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WIEDER EIN HÖCHST FRAGWÜRDIGER, UNERWACHSENER EINTRAG:

Ich habe seit 17 Uhr etwas Sport gemacht, 30 Liegestütze, ebenso viele Hantelcurls (oder wie das heißt) für den Bizeps, noch ein paar weitere Übungen, dann Dehnübungen/Yoga(?) für mein Becken und anschließend eine kleine Joggingrunde.
Was wollt ihr denn noch?

Ich bin hässlich, ja. Ich bin alt. Niemand wird mich je wieder berühren, mit einer sinnlichen Absicht. Ein pessimistischer Jammerlappen bin ich außerdem. Nun gut. Sei es drum. Deshalb bin ich kein schlechter Mensch. In meinem Buch: Konstantin Ljewin hat ja (zunächst) kein Glück in der Liebe. Er fühlt sich wie jemand, der nicht liebenswert genug erscheint. Dabei ist er immer herzlich und ohne Falschheit. Kommt aber nicht gut an in der Gesellschaft. Er hat etwas Aufbrausendes und Weltfremdes an sich. Nur der Vater der Braut, die Ljewin vorerst ablehnt, hält große Stücke auf ihn. Was dieser nicht weiß. An der Stelle musste ich fast weinen. Wie der alte Mann vor seiner Frau darstellt, wie viel er von dem verschmähten Kandidaten hält. Dass also Ljewin, der sich selbst gering schätzt, gar nicht ohne Rückhalt bei den Anderen ist.

Davon träumt jemand wie ich natürlich. Dass doch irgendwer vielleicht erkennen möge, dass ich halbwegs okay bin. Eine meiner größten und seltsamsten Sehnsüchte. Eine gute Fee kommt um die Ecke und erkennt mich als jemand Liebenswerten! Ha!
Die bittere Wahrheit ist wohl eher, dass ich über zwei Dutzend Frauen nachdenke, nachsinne, sie mir etwas bedeuten, und an mich denkt keine einzige auch nur eine Sekunde. Schicksal des Selbstmitleidigen! Ich zerfließe in Selbstmitleid! Selbstmitleid, mein Metier, mein Zuhause, mein besonderes Talent. Was können Sie gut? Im Selbstmitleid baden. Mich bedauern. Ich bin ja auch bedauernswert. Ein Trottel. Ein Weichling. Ein Idiot. - Wie alle hässlichen Typen kenne ich nur ein Thema, mich mal für drei Stunden NICHT unattraktiv und ausgeschlossen fühlen zu müssen.
Dabei liegt es bei mir selbst. Das Meiste zumindest.

Diese Dinge sind mir vom Kopf her viel klarer, als es vermutlich wirkt. Aber es dringt einfach nicht in die Gefühlsebene. Ich kann die Wronskis, die Karenins, Betty und etliche weitere Figuren aus dem Roman gut verstehen. Auch ich will eigentlich (oder oft?) nur eines, in schönen Gefühlen versinken.

Mein Zustand: Eine 2, erneut. 2 von 10 Punkten. Wobei es auch daran liegt, dass ich zu spät ins Bett ging. Möchte mir die Erläuterung lieber sparen. Nein. Doch. Nein. Sie geht ungefähr so: Ich musste natürlich noch das Ende des Fußballspiels gestern gucken, obwohl mich das kalt ließ, ob jetzt Kaiserslautern oder Saarbrücken ... Dann war es 23 Uhr, bis ich endlich ... Räumte noch eine Viertelstunde die Küche auf. Machte noch zwei, drei Sportübungen und ging kurz vor halb zwölf noch für 5 Minuten spazieren. Daraus wurden eher zehn. Die Luft draußen tat mir gut. Dann war mir eigentlich danach, noch TB zu schreiben, stattdessen versuchte ich, ein Gedicht zu verbessern. Ich hatte kein Bild vor Augen, kein schönes sprachliches Bild, meine ich damit, kein einziges Wort. Und konnte es dennoch nicht bleiben lassen. Es war nach Mitternacht, bis ich im Bett war. Dummerweise ließ ich mich noch darauf ein, worauf ich Lust hatte. Ich schaute nicht auf die Uhr. Das meine ich in dem Sinne, dass ich die Uhr sogar extra weglegte, um nicht versehentlich das Ziffernblatt zu sehen und zu erkennen, dass eine weitere halbe Stunde oder Stunde oder sogar noch mehr Zeit vergangen war.
Und wenn ich so vorgehe, bin ich am Morgen natürlich übermüdet. Das wirklich Blöde ist, dass ich mich JEDEN Morgen müde und abgespannt fühle, egal wie lang oder kurz ich schlafe. Okay, doch, einen Unterschied macht es dann schon aus. Hinzu kommt dieser Zeitwechsel, an den ich mich noch nicht richtig gewöhnt habe (Ausrede!). Ich werde mir im Laufe des Tages eine kleine Schlafpause gönnen (müssen).

A


Tagebuch-Notizen aus meinem bescheidenen Leben

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Off Topic:
Das zweite DFB-Pokalhalbfinale läuft gerade. Erste Halbzeit hat noch ein paar Minuten und es steht schon 3:0 für Bayer Leverkusen. Wie souverän sie Düsseldorf auseinanderspielen, ist schon ziemlich beeindruckend. Wobei es keine Totaloffensive ist, kein An-die-Wand-Spielen, sondern mit viel Ruhe, Feldüberlegenheit und immer eine Spur schneller am Ball. Alles andere als das Double für Leverkusen diese Saison ist kaum noch vorstellbar. - Kaum schreibe ich es, die erste dicke Chance für Düsseldorf! Gut gehalten vom Keeper. Gleich geht´s in die Pause.

Bisschen Off Topic:
Ich habe nach längerer Pause, fast ein Jahr(?), wieder in meine Erzählung über die Beerdigung meiner Mutter gesehen. So mittelmäßig sie ist - - - so mittelmäßig sie ist - - - und auch wenn meine zynische und unterentwickelte Seite zu sehr durchschlägt - - - - - - Ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte.

Es ist natürlich der große Rückzugsort, an dem alles von mir ist. Mag ich auch Fehler machen - sogar die sprechen von mir, sind ich. An dem alles, was mir zum Echo wird, mein Echo ist. Schön, wenn man das sagen kann! Alle Farben sind von mir, auch das Grau und das Schwarz. Und wenn bleierne Leere zwischen den Zeilen herrscht, schreibt man einfach etwas Neues. Ich treffe meinen eigenen Ton.

(Das soll jetzt wohl meine optimistische Sicht sein ...)

Gestern für mich etwas Bemerkenswertes und eigentlich Positives: Wir sind vier, fünf Stunden nach Osnabrück gefahren. Ich habe die Fahrt und auch die Stadt zumindest ein bisschen genossen. Zwischenzeitlich war ich guter Laune, wie schon lange nicht mehr. Mal ganz abgesehen davon, dass ich (die Innenstadt von) Osnabrück okay fand. Das Essen war okay, in dem Restaurant, das wir ansteuerten. Alles klappte. Wir unterhielten uns sehr gut.

Vor allem: Ich fühlte mich keinen einzigen Moment angenervt oder schnell brüskiert, verletzt oder überfordert. Anders als sonst war ich entspannt und mit mir einigermaßen im Reinen. Das habe ich ja echt selten. Ein bisschen lag es sicher auch an dem schönen Wetter.
Bilde mir aber auch ein, ich bin mit der richtigen inneren Haltung herangegangen: Ich hatte mir vor der Fahrt gesagt, dass ich es ja eigentlich nett finde, mit meiner Familie was zu unternehmen, dass es schön ist, mit den beiden unterwegs zu sein. War es dann auch.

Osnabrück übrigens schöner, als ich dachte. Ich bin bestimmt 30 Jahre nicht mehr dort gewesen, hatte null Erinnerung daran. Da gibt es ein Erich M. Remarque-Haus. In das ich nur kurz reinschnupperte. Auch in den Fan-Shop des VFL ging ich kurz rein.

Nachher war ich dann doch wieder etwas geschafft. Vor allem, weil meine Frau wieder diese Angewohnheit hatte, noch hierhin und dorthin zu wollen, kleine Extras dranzuhängen, obwohl wir eigentlich um 19 Uhr zurück sein wollten. Es wurde dann eine Dreiviertelstunde länger, was ja an sich okay ist. Ich war nur ziemlich müde. Wir fuhren noch in die Nähe des Bahnhofs, um dort einen kleinen Fluss anzugucken und auch ein Hotel, das ihrem Onkel gehört, allerdings bloß eines dieser Standard-Dinger von einer großen Kette ist. Auf dem Rückweg kauften wir noch Rohmilch auf einem Bauernhof. Dort konnte man auch Kühe in einem halbwegs tierfreundlichen Gehöft betrachten. Ich streichelte einer den Kopf, und das mag ich ja, Kühe und ihr seltsam strubbeliges und zugleich weiches kurzes Fell fühlen sich ziemlich genial an. Klinge ich wie ein Burn Out-Erholungsbedürftiger? Egal.

Vorhin habe ich die beiden letzten Folgen der Kafka-Serie geguckt. Mit Kafka kenne ich mich einigermaßen aus, es war für mich unvermeidlich, diese Serie anzuschauen. Einfach um die Bilder, die ich in mir hatte, mit der filmischen Umsetzung zu vergleichen. Alles in allem bleibt mir nun doch nicht viel davon haften. Wobei die Serie sicher ganz und gar nicht schlecht ist. Und besonders gefiel mir, wie seine Texte mit eingeflochten werden, zumindest ansatzweise. Natürlich mag ich Kafka. Wenngleich das Unheimliche und Düstere seines Werkes nicht gerade leicht zu verarbeiten ist. In schlechter Verfassung will ich ihn meist nicht lesen.
Ach, ich wollte es erwähnen und so richtig davon schreiben will ich doch nicht. Weil ich im Gegensatz zu Kafka mich schwer tue, auf den Punkt zu kommen. Die neurotische Ebene ist bei ihm nicht zu übersehen und doch hat er ein unheimliches und sehr radikales Element in die Literatur eingebracht, das m.E. bahnbrechend und für psychologisch und perspektivisch arrivierte Werke oder Schreibweisen vorbildlich war/ist. Ich würde behaupten, die psychologische Dimension und Geschwätzigkeit eines Harold Brodkey beispielsweise fußt auch auf Kafkas Resolutheit, mehr zu beschreiben als der konventionelle, realistische Roman. Wobei natürlich auch viele andere Autoren, Marcel Proust zum Beispiel, Sondierungen in diesem Feld unternahmen und voranbrachten. Kafka stellt allerdings in Hinsicht der existenziellen Tiefgründigkeit - also mit welchen Mächten hat man im Leben wirklich zu tun? - wohl Rekorde auf. Er gibt der Realität also eine noch tiefere Grundierung. So scheint es mir. Brillant formulieren, beobachten, literarisch ausbreiten und raffen konnte er sowieso. Es gibt also zwei Gründe, mindestens, ihn als Autor zu mögen.
Jetzt habe ich das doch ein bisschen beschrieben. Ich verfehle es eher als dass ich irgendwas Verständliches schreibe, scheint mir.
Der Prozess ist jedenfalls eines jener Bücher, das ich bestimmt drei Mal gelesen habe. Mein Exemplar fällt beinahe schon auseinander. Ich hatte zudem die Verwandlung mit in die Sammlung gesetzt, die ich meinem Sohn geschenkt habe. Man kann sie sich ja im Gutenberg-Projekt kopieren.

Mir geht´s erneut schlecht. Auf einer Skala von 0-10 bin ich unter 2. (0 = Depression, 10 = fühle mich super).
Kann sein, dass es mit der Arbeit zusammenhängt, weil ich noch Sa vormittag was gemacht hatte. Wobei ich mich damit nicht groß unwohl fühlte.

Oder es ist diese Familiengeschichte, die mich schlichtweg überfordert. Da kommen zu viele ungute Gefühle hoch.

Wie oft ich denke: Dies und das wäre doch richtig und wichtig.Vor meinem geistigen Auge läuft manchmal dieser Film ab, wie ich gelassen und motiviert meinen Alltag abspule. Wie ich auf die Art bin und handele, wie ich es von mir erwarte oder man es von mir erwartet. Doch diese Vision läuft auf einem Bildschirm in einem Wunschkino. Ist von mir abgerückt. Mehr reine Phantasie, als realistisches Ziel.

Ich muss nur ... mit meiner Frau vernünftig reden, gut zu mir selbst sein, spazierengehen, ein paar Dinge klären, meine Geschichte zuende schreiben, mit der Ex-Bekannten abschließen, mich vernünftig der Arbeit widmen, Bewerbungen auf die Reihe kriegen, wenn ich mehr verdienen möchte, was eigentlich noch, ordentlich früh ins Bett gehen ... plus drei, vier weitere Themen. Denen sich normale Menschen stellen würden. Ich hingegen bin beinahe kopfscheu. Fühle schon Unmut oder fast eine Art Mulmigkeit, wenn ich mir in der Küche zum Frühstück Brote schmiere.

Vorhin ging für eine Weile das Internet nicht. Ich war regelrecht in Panik. (Wegen der Arbeit, dass evtl. nicht mal Teams funktioniert!) Innerlich total aufgebracht. Auch noch das! dachte ich, statt Ruhe zu bewahren.

Ich habe mich krank gemeldet. Das ist nicht gut. Und vielleicht hätte ich mich zusammenreißen sollen und auch können. Ne, ich kann nicht. Ist ja nicht so, dass ich krank FEIERE. Ich werde ja nicht fröhlich Zeit verprassen. Eher unfröhlich.

Das bringt hier alles nichts. Ich finde in diesem Forum weder Anschluss noch mehr über mich selbst heraus. Verläuft alles im Sand. Oder wäre das Ganze eine Verhandlung, sie wäre zäh, ermüdend, in mehreren Sprachen gehalten, und die Übersetzer kommen kaum hinterher, die banalen Wortwechsel in mein Ohr zu transferieren. Ich friere, mitten an einem warmen Frühlingstag.

Keine Ahnung, was ich hier mal wieder quatsche. Vielleicht sollte ich es nicht zu eng sehen. Ich bin übermäßig müde. Lege dich doch für eine Weile hin mit mir, lass uns Plätze tauschen in des anderen Herz; du bist ich und ich bin du.

Das hat mir gerade noch gefehlt, eine Userin hier hat mich ziemlich abfällig und unter der Gürtellinie beleidigt. Jedenfalls lässt ihre Stellungnahme kaum eine andere Deutung zu. Ich weiß nicht, was Menschen dazu treibt, derartig empathiebefreit über andere zu werten. Warum sie nicht sehen, uh, oh, meine Worte könnte der Andere als Beleidigung auffassen. Wie kann einem das egal sein? Aber nun gut. Man soll sich von Menschen, denen die Empathie fehlt, nicht den Tag verderben lassen. Fällt mir schwer. Ich wünsche mir so sehr, von anderen akzeptiert zu werden. Manche (oder viele?) tun es nicht. Das verletzt mich immer wieder, aber es gibt keinen anderen Weg, als solche Menschen zu meiden und sich jenen hinzuwenden, die sich besser verhalten.

Mir ist jedenfalls wieder danach zu muten, dieses Forum zu verlassen. So nett manche reagieren, in der Summe herrscht hier eher ein fragwürdiger Ton, eine hohe Gleichgültigkeit und für mich dieses unglückselige Ich-kann-wenig-mit-den-meisten-anfangen oder aber noch häufiger, Sie-wollen-mit-mir-nichts-anfangen.

Natürlich bin ich auch der Typ, der einem Verein nicht beitreten möchte, der Leute wie mich aufnimmt. Es liegt immer alles an einem selbst. Aber ich kann keine negativen Spiegelungen brauchen. Öfters bekam ich ja das eine oder andere Dankeschön. Ich erlebe aber die Herabsetzungen und Angriffe gegen mich als deutlich in der Mehrzahl und durchdringender. Beispiel: Ich habe bestimmt zwanzig Leute hier im Forum per PN angeschrieben. Okay, bei zwei oder drei habe ich selbst den Austausch von PN abgebrochen. Die anderen 17 jedoch hatten kein Interesse an mir; da kam nullkommanichts zustande.
Und darüber nicht zu resignieren, fällt mir sehr schwer.

Ich finde es sehr gut, dass Du dies jetzt hier ansprichst..

und Deine Verletzbarkeit somit auch zum Ausdruck bringst.

Ich habe dafür Verständnis.

Ein anderes Thema, vielleicht mein letzter Post hier, wer weiß.
Ich traf mich mit meiner Frau und mit L., meiner Bekannten aus dem Kuschelforum. Momentan eigentlich (nur auf den ersten Blick) erstaunlich zwiespältige Gefühle dazu. Wir saßen in einem netten Café in einem Stadtpark, alles sehr nett und wohltuend.

Ich hatte für meine Verhältnisse sehr gute Laune. Mit meiner Frau fühle ich mich wohl, mit L. fühle ich mich wohl. Es ist jeweils eine leicht verschiedene Form von Vertrauen und Selbstverständlichkeit mit der Betreffenden. Aber schön. Die beiden verstanden sich gut, fand ich, fanden wir alle, und eigentlich könnte ich das als gelungene Begegnung werten und loslassen. Wobei es schwerlich fast unmöglich ist, zwei so gutherzige und liebe Frauen zusammenzubringen und sie würden sich streiten oder gegenseitig angehen. Meine Frau ist nicht so und L. ist ebenfalls nicht so. (Wo ist das Problem?)

Übrigens fand ich schon das Im-Park-Sein schön, obwohl es sehr voll war. Das minderte ein bisschen die Freude. Doch allein schon diese weiten Durchblicke in den grünen Hintergrund, nirgendwo standen die Bäume zu eng, um etwa diese Durchstiche zu vermindern ... Ich hätte angenommen, der Park hätte größer sein müssen, er war aber auch so okay.

Das Problem: dass ich beide ein bisschen in der Ungeklärtheit ließ, was jetzt eigentlich Tango ist. Mit meiner Frau bespreche ich zu wenig, wieso ich überhaupt jemanden aus einem Kuschelforum angesprochen habe. Sie hat mir mal ein nicht wirklich überzeugtes Ja dazu gegeben, dass ich mit dieser Frau fremdkuscheln darf. So richtig glücklich scheint sie damit nicht. Und ich verpasse es immer wieder, da mit ihr mehr Klarheit zu finden.
L. gegenüber, kurz gesagt, vermied ich die Ehrlichkeit, wieso ich mich relativ rar machte seit vielen Monaten.

Während das Kuschelthema aus verschiedenen Gründen hintenan stand, heißt es nach gemeinsamer Übereinkunft, wir wollen uns zu dritt oder zu viert oder doch eher zu dritt, ihr Freund hatte nicht richtig Zeit, quasi auf der Freundschaftsebene näher kennenlernen. So schön mir das gefiel, so sehr ich mir das gefallen ließ, ich blieb es beiden schuldig, mich mehr zu erklären. Stattdessen genoss ich die Nähe der beiden. Eigentlich kam ich mir schäbig vor, wie ich mich so freute und sehr viel lächelte. Dabei habe ich mich mit beiden nicht ausreichend geklärt. Die wahre Verfassheit oder Natur unserer Bekanntschaft blieb etwas auf der Strecke. Konnte dieses Gefühl nicht abschütteln. Die Krönung war eigentlich, als ich zur Toilette ging: Ich blieb dort etwas länger als nötig. Vordergründig, um den beiden Zeit zu zweit zu geben. Aber noch ehrlicher wäre: Ich brauchte etwas Abstand, um runter zu kommen.

Es lag auf mir also nicht nur die Anspannung, würden die beiden sich gut verstehen. Oh ja, da gab es keine Probleme, auf dieser Ebene, wir lernen uns mal alle etwas mehr kennen, um vielleicht Freunde zu werden. Nur hielt ich die andere Ebene, wer sitzt hier eigentlich warum mit wem und klären wir mal die Nähe-Verhältnisse, zu sehr zurück. Ich bin also ein bisschen ein Täuscher und Scharlatan. DAS und nichts anderes war die Störung. Andererseits ist es auch ein bisschen viel erwartet, da völlig klar und offen zu sein. Ich habe so wenige Kontakte - gemessen daran habe ich mich normal und aufrichtig verhalten, so gut ich es vermochte.

Doch sollte ich heute Nacht einen Albtraum haben, der dieses Treffen thematisiert oder zumindest anschneidet, würde darin garantiert Folgendes vorkommen:
Jede von den beiden fragt mich dieselbe Frage, am besten noch fragen sie es mich gleichzeitig, so dass ich mit den Stimmen (die mir beide sehr angenehm sind) durcheinander komme: Wie stehst du zu mir? Wer ist die andere Frau?

Schlechtes Gewissen. Vielleicht kann ich es auch so bezeichnen. Meiner Frau gegenüber hatte ich ein schlechtes Gewissen, nicht klärender und offener mit ihr geredet zu haben und zu einer anderen Frau ein bereits ziemlich unerschütterliches Vertrauen entwickelt zu haben; L. gegenüber hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich, obwohl wir uns doch schon ein wenig nahe gekommen sind, sie ein bisschen hängen lasse in dieser Schieflage, mich mit meiner Frau nicht wirklich ausgesprochen zu haben. Wir hatten uns beide etwas rar gemacht, dem anderen gegenüber, schon mindestens ein halbes Jahr. Den Winter musste ich buchstäblich erst überleben; was für eine Ausrede ... Sie meldete sich ebenfalls selten, aus anderen Gründen als ich. Das entbindet mich aber wohl kaum von der Verantwortung, ihr gegenüber aufrichtig und echt zu sein.

Stattdessen genoss ich, dass zwei Frauen da mit mir am Tisch saßen. Ganz ehrlich, zwischendurch hatte ich die komische Anwandlung, zwei Männer vom Nebentisch würden mich auffallend häufig ansehen, vielleicht mit dem Neid, wieso hat da jemand zwei Chicas bei sich sitzen. Das scheint mir allerdings kompletter Blödsinn. Dieses Gefühl war nicht echt. Eher kam es mir vor, diese Tischnachbarn würden vielleicht gleichgeschlechtlich sein und wären ein bisschen interessiert/neugierig meinetwegen. Nein, das klingt auch übersteigert. Weil ich etwas überdreht war, interpretiere ich in jede Kleinigkeit etwas hinein.

Also, ich komme mir zu wenig aufrichtig vor, beiden gegenüber. Rede mich heraus auf eine monatelange schlechte Zeit mit relativ viel Depressivität, was ja gar nicht gelogen ist oder wäre. Nur wenn man die wirklich zentralen Dinge nicht anspricht bzw. bemäntelt oder leicht schönfärberisch übergeht, ist irgendwie alles zu sehr gelogen, selbst wenn ich nur ein bisschen lüge.

Als ich nachher mit meiner Frau zu zweit zum Auto ging, die Schatten waren bereits angenehm länger, es war nicht mehr so warm, hatte ich ein Würgen im Hals und knetete nervös meine Finger. Kein gutes Zeichen. Und dann soll ich auch noch nachsichtig mit mir sein, weil es ewig her ist, dass ich solch eine Verabredung zu dritt hatte.

Dies hier ist so etwas wie mein Abschiedseintrag hier. Ich werde mich hier abmelden. hnnr@web.de, falls jemand von meinen tausend Lesern/Leserinnen ... kleiner Scherz. Falls jemand mir noch etwas mitteilen möchte; ich gucke in diese Mailadresse sehr selten, aber dann doch einmal im Monat oder so.

Letzte Nacht hatte ich wieder einen dieser Träume, die nicht zu haben, schöner wäre. Nicht direkt ein Albtraum, aber ein für mich sehr negativer.

Spätestens in meinen Träumen werde ich zurückgeholt auf mein Normalmaß, das sehr viel Angst, Schwäche, Bedürftigkeit und soziale Unfähigkeit beinhaltet. Ich würde mir ja gerne vorkommen wie einer, der etwas drauf hat, statt depri, schwach und unerwachsen zu sein, aber Fehlanzeige. Meine Träume korrigieren mich und meine Illusionen.

Es war wieder einer dieser Raum-Träume. Ich bin in irgendeiner Art Gebäude, das sehr viele Räume und eine für mein Traum-Ich nicht erfassbare öffentliche Funktion hat.
Ich irre durch diese Zimmer, durch die Etagen, die unteren sind noch sehr geräumig, nach oben wird es enger. Und sehr viele Menschen darin. Es könnte so etwas sein wie ein Uni-Gebäude, in dem Studenten, Uni-Angestellte oder aber Künstler und auch ganz normale, ihr Leben lebende Leute sich aufhalten, aus verschiedenen Gründen(?). Es ist ein bisschen wie auf einer großen Party oder Zusammenkunft, nur dass keine Musik läuft, die Leute eigentlich auch untereinander/einander sich eher nicht kennen. Man stelle sich ein Schaufenster vor. Und in den einzelnen Waben kann man (mehrere) Menschen beobachten. Menschen-Zoo-artig. Eher so, als dass da eine Universitätsgemeinde ein Fest veranstaltet.

Ich irre also von Wabe zu Wabe in diesem Bienenstock. Gelange in die höheren Stockwerke. Wo kafkaesk manchmal Halbebenen eingebaut sind, oder tischgroße Quaderblöcke ansatzweise Treppen bilden, über die man ein Stockwerk höher kommen kann. Manchmal sitzen aber auch Leute auf diesen Quadern.

Über die Leute kann ich nicht viel sagen, außer, dass sie auf angenehme Weise mit sich selbst beschäftigt sind. Sie wirken mir weder sympathisch noch unsympathisch, ich würde auch sonst kein Merkmal an ihnen ausmachen können, sie könnten Nebenfiguren in einem Film abgeben, stehen mehr oder minder fest im Leben, doch vielleicht ist auch das schon zu viel gesagt. Die meisten Menschen interessieren mich nur sehr wenig. So ein bisschen ist auch meine Haltung den Statisten in diesem Traum gegenüber. Aber ich meine das nicht negativ. Das einzige negative Gefühl in diesem Traum ist, dass ich nicht weiß, was ich in diesem Gebäude eigentlich tue.

Dann spricht mich eine ältere Frau an. Sie ähnelt einer bestimmten Schauspielerin, die ich wohl das eine oder andere Mal zu oft gesehen habe, ohne dass ich mich an ihren Namen oder ihre Rollen erinnere, dennoch hat sie anscheinend einen Eindruck bei mir hinterlassen, welchen Eindruck auch immer. - - - Moment. Jetzt weiß ich wieder, wer das ist. Ist mir gerade eben wieder eingefallen. (Im Film Rendezvous mit Joe Black, in dem Brad Pitt den Todesengel spielt, begegnet Brad Pitt/Joe Black in einem Krankenhaus einer alten, sehenden Frau, die Angst vor dem Tod hat und die als eine der wenigen erkennt, wer und was Joe Black ist. Hunde und andere Tiere schrecken vor ihm zurück; wir Menschen aber sind in der Regel zu blind, das Vergängliche unserer Existenz zu erkennen bzw. zu akzeptieren. Es ist eine dunkelhäutige Schauspielerin, ich weiß ihren Namen nicht, doch ihre Rolle/ihr Auftritt/ihre Präsenz hat mich ziemlich berührt und ein wenig erschrocken.)

Dieser Frau spricht mich also an und fragt mich (nicht unfreundlich), was ich hier mache.
Und ich antworte ihr: Ich suche jemanden!
Sehr interessante Antwort. Sie ist nicht gelogen und gleichzeitig nicht ganz ehrlich. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht jemand Bestimmtes suche; was meine Antwort aber impliziert. Eigentlich ist es mir egal, WEN ich finde, es muss nur jemand sein, der/die mir gefällt. Sei doch zur Abwechslung ehrlich! Ich suche nach einer Frau, die ich noch nicht kenne, von der ich aber weiß, hoffe, ahne, dass sie mir gefallen wird und wenn es nach mir geht, durchforsche ich tausend Stockwerke. Gleichzeitig bin ich nervös und leicht verschwitzt am Rücken, weil ich ahne, dass mir das eigentlich nicht zusteht bzw. ich in diesem Haus nichts verloren habe. Ich gehöre nicht dazu. Ich bin ein Fremder auf der Durchreise. Manchmal glaube ich, ich passe perfekt in Kafkas Romane.

Vielleicht sollte ich das auch mal endlich zugeben. Ich bin wie eine Heuschrecke, in manchem, springe von Feld zu Feld, mit keiner anderen Absicht, als möglich viel (für mich) abzugrasen und zu gewinnen, was immer nicht niet- und nagelfest ist. Mir war es schon von je her vollkommen egal, mit wem ich die Nacht verbringe, solange sie mir gefällt und ich ihr. Und ich bestehe zu 90% aus Sehnsucht und zu 23 weiteren Prozent aus schlechtem Gewissen. Es ist eine milde Form des Vampirismus. Der ist die eigentliche Kraft in mir. Und ich brauche Bluterneuerung, indem ich andere Menschen vereinnahme, für mich benutze, verschlinge. DAS ist jedenfalls die Gefühlslage in diesem Traum, ich glaube, leider nichts anderes, nichts weniger. Und ich sehe Frauen immer körperlich. Als körperliche Wesen/Erscheinungen, die ich mir aneignen kann oder möchte. Können ist hier wirklich sehr konjunktivisch gemeint.

Mit meiner Antwort täusche ich vor, jemand BESTIMMTES zu suchen; was der Frau vorspiegeln soll, dass ich einen guten Grund für meine Anwesenheit habe. Denn die konkrete Suche nach jemand BESTIMMTEM wird akzeptiert von anderen. Ich muss meine Anwesenheit eigentlich genauso wenig rechtfertigen, wie diese Frau es vor mir rechtfertigen muss, dass sie da ist; denke ich im Traum; doch ich weiß, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht. Ich bin wie gesagt in dem Gebäude ein Fremder. Nicht, weil ich schlechter oder weniger heimisch bin als die anderen, sondern weil ich meinen Platz nicht gefunden habe.

DAS scheint mir dieser Traum zu beinhalten. Ach ja, es passiert noch, dass die Frau mir die Hand gibt. Sie fühlt sich warm an, meine hingegen kalt. Ich möchte sie nicht loslassen, nicht weil ich Nähe spüre zu dieser Frau, sondern weil mir das Gefühl gefällt, ich berühre einfach unheimlich gerne Hände. Wie oben gesagt, es ist mir beinahe egal, wessen Hände, solange es eine Frau ist, die mir sympathisch ist.

Und ich verstehe mich wirklich nicht. Meine Unsicherheit ist eigentlich nicht so riesengroß, wie sie hier zur Sprache kommt. Meine Gefühle scheinen mir eher glasklar und frei von Zweifeln und Negativem. Dennoch lösen sie Scham und Verleugnen in mir aus. Weil meine Vernunftseite mir einflüstert: Du kannst doch nicht so ein Blatt im Wind sein. Wieso bist du von so vielen Quellen angezogen? Wieso willst du dich ständig hingeben, wenn hingeben überhaupt das richtige Wort ist? Vielleicht ist es eher Gier und Verlangen. Vielleicht kann ich nicht anders, als mich und meine Art gierig zu sehen und diese Art eben nicht akzeptieren zu können.

Meine Gefühlsebene, wenn ich sie wirklich zulasse, macht mir enorm Angst. Ich bin wie eine Frau, die Angst hat, sich fallen zu lassen, denn sie könnte ja Ablehnung erfahren. Wie eine Frau, die sich öffnet und eher mit Verletzungen rechnet als mit Fülle und Glück.

Die Bestimmung aber jedes Menschens ist es, sich zu öffnen, sich zu entwickeln. Davon bin ich felsenfest überzeugt wie von der Tatsache, dass Wasser immer nach unten fließt. Tatsächlich strömt Wasser manchmal auch nach oben, in Flüssen zum Beispiel, doch bedarf es einer sehr großen Kraft dafür.

Und wenn ich über diese Befindlichkeit von mir nachdenke - - - ich höre nicht zufällig gerade U2, Still haven´t found ..., dabei mag ich diese Band eher nicht so. ONE ist mein Lieblingssong von U2, ohne den Text richtig zu kapieren, doch öfter als drei Mal am Tag mag ich das nicht hören.

Mir geht gerade die Ergänzung durch den Kopf: Sehe ich durchaus (auch) so, dass ich Meditation brauchen könnte. Um ein Gleichgewicht zu finden zwischen Emotionen und Vernunftseite.
Und es ist in meiner Lage ja eventuell auch nachvollziehbar, dass ich sehnsüchtig und unausgeglichen bin.

DAS HIER IST ALLES IMMENSE ZEITVERGEUDUNG. Ich wünsche allen bessere Träume.

Seltsamerweise hatte ich jetzt letzte Nacht einen besseren Traum, schön wäre vielleicht eine Übertreibung; doch ich wollte es als Ergänzung erwähnen. Da es ein wenig zur Sache geht, setze ich besser ein Trigger.
Trigger

Leider sind mir viele Details schon wieder entfleucht. Jedenfalls arbeitete ich irgendwo mit an einem großen Projekt - Filmcrew? - und flirtete mit einer Frau. Es war irgendwie eine produktive Atmosphäre, das Geschehen in einer großen, fast offenen Halle wieder dieser Aspekt Raum und diese Frau ging sehr auf mich zu oder jedenfalls passte es zwischen uns. Ich weiß nicht mehr, wie weit dieser Flirt ging. Doch ich genoss die Situation und die Präsenz der Frau.

Dann saß ich zum Schluss neben einem Filmstar ich nenne besser nicht seinen Namen auf einem Pferdewagen - Teil einer Filmszene? Eher nicht. Eher war das ein Transportmittel und wir waren damit irgendwohin unterwegs. Jedenfalls fragte der Schauspieler mich: Und du bist also auch sch wu l? Keine Ahnung, warum er das annahm, doch die Frage kam auch nicht überraschend oder brüsk. Er fragte das ein bisschen belustigt, eher anerkennend als von oben herab.
Und ich antwortete: Nein, ich berühre nur einfach grundsätzlich gerne Menschen! Ein etwas sonderbarer, gestelzter Satz, doch in dem Moment fühlte ich eine Übereinstimmung damit, alles war ganz klar, ich meinte, was ich sagte. Wir küssten uns daraufhin, ziemlich sinnlich und heftig, doch es war für mich nicht e rotisch, einfach nur so.

- - - Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was das bei mir ist. Vielleicht doch so eine Art Bi- ...? Aber die untere Körperhälfte von Männern interessiert mich wirklich nicht. Ich weiß genau, was ich damals empfand, in den Gemeinschaftsduschen nach dem Sport. Es war für mich okay, aber lieber hätte ich die Mitspieler NICHT komplett nack t gesehen. Beim Sport ist das irgendwie ritualisiert, dieses gemeinschaftliche Sich-Auszie hen. War kein Grund vorhanden, sich davor zu scheuen, aber schön fand ich es auch nicht.

Jetzt kam ich doch auf diesen negativen Aspekt. Dabei war es ein für meine Verhältnisse sehr netter Traum.


Mir geht es extrem schlecht, ich möchte nicht hinschreiben, was vorgefallen ist. - - -

Alle, die ihr mich verachtet und verlacht, ich kann euch nur sagen, ihr habt Recht, herzlichen Glückwunsch, ich bin ein Idiot, ein Schwächling, ein Loser. Ein Witztyp. Ihr liegt richtig!

Ich möchte das hier nicht als Trigger schreiben, obwohl es nötig wäre. Vergebt mir. Ich kann jetzt nicht einen Trigger setzen. Oh, uh, oh, seht her, etwas zum Aufklappen!
Ich werde mir nicht das Leben nehmen, aber ich sollte mich von allen und allem trennen und als Landstreicher durch die Gegend irren. Fast habe ich eine Sehnsucht danach. Nur nicht zu logisch darüber nachdenken, denn ich werde dieselben Ängste haben wie jetzt, nur auf einer anderen Ebene, nicht geringer als jetzt.

In der Obdachlosigkeit wäre ich am ehesten stimmig mit mir selbst und - ha, was für ein dämliches, dümmliches Wortspiel - zuhause. Nicht zu sehr darüber phantasieren! Es würde mir gefallen, nach drei oder vier Tagen all das abzulegen, was mich so sehr drangsaliert und beschwert, und das ist ja auch und in erster Linie die Zeitknappheit. Dieses Gefühl von Vereinnahmung. Ich möchte in die Landschaft gucken können, ohne in diesem Hamsterrad-Modus und der Enge der Ziele, Absichten, Erwartungen und Zwänge zu sein. Ohne dass ich ständig in meinem Kopf lebe, als wären diese Ängste und Erwartungserfüllungen, Verpflichtungen und das Ringen darum, mal drei Stunden für mich haben zu können, die ganze Welt. Von diesen Schranken und dem Druck der Nur-Kopf-Welt wegzukommen, wie angenehm und inspirierend ich mir das vorstelle! Während ich frierend unter einer Brücke unzureichenden Schutz suche. Nur nicht zu konkret darüber nachdenken!

(Wenn ein Monat beginnt, denke und fühle ich schon lange nicht mehr, ah, das ist April, so fühlt er sich an, es könnte noch viel in diesem Monat passieren, es ist schön, einen April vor sich bzw. angebrochen zu haben und er unterscheidet sich ... Er ist wie eine unerfüllte, noch offene Zukunft, eine stofflich und poetisch fühlbare Kraft, ein Ausblick und ein Zustand, beides ... Nein, für mich ist das Poetische ausradiert. Für mich besteht das Jahr nur noch aus Arbeitskalenderwochen. Ob man die jetzt April oder Mai oder Salamander oder Irokese oder Kirschmondschatten oder wie auch immer nennt ... Eine Woche ist wie die andere. (Ich möchte etwas essen.) Wenn man Glück hat, hat man zwecks Abwechslung eine Urlaubswoche. Das ist dann die mit Resthoffnungen überfrachtete minimale Auszeit.)

Viel zu lange habe ich mich geduldet und mich euch zugemutet. Ich werde mich hier abmelden. Mir wird nicht groß hinterhergetrauert werden, das steht fest.
Ich sah in London mal einige Obdachlose; jene, die für die Verteilung der kleinen, Wert-bedeutenden Scheine keine feste Quelle mehr haben. Jene, die ohne Papiere, ohne Identität und mit durchgelaufenem Schuhwerk durch den Tag zu kommen versuchen, und so sehr das auch Last und Bedrängnis bedeutet, diese Menschen geben sich selbst neue Namen, Spitznamen von mir aus, wechseln ihr Ich wie eine Frisur oder die Kleidung und gehen doch gar nicht so gebeugt, wie man es vermuten würde. Ihr Stolz bezieht sich darauf, drei oder vier Münzen am Tag zu ergaunern, zu erbetteln oder mit Pfandglas zu organisieren. Oder sich einen Schlafsack leisten zu können.

Ich sah einen von ihnen fadenscheinig im leichten Regen tanzen. Es machte ihm nicht viel aus, es war aber auch nicht viel dran an diesem Tanz, er war wie ohne Bühne, ohne Sprache, ein stummer, verhaltener Tanz. Ich könnte noch zehn Sätze über diese kleine Gruppe Stadtstreicher aufschreiben, doch das einzige, was wirklich von Belang für mich war: Mag sein, dass ich nicht dazu gehören wollte. Dass da nichts dran ist, an meiner Sehnsucht, obdachlos zu sein. Allerdings fiel mir auf, alles in allem bin ich nicht weniger unglücklich als diese Gestrandeten. Und woran sie scheiterten, wie sie mir erklärten, durch welche Schicksalsschläge sie in diese unterste Stufe gerutscht waren; alle Begründungen waren mir zu billig.

So richtig einsam fühle ich mich wie folgt ... ( ... und wer kennt das? Wer kennt das nicht?): Wenn ich den Eindruck habe, es ist eh alles vollkommen einerlei. So oder so Zeitvergeudung. Ob ich mich jetzt um mich kümmere oder nicht. Ob ich aufräume oder nicht. Ob ich auf meine Gefühle höre oder nicht. Duschen, Spielen, Lesen oder so etwas wie das hier schreiben; alles erscheint mir dann hinfällig und unnötig. Es ist wie eine Gleichgültigkeit, irgendeiner Handlung einen Wert beimessen zu können. DAS ist meine Form der Einsamkeit in stärkster Ausprägung. Wenn ich null Sinn im Handeln und in allen Versuchen, allen Impulsen sehe, und in allen möglicherweise vorhandenen Alternativen. Vielleicht ist es genauer betrachtet auch eine Mutlosigkeit, Dinge anzugehen und mich darauf einzulassen. Es ist die Angst, allein auf eine Party zu gehen, weil ich Angst davor habe, dort nur wieder meiner ängstlichen Person und meinen typischen Unfähigkeiten, mich auf andere einzulassen, zu begegnen. Ich erweitere mein Leben nie, ich begehe einfach nur immer wieder dieselben Fehler, Unzulänglichkeiten, Halbherzigkeiten. Dann latsche ich im Urlaub vier Stunden lang durch den Schwarzwald. Komme nicht umhin, dass sich das Gefühl dabei einstellt, es auch ebenso gut bleiben lassen zu können. Jein. Mich treibt es schon ein bisschen in die Natur. Aber wie ich dort nach Frankreich rübergefahren bin ... Wenn ich ehrlich bin: Was bin ich nur für ein Hirsch? Statt mir genau zu überlegen, wohin ich fahre, landete ich auf der französischen Seite in irgendwelchen Nestern, wo der Hund begraben ist. Und traute mich nicht, noch weitere 20 km zu verprassen, um in die nächste halbwegs vernünftige Stadt zu kommen. Es ängstigte mich beinahe, mich in Straßburg zu verfransen, und unnötig Kilometergeld und den ganzen Tag für diesen Ausflug zu vergeuden. Auch Hagenau. Wobei das vermutlich die richtige, noch sehr überschaubare Größe gewesen wäre. Dasselbe Drama: Bloß nicht noch eine Stunde opfern, für die Ausdehnung meines beiläufigen Trips. Auf die Idee zu kommen, dass es normal ist, sich in fremder Umgebung ein wenig zu verfahren, lag mir natürlich fern. Verständnis für mich selbst habe ich selten. - - - Zumal, das Navi wollte mich ja auf eine französische Autobahn lotsen. Bloß nicht! Da hätte ich vermutlich Maut zahlen dürfen. War darauf nicht eingestellt und nicht erpicht. Als wäre so eine Kleinigkeit eine Riesen-Herausforderung. Aber ich bin dann in meinem Modus: Bloß nicht zu viel Aufwand, bloß nicht in Situationen geraten, die ich vielleicht nicht ganz durchblicke. Ich bin zuerst auf eine Rheinfähre, statt die nächste Rheinbrücke zugefahren, auf dem Hinweg, weil ich mir das im Navi/auf der Karte nicht genau genug angeguckt hatte! Das ist keine Spontaneität bei mir. Sondern Blödheit. Ich hätte gerne in einem französischen Café gesessen, halbwegs gerne. Das gab es in diesen Nestern nicht. Oder ich war einfach erst den zweiten Tag im Schwarzwald und noch nicht richtig angekommen. Dann kommt mir jede Kleinigkeit schnell zu viel vor. An den ersten Tagen an einem neuen Ort habe ich immer ein bisschen diese Fixierung, bloß mit allem zurecht zu kommen. Denke ständig daran, keine Schlüssel, kein Handy, keine Brille irgendwo liegen zu lassen; die Einkaufsliste für den Supermarkt und die Klärung, wo ich was wie hinbekomme, nimmt Riesengewicht an. Muss mich immer erst einfinden. Statt einfach zu denken: ist ein Hotel und ein Setting wie überall sonst auch. Das nur am Rande: In England damals hatte ich regelrecht Panik, die Fähre zu versäumen oder aber am Hafen das falsche Kai anzusteuern. Und dieses Linksfahren löste in mir Gefühle aus, die ich besser nicht beschreibe, sonst hält mich hier jeder für einen Psychopathen. Oder jemanden, der die Engländer wegen ihrer Verschrobenheit hasst. Verschrobene Leute können ja auch lustig oder unterhaltsam sein. Für mich sind sie einfach zu viel bis lästig, in den meisten Situationen. Unnötiger Exkurs zur Englandreise.
Und ich weiß, dass meine leicht neurotische Alles macht keinen oder kaum Sinn-Haltung besser wird, wenn ich AUSGESCHLAFEN bin. Wenn mich die Eindrücke nicht zu sehr erschlagen und ich mir Zeit zur Reflexion nehme. Wenn ich nicht zu lange einzig und allein mit mir selbst bin, auch das hat einen negativen Effekt. Ich beherzige das jetzt öfter: Kommt dir alles sinnlos und verloren vor, besinne dich auf dich selbst. Kümmere dich um das Wichtigste zuerst. Das ist manchmal schlicht und einfach eine Pause.

Verdammt, mir geht es mies. Kann sein, dass es nur daran liegt, dass ich zu wenig geschlafen habe. Aber ich fühle mich koddrig, mir ist übel von mir selbst, nehme ich an, habe Magen-Darm-Probleme und vorgestern heftiges Nasenbluten, so stark wie noch nie.

Nun sind wir Sonntag aus dem Kurzurlaub im Mittelgebirge zurück. Luftveränderung wirkt sich bei mir manchmal (alle paar Jahre eher!) auf die Empfindlichkeit meiner Nasenschleimhäute aus, hatte ich jedenfalls schon mal. Kann auch sein, dass ich einen Eisenmangel habe.

Die letzten Tage habe ich mich durch die Arbeit gequält, nachmittags dann (zu lange) geschlafen, so dass ich abends schlecht einschlafen konnte. Ich bin so gut wie gar nicht rausgegangen. Hing viel zu viel im Internet.
Wenn ich ehrlich bin, schaue ich dort meistens Videos von Frauen, die ihren Only Fans-Account auf Facebook oder Instagram bewerben und sehr expliziten Inhalt verbreiten ... Nicht, dass ich dann auf OF wirklich was anklicken würde, es schreckt mich schon ab, dafür Geld ausgeben zu müssen, aber selbst Gratis-Videos - irgendwie gucke ich derlei P. nicht so gerne, oder nicht unbefangen. (Weniger aus moralischen Gründen nicht - Moral, was ist das überhaupt? - , sondern weil ich mir damit schäbig vorkomme und mir das zu unecht vorkommt. Es geht ja um Geld. (Ich könnte auch nie zu einer P. gehen.)

Aber das Kokettieren damit, die Teaser, das ziehe ich mir anscheinend dann doch rein. Frauen, die sehr freizügig über X reden. Sofern das mit ein bisschen Humor und netter Art rüberkommt. Gestern war ich auf dem Instagram-Account einer solchen Frau - die gar nicht so sehr den Ideal-Maßen/ Schönheitsidealvorstellungen entspricht, und dennoch mit ihrer etwas verrückten und humorvollen, selbstironischen Art super rüberkam. Eine Frau mit einem interessanten Gesicht; was für mich immer sehr von Belang ist; ich wusste, 90% davon ist Fake und Getue und doch ...

Das ist eigentlich bemerkenswert: Der ausgehungerte, unterversorgte Typ, der ich bin, sehnt sich nicht nur danach, sondern gleichzeitig nach NÄHE. Wiederum würde ich das nicht als moralischen Aspekt begreifen. Eher: Nur wenn ich die Betreffende mag und man zusammen Vertrauen oder wenigstens Verliebtheit teilt, fühle ich mich sicher genug, mich darauf einlassen zu können. So dominant das VEr langen sich meist anfühlt, ich kann das einfach nicht mit irgendwem. Wahrscheinlich bin ich bloß verklemmt und neurotisch. Und komme anders (als mit Gewissensbissen) mit dem Übermaß dieses Ver langens nicht klar.
Ich habe kein einziges Mal zugelassen, dass ich mich in dieser Sache verliere und völlig hingebe. Stattdessen habe ich eher Chancen, die wenigen, die ich hatte, verstreichen lassen. Das ist keine Moral bei mir, das war eher Feigheit und Mangel an Offenheit. Ich bin ver rückt nach dir. Derlei würde ich niemals zugeben. Habe ich nie zugegeben. Selbst wenn es der Fall war. - - - Und jetzt kriege ich die Quittung meiner Halbherzigkeit. - - -
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Ich hatte heute Nacht einen Traum, den ich als Albtraum bezeichnen würde. Weiß noch nicht mal, ob es gut ist/wäre, ihn hinzuschreiben, denn ich hatte ihn beim Aufwachen vor etwa einer Stunde noch lange nicht verkraftet, verarbeitet.
Ich schreibe eine Kurzversion. Und besser mit Trigger, weil es unheimlich, deprimierend und gewalttätig zugeht.

Trigger

Zu Beginn bin ich mit einer Gruppe Bekannter auf einer Urlaubsreise in einem sehr weitläufigen, naturnahen Land, vielleicht die USA oder Südafrika. Ich mag diese Bekannten allerdings nicht besonders. Und während ich für die erste Nacht in meinem Hotelzimmer bin - wir befinden uns in einem kleinen Ort auf einer Art Hochebene - , das in einem anderen Hotel ist als wo die anderen untergebracht sind, vernehme ich wie auch immer, dass einer aus der Gruppe mich verspottet. Wie jedes Mal fühle ich eine große Kränkung dadurch. Und habe keine Lust mehr, mit diesen Leuten weiter zu reisen. Der Typ, der sich über mich lustig gemacht hat, spielt den Betroffenen, kommt sogar auf mich zu, um mit mir zu reden und sagt, dass es nicht so böse gemeint gewesen wäre und dass doch jeder manchmal durch den Kakao gezogen wird. Ich jedoch denke, wenn das eine Entschuldigung sein soll, so reicht sie mir nicht. Ich traue dem Typen nicht. Und trenne mich von der Gruppe.
Jetzt kommt der noch weit unheimlichere Teil: Um den Urlaub abbrechen zu können, muss man vom Hochplateau in die Tiefebene absteigen. Dorthin führt ein riesiges Holzgestell mit einer sehr langen Treppe. Unten in der Ebene regiert aber eine Art Apartheid-System, eine faschistoide weiße Rasse, die Urlauber/Touristen/Fremde nicht duldet. Deshalb sehe ich, wie andere Urlaubs-Aussteiger aus höchster Höhe von dem Holzgestell in den unten befindlichen Fluss springen, um unentdeckt von der Öffentlichkeit sich ihren Weg zu suchen. Mir ist sofort klar, dass ich niemals so einen halsbrecherischen Sprung machen kann. Meine Höhenangst! Aber anscheinend riskieren die meisten lieber, sich die Knochen zu brechen, als im Tal mit der Bevölkerung zusammenzustoßen. Ich hingegen gehe, zunächst ohne Probleme, die Treppe bis ganz nach unten. Ohne dass sie noch anwesend sind, reden meine Ex-Gruppenmitglieder mit mir: Aber dann wird man dich unvermeidlich entdecken! - Ich jedoch bilde mir ein, mich schon irgendwie rausreden zu können; denke so schlimm wird es schon nicht kommen!
Als Nächstes bin ich dann in einer Art Einkaufszentrum oder Seniorenheim. Lauter ältere Bürgerinnen. Eine davon spricht mich sogar nett an. Ich spüre, dass sie sehr traurig ist und spreche das an. Sie fängt an zu weinen und lässt sich von mir zum Trost umarmen. Das ist alles andere als uneigennützig oder einfach helfend von mir; zum einen berühre ich viel zu gerne Menschen, zum anderen hoffe ich, mir die Sympathie dieser Frau zu sichern. Tatsächlich kümmert sich diese Bürgerin dann auch um mich. Wir gehen z. B. durch eine Betriebsküche, sie gibt mich mehr oder minder als ihren Assistenten aus, während die anderen mich argwöhnisch betrachten.
Wenig später taucht dann die Regierungspolizei auf. Keine Ahnung, ob sie gerufen wurde oder ob sie mich anders aufgespürt hat; jedenfalls werde ich verhört. Das Verhör beginnt noch einigermaßen zivilisiert, obwohl der Polizist, der mit mir spricht, seine Abscheu gegen mich zu verbergen sich keine Mühe gibt. Zwischendurch, als er abgelenkt ist oder aus irgendeinem Grund zehn Meter Platz zwischen uns ist, versuche ich, wegzulaufen. Doch zwanzig Meter weiter begreife ich, dass mein Fluchtweg nirgendwohin weiter führt, dass ich also an der Polizei nicht wirklich vorbeikomme. Daher stelle ich mich freiwillig wieder dem Verhör. Der Polizist stellt brutal und unnachgiebig klar, dass ich illegal hier bin und eine Verhaftung und Strafe die Konsequenz sein werden. Er spricht es nicht aus, aber es geht fraglos um die Todesstrafe. Man debattiert darüber, woher ich komme und wie dummdreist ich wäre, in diese Gesellschaft unrechtmäßig einzudringen. Ich entgegne, dass ich doch bloß ein Tourist sei; und wenn meine Anwesenheit störe, so würde ich gerne sofort abreisen. Der Polizist lacht und murmelt bloß für sich selbst: Jaja, das sagen sie alle. Später geht es noch darum, ob ich nicht vielleicht doch Millionär bin? Man geht davon aus, dass ich es natürlich nicht bin. Aber Millionäre haben irgendwie eine Überlebenschance bzw. können sich freikaufen. Oder sie können sich vielleicht nicht freikaufen, und die Polizisten besprechen dieses Thema nur, um abzuwägen, ob es sich lohnt, meinen Besitz zu konfiszieren. Jedenfalls erwähne ich verzweifelt, dass meine Frau und ich sehr wohl Millionäre wären. Der Polizist antwortet: Ja, aber nur Immobilien-Millionäre. Das sei totes bzw. nicht-flüssiges Kapital, das würde nicht zählen.
Mir ist klar, dass man meinen Fall damit als abgeschlossen betrachtet und ich verhaftet werde. Die Strafe Exekution wird weder ausgesprochen noch irgendwie angedeutet, aber es steht unzweifelhaft im Raum, dass es mir an den Kragen geht.
Dann wache ich auf.


Auch meine Gedanken dazu gehören eigentlich in einen Trigger, sorry, falls ich jemanden herunterziehe:
Äußerst gruseliger und wahrer Traum für mich. Wahr insofern, als dass er meine größten Ängste spiegelt. Ich bilde mir ein, dazuzugehören und werde in meiner Gruppe aber nicht wirklich respektiert. Oder aber ich bin zu überempfindlich. Hoffe immer, dass die Leute nicht von mir denken, ich sei nichts wert, ich sei kein Idiot, doch das ist wohl eine Illusion. Überhaupt bin ich einer, der Illusionen aufsitzt. Ich gehe diese Treppe bis ganz nach unten, obwohl ich weiß, dass das gefährlicher ist als ein Sprung in den Fluss. Aber für den Moment, im JETZT, fühlt es sich machbar an, noch passiert mir ja nichts, also gehe ich die Treppe abwärts und in mein Verderben, sehenden Auges, gewissermaßen. Der Sprung war keine Option für mich, weil es mich viel zu viel Mut gekostet hätte und ich anders als andere nicht gut im Springen bin. Wenn ich eines hasse, dann solche Klippensprünge! Oder aber mir mangelt es am nötigen Mut und der Durchsetzungsfähigkeit. Wobei mir die anderen, die sprangen, kopflos und blind vorkamen. Oder vor lauter Entschlossenheit männlich und draufgängerisch, wie ich es niemals sein kann. Unten bei den Bürgerinnen fühle ich mich wie ein Aussätziger. Obwohl ich keinerlei Schuld an mir selbst entdecken kann, bin ich jemand, der hier nicht hergehört. Der sich nur durch List und Verstellung retten kann. Was dann jedoch natürlich misslingt. Die Polizei hat absolute Macht - ich hingegen bin hoffnungslos unterlegen. Nicht mal die Flucht, die für ein paar Sekunden möglich scheint, ist eine Option. (Alles sehr kafkaesk.)

Das alles entspricht meinen tiefsitzenden Ängsten: Ich habe per se erst mal keinerlei Berechtigung für gar nichts. Ich bin ein nutzloses und störendes Element in dieser Gesellschaft. Man möchte mich entfernen, zerstören, abschieben oder exekutieren. Ich kann froh sein, überhaupt Luft atmen zu dürfen und vielleicht etwas zu essen und trinken zu bekommen. Eigentlich gehöre ich ins Gefängnis. Wenn nicht noch Schlimmeres. Meine Schuld liegt darin, dass ich nicht vernünftig arbeite, mich meist um Verantwortung drücke, mein Leben nicht richtig lebe, zu halbherzig bin, mir keine Entscheidungen zutraue und einfach insgesamt, alles in allem, das Gegenteil von liebenswürdig und brauchbar bin.
Ich gehöre verstoßen. Ich bin nichts wert. Ich bin ängstlich, schwach, und zudem einer, der sich hindurchlaviert, statt Farbe zu bekennen. Was immer ich sage, tue, fühle - es hat keine Berechtigung, wird als Getue gewertet, ist weder echt genug noch akzeptabel.

Und nun benötige ich mehrere Stunden, um diese fürchterlichen Schatten zu vertreiben; es wird mir gelingen, glaube ich, nur ist mir das echt zu viel heute morgen.

DAS ist immer wieder Inhalt meiner Albträume. Sie sind im klassischen Sinn eigentlich keine Albträume, aber sie holen meine tiefsten Ängste hervor.
Es war schrecklich für mich, damit aufzuwachen (und das Ganze nicht sofort vergessen zu haben). Es entspricht gerade in Stressphasen absolut meinem Daseinsgefühl oder mindestens einem wichtigen Teil davon.

So, mal wieder am absoluten emotionalen Tiefpunkt. Ich arbeite zu viel und bin derzeit sehr unter Druck, weil ich zuvor mehrere Tage ziemlich faul gewesen bin.

Am Dienstag waren wir zu zweit bei einem neuen Kunden, die Sonne schien, eine große Baustelle auf dem Firmengelände produzierte ein wenig Sand und Staub bis hin zu den Parkplätze, da war so eine schöne sandverwehte Übergangszone, als wären wir am Rande einer Wüste; es war eigentlich okay, lief recht gut; seltsamerweise hatte ich danach aber kein Gefühl von Zufriedenheit; ich kam mir eher wie jemand vor, der es gerade noch so hingebogen hat, nicht unangenehm aufzufallen. Und weil ich müde und abgespannt war, passte ich nicht auf, dass mich das Navi in die falsche Richtung schickte beim Wegfahren; Richtung A44, die deutlich längere Strecke, die laut Navi aber 2 Minuten schneller geht. Dafür möchte ich nicht 20 km mehr fahren; das weiß nur das Navi leider nicht. Und was mir dann für unangenehme Details auffallen. Auf dem Lidl-Parkplatz raunzte mich eine Autofahrerin an, weil ich den Platz neben ihr beanspruchte und sie meinetwegen ihre Tür schließen müsste. Die Leute sind manchmal absolut nicht belastbar. Ich persönlich hätte mich geschämt, die Tür so weit aufzuschwingen, dass jemand neben mir nicht parken kann.

Nein, das andere erzähle ich nicht. Zu eklig. Was mir an meinen Mitmenschen manchmal auffällt, lässt mich am Stil und am Benehmen der Leute zweifeln. Oder ich erwische immer die unappetitlichen Exemplare. - - -

Vorhin habe ich ein bisschen Sport gemacht und bin sogar noch joggen gegangen. Ich fühle mich aufgebläht und zu dick. Wieder dieser Punkt: Ich mache eine Stunde lang Sport ungefähr, und statt damit zufrieden zu sein ... Wieder war ich total empfindlich. Meine Frau sieht mich, wie ich vom Joggen zurückkomme, sie hat nicht etwa wohlwollende Worte für mich übrig, so wie ich sie im umgekehrten Falle wahrscheinlich gelobt hätte, stattdessen nur irgendwelche Erledigungsanliegen oder gar keine Reaktion. Ich verstehe es nicht. Nicht, warum ich oft so empfindlich bin, noch weshalb sie wenig Aufmerksamkeit für mich übrig hat. Wir waren ja vier Tage im Schwarzwald. Weder auf der Fahrt noch während des Aufenthalts auch nur eine Geste oder Berührung von ihr. Manchmal ist mir das egal, manchmal jedoch bin ich auch dünnhäutig wie heute. - Vielleicht sollte ich auch nicht joggen gehen, wenn ich müde bin. Ich könnte stattdessen ein bisschen den Crosstrainer benutzen. Der ist etwas langweiliger als das Joggen; aber von der Belastung her angenehmer oder leichter zu dosieren. Das Joggen war eine einzige Katastrophe, ich bin mehr gegangen als gelaufen.

Mittagspause bei der Arbeit. - Es ist hoffnungslos mit mir, was meine Frau anbelangt.
Ich bin immer zu gerührt von ihr, wenn nicht verliebt. Nicht zu ändern. Ich mag auch nicht wirklich über die Details dazu plaudern. Ich wundere mich oft darüber, wieso mich Menschen berühren. Und wieso meine Frau mich so berührt, weiß ich hingegen sehr genau, bilde ich mir ein.

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Dr. Reinhard Pichler
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