Dies hier ist so etwas wie mein Abschiedseintrag hier. Ich werde mich hier abmelden.
hnnr@web.de, falls jemand von meinen tausend Lesern/Leserinnen ... kleiner Scherz. Falls jemand mir noch etwas mitteilen möchte; ich gucke in diese Mailadresse sehr selten, aber dann doch einmal im Monat oder so.
Letzte Nacht hatte ich wieder einen dieser Träume, die nicht zu haben, schöner wäre. Nicht direkt ein Albtraum, aber ein für mich sehr negativer.
Spätestens in meinen Träumen werde ich zurückgeholt auf mein Normalmaß, das sehr viel Angst, Schwäche, Bedürftigkeit und soziale Unfähigkeit beinhaltet. Ich würde mir ja gerne vorkommen wie einer, der etwas drauf hat, statt depri, schwach und unerwachsen zu sein, aber Fehlanzeige. Meine Träume korrigieren mich und meine Illusionen.
Es war wieder einer dieser Raum-Träume. Ich bin in irgendeiner Art Gebäude, das sehr viele Räume und eine für mein Traum-Ich nicht erfassbare öffentliche Funktion hat.
Ich irre durch diese Zimmer, durch die Etagen, die unteren sind noch sehr geräumig, nach oben wird es enger. Und sehr viele Menschen darin. Es könnte so etwas sein wie ein Uni-Gebäude, in dem Studenten, Uni-Angestellte oder aber Künstler und auch ganz normale, ihr Leben lebende Leute sich aufhalten, aus verschiedenen Gründen(?). Es ist ein bisschen wie auf einer großen Party oder Zusammenkunft, nur dass keine Musik läuft, die Leute eigentlich auch untereinander/einander sich eher nicht kennen. Man stelle sich ein Schaufenster vor. Und in den einzelnen Waben kann man (mehrere) Menschen beobachten. Menschen-Zoo-artig. Eher so, als dass da eine Universitätsgemeinde ein Fest veranstaltet.
Ich irre also von Wabe zu Wabe in diesem Bienenstock. Gelange in die höheren Stockwerke. Wo kafkaesk manchmal Halbebenen eingebaut sind, oder tischgroße Quaderblöcke ansatzweise Treppen bilden, über die man ein Stockwerk höher kommen kann. Manchmal sitzen aber auch Leute auf diesen Quadern.
Über die Leute kann ich nicht viel sagen, außer, dass sie auf angenehme Weise mit sich selbst beschäftigt sind. Sie wirken mir weder sympathisch noch unsympathisch, ich würde auch sonst kein Merkmal an ihnen ausmachen können, sie könnten Nebenfiguren in einem Film abgeben, stehen mehr oder minder fest im Leben, doch vielleicht ist auch das schon zu viel gesagt. Die meisten Menschen interessieren mich nur sehr wenig. So ein bisschen ist auch meine Haltung den Statisten in diesem Traum gegenüber. Aber ich meine das nicht negativ. Das einzige negative Gefühl in diesem Traum ist, dass ich nicht weiß, was ich in diesem Gebäude eigentlich tue.
Dann spricht mich eine ältere Frau an. Sie ähnelt einer bestimmten Schauspielerin, die ich wohl das eine oder andere Mal zu oft gesehen habe, ohne dass ich mich an ihren Namen oder ihre Rollen erinnere, dennoch hat sie anscheinend einen Eindruck bei mir hinterlassen, welchen Eindruck auch immer. - - - Moment. Jetzt weiß ich wieder, wer das ist. Ist mir gerade eben wieder eingefallen. (Im Film Rendezvous mit Joe Black, in dem Brad Pitt den Todesengel spielt, begegnet Brad Pitt/Joe Black in einem Krankenhaus einer alten, sehenden Frau, die Angst vor dem Tod hat und die als eine der wenigen erkennt, wer und was Joe Black ist. Hunde und andere Tiere schrecken vor ihm zurück; wir Menschen aber sind in der Regel zu blind, das Vergängliche unserer Existenz zu erkennen bzw. zu akzeptieren. Es ist eine dunkelhäutige Schauspielerin, ich weiß ihren Namen nicht, doch ihre Rolle/ihr Auftritt/ihre Präsenz hat mich ziemlich berührt und ein wenig erschrocken.)
Dieser Frau spricht mich also an und fragt mich (nicht unfreundlich), was ich hier mache.
Und ich antworte ihr: Ich suche jemanden!
Sehr interessante Antwort. Sie ist nicht gelogen und gleichzeitig nicht ganz ehrlich. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht jemand Bestimmtes suche; was meine Antwort aber impliziert. Eigentlich ist es mir egal, WEN ich finde, es muss nur jemand sein, der/die mir gefällt. Sei doch zur Abwechslung ehrlich! Ich suche nach einer Frau, die ich noch nicht kenne, von der ich aber weiß, hoffe, ahne, dass sie mir gefallen wird und wenn es nach mir geht, durchforsche ich tausend Stockwerke. Gleichzeitig bin ich nervös und leicht verschwitzt am Rücken, weil ich ahne, dass mir das eigentlich nicht zusteht bzw. ich in diesem Haus nichts verloren habe. Ich gehöre nicht dazu. Ich bin ein Fremder auf der Durchreise. Manchmal glaube ich, ich passe perfekt in Kafkas Romane.
Vielleicht sollte ich das auch mal endlich zugeben. Ich bin wie eine Heuschrecke, in manchem, springe von Feld zu Feld, mit keiner anderen Absicht, als möglich viel (für mich) abzugrasen und zu gewinnen, was immer nicht niet- und nagelfest ist. Mir war es schon von je her vollkommen egal, mit wem ich die Nacht verbringe, solange sie mir gefällt und ich ihr. Und ich bestehe zu 90% aus Sehnsucht und zu 23 weiteren Prozent aus schlechtem Gewissen. Es ist eine milde Form des Vampirismus. Der ist die eigentliche Kraft in mir. Und ich brauche Bluterneuerung, indem ich andere Menschen vereinnahme, für mich benutze, verschlinge. DAS ist jedenfalls die Gefühlslage in diesem Traum, ich glaube, leider nichts anderes, nichts weniger. Und ich sehe Frauen immer körperlich. Als körperliche Wesen/Erscheinungen, die ich mir aneignen kann oder möchte. Können ist hier wirklich sehr konjunktivisch gemeint.
Mit meiner Antwort täusche ich vor, jemand BESTIMMTES zu suchen; was der Frau vorspiegeln soll, dass ich einen guten Grund für meine Anwesenheit habe. Denn die konkrete Suche nach jemand BESTIMMTEM wird akzeptiert von anderen. Ich muss meine Anwesenheit eigentlich genauso wenig rechtfertigen, wie diese Frau es vor mir rechtfertigen muss, dass sie da ist; denke ich im Traum; doch ich weiß, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht. Ich bin wie gesagt in dem Gebäude ein Fremder. Nicht, weil ich schlechter oder weniger heimisch bin als die anderen, sondern weil ich meinen Platz nicht gefunden habe.
DAS scheint mir dieser Traum zu beinhalten. Ach ja, es passiert noch, dass die Frau mir die Hand gibt. Sie fühlt sich warm an, meine hingegen kalt. Ich möchte sie nicht loslassen, nicht weil ich Nähe spüre zu dieser Frau, sondern weil mir das Gefühl gefällt, ich berühre einfach unheimlich gerne Hände. Wie oben gesagt, es ist mir beinahe egal, wessen Hände, solange es eine Frau ist, die mir sympathisch ist.
Und ich verstehe mich wirklich nicht. Meine Unsicherheit ist eigentlich nicht so riesengroß, wie sie hier zur Sprache kommt. Meine Gefühle scheinen mir eher glasklar und frei von Zweifeln und Negativem. Dennoch lösen sie Scham und Verleugnen in mir aus. Weil meine Vernunftseite mir einflüstert: Du kannst doch nicht so ein Blatt im Wind sein. Wieso bist du von so vielen Quellen angezogen? Wieso willst du dich ständig hingeben, wenn hingeben überhaupt das richtige Wort ist? Vielleicht ist es eher Gier und Verlangen. Vielleicht kann ich nicht anders, als mich und meine Art gierig zu sehen und diese Art eben nicht akzeptieren zu können.
Meine Gefühlsebene, wenn ich sie wirklich zulasse, macht mir enorm Angst. Ich bin wie eine Frau, die Angst hat, sich fallen zu lassen, denn sie könnte ja Ablehnung erfahren. Wie eine Frau, die sich öffnet und eher mit Verletzungen rechnet als mit Fülle und Glück.
Die Bestimmung aber jedes Menschens ist es, sich zu öffnen, sich zu entwickeln. Davon bin ich felsenfest überzeugt wie von der Tatsache, dass Wasser immer nach unten fließt. Tatsächlich strömt Wasser manchmal auch nach oben, in Flüssen zum Beispiel, doch bedarf es einer sehr großen Kraft dafür.
Und wenn ich über diese Befindlichkeit von mir nachdenke - - - ich höre nicht zufällig gerade U2, Still haven´t found ..., dabei mag ich diese Band eher nicht so. ONE ist mein Lieblingssong von U2, ohne den Text richtig zu kapieren, doch öfter als drei Mal am Tag mag ich das nicht hören.