor und Charme hat. Manche Dinge, die sie äußerte, waren für mein Empfinden zu unreflektiert oder schlichtweg hirnrissig. Sie meinte z. B. mal ziemlich ernsthaft, sie würde Politiker/Politikerinnen nach ihrem Aussehen wählen. Nun sind bei jüngeren Menschen Bildungslücken ja nicht untypisch, was ich häufiger beklage. Wozu sich irgendetwas merken oder Zusammenhänge herstellen, wenn Google einem sowieso alles beantworten kann? Dieser Effekt und dass Jugendliche sich nicht gut auf längere Vorträge konzentrieren können, ist ja in vielen Studien belegt. Sie hatte das aus meiner Sicht extrem, auch wenn sie mittlerweile gar nicht mehr so jung ist, ein klarer Fall von mit dem Handy aufgewachsen. Und das hat mich immer ihr gegenüber abgekühlt, da ist es völlig nebensächlich, wie gut sie aussieht.

Andererseits hatte sie mich mal auf einem Betriebsausflug berührt. Wie auch immer es dazu kam. Irgendwann waren wir kurz zu zweit bei einem der Kanus, mit denen wir paddeln wollten/sollten ... Sie streichelte mich plötzlich am Oberarm, kommentierte meine Behaarung, und war offenkundig ... worauf auch immer aus. Dann kam jedoch jemand störend hinzu und es passierte nicht mehr.

Das blieb irgendwie haften. Dieser kurze Ausrutscher und wie sensuell diese kleine Berührung war.
In meinem Leben passiert ja wenig bis nichts, daher merke ich mir jede Kleinigkeit.

Sie hat seit dieser Szene bei mir einen Stein im Brett, was das Physische anbelangt. Das ist eventuell der Hintergrund für meinen Traum:
Wir waren irgendwie in derselben Ausbildungsstätte/Institution/Seminar/Theater? und saßen da wir uns gut kennen nebeneinander. Ohne irgendeinen Anlauf oder eine Vorbereitung küssten wir uns. Das an sich ist für meine Traumgeschichten nicht ungewöhnlich, ich bin ständig aufs Küssen aus. Der Punkt war eher: Dass sie außergewöhnlich gut küsste.
Dass sie den Bogen raus hat, um es zu banal auszudrücken.
Ein paar Momente später sitze ich allein in einem anderen Seminar oder was auch immer ... Ich kann oder mag mich nicht mit dem Seminarinhalt befasse, sondern denke die ganze Zeit an sie. Doch nicht mit großer Ungeduld, wenngleich ich darauf aus bin, sie wiederzutreffen. Das ist das Erstaunliche: Ich bin weder großartig sehnsüchtig noch ruhelos. Auch wenn die Ablenkung meine Gedanken treiben lässt. Stattdessen bin ich mir SICHER, dass wenn sie und ich uns wiedersehen, die Chemie wieder zuschlägt.
Dass also nicht nur ich darauf abfahre, abfahren werde, sie in meine Nähe zu bekommen, sondern sie diese Gier erwidert. Sie und mich kann man nicht in einem Raum lassen, das wäre eine toxische Mischung.
Mich überkam ein ungewohntes Selbstvertrauen, dass ich weiß, dass ich ihr gefalle. Wiederum typisch für mich: dass im Traum meine physische Lust so bestimmend ist. Erinnert mich immer an Kafkas Romane, in denen die Hauptfigur regelrecht hineinstolpert in die kleinen Affären am Rande des Geschehens und sich der Macht der Frauen nicht entziehen kann. Das Liederliche greift um sich und nimmt mich ganz ein. Weil ich es viel zu wenig integriert bekomme.
Was dir fehlt, das beschäftigt dich übermäßig. Es ist dein Klotz am Bein, deine Büchse der Pandora, dein Lebenselixier. Alles gleichzeitig. Und mir fehlt bekanntlich extrem viel.

Trotzdem: Es fühlte sich gut an, so zu küssen. Ich bin absolut davon überzeugt, dass sie auch in der Realität so ist, eine gute Küsserin, zum Dahinschmelzen. Eigentlich sollte ich ihr das schreiben. In moderater und zivilisierter Form.


Mir geht es absolut mies. Nein, es ginge theoretisch noch schlechter. Also 2 von 10 Punkten.
Vermutlich war/ist mir Weihnachten mal wieder zu viel gewesen.
Hängt an mehreren Dingen.

Zum Einen machen wir uns vorher stets zu viel Stress.
Ich hatte am Freitag noch ziemlich viel gearbeitet und war, für meine Verhältnisse,
die ganze Woche über fleißig gewesen. Danach dann, spätestens ab Samstag morgen,
zieht meine Frau mich in ihren Megastress,
die Wohnung muss perfekt werden, noch ein paar Mieterangelegenheiten geklärt werden,
eine Vollmacht, drei Rechnungen; wenigstens haben wir die Steuererklärung vom letzten Jahr durch.
Dann sind wir noch nach Münster gefahren, am letzten Samstag vor Weihnachten ...
Und ja, meine Frau erledigt unheimlich viel vor den Feiertagen, deutlich mehr als ich.

Mich spannt sie dennoch 6-8 h am Tag ein. Balkon aufräumen, Zimmer aufräumen, Staubsaugen, Wäsche waschen.
Einkaufen gehen. Essen kochen. Nebenher was für die Schwiegereltern besorgen. Und ich habe natürlich noch den Baum auf den letzten Drücker geholt und aufgestellt. Spülen, Weihnachtsschmuck aufhängen, Geschenke kaufen und verpacken.
Ich habe noch eine Holzfigur bemalt. In letzter Sekunde was im Internet bestellt. Schuhe putzen, Treppengeländer schrubben. Allein dieser ganze Aufriss nervte mich.

Hinzu kam, dass meine Frau mal wieder emotionale Krisen hatte, auch wegen ihrer Schwester und der Verwandtschaft. Das mag ich nicht näher ausführen. Jedenfalls weinte sie auch auf der Hinfahrt. Und ich vermochte sie nicht aufzufangen, ich war selbst zu geschafft und im Stress - und hätte irgendwas Positives zwischen ihr und mir gebrauchen können.

Doch irgendeine Form von Zärtlichkeit oder Beziehungsbezogenheit von ihr in diesen Tagen - - - nicht mal dran zu denken. Sie nimmt es als selbstverständlich, dass ich mitziehe, dass ich von morgens bis abends funktioniere; aber in irgendeiner Weise auf mich zugehen tut sie die ganze Woche lang nicht.

Eigentlich ist es für mich weniger Stress, würde ich arbeiten, statt die Weihnachtswoche zu haben. Wobei das nicht wirklich stimmt, ich nehme mir schon einige Stunden und Faulenzereien raus. Heute morgen z. B. erst um 9 Uhr aufgestanden. Ich schlendere zum Bäcker und wundere mich, dass ich direkt rankomme.

Objektiv betrachtet sind meine größten Sorgen eigentlich bloß, ob ich das ganze oder nur ein halbes Brot kaufe. Ob ich meine neuen Wanderschuhe eingelaufen bekomme. Und psychisch stabil bleibe oder die Nerven verliere. Ob ich noch mal für einen Monat in eine Klinik abtauchen soll. Nur, wenn es nicht anders geht. Ob ich mit den täglichen kleinen Niederlagen, Neins und Demütigungen zurechtkomme. Ich empfinde vieles relativ schnell als demütigend.
Meinen Mangel an Attraktivität, z. B.
Warum heirate ich auch eine Frau, die mich abstoßend findet? Na, sie hat mir hundert Mal gesagt, dass ich nicht abstoßend wäre, sondern völlig okay. Prima. Nur berührt sie mich so selten, als wäre ich Quasimodo. Es läge nicht an mir. Gut, dann heirate sie doch nicht, wenn diese Ebene nicht zwischen euch stimmt. Sie aber ist mir der liebste Mensch; ich will nicht ohne sie sein.
Wenn ich dieses verdammte Verlangen nach Berührungen nicht hätte, wäre ja alles perfekt. Also „bekämpfe“ ich eher mich selbst, als einzusehen, dass hier eine Schieflage besteht. Oder ich suche mir diese Ausflucht mit einem Kuscheldate.
Frage sie vorher, ob das okay für sie ist. Sie sagt „Ja.“ An ihrem Tonfall merke ich jedoch, dass sie es nicht wirklich in Ordnung findet.
Wenn ich ehrlich bin, verletzt mich das. Wäre es umgekehrt – ich hätte keine Lust auf sie -, würde ich ihr alles Mögliche gönnen. Wieso auch nicht?
Was sie mit anderen Männern macht, ist mir an sich völlig egal. Solange es nicht dazu führt, dass sie sich von mir noch weiter zurückzieht.
Ich besitze sie ja nicht! Ich gönne ihr Freude, Kontakte, Entwicklung! Was denn sonst? Sofern sie sich von mir nicht entfremdet.
Mein Thema ist ein anderes, mich zu klären, mir bewusster zu werden, warum ich so wenig auf meine Bedürfnisse achte bzw. die Selbstliebe nicht hinbekomme.
Ich sehe mich ja tatsächlich so: als ungeeignet und untauglich für Liebe. Ich habe die Neins immer verstanden, die ich „abbekam“. Eher mit dem ein oder anderen seltenen Ja habe ich meine Verständnisschwierigkeiten. Auch in der schönsten Nacht, die ich je hatte, wunderte ich mich: Verwechselt „sie“ mich mit jemandem?
Mir ist immer „klar“, warum ich Frauen gerne berühre. Wieso mich jemals wer hat berühren wollen, verstehe ich deutlich weniger. Das muss eine sehr ausgehungerte Frau sein.
Klingt möglicherweise sehr neurotisch. Sehr nach psychischem Defekt. Aber wenn ich ehrlich bin, denke ich genau das. Eine Frau, die mich berühren mag, hat einen schlechten Geschmack oder ist irgendwie verblendet. Das ist so ein Grundgedanke von mir, den ich nicht los werde. Mein Selbstvertrauen ist da im Minusbereich. War es schon immer.
Genauer gesagt: Sobald sie mich wirklich kennen lernt, wird sie keinerlei Lust mehr auf mich haben. War exakt das, was ich mit meiner ersten Freundin erlebte.
Ich verberge mich lieber, nur dann werde ich dich nicht verscheuchen. Das ist eine meine Grundüberzeugungen.
Da nun auch ich „irgendwie“ ein Mann bin, kann es durchaus sein, dass ein paar Frauen ihr Interesse an mir „fehlleiten“. Aber eigentlich sind das nur Verirrungen. Ich bin nicht in der Lage und bin nicht geeignet für die körperliche Liebe. Weil mir Selbstliebe fehlt. Weil mir die Entwicklung fehlt. Ich bin nicht mal zu 10 % der Mann, der ich gerne wäre. Der, wenn ich in den Spiegel blicke, mit dem ich halbwegs zufrieden wäre.
DAS und nichts anderes ist mein Kernproblem. Mangel an Selbstliebe. Und wie soll ich diesen Schrotthaufen und Totalversager (von Kleinigkeiten abgesehen bin ich das) auch mögen können. Ich hasse alle Spiegel und reflektierenden Schaufenster. Ich hasse meine Tagebücher, die Art, wie ich über mich schreibe. Ich kann auch diese Beiträge schon ein, zwei Tage später „nicht mehr sehen“. Halte sie für fürchterlich, für Selbsttäuschung, für Herumlabern.
Ich bin nicht genug bei mir selbst. Ich bin nicht genug, in eigentlich JEDER Hinsicht. Das ist der Tenor in mir. Und ums Verrecken kriege ich die Kurve nicht!

Naja, vielleicht ist das auch mein Weihnachtstief. Vielleicht sollte ich mir endlich mal merken: Nächstes Jahr meidest du das Familienfest und machst eine Radtour durch Italien. Würde mir persönlich 500 Mal mehr bringen als diese fürchterlichen Tage.

Falls es jemanden interessiert, ich habe diese Studentin natürlich dann doch auf WhatsApp angeschrieben. Als wenn ich widerstehen könnte. Den Teil mit dem Beinahe-Verliebtsein habe ich natürlich weggelassen. Und dass ich zu ihrem Namen einen Text geschrieben habe. Der auf die Pointe zuläuft, dass man das Wasser nicht davon abhalten kann, auf das Meer zuzuströmen. Was für eine erschütternde Erkenntnis, die ist ja total neu! Man dreht die Erde auf den Kopf, damit das Wasser nach oben läuft.

Ich schrieb ihr also total neutral, dass ich es nett fand beim Treffen der Gruppe und mich freuen würde, sie nächstes Jahr wiederzusehen. (DAS IST DOCH WOHL HARMLOS UND NEUTRAL! - Wir Männer sind so durchschaubar wie ein Patientenkörper in der MRT-Röhre. - )

Sie antwortete noch neutraler: Ja, gerne. Wahrscheinlich komme ich im Januar zum nächsten Treffen

Super! Ich bin so was von jetzt schon abgeblitzt bei ihr! Ich habe feine Antennen für meine Wirkung auf Frauen und diese feine Sensorik sagt mir wie in 9 von 10 Fällen auch hier: null Chance.
Hätte ich sie auch nur für fünf Cent interessiert, wäre ihre Antwort LÄNGER und gesprächiger ausgefallen.

Ich habe ihr dann Donnerstag, 6 Tage später (!) noch mal geschrieben - warum so lange pausiert? - wieder mit größtmöglicher Neutralität. Also nichts von ich möchte deine Nase küssen oder dein Gedicht hat mich im INNERSTEN aufgewühlt! oder Ich denke bei meinen Lieblingssongs neuerdings an dich!, auch keine Weihnachtsgrüße, sondern eigentlich nur, was ich mir für 2025 vorgenommen habe, plus die Frage, ob sie öfter und vornehmlich Lyrik schreibt.

Sie hat diese Nachricht seit vorgestern noch gar nicht gelesen! Entweder geht sie nicht oft an ihr Handy, hat es nicht aufgeladen, ist mit dem Kanu in der Karibik unterwegs oder meine WhatsApp-Nachrichten interessieren sie nicht die Bohne. Wahnsinn! Wie großartig ich bei Frauen abschmiere.

Aber wieso sollte ich ihr überhaupt aufgefallen sein. Ich glaube, ich kommentierte ihr Gedicht am einfühlsamsten, doch das muss nicht viel heißen. Ich mache wieder aus Nichts eine Geschichte.

Außerdem, fällt mir ein, bin ich ja verheiratet. Wäre ich es nicht, hätte ich sie mit allen mir gar nicht zur Verfügung stehenden Registern ...

Was soll der Quatsch. Übernächste Woche werde ich bestimmt von meiner Ernüchterung in Bezug auf D. berichten (können/müssen). Jetzt hätte ich doch beinahe ihren Namen hingeschrieben ...

Meine schönste Perspektive für heute Abend: den von mir heute morgen gebackenen Schmandkuchen noch mal zu probieren. Vielleicht ist er inzwischen etwas weniger klitsc hig. Ich hätte ihn länger im Ofen lassen sollen.
Sagt man nicht, verliebte Leute lassen das Essen anbrennen? Bei mir ist es gerade umgekehrt ... (?!?)

Ist das überhaupt erwähnenswert? Ich hatte schon wieder einen Raum-Traum.
Ich wohnte in einem ziemlich perfekten, eher ganz normal großen Appartement, allein. Viele Fenster in dem Hauptraum, vierter Stock oder so um den Dreh. Ich konnte aus dem Fenster rausgucken und den Verlauf einer ziemlich großen Hauptstraße verfolgen. Fast ein Gefühl, als wäre ich in Amerika. Oder als könnte es jedenfalls im Ausland, in einer Großstadt sein.
Und ich hatte eine Freundin. Mindestens eine. Die ich auf total einfache Art kennengelernt hatte. Sie war in eine Art Lobby (?) oder ein Café (?), keine Ahnung, hinzugekommen, und fragte beim Hereinkommen irgendetwas Naheliegendes, wegen eines Stromausfalls (?) oder irgendeines öffentlichen Ereignisses, ich weiß es nicht mehr. Etwas, was jeder hätte sagen können. Der in den großen Raum dazukommt. Und weil ich als erster darauf antwortete, kamen wir ins Gespräch.

Ich hatte das Gefühl, gut angezogen zu sein oder mich jedenfalls in meiner Existenz wohl zu fühlen. Ich hatte gearbeitet. Vielleicht auch meine Freundin in spe. Es passte zu meinem Selbstbewusstsein, dass und wie ich diese Frau kennen lernte.

Und an jenem Tag, den mein Traum spiegelte, trafen sie und ich uns in der Lobby (?) nach der Arbeit, und es war völlig normal, dass ich es nicht erwarten konnte, mit ihr nach oben (im Fahrstuhl) in meine Wohnung zu fahren. Und sie war ebenfalls darauf aus. (Ein lange vermisstes Gefühl ...)
Übrigens lief gerade ein Frauenländerspiel. Deutschland führte 4:1 gegen eine eigentlich als sehr stark eingeschätzte afrikanische Frauschaft. Ich hätte oben den Rest des Spiels gucken können, doch in meiner Wohnung angekommen, interessierte es mich relativ wenig. Da war etwas mehr Unordnung, als ich gedacht, gehofft hatte und ich hatte ein paar Kleinigkeiten noch aufzuräumen. Aber auch das war völlig okay.
Damit meine ich: Die Unordnung wirkte eher lebendig als bedrängend und beschämend auf mich. Normalerweise geht mir das Unordentliche auf mein Gemüt, weil es was Peinliches hat. Weil es ein bisschen zeigt, dass ich die Dinge nicht auf die Reihe kriege - obwohl ich weit davon entfernt bin, ein Messi zu sein -, dass mein Leben nicht so ist, wie ich es gerne hätte.

Beispiel: in einem Regalfach meines Ausweichzimmers - ich übernachte ja schon lange nicht mehr im Schlafzimmer zusammen mit meiner Frau, ich schlafe nämlich viel besser ohne sie - stehen fünfzehn Comicbücher (Mickey Mouse) von meinem Sohn und ein ausrangierter, kaputter CD-Player. Das Zeug steht dort, weil ich es nicht aussortiert bekomme bzw. den Raum nicht besser gestalte.
Das ist Krempel, den ich eigentlich wegsortieren könnte. Der auf Gäste, führte ich jemals Leute in dieses Zimmer, sonderbar und verschroben wirken dürfte.
Eigentlich ist das gesamte Zimmer so. Ich habe z. B. auch einen Spiegel in diesem Raum, aber er hängt nicht an der Wand, es ist ein ganz billiger rechteckiger Spiegel ohne Rahmen, ohne Aufhängung und ohne rechte Funktion, damit meine ich, ohne dass er richtig aufgestellt wäre. Den benutze ich, wenn ich mir meine Haare schneide, mit dem Elektrorasierer. Er ist tatsächlich auf einer Werkzeugkiste abgestellt. In der ich allen möglichen Krempel habe, nur ganz sicher nichts Gescheites.
Dann steht da noch ein schwarzer PC-Bildschirm. Völlig sinnfrei. Erst hatte ich gedacht, ich schließe da ab und zu meinen Computer an, um Videos oder was auch immer zu gucken. Doch kabeltechnisch kriege ich den Ton nicht richtig hin oder so, irgendwas klappte da nicht. Also steht der Monitor da einfach nur rum. Symbolisiert das Ungepflegte, das Achtlose dieses Raums. Es ist eine bessere Abstellkammer, eigentlich.

Wo mir das jetzt gerade bewusst wird, sollte ich diese Dinge vielleicht einfach mal gleich aufräumen, in Angriff nehmen. Ein netter Spiegel, den man aufhängen kann, kostet ja nun (hoffentlich) auch nicht die Welt. Die Ecke würde sofort besser aussehen. Vorzeigbarer.

Und so ist es mit allem in meinem Leben. Nichts ist vorzeigbar. Damit meine ich nicht, dass ich irgendwem mit Haus, Auto, Karriere imponieren können möchte.
Sondern dass ich auf meine Art überhaupt LEBENDIG bin. Selbstbewusst mein Leben angehe. Statt eher depressiv und versumpft zu sein.

Der Traum spiegelte erneut mein Bedürfnis, an meinem Platz sein zu wollen. So deute ich das zumindest. Mag sein, dass ich ihn nur unzureichend verstehe. Dass ich nie im richtigen Appartement ankommen werde.

Man muss sich unabhängig machen, von seiner Geschichte (und das geht nur über Akzeptanz(?)) und auch von seinen (übertriebenen) Wünschen/Erwartungen. Finde dich selbst. Das ist keine Suchaufgabe im eigentlichen Sinn. Es ist eher ein Hingucken, ein Eingeständnis, ein Zulassen.

Lenke dich nicht ständig ab, schau nach dem, was in dir ist, was dir wichtig ist, wie du dich fühlst. Ich z. B. habe ein Problem, mich selbst als liebenswert anzusehen. Das mit dem X funktioniert bei mir nicht, weil ich in Wahrheit die Nähe, den engen Kontakt scheue. Jemandem, der mir so nah kommt, müsste ich mich nämlich öffnen, zeigen, für sie echt sein. Und das fällt mir schwer. Weil ich meine Ängste, meine beschämende Geschichte, meine Unzulänglichkeiten kenne.

Zudem habe ich etwas Rückenschmerzen. Das kommt ja noch hinzu: Noch jedes Mal, wenn ich mich zu ändern versuchte, wenn ich nach meinen Bedürfnissen schaute und ein bisschen gegen den Strom anschwamm, holt mich eine körperliche Reaktion zurück auf den Boden.

Ich bin schon so eingewöhnt in mein banales, versumpftes Leben, meine Unlebendigkeit, dass jeder Versuch, auszubrechen als Selbstüberschätzung mit Stromschlägen und Strafe belegt wird. Ich übertreibe.

Aber dieser Ansatz von Flirten mit dieser Studentin war mir tatsächlich bereits zu viel oder kam mir unpassend vor. So, als wäre das nicht wirklich ich. Oder als würde ich irgendetwas kaschieren. Andererseits ist es normal, dass sich etwas, was man (zu) selten tut, sonderbar anfühlt. Dass man davor zurückschreckt. Dass man verlegen wird.
Wer lange nicht geküsst hat, verlernt das vielleicht nicht, aber man wird ein bisschen scheu. Das ist nicht unnormal.

Vielleicht ist es auch nur das. Tja, wie ich über derlei Dinge gerne theoretisiere ... Meine sehr bescheidene Reflexion anstelle. Das einzige Licht hier in meiner Oase ist mein Analysieren.

Ich träume also von Flirts, Freundinnen, Wohnen in meiner eigenen Wohnung, am Ende noch von X, von Unabhängigkeit und davon, vollständig anders zu sein als ich es in Wahrheit bin.

Zitat von PQhope2023:
Ich bin nicht mal zu 10 % der Mann, der ich gerne wäre.

Ich muss das nach unten korrigieren. Ich bin es nicht mal zu 5 %.
Es gibt zwei, drei Dinge, die ich an mir mag. Die könnte ich aufzählen. Momentan bin ich vom Gegenteil überzeugt.

Also manchmal wünschte ich wirklich, ich würde mit drei Frauen auf einer einsamen Insel landen.
DANN wäre ich einigermaßen in meiner Wunschrolle oder -situation.
Aber es ist absurd und armselig, insofern, als dass a) so etwas nie passiert und b) ich dann der einzige der Gruppe wäre, der auf das Rettungsschiff gut verzichten kann bzw. mag, weil er endlich mal eine gute Rolle spielen kann.

Tiefpunkt. Ich glaube, ich habe in der Silvesternacht zu spät ins Bett gefunden und bin nun zu übermüdet. Mich kotzt alles an.
Vielleicht hätte ich auch nicht die Limo trinken sollen. Mit Zucker. War eine Mischung aus Alk. B. und Limo. Scheußliches Gesöff, eigentlich.
Also ich hatte keine Party oder schöne Erlebnisse Silvester. Hatte nur keinen Bock, ins Bett zu gehen.
Habe dann auch noch sehr spät m. Weil ich das über eine Woche lang nicht getan hatte. Dauerte allerdings auch nicht lange. Einerseits schlafe ich danach besser, ziemlich eindeutig. An Einsamkeit und Verlorenheit bin ich derzeit aber kaum zu überbieten.

Was habe ich überhaupt an Neujahr getan? Doch, da war was. Mindestens habe ich anderthalb Stunden Kisten aufgeräumt, die wir noch seit dem Umzug herumstehen haben. Habe meine Frau getröstet, die wieder mal eine emotionale Krise hatte. Ein paar Mails und WA-Nachrichten geschrieben. Ich hatte tatsächlich ein paar wenige Nachrichten von meinem Bruder und von der Schreibgruppe und meiner Kuschelfreundin. Ich verbessere: SEHR wenige.

Heute morgen habe ich das Periodensystem aufgesagt, zumindest die hinteren Reihen. So richtig wach war ich erst ab 11 Uhr. Treibe mich seit anderthalb Stunden hier auf dem Forum herum, ohne viel zu erreichen/zu texten.

An alle/jede/die wenigen, der oder die auf eine PN von mir wartet/warten, die kann ich derzeit nicht schreiben, weil ich wohl die maximale Zahl erreicht habe.

Zur Abwechslung mal was Gutes für mich:

Mein Auto-Fotobuch ist angekommen und es ist einfach wieder brillant geworden; ich liebe es, dort Fotobücher zu bestellen. Ich werde den Anbieter jetzt mal nicht nennen, wäre ja Werbung.
Aber richtig guter Druck, auch astrein verarbeitet, ich bin glücklich mit so etwas.

Vom Design her hätte ich vielleicht noch etwas mehr auf Einheitlichkeit, was den Umschlag anbelangt und manche Fotomotive, achten können, aber eigentlich ist es nahe an 100 %. Sehr gut.

- - - Falls jemand Näheres zum Thema wissen möchte, bitte per PN; wobei ich dann HIER antworten müsste.

Das Foto zeigt leider wieder nicht den tollen Druck des Buches, ich fotografiere anscheinend immer in einem zu dunklen Zimmer und kriege meine Aufnahmen nicht besser hin ...

Zwischen den Jahren ...
... hoffe ich ja immer, ein bisschen zu mir zu kommen, runter zu kommen. Einen Ausgleich zu finden zu meinem üblichen Stress. Mich zu belohnen oder zumindest zu erden mit ein paar Tagen Ruhe.

Zwei Wochen frei, in denen ich irgendwie vom Familien- und Feierstress zum Durchhängen wechsele und wieder zurück. Manchmal hilft alles nichts, auch kein Nachmittag im Hallenbad.

Oder gestern waren wir im EKZ. Vorher am Schiffshebewerk. Haben uns ohne Eintrittskarte auf das Gelände gemogelt, eher versehentlich. Sahen ein paar Kähne, Becken, Hallen, Zahnräder und Wassertürme. Die schüttere Waldumrandung drum herum wie zurechtgestutzt. Zwischendurch zeigte sich sogar die Sonne. Ich wollte bloß wieder weg und lieber ab in die Natur ...

Auch das Einkaufszentrum war dermaßen brechend voll, als hätten die Leute monatelang nichts mehr konsumieren können. Streckenweise ein Gedränge wie auf der Kirmes oder einem überfüllten Weihnachtsmarkt. Merkwürdig: Parkplätze waren noch genügend frei. Ich habe eine ärmellose Weste gekauft, vom Sonderangebotspreis dazu genötigt.

Also: In den zwei Wochen Geschenketerror. Stress mit Verwandten, ob ich die überhaupt sehen will. Mein Bruder rückt erst morgen an, ich hätte das lieber vor einer Woche gehabt. Doch er und seine Töchter sind ja permanent - - - ich nörgele zu viel - - - erkältet, deshalb die Absage von ihm für den geplanten Termin direkt nach Weihnachten. Die tapern in ihrer Erdgeschosswohnung viel zu unbeschuht über den kalten Flur.

Meine Frau, statt für mich, für uns Zeit zu haben, im Totalstress. Sie weinte alle zwei Tage, weil ihr ein Beinahe-Streit in der Verwandtschaft zu sehr an die Nieren ging. Sie denkt an Umziehen, Wegziehen. Und ich, der ich ihre Aufmerksamkeit brauchen könnte, versuche sie zu trösten, Wogen zu glätten, ihr beizustehen; während sie mich abends oder bei dringend benötigten Umarmungen dann meistens wegschickt.

Statt dass die Dinge angenehm laufen, eine Mischung aus Stress, Rückzug, Unwesentlichkeiten und miesem Wetter.

Und wie immer, wenn ich mir RÜCKZUG wünsche und einmal Durchatmen-Können, passieren diese Kleinigkeiten.

Die Spülmaschine ist ja schon vor den Weihnachtsferien ausgefallen. Und wir haben noch keine neue. Dann ging noch der Wasserkocher kaputt. Großartig. Die Glühbirne in der Küchenlampe ging ebenfalls zu Bruch. Letzteres ist nun eigentlich wirklich läppisch, aber ich habe so gerade eben noch eine Ersatzbirne gefunden, denn die haben eine spezielle Windung, kein Standardformat ...
Und vorhin funktionierte meine EC-Karte im Supermarkt nicht.

Alles ein bisschen wie auf Kante genäht.

Solche kleinen Ungereimtheiten und Problemchen tauchen gerne in dieser Zeit auf. Wenn ich es sowieso nicht gebrauchen kann. Dann setzt der Blinker am Auto aus oder der Leuchtstern draußen an der Tür fliegt im zu heftigen Wind davon.

Gott, wie ich ruhiges, schönes Wetter BRAUCHE!

Andererseits ja auch normal, dass gerade jetzt ein paar Dinge den Geist aufgeben. Erschöpft vom Jahr, möglicherweise. Die mich ermahnen, erinnern: Nö, es ist kein Feierabend. Keine schöne Reflexionsphase.

Du hast nichts zu reflektieren. Wir sind noch nicht im Pausenmodus!

In dir ist Daueraufruhr, eher, und die Notwendigkeit, Probleme wirklich anzusehen.

Ich jedoch sehne mich nach vier Wochen Wanderurlaub in der halbwegs warmen Toscana - und alles möge bitte reibungslos schön sein.

Noch jedesmal, wenn ich auf so eine ZEIT DER SCHONUNG hoffte, ging ich baden.

Jetzt nervt meine Frau gerade mit: Wir müssen Kuchen backen, Essen vorbereiten, dies und das noch ...

Und ich würde ihr am liebsten antworten:
Es ist nur mein Bruder (plus seine Familie)! Der ist genauso ein Toaster wie ich. Leicht glücklich zu machen, schnell erhitzt und darüber hinaus anspruchslos, was den äußeren Schein angeht.

Wobei ich trotzdem gerne Kuchen auf den Tisch stelle und es halbwegs hübsch mache.
So meine ich das nicht.
Aber jeglicher Ehrgeiz oder Stress ist hier fehl am Platze.

Wenn ich ehrlich bin, denke ich von meinem Bruder ohnehin, so richtig zu schätzen weiß er das nicht.
Wenn man was Besonderes auffährt.
Ihm die Tür aufhält oder eine teure Uhr schenkt.

Oder was immer der Gaben-Beauftragte sich aus den Rippen leiert.


- - - Vorhin die Amazon-Botin an der Tür: Irgendwie wirkte sie so, als wäre das jetzt wirklich ihre letzte Tour zwischen den Jahren in dieses Provinznest. Mehr kann von ihr nicht verlangt werden, weitere Bestellungen werden nicht bearbeitet. Sie schien nicht ungehalten, aber auf schnellen Abflug programmiert.

- - - Ebenfalls vorhin: ein Hubschrauber kreiste minutenlang auf derselben Stelle am dystopisch grauen Himmel. Sein gleichmäßiges Dröhnen hier im Zimmer lauter als meine Stereoanlage. Als wäre das die ultimative Frequenz zum Erschüttern meiner Möbel und meiner Existenz. Nur noch mit ein wenig Restmilde, also nicht ultra-laut, eher nur mich aus dem Winterschlaf aufscheuchend.

Manchmal irritiert mich aber auch alles.
Vielleicht ist es das Nichtsnutzige meines Lebens. Die Unfähigkeit, authentisch und vollherzig zu sein.
(Amen.)

Zitat von PQhope2023:
Zwischen den Jahren ... ... hoffe ich ja immer, ein bisschen zu mir zu kommen, runter zu kommen. Einen Ausgleich zu finden zu meinem üblichen ...

Danke für das kurzweilige Lesevergnügen.

Ich mag das.

Du und Dein Leben wirken so authentisch...dachte ich gerade.

Zitat von PQhope2023:
Ich muss das nach unten korrigieren. Ich bin es nicht mal zu 5 %. Es gibt zwei, drei Dinge, die ich an mir mag. Die könnte ich aufzählen. Momentan ...

Ich finde Dich genial...weil....Du bist wirklich 100% authentisch.
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@laluna74 Vielen Dank für deine sehr n ette Reaktion und Auffassung, doch genau das ... Authentizität ... fällt mir schwer. Weiß gar nicht, wie ich mit deinem Lob umgehen soll.

Ich kämpfe mit folgenden Dingen:

1. Eigentlich kann man immer ALLES in Frage stellen und schlechtreden. Oder als wertlos hinstellen. Da ist z. B. dieser Typ, der nach dem Familienfest für 7 Leute den Abwasch macht. Da meine Frau das Meiste beim Kochen, Backen, Einkaufen etc. gemacht hat, fand ich es nur recht und billig, dass ich abräume. Eigentlich machte es mir sogar ein bisschen ... Freude ist zu viel gesagt. Es war okay, ich räume manchmal gerne auf. - - - Ich könnte fast sagen, ob ich eine Stunde in der Küche arbeite oder irgendwas anderes mache, ist mir einerlei, alles gleich gut. - - -

Der Punkt ist: Man kann jetzt urteilen, netter Typ, er räumt nach der Feier für alle auf, ist doch sehr in Ordnung. Oder man kann sagen: Du willst dich ja nur als Saubermann aufspielen. Als der, der Fleißpunkte sammelt. Der bloß auf Lob aus ist. Oder sich selbst versteckt hinter der devoten Dienstbereitschaft. Von einer bestimmten Perspektive aus ist diese Kritik, diese etwas hämische Art der Beurteilung wenn auch alles andere als fair eben nicht von der Hand zu weisen. Dass sie eine gewisse Berechtigung hat oder haben könnte.

Und so ist es mit allem. Ich mache 100 Mal was richtig. Beim 101. Mal was falsch. Schon prasselt die Kritik auf mich: Versager, der kriegt ja gar nichts hin, was für eine Flasche! Die Leute sehen den Fehler und beurteilen mich danach. Und ich kann kaum etwas dagegen tun.

Selbstbewusste Menschen sagen sich (vermutlich deutlich häufiger als ich): Hey, 100 richtige Aktionen. So schlecht kann ich nicht sein. Ich aber schlage mich mit dem 101. Mal herum oder spüre die Kritik und Abwertung durch andere sehr stark. Manchmal ist sie nur eingebildet, findet die Abwertung nur in meinem Kopf statt, manchmal ist oder war sie aber auch sehr real.

2. Ich bin tendenziell eher feige und zurückweichend. Ich erinnere mich an das einzige längere Gespräch mit meinem Vater. Er putzte mich ein bisschen herunter. Ich hätte ihm meine Meinung sagen können, sagen sollen. Stattdessen knickte ich eher ein und dachte, wenn ich jetzt zurückgebe oder ihm mitteile, wie daneben ich seine Kritik finde, wird er nur noch aggressiver und respektloser mir gegenüber. Ich knicke ein und hoffe, dass der Sturm nachlässt. Oder ich bin mir zumindest unsicher, in welchem Maß ich auf ihn antworten soll, wie viel Wahrheit und Auflehnung ich mir denn zutraue. Mein Vater war ein sehr autoritärer, eher gefühlskalter Typ. Dass der mal so etwas gesagt hätte, hätte sagen KÖNNEN wie Ich habe dich gerne! oder irgendein Lob oder sonstwie anerkennende Worte: ein Ding der Unmöglichkeit. Er war sehr sparsam mit Neugier, Lob, Welt-Erklären oder Zeit-Haben, wenn es um seine Söhne ging.
Und ich habe davor kleinbei gegeben. Habe mich ängstlich und passiv verhalten. Nie das rausgebracht, was in mir an Protest oder Gegenstimme war. Ein Weichei, so könnte man es zusammenfassen. So viel zum Thema authentisch sein. Ich bin manchmal auch mutiger. Zeige Zivilcourage. Das kommt vor. Aber wenn es in heiklen, mich verletzenden Situationen darum geht, für mich einzustehen; da versage ich meistens.
Oder bin so damit beschäftigt, bloß halbwegs heil durch die Situation zu kommen, dass ich mich selbst verliere.

Vielleicht ist das eine Zusammenfassung: Ich verliere mich oft selbst. Schaue lieber nicht näher nach, wo und wer ich bin. Jedenfalls gibt es diese Momente oder Anwandlungen. Ich bin nicht immer so. Doch für mein Empfinden zu oft. Eine permanente Verunsicherung ist leider durchaus da. Als Student habe ich mich irgendwann mal am besten, am freiesten, am unbekümmertsten gefühlt. Eigentlich wurde es von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schlimmer mit mir.

Je älter ich wurde, desto mehr Routine habe ich vielleicht in ein paar Dingen gewonnen. Aber mein Optimismus ging eher zurück. Meine Lebensfreude, meine Spontaneität. Naja, eine Depression habe ich ja bescheinigt bekommen. Wobei ich das zu überbewertet sah und sehe. Ich bin eher gefrustet und habe mit Selbstabwertung zu kämpfen und habe depressive Schübe. So würde ich das bezeichnen. Aber vielleicht liege ich damit ja auch schief bzw. kriege keine passende Stellungnahme hin.

Zitat von PQhope2023:
Weiß gar nicht, wie ich mit deinem Lob umgehen soll.

Nimms einfach an..es ist aus meiner Sicht berechtigt, sonst hätte ich es nicht so geschrieben.

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Dr. Reinhard Pichler
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