Im Traum tauchen diese Ängste und Unsicherheiten/Konflikte ja auch stark auf. Was ich z. B. letzte Nacht träumte ... ist an der Grenze zum Trigger. Für mich jedenfalls.
Ein paar Details fülle ich auf, um die Logik etwas zu stützen. Dafür fallen ja nicht mehr erinnerte Details weg.
Ich war irgendwie auf einer Radtour von Süden nach Norden. Da ich müde war, ließ ich mich für eine unbestimmte Teilstrecke von einem Auto mitnehmen, mit drei oder vier Typen darin. (Wie mein Rad in den Kofferraum passen konnte, lässt der Traum offen.)
Nach anfänglicher Harmonie mit diesen Leuten werfen sie mich dann doch wieder raus, was im Traum allerdings nicht groß Thema ist. Der wichtigere Punkt ist, dass ich das hintere Kennzeichen des Autos abschraube. (Wie soll das funktionieren? Steht es gerade im Stau? Keine Ahnung.) Ich konstruiere das im Nachhinein so, dass ich das als kleine Retourkutsche mache oder ich ein Andenken haben möchte (?). Das Schild sieht übrigens übergroß und schön bemalt aus, fast wie eines dieser Blechschilder, das man sich als Schmuck in die Küche hängt. Oder ein Kennzeichen aus Kalifornien oder der Karibik.
Ich komme abends erschöpft zu einem billigen, aber sauberen Hotel. Pausiere noch vor der Eingangstür, ich erinnere mich, dass ich im Sitzen meinen Kopf in den Nacken legte. So dasitzend, noch nicht ins Hotel eingecheckt, noch lange nicht im Zimmer angekommen, das vermutlich so ist wie tausend andere; ein bisschen zwischen Baum und Borke und wie ein Landstreicher oder Weltenwanderer mich fühlend, komme ich mir erstaunlich gut vor. Oder: Mein Gemüt ist ruhig und mit der Situation einverstanden.
Dann das Befremdliche: Am Hoteleingang begegne ich einem der Autoreisenden. Mir nicht klar, warum er hier ist, ob er ein Hotelgast ist und wieso er das Auto/die anderen verlassen hat. Er guckt mich skeptisch an. (Rein äußerlich ähnelt er übrigens dem Schauspieler Mark Ruffalo, warum auch immer, doch mit Fünf-Tage-Bart.) Ich bin verlegen und verwirrt. Ich schaue zu meiner Tasche, die ich im Hof vor dem Eingang irgendwo abgestellt habe. Das Autokennzeichen liegt obenauf, nur von einer Jacke abgedeckt. Ich hoffe, dass dieser Typ nicht meinen Blicken folgt, aber er beachtet mich fast gar nicht. Ich bete inständig, die Jacke möge nicht von der Tasche rutschen, denn dann wäre ich als Dieb enttarnt.
Morgens im Hotel kurz vor der Abreise: Aus irgendeinem Grund, den der Traum nicht liefert, gehe ich zusammen mit der Hotelchefin vor dem Auschecken noch mal prüfend durch mein Zimmer. Die Fenster sind sehr hoch und hell, das Bett erhebt sich wie eine Burg in der Mitte des Raumes; die Bettwäsche unangenehm aufgeschlagen und zerwühlt, dass es mir peinlich ist.
Mir ist so warm, dass ich meine bereits angezogene Jacke wieder ablege. Wie auch immer, jedenfalls bin ich dann kurz vor dem Aufbruch, will früh loskommen, um die weite Radstrecke in den Norden zu bewältigen. Die Absicht bzw. die Vision der Radfahrt habe ich klar vor mir und ich verspüre Lu_st, wieder allein zu sein mit mir und meinem Fahrrad, on the road again; als würde ich ein Pferd satteln ...
Da fällt mir auf, dass ich die Jacke ja im Zimmer liegen ließ. Wie dumm von mir. Ich spreche an der Rezeption vor, dass ich meine Jacke noch holen möchte. Man lässt mich nicht. Die Hotelchefin - sehr eng geschnürte Taille übrigens - sagt mir, dass dort keine Jacke liegen würde und ich auf keinen Fall in das Zimmer gelassen werde. Ich bin außer mir vor Schock und Ohnmachtsgefühl. Ich brauche doch meine Jacke, um die Radtour zu überstehen! Und je später ich loskomme, desto unwahrscheinlicher wird es, dass ich den Rest der Strecke an diesem Tag schaffe!
Ich bin in Panik und beschwöre die Hotelchefin. Sie ignoriert mich mehr oder minder bzw. behandelt mich wie ein lästiges Kind, das man mit ein paar Handbewegungen abtun und wegscheuchen kann. Ein oder zwei Mal zischt sie unaufgeregt in meine Richtung, dass sie Wichtigeres zu tun hat, als sich um bereits ausgecheckte Gäste zu kümmern; aber sie würdigt mich keines weiteren Blickes. Wenn sie sich bewegt, rauschen ihre weißen Unterröcke ein wenig zu anstö ßig auf.
Ich stehe neben mir vor Angst und Ohnmacht. Statt, was in der Realität das Angemessene wäre, energischer aufzutreten, knicke ich ein. In der Realität müsste man in so einer Sache notfalls die Polizei rufen. Doch irgendwie verliert sich meine Absicht in Bezug auf die Jacke fast, passt sich dem regen morgendlichen Betrieb im Hotel an, den Anliegen der Bediensteten dort, die herumwuseln und die man mit einer Suchaktion wegen eines Kleidungsstückes doch wirklich nicht behelligen und überfordern sollte. Ein kleiner Teil von mir denkt verzweifelt darüber nach, wie ich vielleicht allein, heimlich und effektiv in das Hotelzimmer eindringen könnte. Doch tatsächlich weiß ich die Zimmernummer schon nicht mehr und auch das System der Gänge und Flure erscheint mir mit einmal undurchdringlich, wie ein Labyrinth.
Dieses Kafkaeske habe ich häufiger im Traum. Dinge, Zustände, Situationen und Menschen wenden sich plötzlich gegen mich. Vorhin noch in guter Laune und voller Zuversicht, wandeln sich meine Lage und mein Gefühl drastisch, als würde plötzlich ein kaltes Klima aufziehen mit aller Härte und Unerbittlichkeit, wie der siberische Winter.
Und ich werde enttarnt oder laufe Gefahr, enttarnt zu werden, als Scharlatan, als jemand, der nicht hierher gehört. Der nur so tut als ob. Den keiner kennt.
Die Deutung/den Bezug auf meine Realität zu benennen lasse ich mal weg. Ist ohnehin offensichtlich.
24.10.2024 15:13 •
#283