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FYA. Ich fühle mich sehr verletzt. Weine die Tränen nicht, die nötig sind.

Wo ich gerade dabei bin:
Ein Apronym ist ein Akronym, das sich gleicht mit einem bereits bestehenden Wort bildet.
(Living Intentionally for Excellence kürzt sich z. B. zu LIFE.)

Ein Backronym hingegen ist ein bestehendes Wort, das nachträglich bzw. zusätzlich als Akronym gelesen wird - die umgekehrte Richtung zum Apronym.
(Dem Wort TEAM zum Beispiel wird die Bedeutung zugeordnet Toll, ein anderer macht´s!.)

Merke dir beides und du vergisst keines davon: Apronym und Backronym.

Bin bei pi übrigens bei Stelle 700 angelangt. Bin ungeduldig, die 1000 zu erreichen, doch genau das ist hier angesagt, Geduld. Wenn ich die Ziffern komplett aufsage, dauert es zwischen 20-30 Minuten, das ist natürlich schon eine erhebliche Zeitverschwendung. Andererseits habe ich mich schon ein paar Mal beim Arzt im Wartezimmer und beim Radfahren damit abgelenkt.
Mein Vortrag dazu dauert inzwischen so lange, dass einem dabei die Füße einschlafen, Blumen in der Zeit aufblühen und wieder verblühen und mein Mittagessen anbrennt, mit tiefschwarzem Belag in der Pfanne.

Meine Frau hatte heute einen Feuermelder im Schlafzimmer abmontiert, die leere Blockbatterie entnommen und das Gerät mit den offen sich darbietenden Eingeweiden nach oben auf den Holztisch gelegt. Ich dachte erst, jetzt ist alles vorbei.
(Ich dachte, das sei ein Symbol.)

Doch sie redete weiter mit mir. Sie nahm Anlauf zur nächsten Minute, als wäre nichts gewesen. Ich bin noch mal mit dem Schrecken davon gekommen.

A


Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

x 3


Ich bin so dermaßen lost; man müsste das Wort neu definieren.

TOO MUCH

Hier ein paar Worte über den üblichen Schwall hinausgehend, die ich besser AUF GAR KEINEN FALL an meine Ex-Bekannte und Crush aller Zeiten richte/abschicke.

Da es mal wieder das Thema Nummer 1 in unangenehmer Weise überbetont, eine Trigger-Warnung.

Am besten wäre es, ich schreibe derlei Zeug überhaupt nicht hin. Doch da ich wieder nicht an mich halten kann ...
Ausrede: ... nach durchwachter Nacht zu müde und für Abwege empfänglich


Trigger

Ich werde das Kriegsbeil einseitig begraben, in einer Mulde aus wurmstichiger feuchter Erde und schwarzer Verzweiflung.

Wenn ich ehrlich bin, bin ich ich haltlos wie Treibsand, dahinschmelzend wie der letzte große Gletscher dieses Planeten, ausgeliefert wie ein Kind in der Shopping-Mall, rastlos wie ein Sünder auf dem Jakobsweg, fasziniert wie ein Ägypter vom Schnee, unterlegen wie Goliath gegen David, verzückt wie Charlie in der Schokoladenfabrik, sehnsüchtig wie ein Gefangener nach Freiheit, beglückt wie Adam und Eva, maßlos wie Elon Musk, entschlossen wie eine Bisonherde im Frühling, leidenschaftlich wie Picasso in seiner blauen Phase und schlicht und ergreifend ein totaler Nerd und Liebhaber, wenn es um dich und deine V. geht.

Doch derlei Phantasien müssen jetzt endlich aufhören.


Yo, FYA! - Mir geht es mal wieder ganz besonders brillant. Das exakte Gegenteil von brillant.

Bei den Teams-Online-Sitzungen mit meinen Kolleginnen: Wieso bloß sehe ich die beiden so gerne und weiß immer genau, ihnen bin ich völlig schnuppe?
Es ärgert und kränkt mich jedes Mal, ich kann mich innerlich nicht oder kaum dagegen wappnen. Ich bin so verdammt sehns üchtig. Alle kriegen, was sie wollen, an Aufmerksamkeit und Berührung, nur ich, ich bin das MONSTER on the hill, wie es in einem Liedtext heißt.
Everbody is se*y, except for me.

Ich hasse es. Ich hasse dieses Gefühl. Ich hasse meine Abhängigkeit, meine Bedürftigkeit. Alle anderen sind fein raus, kriegen Unmengen an Zuwendung und Erfüllung, nur ich nicht.
Das rede ich mir natürlich zu 90% nur ein. Die 10% Wahrheit daran stören mich trotzdem.

Das Leben ist ungerecht. Irgendwann drehe ich noch mal komplett durch. Nein, tue ich nicht.
Ich bin bloß gefrustet.

Geht immer so weiter. Montagmorgen, und ich bin extrem sehnsüchtig. Ich setze mal besser einen TRIGGER wegen xpliziter Inhalte ... Ich bin auch selbst schuld.
Trigger

Weil ich total müde bin, gestern Nacht viel zu lange aufgeblieben bin. Warum tat ich das? Weil ich tagsüber zu wenig erlebe. Und was ist diese Sehnsucht überhaupt, wie fühlt sie sich an, was fühlt man dabei? Ich habe schon oft darüber nachgedacht, im Ansatz zumindest. Bin nie weit gekommen. - - -

Es ist ein Berührhunger. Was heißt das? Ich spüre es vor allem an der Vorderseite meines Oberkörpers und auch an den für Umarmung zuständigen Innenseiten meiner Arme. Am stärksten in der Brustgegend, nach innen zu den Lungen ziehend. So ein Gefühl wie: Es würde sich sooo toll anfühlen, sie jetzt zu umarmen, sie an mich zu drücken! Ein Verlustgefühl, sie nicht zu spüren, eine Leere, ein Ziehen. Leere ist eigentlich unzureichend als Begriff.

Ich möchte sie UMFASSEND spüren, im wahrsten Sinne des Wortes. Und das NICHT zu spüren, NICHT zu bekommen, ist ein bisschen wie zu verdursten. Tatsächlich lässt das Sehnen etwas nach, wenn ich etwas trinke oder esse, vor allem: trinken, lauwarmen Früchtetee oder Wasser. Mit Zucker ist das Ganze übrigens überhaupt nicht verbunden, obwohl Zucker manchmal tröstet. Mir geht es immer ein bisschen besser, wenn ich mich selbst streichele, in der weitläufigen Gegend meiner Brust Übertreibung/Schönfärbung, an den Armen, bis hin zu den Oberschenkeln. Aber die Dosis bei Selbstberührung ist höchstens ein Zehntel so groß, fühlt sich immer ein bisschen zu wenig an, gerade gegenüber dem Thrill, sie vollständig zu fühlen. Es betrifft auch den Unterkörper, doch komischerweise wirkt der tatsächlich eher wie etwas Zusätzliches. So schnell ich in ero ti scher Weise angesprochen bin, es ist noch gar nicht der Hauptanteil oder: Dieser Wunsch ist eher noch diffus. Viel konkreter ist die Lust nach Hautkontakt. Und ich vermerke übrigens, dass dabei mein Atem verengt und flach ist. Während mir gleichzeitig ein wenig das Wasser im Mund zusammenläuft.
Die Beigefühle sind Angst - da sind ohne Frage Ähnlichkeiten zu Angst-Reaktionen - und Vorfreude/Euphorie. Allerdings auch Beschämung. Ich schreibe das hier so hin, als wäre keine Scham dabei. In Wahrheit deutlich zu spüren. Und ich deute diese Scham weniger in Bezug auf meine Hintergedanken, obwohl das auch der Fall ist, dass ich mich dafür ein bisschen schäme - die stärkere Scham ist, dass ich mich so bedürftig, wie ich anscheinend bin, als defizitär und zu schwach empfinde. Statt ein starker Mann zu sein, komme ich mir eher wie ein Blatt im Wind vor; jemand, der dem Magnetismus dieser Ebene vollkommen hoffnungslos ausgeliefert ist, auch wenn ich natürlich häufig so tun, als könnte ich mich beherrschen.

Es ist beschämend und peinlich, gerade als Mann, solch starke Bedürfnisse zu haben. Es wird schlagartig ein wenig besser, wenn ich bewusst und tief atme. Wenn ich mir bewusst mache, dass ich NICHT untergehe, es mich nicht verschlingt, es mich nicht auslöscht, wenn ich das nicht bekomme ... Aber eigentlich macht es mich in Wahrheit etwas kirre, dass ich so darauf aus bin. Da gehen im Hinterkopf die Wertungen los: Ein richtiger Mann würde dafür sorgen, dass er nicht ständig unterversorgt ist. Ein richtiger Mann hat nicht schwach zu sein. Ein richtiger Mann hält das locker aus.

Ich bin ein Verlierer, der nichts in seinem Leben hinbekommt, natürlich auch diese Ebene nicht. Wie bedürftig ich bin, und wie wenig Frauen nach dir bedürftig sind! Wahnsinn. Was für ein Gap. Die kommen alle hervorragend ohne dich aus und nur du bist hier SEHNSÜCHTIG. Als wenn alle anderen Menschen, ich meine natürlich Frauen besser ausgestattet und versorgt sind, nur du bist in den roten Zahlen und ziehst die Bilanz nach unten.
Wären alle Menschen du redest tatsächlich die ganze Zeit nur von Frauen, die einzigen Menschen, die dich interessieren so unterversorgt und ohne X wie du, würde die Menschheit in 30 Jahren aussterben.

Etwas, was mich sofort neurotisch beunruhigt: wie unfassbar besser es allen anderen geht, das zumindest ist mein Vorurteil. Die kriegen, was sie wollen. Die holen sich das. Nur ich verhungere eher, als dass ich gut für mich sorge. Damit meine ich den Aspekt: Dass es mir peinlich ist, so unterlegen zu sein. Meine Vorstellung, dass ich einer der unattraktivsten Männer der Welt bin, rührt mehr von dieser Peinlichkeit und Unterlegenheit her als von meinem untauglichen Äußeren; letzteres kommt nur noch obendrauf. Eigentlich fühle ich mich ungeeignet für die körperli che Lie be; bin dummerweise aber darauf aus. Wie ein Ork, der Elben-Dinge tun soll.

Ich unterschlage hier, dass ich natürlich auch die positive und mir sehr gefallende Seite des Verlangens kenne. Dass ich gerne jage, mir von dieser Position aus das Ganze sehr viel Spaß bereitet, wie eine Spielwiese für meine Körperlu st vorkommt. Lande i ch ausnahmsweise mit einer Frau im Bett, mache ich mir eigentlich wenig Sorgen wegen meines Äußeren, ich bin viel zu sehr befasst mit dem Genuss. Aus irgendeinem Grund scheine ich ihr in dem Moment ja zu reichen, auch wenn ich das kaum glauben kann. Ich bin kein Optimist oder Sonnenschein, weit gefehlt; aber die Sache bereitet mir so viel Spaß und gute Gefühle, dass ich z.B. kein bisschen darauf achte, ob mein Bauch vielleicht zu dick ist. Anscheinend genüge ich ja doch, auch wenn ich kein vorzügliches Exemplar bin. Nein, da ist doch ein kleiner Stich jedesmal: Dass sie mir nämlich unfassbar perfekt vorkommt, während ich selbst ihr sicher nicht so erscheine. Diese Unsicherheit ist nicht auszuräumen. Tief durchatmen. Bewusst atmen. Sich selbst ein bisschen an Brust und Armen streicheln. Und ich fühle mich etwas besser. Etwas freier.

Das Ganze hat auch eine nicht geringe Verbitterung zur Folge. Sollte es Gott geben, hätte ich einige Widerworte gegen ihn parat. Ich würde ihm ein paar Dinge erzählen, die ich als Zumutung empfinde. Ich wäre regelrecht enttäuscht, das wäre mein erstes Gefühl, sollte ich der Höheren Macht begegnen. Denn sie hat mich in dieses Dilemma gestoßen. Allmächtig pfuscht sie herum und was immer Menschen durchleiden, es ist ihr herzlich egal. Was ist das für ein Gott? Ich bin total verrückt nach Frauen; sie allerdings kommen sehr gut ohne mich aus. Mich braucht kein Mensch, in Wahrheit. Nicht nur körperlich, auch mental, seelisch, oder wie immer man das meinen soll. Wenn ich von irgendwas überzeugt bin, dann davon, dass die Welt mich nicht braucht. Würde ich fehlen, fehlt nichts. Wäre ich nicht geboren worden, die Menschen meiner Umgebung würden sich nicht schlechter oder einsamer fühlen. Bei der Vorstellung, dass es mit mir zuende geht, möchte ich lieber alleine sein. Als z. B. von meiner Frau mitangucken zu müssen, wie sie sich meinetwegen verrenkt, auch ja präsent und hilfreich sein zu wollen, sein zu müssen. Ich werfe ihr das nicht vor, ich konstatiere das eher selbstmitleidig: spätestens nach einer Woche hätte sie mich ohnehin vergessen, was soll also das Bohai? Ich gönne es ihr, sich schon drei Tage nach meinem Abschied endlich einen vernünftigen Typen zu finden. Die Vorstellung, dass sie ihr Glück findet, nach mir, finde ich gut, ich gönne ihr das. Was das anbelangt, ich war ja noch nie wirklich eifersüchtig. Auch deshalb, weil ich nicht begreife, dass sie ERNSTHAFT an mir hängen könnte.

Als ich meine schönste Nacht mit dieser umwerfend schönen und attraktiven Frau hatte ich meine nicht nur das Äußerliche, doch gerade im Äußerlichen steht sie zwei Evolutionsstufen über mir, hatte ich wirklich das Beigefühl, sie vertut sich gerade mit mir.
Sie hat irgendeinen Schleier in ihrer Wahrnehmung, dass sie das jetzt mit mir macht; und vermutlich fühlte sie selbst ein solches Defizit, dass sie sich mit irgendeinem Unbekannten eingelassen hätte, wenn die Brücke zur ersten Berührung irgendwie geschlagen worden wäre.

Diese Anwandlung von sie verrennt sich gerade war stark beigemischt meinem Empfinden, aber wie gesagt, vor lauter Genuss war das nebensächlich. Ich bin wie ein Typ, der Frauen konsumiert, in einer Weise, dass es nicht mehr feierlich ist. Ich habe das immer noch: Würde sie mich anrufen, ich würde fast alles stehen und liegen lassen, um sie zu sehen. Würde sie mir alles verzeihen oder aus irgendeinem Grund einen Sinneswandel haben, was unseren Konflikt betrifft, und mir zusagen, dass sie von mir Berührungen möchte, würde das zehn Millionen Glückshormone in mir auslösen. Vielleicht auch nicht, ich würde das gar nicht fassen können. Ich habe doch nicht alle Tassen im Schrank. Auch das verstärkt das Beschämende, dass ich mich selbst vergesse, wenn es um dieses Feld geht. Ich habe null Selbstachtung, Würde oder innere Größe. Wie ein Blatt im Wind. Ich schmelze dahin in ihren Händen, so schnell, dass ich mich sehendes Auge auflöse.
Wäre die Liebe ein Tsunami, würde ich ihm 24 h am Tag entgegenfiebern und ihn, sobald er in meiner Sicht erscheint, anbrüllen, mich doch bitte endlich zu überrollen und zu zerschmettern.

Sorry, das muss sich für fremde Augen ziemlich fürchterlich, armselig, gruselig lesen. Vielleicht sind wir Männer auch häufiger so; wenn wir sehr lange Zeit uv sind, rasten wir ein bisschen aus. Ist jegliche Stabilität dahin. Auch Männer haben ihre Tage, allerdings pausenlos und das ganze Jahr über.

Logischerweise denke ich manchmal, zu einer Prof ession ellen zu gehen. Das endlich mal wieder zu spüren, was ich so stark vermisse. Aber da ist sofort dieser Gedanke, dass sie das ja nur zwangsweise mit mir tun würde. Und das reicht meinem beschädigten Selbstbewusstsein nicht.

Das ist ungefähr so, als würdest du endlich gerne mal schwimmen können. Und du bezahlst dann jemanden dafür, dass er/sie dich durchs Wasser zieht; STATT SICH WIRKLICH FREIZUSCHWIMMEN.

Als wenn es im Leben um irgendetwas Anderes ginge, als sich freizuschwimmen. Halbwegs passables Bild. Ende der Geschichte.


Der Bauchredner hatte ein Stoffpuppe auf seinem Arm, die aussah wie ein ferngesteuerter Roboter, und das Interessante an seiner Nummer war, dass es so wirkte, als würde in Wahrheit der Roboter den Bauchredner steuern, nicht umgekehrt.

- - -

Kennst du die Legende von dem allmächtigen Seefahrer, der mit einer Nussschale aufs offene Meer hinaussegelte?
Wann immer sich ein Sturm erhob oder auch nur ein etwas schärferer Wind wehte - die See verschonte ihn; zehn, zwanzig Meter um sein Boot herum waren Luft und Wasser unbegreiflich ruhig und sanft. Als würde er auf einem Zauberteppich oder in einer unberührbaren durchsichtigen Sphäre übers Meer gleiten; Sturm und Wellen machten einen respektvollen Bogen um ihn. Selbst die im Orkan vom Himmel herabschießenden Blitze verschonten ihn und seine Umgebung.

Zauber? Magie? Er war eine Singularität, wie die Physiker sagen, entgegen den Gesetzen der Natur. Er trieb nie auch nur einen einzigen Meter von seinem Weg ab. Man sagte sogar, dass er die Strömungen des Ozeans beeinflussen konnte und ganz nach Belieben an jede Küste fuhr, die ihm in den Sinn kam, ohne jemals das Segel seines kleinen Schiffes bemühen zu müssen.

Und seht nun, wie dieser Seefahrer abends heimkehrt in den bereits von tausend Laternen und offenen Feuern beleuchteten Hafen, scheinbar abgekämpft, das schmutzig-weiße Segel schlaff herunterhängend, fast widerstrebend in das ihm zugewiesene ruhige Becken mit den verlassenen Stegen und triumphierend aufragenden bunten Wimpeln und Fahnen der angeleinten anderen Boote eintrudelnd, wie die Kugel in einem verlangsamt ablaufenden Roulette-Spiel, die sich nicht entscheiden kann, in welches Feld sie fällt, und sich (kurz bevor sie gänzlich in ihrer Bewegung erstarrt) dann doch (vor einer ungläubig staunenden Zuschauerschaft) festlegt.

- - -

Ich habe die Nacht auf ausgebreiteten Kartons wie auf himmlischen Kissen liegend auf dem Fußboden verbracht und als ich aufwachte, taten mir zwar alle Glieder weh, doch ich war nichtsdestotrotz eine Sekunde lang froh, für den Moment nicht zu wissen, wo ich mich befand, wo Norden, Süden, Osten usw. waren und wer ich selbst war.

- - -

Die Polizisten, die wir zu dem Vorfall mit der verrückten, aber harmlosen Nachbarin riefen, hatten beide an der linken Hüfte einen Pistolenhalfter und darin eine offenkundig echte Schusswaffe; was ich SPANNEND fand.

Ein Gedicht, ein Gedicht! : )


Mein ambivalentes Gefühl zur Landwirtschaft

Ich liebe ja Traktoren
den Motorsound in meinen Ohren,
das rohe Knattern und die Monsterräder,
den Plastiksitz ganz ohne Leder.

Er fährt aufs Land unter dem Himmel,
abseits von all dem künstlichen Gewimmel,
das in Städten und Büros passiert
und selten zu was Gutem führt.

Das sieht zwar erst romantisch aus,
doch dann geht es aufs Feld hinaus.
Gräbt der Trecker dort die Furche,
planiert er Rehkitz, Igel, Lurche,

und wenn er sich durchs Erdreich müht
er nebenbei auch Gift versprüht,
Düngemittel, ein paar Pestizide,
Hydroxit und Steroide,

lieber mal ein bisschen mehr,
das fördert ja die Ernte sehr.
Der Bauer sät, was wachsen soll
und macht damit die Bäuche voll.

So weit, so wichtig, unverzichtbar,
wie stünden wir denn ohne da,
würden uns´re Landmaschinen ruh´n
doch mit Romantik hat´s nicht viel zu tun.

Herrje, das hat mir gerade noch gefehlt. Bin eh alles andere als gut drauf. Jetzt verlässt auch noch meine Lieblingskollegin die Firma. Ich habe es nur in einem großen Firmenmeeting erfahren, nicht etwa von ihr persönlich. Das nehme ich ihr nicht krumm, sicher nicht, und doch sagt das einiges aus. Ich hatte ein bisschen für sie geschwärmt, auch wenn ich nicht verknallt war oder so etwas, ich habe sie sehr gerne gesehen. Sie hat eine tolle, sehr umgängliche und vernünftige Art; ist relativ offen und auch witzig manchmal. Es ist bestimmt schön, sie näher zu kennen. Umgekehrt hatte sie natürlich kein Interesse an mir. Mir ist eigentlich zum Heulen zumute.
Noch vor gar nicht so langer Zeit hatte sie mich gefragt, ob ich zur Weihnachtsfeier komme. Ich wohne mehrere Stunden entfernt zur Firma, daher komme ich grundsätzlich eher nicht zu solchen Feiern bzw. tue mich schwer damit. Sie hatte mich gefragt und wird jetzt selbst nicht zu dieser Veranstaltung kommen. Ich denke, sie hat mich einfach nur so gefragt, wie das nun mal höfliche und offene Menschen tun.
Es ist immer dasselbe. Die Menschen, für die ich mich interessiere, haben charakterliche und soziale Qualitäten, sind meistens schön/attraktiv und oft dann auch noch dem Leben zugewandt. (Wobei das letztere kein echtes Kriterium ist. Ich mag auch Menschen, die an sich zweifeln oder nicht mit vielen Dingen zurechtkommen.) Die hat sich eine neue Stelle gesucht, ich hatte nicht das Geringste davon mitbekommen. Und logischerweise hatte sie null Interesse an mir.
Ich habe ihr jetzt eine Mail geschrieben, habe versucht, mich zusammenzureißen und möglichst neutral zu schreiben, dass ich es ein bisschen schade finde, dass sie geht, aber dass wir ja bestimmt noch mal in einem (kleineren) Meeting bzw. Rahmen miteinander reden werden. Und ich weiß auch schon jetzt, wie sie antworten wird. Deutlich neutraler als ich, abgeklärt und ein bisschen in der Pflicht, noch ein paar höfliche Floskeln abzugeben. Vielleicht mit ein paar Worten über ihre neue Stelle.

Der Punkt ist wieder mal, dass ich spüre, wie mich andere Menschen beeindrucken. Es war mir ein Vergnügen, mit ihr zusammenzuarbeiten. Und so etwas beruhrt höchst selten auf Gegenseitigkeit. Ich hatte ihr das auch ein paar Mal signalisiert, sie gelobt, sie auch vor dem Chef etc. lobend erwähnt. Daraufhin hat sie sich dann (höflich?) lächelnd bedankt.

Man hat immer das Gefühl - - - ich habe immer das Gefühl, ich bedeute anderen einen Sch***. Ich habe nichts zu geben. Der Hauptgrund, weshalb ich nicht zu solchen Firmenfeiern hinzufahren, ist für mich, dass ich das einfach nicht spüren möchte, wie wenig ich anderen bedeute. Wie null und nichtig ich gerade im Kollegenkreis bin. DAS noch zusätzlich zu spüren zu meinem ohnehin kleinen Sozialleben ...
Sie und ich hatten in ein paar Meetings und bei gemeinsamen Projekten ein paar Mal nett zusammen gelacht. Und uns recht gut verstanden. Das bedeutet dem Anderen aber fast immer deutlich weniger als mir.

Der Punkt, nochmal, ich wiederhole mich, sorry, ich bin etwas unter Schock: Ich bin immer so verdammt bedürftig. Und alle anderen kommen sehr souverän ohne mich aus. So ist es einfach. So ist es oft.
Würde ich die Firma verlassen, mich wird keiner auch nur einen Tag lang vermissen. Würde ich meine Ehe aufgeben, meine Frau würde mir und uns maximal zwei Wochen hinterherdenken, während für mich eine Welt zusammenbrechen würde. Mein eigener Sohn würde mich nach spätestens einer Woche vergessen haben.
Das Kuscheldate, das ich manchmal hatte: Sie hat ziemlich eng mit mir gekuschelt, zwei, drei Mal, und wenn sie mich vier bis sechs Wochen lang mal sieht, scheint sie mich kein bisschen zu vermissen. Ich umgekehrt würde sie am liebsten drei, vier Mal in der Woche sehen. Sie kommt hervorragend ohne mich aus. Und das, obwohl wir uns doch vertraut und schön berührt hatten.

Ich habe gerade einen solchen Kloß im Hals. Es ist mein verdammtes Selbstmitleid.

Und, oh ja, ich habe eine Frau, immerhin, wie kann jemand wie ich sich einsam und an der Grenze fühlen. Doch jedesmal, wenn ich meine Frau um eine Umarmung frage, sagt sie NEIN. Alles ganz super zwischen uns, doch wehe, mir ist nach Berührungen, Kuscheln, noch schlimmer, nach X. Ich werde toleriert, solange ich keine Bedürfnisse habe bzw. anmelde.
Ich wiederhole das Drama aus meiner Kindheit.

SEI DOCH EINFACH MAL STILL! - HAUPTSACHE, DU STÖRST NICHT! - Das sind so die Kernsätze aus meiner Kindheit. Solange du nicht du selbst bist mit all deinen komplizierten, sensiblen und weinerlichen Regungen, mit deinen Trieben und Ausbrüchen, deiner ziemlich unappetitlich vorhandenen Existenz, kriegst du hier ein Dach über dem Kopf und was zu essen. Und auch was zum Anziehen. Augen zu und durch.

Wie ich mich am Weihnachtsnachmittag kaum nach unten getraut hatte ins Wohnzimmer. Dann habe ich es doch irgendwie hinbekommen, sogar ohne große Überwindung. Dass ich in der eigenen Familie ein wenig fremdelte, war einfach die Normalität. Mehr will ich darüber gar nicht hinschreiben, ich überstrapaziere sowieso wieder alles und jeden.

Als ich mit 20 oder so den ersten Kontakt mit anderen Studenten damals an der Uni hatte, war mir das völlig ungewohnt, dass mich plötzlich Leute (höflich, entgegenkommend, wie auch immer) fragten, wie es mir geht, was mit mir so ist, was ich mache. Das kannte ich von meinem Elternhaus und der gesamten Jugend gar nicht. Das muss man sich mal reinziehen!

Gemessen daran, bin ich ein noch halbwegs verträglicher und normaler Mensch geworden. Meine Wehleidigkeit, mein Selbstmitleid und meine häufige Passivität mal abgezogen, bin ich ein halbwegs brauchbarer Mitmensch. Zumindest verprügele ich keine Leute, ich bin kein Alk., ich bin hilfsbereit und nicht völlig auf den Kopf gefallen.

Menschen wie ich (gibt es überhaupt solche, die mir ähneln?) kämpfen jeden Tag um ihr Selbstwertgefühl. Ich bin kein Untermensch, ich bin einigermaßen okay. Das muss ich mir jeden Morgen einreden.

Haa, ich habe es genau gewusst. Wenigstens habe ich ein bisschen Menschenkenntnis. Sie schrieb mir zurück:
Danke für deine lieben Worte. Ich werde EUCH auch vermissen, nicht nur ein bisschen. Das wussten nur eine Handvoll Leute (= selbstredend gehöre ich nicht zu diesem inneren Zirkel).

Also sie schreibt das von dem Vermissen bezogen auf die Kollegen allgemein, nicht etwa ein bisschen auf mich. Das war natürlich klar. Dann noch ein paar Worte über ihre neue Position. Schön für sie.
Mein Kloß im Hals doppelt so groß wie vorher. Hätte ich ihr bloß nichts geschrieben.

Ich weiß nicht so richtig, was ich schreiben soll: Dein Text ist misslungen. Du kannst nicht schreiben. Lass es bleiben. Du scheinst ein sehr netter Typ zu sein, aber das ist es einfach nicht, das Schreiben ist nichts für dich. Wer bin ich, dass zu sagen? Meine eigenen Texte sind nicht das Papier wert, auf dem man sie drucken könnte. Doch kann ich die Texte von anderen beurteilen. Du schreibst am Anfang deines Textes drei Mal dasselbe Verb: Kam. Sie kam. Die Familie kam. Und dann noch ein weiteres kam. Fällt dir das nicht auf? Schon die grundlegendsten Sachen machst du verkehrt. Was für einen Antrieb hast du, zu schreiben, wenn du auf so etwas nicht achtest?
Jetzt könnten wir uns auf den Standpunkt stellen: Jeder muss lernen. Jeder kann lernen. Sorry, aber bei dir hätte ich das Gefühl, ganz von vorne anfangen, Grundkurs belegen.
Und der Grund, wieso ich so harsch kritisiere, ist, dass ich mit mir selbst nicht zufrieden bin.

Wer bin ich, das zu sagen. - - - Ich bin in eine Schreibgruppe geraten und nahm freiwillig zwei Texte zum Durchgucken an. Selbst schuld. Es belastet mich ein bisschen, dann in der gebührenden Diplomatie zu antworten. Es belastet mich, weil es mir selbst nicht gut geht. Eigentlich ist mir alles zu viel.

Mir geht es nicht gut, weil ich derzeit besonders stark das Gefühl habe, auf allen Feldern - wirklich auf allen - nicht zu genügen. Nicht mal meine Lieblingsmusik genügt. Nicht mal ich spazierengehend genüge mir.
Als Ehemann, als der, der sich um Konto und Immobilienkram, Steuererklärung und zehn andere Dinge zu kümmern hat, sowieso. In allen anderen Bereichen auch. Und alles, was ich positiv mache, hat kaum bis gar keinen Wert. Gestern kochte ich z. B. ein doch ganz gutes Rosenkohl-Gericht. Ich mag fast alle Kohlsorten, tut mir auch gut. Generell Gemüse. Meine Frau fand es ebenfalls okay, und doch zählen solche Dinge irgendwie nie.

Ich glaube, vor ein paar Tagen war meine Verfassung in dieser Hinsicht noch besser. Hatte ich nicht diese Selbstverdammungsstimmung. Ich erschrecke davor, mir das in vollem Maße gegenzuhalten, wie total ich scheitere. Und komme nicht raus aus der Negativspirale. Als wenn meine innerliche Wappnung gegen den Eindruck, dass ich ein Totalversager bin, auf weiter Fläche einbricht.

Halt! Ich bemerke zwei Auslöser:
Erstens dass die Lieblingskollegin aufhört, das hat mich am Montag regelrecht geschockt. Was heißt geschockt? Ich dachte so etwas wie Auch das noch! Mir bleibt auch nichts erspart. Ich habe nicht viel Rückhalt in dieser Firma, nicht viele Leute, die ich gerne sehe.
Zweitens hatte ich vorgestern einen Rückfall, sehr viel Süßes gegessen, nach bestimmt fünf, sechs Wochen Abstinenz. Danach fühle ich mich immer schlecht, also schon rein körperlich.

Da sollte ich ein wenig Verständnis für mich aufbringen. Eigentlich müsste ich heulend auf dem Bett liegen. Das traue oder traute ich mir bisher aber nicht zu. Meine Gefühle zuzulassen.

Vorhin ging ich an einer Wiese mit einem Gatter vorbei, drei Kühe standen ungewohnt nah am Zaun. Eigentlich wusste ich noch nicht mal, dass dort überhaupt welche ihre kleine Weide hatten. Übrigens weiße Exemplare. Bei noch weniger Licht hätte ich sie noch lieber gesehen: wie Leuchtwesen im umgebenden Grauschwarz.

Ich spürte das unwiderstehliche Bedürfnis, eine der Kühe streicheln zu wollen. Zumindest am Kopf habe ich sie dann tatsächlich berührt. Ich habe nicht direkt Ablehnung von dem ziemlich großen Tier gespürt, doch recht schien es ihr auch nicht zu sein, da ließ ich es bleiben. Ich kam mir lächerlich vor. Jemand, der sich so nach Berührung sehnt, dass er eine Kuh streichelt. Diese Maßlosigkeit an mir, am liebsten hätte ich die Kuh umarmt, wenn ich ehrlich bin, nur war ja der Elektrozaun zwischen uns. Bisschen Angst hatte ich außerdem. Nicht unbedingt, dass die Kuh mich beißt, aber mich stößt oder sonstwie bockig wird und ich mir noch dämlicher vorkomme. Kühe mag ich an sich sehr gerne.

Notiz an mich selber:
Mir einen großen Kuschelbären kaufen. Egal, was die Majorität darüber denkt. Und auch, wenn es ein paar Euro kostet. Ich brauche das. Ich brauche einen Kuschelbären.

Herrje. Ich bin (mal wieder) tatsächlich traurig wegen dieser Kollegin. Oder selbstmitleidig, das passt wohl besser. WTF ist mit mir los, dass ich ständig das Gefühl habe, ich verliere etwas mit ihrem Abgang, sie hingegen legt gar keinen Wert auf mich.
Wir sind uns eigentlich kaum nahe gekommen, wie auch, wir sind 300 km auseinander, sahen uns real vielleicht acht Mal in zwei Jahren. Auf eine oberflächliche Art hat sie immer nett reagiert, mich vielleicht auch mal gefragt, ob ich mittags mitkomme, die wenigen Male, die ich vor Ort war. Sie fragte natürlich nicht danach, ob wir zweit in die Mittagspause gehen, sondern immer nur in einer Gruppe. Sie hatte wohl kein Interesse an mir, sondern dachte nur ein bisschen an die Gruppenintegration, mir fällt gerade kein anderes Wort ein.

Ich muss mich fragen, warum ich den Leuten (fast) immer so wenig bedeute. Das andere Mädel aus meiner Gruppe (beide sind etwa halb so alt wie ich) ist so ähnlich. Ich hatte sie neulich nach längeren Wochen angerufen - natürlich mit einer Frage zur Arbeit -, und sie tat tatsächlich angenehm(?) überrascht, dass ich mich melde; wir hätten ja ewig nicht miteinander gesprochen. Ich war verwundert. Darüber, dass ich ihr überhaupt aufgefallen bin. Sie schien also tatsächlich eher positiv gestimmt, dass ich mich bemerkbar machte. Und ich konnte/kann das absolut nicht einschätzen. Ob sie das nur so sagte, ob sie mich ein bisschen schätzt, und wenn, dann sicher nur als Kollege.

Es ist zum Haareraufen. Wenn ich noch welche hätte. Vielleicht ist das Ganze sehr simpel: Als Kollegen finden mich viele in Wirklichkeit ganz okay. Ich bin umgänglich, habe immer Verständnis für sehr vieles, kann es nachvollziehen, wenn andere ein Anliegen haben. Abgesehen davon, dass ich mit Kritik nicht gut umgehen kann, bin ich nett und kooperativ. Ab und zu mache ich Scherze, sogar. Und anders als viele anderen habe ich einen Hang dazu, mir durchaus in die Karten schauen zu lassen, also ich plaudere aus, wenn ich mich mal unsicher fühle oder mir etwas Unbehagen bereitet. Ich bin empathisch, auf naive Art überschwenglich manchmal und mache keine Show.

Doch das hat die Kehrseite, dass ich eben alles andere als selbstbewussst und interessant rüberkomme. Die Textzeile von T. Swift aus Anti-Hero hat mich getroffen: Alle anderen sind s ex y, nur ich bin das Monster auf dem Hügel. Und s ex y steht in dem Fall nicht (nur) für die Er oti k, eher allgemeiner als Sinnbild für Attraktivität, dazugehören, auch: man selbst und in der Mitte zu sein.

Ich kann es übrigens kaum erwarten, dass mir mein Bär zugeschickt wird. Ich werde täglich nachschauen, wie der Versandstatus ist. Er wird einen Namen bekommen, denke ich, der über Bärli hinausgeht. Bärli ist ja bereits vergeben, das ist mein kleiner, beigebrauner Bär. Der hat letzte Nacht übrigens auf meinem Oberkörper gelegen. Finde ich ganz okay. Ich hätte auch schreiben können, besser als nichts. Ich idealisiere oder vermenschliche meine Stofftiere sicher nicht.
Doch sie haben den Status von Beinahe-Haustieren. Ohne echte Seele, allerdings, man deutet natürlich einiges in sie hinein. Es sind also so etwas wie gute Haus- oder zumindest Zimmergeister. Wenn man an solchen Schwachsinn wie Hausgeister glaubt. Das ist bei mir nicht der Fall. Wobei, ich fand Toy Story ziemlich real bzw. realistisch.

Na großartig, Wochenende, Sonntag, und mir geht es absolut scheußlich. Ich bin auf einer 0 von 10 Punkten. Vielleicht wird es mir besser gehen, wenn ich ein bisschen was esse. Wenn ich ...

Natürlich nur was Gesundes. Das ist dann Rosenkohl, ein paar vegane Bratlinge, Möhrensalat, hurra. Nein, esse ich wirklich am liebsten. Ungesundes Essen kann ich mir überhaupt nicht mehr erlauben, weil es mir meinen Zustand noch zusätzlich verschlechtert.
Ich KANN überhaupt keine Schokolade mehr kaufen im Supermarkt, ich empfinde fast einen Widerwillen dabei. Diese Möglichkeit des Trostes bleibt mir also auch nicht mehr. Früher hat ein Drittel meines Einkaufs aus Süßigkeiten oder Beinahe-Süßigkeiten bestanden. Müsli-Riegel, Frühstücks-Zuckercerealien, Kekse jeglicher Art, Weingummi, Schokoriegel, Eis, dragierte Erdnüsse und solches Zeug. Ich kann nur noch einen Bogen darum machen. Alle paar Wochen habe ich einen Rückfall mit Eis. Wenn ich keinen Bogen darum mache, geht es mir noch schlechter.

Fast wie mit Alk.. Alk. vertrage ich erst recht nicht. Darüber brauche ich keine Zeile zu verlieren. Ich glaube, dieses Jahr habe ich noch gar keinen Alk. getrunken, kein einziges B., erst recht keine härteren Sachen. Vielleicht mal ein halbes Glas Wein pro Quartal. Was ich danach bereute.

Angebraten schmeckt Rosenkohl übrigens am besten. Ich mag die bitteren Anteile dieses Kohls durchaus. Und er scheint gesund zu wirken auf mich.

Also verzeiht mir bitte alles sofort: Es ist Sonntag und ich fühle mich depressiv/traurig/niedergeschlagen/dumpf. Ich liege heulend im Bett.

Über meinen Frust

Trigger

Auch geht damit einher das Gefühl der Scham, wissend, dass ich solche Begegnungen und Handlungen begehre. Wie animalisch mein Verlangen ist, wie selbstverständlich zudem, wie automatisch. Wie vorhersehbar meine Anwandlungen sind. Fast als wäre ich ein Android oder ein niederes Tier. Es macht einen klein, solchen Regungen überlassen zu sein.
Das wäre ja akzeptabel, wäre ich nicht der einzige, der so fühlt. Aber wie sehr mein Sehnen im Kontrast und Konflikt steht mit den desinteressierten Frauen meiner Umgebung - das ist demütigend, keine Frage.

Meine Träume, wenn das Thema denn mal im Traum aufschlägt, sind daher auch immer ähnlich: Irgendwie gelingt es, der Frau in diesen Phantasien so nahe zu kommen, dass wir eine Ebene zusammen bilden. Dass ich ihr so recht bin, wie sie mir, einfach schon aufgrund der unabweislichen Nähe; sobald man erst mal in ihren Orbit sich hat annähern können, ist der Rest Überzeugungsarbeit relativ leicht. Dann passt plötzlich alles, sogar ich. Falls jemand versteht, was ich damit meine.

Beschämend, wie gerne ich mich dem Gefühl überlasse. Und wohin ich bei Frauen schaue, wie ich sie ansehe, mit welcher Beifärbung von Eskapismus, Kopfkino und unangemessener Abwägung, was gehen könnte, was sein könnte, was im Konjunktiv möglich wäre. Wie ich die Frauen sofort durchchecke, physisch und von ihrer Ausstrahlung her durchprüfe, in Sekundenbruchteilen, als wären sie Neuware für meine Sucht.
Natürlich habe ich auch andere Regungen, andere Empfindungen, es geht immer auch um Sympathie, Empathie, geistige Verbindung. Aber dass ich Frauen nicht als Objekt meiner Begierde sehe und ihre Eigenschaften in dieser Hinsicht nicht abprüfe, kommt so gut wie nie vor. Ein neutrales Gefühl gegenüber Frauen ist mir unmöglich.

Dieses ständige Hoffen, der/die andere möge doch ähnlich fühlen, wie leicht und verführerisch in dem Fall alles wäre! Wie ohnmächtig meine Gefühlsebene dazu ist; wie gering meine Barriere, meine Würde, meine Selbstachtung. Es gibt Stunden am Tag, wo ich nichts anderes will, als dass sich jemand = eine Frau auf mich legt und einfach mal alles gut ist ... Ich habe mir einen Bären gekauft, vorrangig als Ersatz für diese Sache, für das jemand liegt auf mir. Ich möchte mich restlos fallen lassen können. Ich halte mich für zu weich, zu anfällig, zu sehr Blatt im Wind, statt fest im Leben stehend. Das ist das am meisten Blamable meiner Lage.

Nicht unbedingt das Verlangen an sich, das allerdings schmutzig genug ist. Sondern dass ich nicht das Selbstbewusstsein habe, diesen Aspekt des Lebens an und in mir zu bejahen, ihn als akzeptabel und normal anzusehen, männlich damit umzugehen, souverän zu sein; während ich mit mir selbst hadere, habe ich bei anderen Männern, die Por no gr. oder ihre hungrigen Blicke beschäftigen, sofort ein Gefühl des Verständnisses und empfinde oft sogar der Solidarität.

Ich sah mal im Zug einen etwas dicken, kleinen Typen nicht weit von mir sitzen - guter Haarschnitt, doch ansonsten eher nicht sehr attraktiv-, der halb offen, halb verschämt in seinem Handy offensichtlich Tinder-Schönheiten durchswipte, eine rassiger, attraktiver oder jedenfalls sinnlicher als die andere, und wie ich eine Mischung aus Faszination und Beklommenheit bei diesem jungen Mann spürte.

Auf dem hochauflösenden, in satten Farben blinkenden Bildschirm die Frauen alle makellos mit perfekten, bestechenden Profilen; dagegen dann dieser Jüngling, der sich in seinen albernen Bahnwaggon-Sitz drückt und nicht weiß, ob er seufzen, weinen oder lächeln soll. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Nur zu gut. Alle Männer kann ich sofort und ansatzlos verstehen. Während mir Frauen und ihre L ust oder Unl ust ewig ein Rätsel bleiben werden.




Über das Wesen des Radfahrens

An E-Bikes kann man natürlich auch Gutes finden, denn sie mobilisieren ja gerade auch ältere Menschen, sich erstmals ernsthaft aufs Rad zu schwingen oder den vielleicht verlorenen Bezug dazu zu erneuern, zu intensivieren. E-Bikes ermöglichen es Pendlern, 20-30 km-Strecken zu bewältigen statt ohne den Zusatzantrieb vielleicht schon ab 10 km abzuwinken und aufs Auto umzusteigen. Von daher kann es doch keine schlechte Sache sein!

Man sehe es mir nach, dass ich hier eine mehr oder minder scharfe Rede gegen diese Gefährte schreibe.

Das Radfahren an sich entsteht aus der Eigenbewegung. Es hat viel zu tun mit Selbstwirksamkeit; ich komme aus eigener Kraftanstrengung heraus doppelt und dreifach so weit wie zu Fuß.
Und nur mit der eigenen Kraft und Weitsicht ausgestattet, bricht der Radfahrer zu einer Tour auf. Er nähert sich der Natur an, der äußeren wie der inneren. Er erlebt die Umgebung hautnah und sich und seinen Körper in Harmonie mit seinem Vehikel; seinem Velociped, wie viele auch sagen.

Mag sein, dass ich es zu dogmatisch und zu romantisch betrachte, doch mit diesem Aufbruch geht einher, sich von der Zivilisation, ihren Zwängen, Hilfsmitteln, Komfortzonen und Verkopftheiten abzuwenden. Sich einen eigenen, neuen Weg zu bahnen, der wenig gemein hat mit der perfekten und glatten Infrastruktur und Beschilderung der Autostraßen. Ein Weg, der sich im besten Fall ja abseits des Massenbetriebs und normierten Trassen entwickelt; wenn es eine schöne Route ist ...

Der Weg des Radfahrers führt nicht nur buchstäblich über Stock und Stein manchmal, über improvisierte Ausweichstrecken und fragwürdiges Pflaster, gefährliche Bordsteinkanten und vermüllte Minenfelder, er ist ein Antipode zu der üblichen Rundum-Versorgung, die uns die zivilisierte, Klimaanlagen-betreute Büroexistenz bietet bzw. einredet.

All das Künstliche, das Aufgesetzte und Überkomplizierte des Alltags fällt von einem ab, wenn man sich auf die Radtour begibt und darauf einlässt. Into the great wide open, hätte ich beinahe geschrieben.

Der Radfahrer fährt (archetypisch oder archetypisiert) ins Unbekannte, Unerforschte. Jedenfalls ist das der Mythos dieses Fortbewegungsmittels. Man tut ein bisschen so, als wäre die Welt ein weißer Fleck, den es zu erobern und erkunden gilt; mit der Fahrrad-typischen Nähe zur Blume am Straßenrand, für die man manchmal stehen bleibt; zu Tierbegegnungen im unverhofften Moment und zu Macchia-Gerüchen im Sommer, zu Hagel- und Graupelschauern und dem Glück, einen Unterstand unter einem freundlichen, dichtwachsenden Baum zu finden. (Es gibt wohl keinen Radfahrer, der nicht das bergende, beglückende Gefühl von erstaunlich regendichten Baumblätterdächern kennt.)

Und selbst wenn man nicht die herrlichste Rundstrecke um einen noch unentdeckten schwedischen oder kanadischen See findet; irgendetwas Spannendes, Neues, Unerwartetes passiert auf jeder Tour. Du verdankst das nicht irgendwelchen Hilfsmitteln oder einer angeheuerten Reiseleitung, sondern dir selbst. Das ist ganz allein dein Ding. Herrlich!

Man entdeckt ein wenig die Natur, das Vorbeiströmen von Landschaften und deren Flüssen bis hin zum kleinsten Rinnsal am Wegesrand; von kleinräumigen und weiten Horizonten; man ist beschäftigt mit dem eigenen Körper, man entwirft eine neue, noch ungeschriebene Landkarte der Welt; gerade für ermattete, gestresste Gemüter ein erholsames und immer wieder erfrischendes Erlebnis.

Wieso nun mag ich das E-Bike-Fahren nicht einbeziehen in diesen positiven Entwurf?
Einfach deswegen, weil die Motorunterstützung die Selbstwirksamkeit des Radfahrens unterminiert. Du spürst den Anstieg am Berg kaum noch; beraubst dich damit eines Teils der ursprünglichen Belohnung, es bis zum Scheitelpunkt der Strecke ganz allein geschafft zu haben und dann die Abfahrt genießen zu dürfen.
Dass die Dinge eben nicht abgefedert und nicht mundgerecht serviert werden, wird durch das E-Bike korrumpiert. (Ich bin beim Radfahren aus demselben Grund gegen zu viel Federung der Lenker, Speichen und Gabeln; ich möchte den Untergrund und die Löchrigkeit, Kernigkeit, Rutschigkeit, Knirschigkeit desselben spüren können!)

Hinwendung zur Natur - kann niemals bedeuten, es sich mit einem Motor leichter zu machen. Das ist nicht das pure Radgefühl. Es ist eine dosierte Ausrede, ein Vorwand, um Strecke zu machen, statt den Weg zu genießen. Was hält die Leute davon ab, den Motor wegzulassen und statt 40 km eben nur 20 km zu fahren? Die Dinge ohne künstlichen Rückenwind, dafür naturbelassen und in Reinform anzugehen? Abgesehen vom nicht geringen Argument Arbeitsweg ist die Erfindung des E-Bikes in Freizeitbelangen ein eher überflüssiger Hybrid, der die eigentliche Schönheit des Radfahrens zerstört oder zumindest verwässert.

Mal ganz abgesehen davon, dass das E-Biken den Fahrradkörper schwerer und komplizierter macht. Wenn man Pech hat, auch störungsanfälliger. Nicht nur der Motor muss mitgeschleppt werden, auch die Kompenenten sind wegen des höheren Tempos und der höheren Belastung stärker und massiver ausgelegt. Es zerren ja stärkere Kräfte an den Einzelteilen. Du brauchst bessere Bremsen, stabilere Züge, hochwertigere Ketten. Sonst zerhagelt das E-Bike schnell sich selbst.

Damit verbunden: Man braucht (angeblich) auch immer einen Helm, wegen der höheren Durchschnittsgeschwindigkeit. Wie gesagt, bessere Bremsen, mehr Gewicht, mehr Vorsichtsmaßnahmen. E-Biker sind aus Prinzip fast immer perfekt ausgestattet: mit Warnweste oder Warnfarben, sehr gutem Licht, das meist so eingestellt ist, dass es den Gegenverkehr blendet - eine merkwürdige Rücksichtslosigkeit vieler E-Biker -, Funktionskleidung, Rückspiegel, Radtaschen. Das bringt die höhere Geschwindigkeit und der daraus folgende erhöhte Aktionsradius scheinbar unvermeidlich mit sich.

Nun ist einzuwenden, dass Radfahrer vielleicht grundsätzlich gut daran tun, vernünftig ausgerüstet zu sein und einen Helm zu tragen. Letzteres gilt besonders für Rennfahrer und Moutainbiker. Doch eigentlich ist diese Ausrüstung ein Offenbarungseid gegenüber der Priorisierung des Autoverkehrs. Die wenigsten Radfahrer verunfallen ohne Einwirkung von Autos. Es kommt vor, ja, dass man durch ein Loch im Boden oder eine Kante stürzt - hier wirkt eher die Nachrangigkeit, wie schlecht Radwege bei uns angelegt und gepflegt werden -, oder dass man mit einem anderen Radfahrer oder Fußgänger zusammenrauscht. Aber die Hauptgefahr geht fraglos vom Autoverkehr aus und davon, dass Radfahrer selten eine gleichrangige Spur und schönen Asphalt für sich haben, sondern immer wieder ein Randleben an der automobilen Trasse führen; immer wieder ein- und ausgegliedert werden in die bzw. aus der Autospur.

Die E-Biker entwerfen viel weniger als echte Radfahrer ein Gegenbild zur Autowelt. Eigentlich sind sie ohnehin kurz davor, zum Mofa oder Motorrad zu mutieren und damit den Sprung ins Nicht-Authentische, Nicht-Selbstwirksame zu absolvieren. Sie biedern sich mit ihren perfekten Outfits und der Regeltreue, bloß nicht ohne Licht, Helm etc. loszulegen, dem Prioritätsglauben der Autofahrer an; ohne deren Dominanz Warnweste Co ja (nahezu) überflüssig wären.

Sie machen es den Autofahrern sehr recht, das ist das Mindeste, was man sagen kann, und scheinen relativ wenig zu reflektieren, dass sie, wenn sie so weiter durch die Gegend düsen, die Wegbereiter einer Helmpflicht - für Radfahrer, niemals für Autofahrer! - und eines unkaschierten Konformismus sind. Geschwindigkeit und Effektivität bestimmen unsere Handlungen, nicht etwa die körperliche Anstrengung, die Muße, die Selbstreflexion und der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit.

Mit einem E-Bike holt man sich ein Stückweit jene Komfortzone, jene Abfederung, die die Zivilisation uns permanent aufs Auge drückt, mit der sie uns der Ursprünglichkeit von Gefühlen und Welterfahrung beraubt, in die Radtour hinein - und genau das wollten wir doch eigentlich vermeiden! Bei vielen kommt dann noch das Smartphone hinzu. Aufgespannt wie ein Fe tisch auf die Lenkerhalterung. So dass man ein Drittel der Zeit nicht in die Natur schaut, sondern auf einen Bildschirm, der einem alles erklärt und den Rest an Geheimnis und Selbstvergewisserung, es alleine schaffen zu können, pulverisiert.

Man hört es raus: Ich bin gegen das teilmotorisierte Radfahren. Von mir aus bezeichnet mich als Puristen - ich habe das Radfahren von der Pike auf gelernt, mir schweißgebadet angeeignet, was ich von Touren weiß, durch Ausprobieren und Übermut. Ich war und bin weit entfernt von einem echten Radsportler, aus dem eines Tages ein neuer Jan Ullrich wird. Oder von Fahrern, die schon mehrfach den Globus umrundet haben. Doch was ich auf dem Rad kann, was ich davon weiß und wie ich mir selbst bei einer Panne helfe, ist auf meinem eigenen Mist und etlichen tausend Kilometern gewachsen.

Auch das ist mir am E-Bike unsympathisch; oft setzen sich ältere Herrschaften auf den Sattel, die vorher nie ihre Reichweite, ihre Abenteuerlust, ihre körperlichen Grenzen am normalen Fahrrad erprobt und gebildet haben.

Jeder passionierte Radfahrer hat sich und sein Fahren anhand von vielen Trainingsstunden und mit jugendlicher Neugier erprobt; hat über viele Jahre eine Beziehung zum Fahrrad aufgebaut; hat Landschaften, Länder und Regionen erfahren; und diese Sesselbewohner und Naturentwöhnten überspringen einfach die Übung und die Kultur, die jahrelanges echtes Radfahren nun mal verlangt und bedeutet.


Nochmal: Das ist natürlich besser, als gar nicht radzufahren. Einem Senior gestehe ich das zu. Dennoch ist das E-Biken auf lange Sicht kontraproduktiv für das Wesen, die eigentliche Bedeutung des Fahrradfahrens. Für den Stellenwert des Fahrrades in der Verkehrslandschaft. Vielleicht konnte mein Text das verdeutlichen. Vielleicht habe ich an manchen Stellen auch überzogen.
Und es ist eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und Selbstironie, doch eben geleitet von Liebe und Leidenschaft zu dieser Sportart, dass an meinem Metallregal im Arbeitszimmer ein Magnet hängt mit dem Aufspruch: Echte Männer fahren Fahrrad.

Weiter im belanglosen Text.

Die Dinge laufen einfach nicht so, wie ich es mir wünsche/erträume, wann kapiere ich das endlich. Manchmal muss ich mich am Riemen reißen. Mit Ablehnung und schlechten Gefühlen klarkommen. (Aber muss es immer so viel sein ... (?))

Mein Akku ist dermaßen leer, und statt ihn aufzufüllen, verkrieche ich mich eher, blende die Realität aus. Gehe selten bis gar nicht raus.
Ich komme mir wirklich vor wie ein Quasimodo, oder ihm verwandt - geschlagen mit meinen Nachteilen, damit, dass jeder in mir nur eine graue Maus sieht, dass ich ein höchstens mittelmäßiger Mann bin, das Monster on the hill, wie es in dieser Songzeile heißt, die mich anscheinend getroffen hat.

Ich kriege das Tagebuch-Schreiben nicht hin, nicht mal das; ich meine das richtige TB, nicht dieses Geschreibsel.
Das hier, bei aller Haltlosigkeit und blühenden Unvernunft - hier ziehe ich wenigstens ein bisschen in Betracht, dass jemand anderer das lesen könnte und ich ein bisschen Objektivität oder Verständnisfähigkeit einfließen lassen muss. Ihr als Leser merkt das nicht, ihr denkt vermutlich, der Typ hat einen an der Waffel. Aber es noch die moderate Form, die mit den (eher halbbewussten) Konzessionen an das Prinzip: Was kann ich anderen zumuten?
Ich setze einen Filter, der mir ein bisschen gut tut, der gleichzeitig alles ein bisschen zu sehr nivelliert.

Mir kommt dieser sarkastische Gedanke, dass ja (vielleicht) alles Konzessionsentscheidungen sind. Zwischen eigener Absicht und der durch den Druck der Gesellschaft, man möge sich (gefälligst) sozial verhalten, erzeugten Anpassung ist m.E. nicht immer klar zu unterscheiden.
Ich sage also Dinge nicht, weil ich sie so meine oder empfinde, sondern weil sie gefärbt sind von meinem Wunsch und dringenden Bedürfnis, akzeptabel wirken zu wollen, zu müssen. Oder jedenfalls nicht völlig inakzeptabel, das trifft wohl eher zu.
Das beginnt damit, dass man nicht ich will, sondern ich möchte sagt. Andererseits halte ich ja viel vom Kant´schen Imperativ. Was du nicht willst, dass dir ein anderer tut ... Das ist schon stark in mir. Halte ich für ein wichtiges Prinzip, das zu beachten wünschenswert ist. An das ich mich halten will, egal wie andere es sehen.
(Wie soll man jemanden anders lieben als unter der Prämisse dieses Prinzips? Unmöglich!)

Dem steht gegenüber, dass mir die meisten Menschen tatsächlich egal sind. Ich bin moralisch sicher nicht einwandfrei, wie ich es immer gerne von mir behaupte.

Beispiel: Der Krieg zwischen Palästina und Israel geht mir in Wahrheit links und rechts vorbei. Ich möchte das nicht weiter ausführen. Oder doch? (Wobei ich mich danach sehne, dass dort und in der Ukraine Frieden einkehrt, endlich.) Das Erdbeben in der Türkei vor ein paar Jahren berührte mich nur, weil die Berichterstattung stark auf einzelschicksale einging.

Damit hängt zusammen: Ich habe mich noch nie in eine dunkelhäutige Frau verguckt. Nicht mal ansatzweise. Auch keine asiatisch aussehende, funktioniert nicht. Ob das jetzt schon Rassi smus ist, oder ich einfach unfähig bin, mich in einer sehr fremd wirkenden Frau zu spiegeln ... eher Letzteres.
Wobei das insofern Quatsch ist, als dass ja auch eine Latina (z.B.) auf mich nicht-fremd wirken kann, könnte. Ist nur noch nie der Fall gewesen.

Ich kriege das TB-Schreiben nicht auf die Reihe, und damit fängt es an. Und wenn ich das erwähne, sollte ich mich auch noch daran erinnern, dass ich meinen FB- und meinen Instagram-Account löschen muss.

Ich verprasse zu viel Zeit mit Reels und anderem Blödsinn, der mir nichts bringt. Hoffe immer auf berührende Nachrichten, Flirts und wichtige Meldungen, die sich aber nie ereignen.

Im Kern ist es Eskapismus. Die nicht zu beendende Illusion, eine Fee könnte um die Ecke kommen und alles gut machen! LoV3 me! Fill my lonely heart! Erzähle mir das Märchen, ich sei okay und gut genug. Und die Lektion dahinter ist ... Die Lektion ist ...

Ist denn der Bär wenigstens angekommen?
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Zitat von AnneKaffeekanne:
Ist denn der Bär wenigstens angekommen?

Danke der Nachfrage, ja. Ist aber noch nicht im Einsatz, muss noch auslüften. Daher habe ich ihn erstmal im Südflügel einquartiert, obere Etage.

Falls sich jemand über den letzten Satz wundert, ich lebe in einem Schloss, das so riesig und weitläufig ist, dass wir immer nur einen Teil davon bewohnen/beheizen.
(Das ist einerseits eine Metapher für das Unausgefüllte und das ungenutzte Potenzial im Leben; gleichzeitig ist es schlicht und ergreifend wahr.)
Am besten finde ich den Flur. Der ist so lang, dass man während des Begehens vergisst/ vergessen kann, weshalb man überhaupt aufgebrochen ist. Die äußersten Winkel und Nebenunterkünfte, Ställe und Betriebshöfe etc. stehen so weit auseinander, dass in ihren Gegenden oft unterschiedliches Wetter herrscht. Und ja, im Flur weht fast immer ein hausinnerer Wind, weil sich die Gebäudeteile tagsüber unterschiedlich erwärmen.
Beleuchten wir unser Anwesen abends mit allen vorhandenen Außenlampen (wir bevorzugen übrigens Jugendstil-Dekors und hellgelbes Licht), kann man es aus dem All sehen. Man könnte hier große Kongresse abhalten, Hochzeiten oder Geburtstagsgelage mit tausend Gästen oder einen Konvent mit den Vertretern aller indigenen Völker. Das Hauptgebäude ragt so hoch und mächtig auf, dass es das lokale Klima stört und Wolken sich an ihm abregnen wie an einem Gebirge.

Ich habe den Türsteher-Kongress und das Herbsttreffen der enttäuschten Pilzsammler zu erwähnen vergessen. Naja, ein anderes Mal vielleicht mehr dazu.

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Dr. Reinhard Pichler
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